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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 07.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190702072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19070207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19070207
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-07
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Monat
1907-02
-
Jahr
1907
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Beilage zu Nr. 32 des Auer x-agematts und Anzeigers sür das Erzgebirge. Donnerstag, den 7. Februar ivt>7. Neues aus aller Welt. e. Attentatsversuch. Ain Dienstag wurde in Pera gegen den unehelichen Sohn König Milans von Serbien, Georg L h r i st i t s ch, ein Dolchattentat ausgeführt. Der Dolchstich war wirkungslos, da er durch das Notizbuch Chrtstitschs ausgesangen wurde. Die Verletzung soll unbedeutend sein. Das Motiv zu die ser Tat ist unbekannt. >v. Zentralvrrein deutscher Rheder. In Berlin wurde ge stern unter dem Namen Zentralverei» deutscher Rheder ein Ver ein gegründet, der die Förderung der gemeinschaftlichen Interessen der deutschen Rheedereien bezweckt. Dem Verein ist die überliste gende Mehrzahl der gesamten deutschen Reedereien beigetreten. o. Feuer im Hasen. Der Elevator im Hasen von Fiume in mit bedeutendem Getreidevorrat vollständig Niedergebra»»» Ein englischer und ein ungarischer Dampser, die in der Nähe des Elevators verankert waren, wußten aus das ossene Meer bugsiert werden. Der Ausbruch des Feuers ist durch Kurzschlu ß der elektrischen Leitung verursacht worden. In drei Tagen von England nach Amerika. Ein Projekt wird in London vielfach erörtert, das die Uebersahrt nach Amerika in dreieinhalb Tagen ermöglichen soll. Dadurch wäre die eanadtsche Stadt Montreal innerhalb fünf Tagen von London aus zu erreichen. Ein Schnellzugsdtenst wird von London nach Holyhead eingerichtet und ein Dampfer vermittelt die lieber - führung nach Irland. Ein anderer Schnellzug sührt dann die Passagiere nach Blacksod Bai, wo die Abfahrt des Ozeandam pfers erfolgt. Von hier aus ließe sich die Ueberfahrt mit Schnell dampfern von 25 Seemeilen Geschwindigkeit in 3>/> Tagen ma chen. Was sott unser Lohn werden. Zn diesen Woche» werden in Tausenden von Familien wie derum Beratungen angestellt über die Frage, welchem Bern, der binnen kurzem die Schule verlassende Sohn zu geführt werden soll. Es muß dabei auf vieles Rücksicht genommen werden, aus die Gesundheit und körperliche Beschaffenheit des jungen Menschen, darauf, ob er sür den in Aussicht genommeuen Beruf Neigung, Geschicklichkeit und geistige Kräfte besitzt, ob soviel Vermögen vorhanden ist, daß später einmal an ei» Selb- ständigmachen zu denken ist usw. Einer Frage aber wird bis her in den Familien, die einen jungen Mann ins praktische Le ben hinausschicken, noch verhältnismäßig recht wenig Ausmerk- samkett zugewendet, der Frage nämlich, wie sich sür den erwählten Beruf die Arbeitsver hältnisse stellen, ob die Nach frage nach Arbeitskräften rege ist, ooer im Gegenteil der be treffende Beruf große Arbeitslosenzisfern aufzuweisen hat. Zn der jetzigen günstigen Wirtschaftskonjunktur hat diese Frage keine so große Bedeutung, wenn wieder ungünstigere Zeiten eintreten, und vielleicht gerade dann, wenn der jetzt in iste Lehre tretende junge Mensch seine Lehrzeit beendigt Hal und dann sein Brot selbst verdienen soll. Ferner wird auch noch zu wenig beachtet, welche Ehancen ein Berus für die Zukunft hat. Die Tat sache, daß Leute aus der Bekanntschaft jahrzehntelang ihr Aus kommen in einem Berufe gesunden haben, beweist noch nicht, daß im allgemeinen die Verhältnisse in diesem Berufe die gleichen geblieben sind, oder daß in ihm die Arbeite- und Einkommens verhältnisse gleich günstige bleiben werden. Zn manchen Erwerbszweigen, die früher handwerksmäßig betrieben wurden, herrscht der Großbetrieb vor, die kleineren Be triebe. die noch anzutrefsen sind, müssen sich damit begnügen, sür die Fabrikanten Teilarbeiten anzufertigen oder für private Kund schaft unbedeutende Reparaturen auszufllhren. Die selbständigen Erislenzen di« serErwerbszweige leben oft unter weit ungünstigeren Verhältnissen als die ungelernten Arbeiter, und es kann deshalb auch keinem Familienvater verdacht werden, wenn er seinen Sohn einem solchen Berufe nicht zusührt. Es sind aber auch Erwerbszweige anzutressen, in denen zwar der Großbetrieb gleichfalls vorherrscht, wo aber auch der kleinere Betrieb noch sehr gut bestehen kann, und zwar, wenn in den kleinen Be trieben vorwiegend Qualitätsarbeiten angesertlgt werden, Ar beiten, die aus den Maschinen und mit den Durchschnittsleistungen der Fabrikarbeiter nicht so gut hergestellt werden können. Es wird sich also ost um die Frage handeln, ob jemand so viel Ge schicklichkeit besitzt, daß er in seinem Berufe besonders tüch tige Arbeiten leisten kann; ist er dazu imstande, so verbürg! vielfach auch noch die Selbständigkeit in einem kleineren Betriebe eine ziemlich rusköinlliche und gesicherte Existenz. Aus mau he Berufe wirkt die Mode in großem Umfange ein. Dagegen gibt es auch wieder Erwerbszweige, die, wenn man die Richtung un serer technischen Entwickelung in Betracht zieht, in der Volkswirt- schast eine steigende Bedeutung gewinne». Dazu gehört besonders das Elektrtzitätsgewerbe, das gesamte Maschinenge werbe. die Schiffahrt, die Eisenindustrie, die Produktion von Ar tikeln, die früher als Luxus angesehen wurden unv jetzt schon zu notwendigen Gebrauchsgegenständen geworden sind usw. Auch das gesamte Baugewerbe muß in dieser Betrachtung als günstiger Erwerbszweig ungesehen werden, einesteils wegen der stark» Volksvermchrung in Deutschland, und dann auch, weil mit dem fortwährend vor sich gehenden Emporstcigen weiterer Volkskunst' zu höheren Einkommensteuerstusen auch bessere und größere Wohnungen verlangt werden. Vieles hat sich tn den letzten Zähren auch tn den Einkommensteuerverhältnissen der Landwirte gebessert und daher hat auch der Berus des Landwirts gegenüber früheren Zeiten eine viel größere Anziehungskraft gewonnen. Weiter haben mit der Zunahme des Nationalvermögens die Luxusindustrien eine größere Ausbreitung gesunden, geschickte Arbeiter finden hier gleichfalls ausreichende Löhne, dafür aber ist in diesen Berusszwcigen die Selbständigmachung viel schwie riger, weil dazu ein größeres Kapital nötig ist. Ferner muß iu Betracht gezogen werden, daß in verschiedenen Berufen als Ge hilfen nur junge Leute eingestellt werden. Wenn tn diesen Be rufen sich ein Gehilse nicht selbständig machen kann, so wird er in der Regel im späteren Alter seine Arbeit verlieren, er muß in einen anderen Berus übergehen und hat sich dann die Geschick lichkeit in seinem Berufe umsonst erworben. Bel der Frage, wel chem Berus ei» junger Mann zugesührt werden zoll, darf deshalb auch nicht vergessen werden, Erkundigungen darüber einzuziehen, welche Verhältnisse aus dem Arbeitsmarkt des betresscnden Er werbszweiges vorherrschen. Die Stärke der Reichstags-Fraktionen in den Jahren 1871—LW7. 117t IU74 1877 »878 >8-,! 1884 1 >8»7 18-.M 1898 18N8 IN08 1907 Konservativ» -k V 4" ..1 .>0 76 80 72 67 7>:t öl öN lvildkonservative —. — l l > — I 4 — vcutsche Keichrgarlci . :I7 38 _'X 28 :I8 20 28 28 >9 21 liberale Reichspartci . — — liberale ohne FraktionszngebSrialeit UI I — - I I 4 S 10 Nationalliberale . I.'ü l.',s> »28 n. 7,1 102 12 .'»6 37 IN 7>.', liberale vereinig»»») — — — 47 — Zortschrittler ... veulschsreisiniiige IN .r.'» 2'i 5»'3 — — — 67 82 66» — freisinnige vereinig»»» — — — — !l! 1.8 '3 11 freisinnige Volkspariei . . — — — 24 29 21 28 ,-entrinn . . k.:r .»> !>4 >00 '3'3 <3'3 nm '36 102 10.» ^olen Sozialdemokraten l ! II II I» 18 n> III n; IN 14 >8 20 i '1 12 '3 12 24 n 65 41 l»6 81 411 volksparlci - I 4 ;r 9 — 1" 11 6 Ivelfcn I 4 IN N> n I II - <3 4 I Oartikularistcn !lutonomisien 2 4 — — klsLsser. Protestler 17, IN 11 17. 17. !.> n> 8 10 1" VZiie» litaner . . I I 1 l 1 1 I I I I I I Antisemiten uns Lhristlich soziaie —- .— — —- I I'I 1.8 II 7» Lund der landwirte . . Bayer. Lauernbnnd — — — - 4 6 6 11 rtationalsoziale lvirtschasilichc Vereinigung ... — — — — — l 15» Kurs-Bericht des Auer Tagevlattes vom 6. Februar 1907. 0/.oo 94.00 zirm8fel0er Kuxe 1325.00 07.00 »7.00 07.c0j 85.00 00.00 00.00 00.00 101.00 102.00 101.40 07.00 100.00 102.5) veulsckl. Oe^sck. 115.00 141.00 705.- 104.00 100.15 80.45 81.15 20.40 20.27 81.25 10.30 85.10 88cks. »ank äkt Luckauer «ank No. do. 104.00 280.50 300.50 210.00 223 60 158 25 124.25 287.00 284.25 704.00 200.00 100.00 102.20 04.50 70.20 300.50 132.70 115 50 134 00 458.00 183 00 311.00 88.75 07 50 0S.10 60.Ü0 08.10 80.80 80.00 230.- 1S3.25 k, irr l. TNK kurr kurr Iso« KlllX kurr kurr 1«n« 125. 1840.- 80 80 87.00 88.00 02.20 00.00 7380 144 70 00.70 00.00 32 00 ltusckliekrader v. 1896 Ooldpr. 173 60 Dux-ttodeudack 243 50 180.30 , 150 10 >34 50 120.25 270.00 3360. 1241.- 2000. ämstcrdam Urli-rrel Italien London do. Paris Petersburg Wien Wien 20 prsncs-8tUcke Oest.-kimknoten Verl, iiandeisg.-änl. Deulscke ttank Diskonto Ovm. änt. Dresdner Kank ktatlouaikrmk Mr Dlscbld. I^eipr. Oredit.-änst Oesterr.Lied.-^nst. kelcksdank 83cks. Dank Lkemn. üankveretn 05.50 85 00 97. 05.40 07.00 08.00 Nocbumer l.aurakltt1e tlarpener ^eisenlrircNen Vogtl. Klascbinen .Xlle. Llektr. - Oes. Ldison k'alkensl. Oardinen tlamk./Xm.-pakcU. ziascb.-padr.ttappel k^ordd. lUoyd Okemnilrer Werkr. Huck. »S IS 3". . , «7.00 k-icuss. Oons. »8:1» VNek. K»ici»k8. 3'///« Nreurs. Lnn«. 3"/, 8>ct>«. Konto «"/>> vest. OolUront« kun.SnIon 4»/» So. «mo». IISl> 4-,,, Nüsse» v. 1880 4°/, . v. 89 4'/. Nuss. 8t.-Konto 4'/o "rlllkenluse 4'/. Unx. 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L Stier Scliönberr 2immerm. OK W. 2. /^. p. Okemn. ^kt.-Spin, pallcenst. Oardinen ttiederscki.ttolrst. papierk. Or. l.eio. Strsssend. l.eipr. Llektr.- 81ra»»end. , . aussig-l'epl. L. v. 248.50' 2vv1ck. UrUckenb.- ^lct. Oenusssck. 1071.00' 2ekntsck. Oesterr. Stsatsdskn 147.00j 2viclr Oberkulind. , Sliddakn- /vvlclr. Steinl, -WI (I.omdarden) 32.50! A 2vvickauer ttanl« 103.75 Verelnsdanlc Doclrvvaer Lisenb. S'/s SScks. ttente »Uok- . kl. 8t. 102.00 3°/, Sitcks. 8t.-änl. s 3'/,«/, l.!>n<Iici>tendr. «i.iO 3'/,°/, I.»n8e»cuUur- renlen 3- /. I.sS.irUek «14»,1». 4- /. > 3-/1^ l.»u». Klöbr7 . 4^/<> 8iiek«. 8e<1«>ek«t1it- än,t.-?fl»»,. r«r. N , 3'/»o/g Zilekt,. 8eö»ser»6.- knZt.Uckdr. 5er. 7 .. 3'/,'/o Siel», voöseersö.- 4e,i. ,rr. NI Dresdn. Oredllanst. 9- 00 k^iedersekl. ltolrst.- u. paoierl. l'enie. p.»t.-paniert. Wand, pakrradn. 100.10 Zeidel ,8 kiaumann c. ttamel, ^Kt.-Or». 90.20 Zilcks. OussstakN. 90.75 102.75 Oel». ttered.-Öe^ i lOd-OO» vock^va rtd.-Vglt. 158.50 x^s. gel. Concordia do. prior-^^1. 136.75 errgeb.St. ^ki.Ver. Oersdort do. pr.-^k. 8. l do. do. 8.11. 3'/»°/<» Lrdl. pldbr. 3'/,"/o l-and^v. piddr. l.. tt>p. piddr. äer. VU 4°/o itvp. ptddr. 8er. Vll 4«/s U. lixp. piddr. 8er. IX 3'/,°/v ^ussie-l'epl. v. >896 l.oldpr 4^/« Nökm. kiordk. v. 1882 Ooldpr. Ööidp^ v. INI Ooldpr. 4<>/» Xronpr. puuolid Ooldpr. 4^/o l'ilsen-priesen 137 25 8«'- Prior 172 15 4"/o Xarlsd. Stadtanl. 210.10 v. 1892 154.00 S"/„ ttarlsd.StadlLnI. >37.59 V.IS74 I07V0 > 3'enl. 8tadt«nl. 245.40 ! 221 30 l-eipr Lreditanst. 210.50 Aktien 264.25 Ckemn. Uankver. ! Aktien 211.50 ! Dresdner Dank äki. 141.(0 j l-eipr. ttyp.-vank 153 30 Aktien Schluß d«s redaktionellen Teils. Okernnit^er Lank-Verein piliale ^ue. Kontoüorrünt nini Ltieckverkeii». annulnne von lZuaioin- lsi;en ru» Verrinsunß. Oiskontierunk von >VecliseIii etc. /^n- u. Veikauf von ^Vertpapieren. TinlüsunA von Coupons null xcloosten stikekten. Vermietung von Lchrunkstlciiern. Bereinskalender. Donnerstag, den 7. Februar lt>07. Mannergesangverein Liederkranz Uebungsstunde im „Wettinc. Sos" Gesangverein Liedertafel Aue-Zelle. Generalversammlung im Hotel Eiche. Mannergesangverein Sängerhort.' Uebungsstunde im Restaurant „Edelweiß." Athletenklub Germania. Uebungsstunde im Restaurant Feld schlößchen. Radsahrerveretn t Aue. Restaurant Bürgergarten. Königl. Siichs. Militärverein Jäger und Schützen. Gasthaus „Stern". salz oder eine belebende Einreibung zur Hand?" fragte Becker hastig. „Ja, Jott sei Dank!" Dir Frau eilte davon, kehrte im nächsten Augenblick mit einem kleinen Fläschchen zurück, zog den Glasstöpsel heraus, goß einige Tropfen in ihre Hand und damit sanft die Stirn der Bewußtlosen reibend, erklärte sie dem fremden Herrn: „Ich hab' nen Sohn, der mitunter an solchen Zufällen leidet, drum muß ich immer wat „Zetstiges" zu Hause haben. Na, sehen Sie, da komm» das liebe Fräuielnchen ja schon wieder zu sich." Becker schaute ausmerksam in das schone bleiche Gesicht, noch waren die Augen geschlossen, aber durch die langen dunklen Wimpern ging es wie ein leises Zittern. Mit Gewalt wandte er den Blick von dem fesselnden Bilde ab. Nein mechanisch sich bückend und Irma Brandinis zu Boden gerollten Hut aushebeno, gebot er dann in beherrschtem Tone: „Bevor Sie Ihre Ve mllhungen fortsetzen, ziehen Sie der Dame erst Schuh und Strumpf so schonend wie möglich von verletzten Fuß. Zch will inzwischen einen Arzt aussuchen." „Wird freilich am nötigsten sein" — nickte Frau Maibach. „Und wenn der Herr so jut sein will — 'n Doktor wohnt javz in der Nähe — gleich nebenan, zwei Treppen — 'n alter, freund licher Herr!" Der bezeichnete Arzt war glücklicherweise zu Hause und nach vernommenem Sachverhalt sofort zum Mitgehen bereit. Er kannte die Witwe Maibach, hatte deren kränklichen Sohn schon zu Verschiedenenmalen behandelt. Der Landrichter entschuldigte seine Begleitung mit dem Wunsch? „Ueber die mehr oder minder gefährliche Verletzung der jungen Dame aus kompetentem Munde Gewißheit zu erhalten" - in den Augen des Arztes ein natürliches Verlangen - aber auch Frau Maibach zeigte sich durch seinWiedererschcinen nicht ver wundert. Während sie mit dem Doktor sich zu Ihrer Mieterin begab, blieb Becker in einem kleinen etnsenstrigen Vorzimmer wartend zurück. Bald drang leises Wimmern an sein Ohr, dazwischen ver nahm er des Arztes begütigenden Zuspruch. Des Landrichters Herz schwoll in Mitleid! Wie gerne hätte er Beistand leisten mögen, statt untätig hier auf Bescheid zu harren. Endlich — nach ungefähr einer Viertelstunde, die für Becker» Ungeduld eine Ewigkeit — traten der Arzt und Frau Maibach wieder ins Vorzimmer. „Herr Doktor können sich aus mich verlassen", sagte die Letzt genannte, „werd's pünktlich besorjen." „Also alle zehn Minuten einen srischen Umschlag", — schärfte oer Arzt nochmals ein. „Fräulein Brandini" — wandte er nch dann an den Landrichter — „hat einen leicht Heillaren .'rnochelbruch davongctragen, schmerzhaft, doch durchaus ohne nachteilige Folgen. Cie können die beruhigende Versicherung mit sich nehmen, daß die Dame, deren Sie sich in aufopjcrnder Weste angenommen, binnen drei bis vier Wochen vollständig öergestelit sein wird." „Doch so lange? Die Arme!" jagte Becker bedauernd. „^,ch virle, Fran Maibach, mich Fräulein Brandini zu empsehlcn. kelbstoerständlich werde ich mir morgen erlauben, nach dem Be st »den oer Dame Erkundigungen cinzuzichen." „Soll uns freuen!" knixte Frau Maibach, hinter den beiden nch zugleich entfernenden Herren die aus den Flur führende Kor- rioortiire schließend. Dann trat sie eilig in ihre Küche, wo ein lvngauigeschosiencs, mageres Mädchen von unbestimmbarem Al ter - der Unkundige konnte ihm ebensogut dreißig, wie zwanzig Zahre geben — an dem Herde hantierte. „Niilomm schnell, Finchen! Zu allererst müssen wir unser armes Frä.ileinchen zu Bette bringen." 1 I. K a p i t e l. Seit beinahe drei Zähren befand Zrma Brandini sich in d.r deutschen Reichshauptstadt. Die ersten paar Monate war sie Mitbewohnerin eines ihr empfohlenen große» Pensionats. Wohl sehlte es unter dem aus aller Herren Ländern bunt zusammen- gcwürstelten Völklein nicht an geistiger Anregung, aber eben sowenig an Klatschsucht und kleinlichen Jntriguen. Als daher die davon nngewiderte Zrma bald erkannte, daß mit den ihr zu Gebote stehenden beschränkten Mitteln der kostspielige Aufenthalt in Frau von B . . . s Pension nicht in Einklang zu bringen war, verließ sie dieselbe ohne Bedauern. Ein glücklicher Zufall führ t ste zu Frau Matbach. Zwar lag die Wohnung vier Treppen hoch, doch Irmas junge flinke Füßchen erstiegen die vielen Stufen ohne Aniirengung. Der blitzsauberen äußeren Erscheinung Frau Maibachs entsprachen die sämtlichen Wohnräume, ungeachtet ihrer einsache» Ausstattung machten ste einen anheimelnd behag lichen Eindruck. Von der ersten Minute an fühlte Zrma sich wohl in ihrem hübschen, ziemlich geräumigen Zimmer und was mit die Hauptsache; ohne fürchten zu müssen, ihre Nachbarschaft zu belästigen, konnte sie den ganzen Tag ihren Sangesstudien und Ucbungen ungestört sich hingebcn. Die von Frau Maibach »i'd ihren beiden erwachsenen Kindern bewohnten kleinen Hin- tersiübchcn lagen getrennt durch einen korridorartigcn langen Gang und Küche. Zudem versicherte die freundliche Wirtin wie derholt: „Sic werde sich in ihrem ganzen Leben an der süßen Müdchcnstimme nie satt hören können, müsse täglich eine Weile lauschen." Tugsnver immer allein vergingen ihr jetzt die Stunden nochmal so schnell. Sohn und Tochter — der erstere war in einer Zeitungsredaktion, seine um mehrere Zahre allere Schwester in einer Putzscdcrsabrik beschäftigt — hätten aus die neue Moh- nuugsgenossin eifersüchtig werden können, so wurde deren Lob in «Ile» Tonarten non der Mutter gesungen. Alicln nur zu bulo erglühte auch Wilhelm Maibach in stiller Schwärmerei sür die junge Künstlerin — und selbst die häufig mürrische, schroffe, kri tisch abwägcndc Adolfine konnte sich Fräulein Brandinis herzge winnender Attinut nicht verschließen. Zn ihrer edlen, anspruchslosen Bescheidenheit zeigte Zrma sich rührend danbar sür den kleinsten Dienst, für die geringste ihr erwiesene Gefälligkeit. Mit allem zufrieden, gabs wohl in ganz Berlin keine angenehmere Abmieterin, nur - etwas mit teilsamer hätte Frau Matbach sic gewünscht. Ungeachtet ihrer liebenswerten Eigenschaften war Fräulein Brandini eine ver schlossene Natur. Außer, daß man wußte, sie war eine Lehrers tochter, sehr jung elternlos geworden nach Pest gekommen, wo sie ihre erste gesangliche und musikalische Ausbildung genossen hatte blieben ihre sonstigen Lebcnsvcrhältnijsc in Dunkel ge bullt. Hier lebte sie in fast ausfallender Zurückgezogenheit einzig ihren Gcsangvstudien, empfing wenig Briefe, niemals Besuche. Abgesehen von der Zeit, die sic auf dem Konservatorium ver- bia hte. verließ sie' selten zu einem kurzen Spaziergange das Haus! Sie spann sich gleichsam ein in Einsamkeit. Frau Maibach schüttelte ost nachdenklich den Kopf. Freiuch um eine preße Geselligkeit zu pflegen, mochten des Fräulein Mittel nicht auvreichten, aber so klösterlich abgeschieden dahin- zuleben hatte es doch auch nicht nötig — jung — hübsch und talentvoll, ivic cs wa. — nur zu verschwiegen, zu verschwie gen! kFv?tkehllng folgt.)
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