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M«MM, ÄS. VNB-r IMS m! 3000 «I.» 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge BciMiIworNichm Kednktcnr: Fritz K rn I> o l d: Für !>>e )»serole vcmntiverlli»': 71 lder« FNchscl. beide i» 7lur. nut der wöcheiltlichen Unterbaltullgs-beiiage: Illustriertes ^onntugsblatt. Zprechslnttde der Kcdnklion mit 7Insnalnnr der ^onnt.iae nachmittan- mm 4—5 NI>r. a.clcgrnmm71drcisc. Tageblatt Aue. — Fernsprecher 202. Für »»verlangt eingesandtc Manuskripte kann Gewäbr nicht geleistet werden. I>ruck und Verlag: Gebrüder Ventkner «)»>'.: Paul Leuthncci in Aue. Lezuarpreis: Durch unsere Bolen srei ins Sans monatlich 50 Hs... Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 40 Psg. und wöchentlich ,0 fsg. — Bei -er Post bestell« nnd selbst abgeholt vierteljährlich i so Mk. — Durch den Briefträger frei ins Bans vierteljährlich ,.<)2 Mk - Einzelne Bummer «o Psg. — Deutscher Postzeitungr. katatoa - Erscheint täglich in den Mittagrstnudc», mit Ausnahme von Sonn- nnd Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens g'j, Uhr vormittags. Für Ausnahme von grösseren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eiugeheu. Jnsertionspreis: Die sicbengespaltcne Rorpuszeile oder deren Baum ;o Psg., Reklamen 25 psg Bei grösseren Anslrägen entsprechender Rabatt. Vie-« rr,»innrer nrnfntzt <» Seiten Das Wichtigste vom Tage. In Gegenwart des Königspaares wurde gestern mit tag I Uhr in L h r i st i a n i a mit einer vom Königverlese- n e n Thronrede der St 0 rthing eröffnet. Bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Döbeln-Ros; wein unterlagen der nationalliberale Profes sor Hasse und der freisinnige Kandidat Beck dem Sozialdemo kraten Pinkau. * Ministerpräsident Weckerle bejah die Dreistigkeit, die Ver wendung von Säbeln deutschen Fabrikats bei der in Budapest bevorstehenden Rakoczyfeier als eine nationale Schändung zu bezeichnen. * Präsident Falli^-res empfing gestern den russischen Ak i n i st e r des Aeußcrcn, Iswolski. Der gestrige 4 8. Geburtstag der Kaiserin wurde in e n g st e in Fa in i > i e n k r e i s e gefeiert. * Zum Falle Sparwald allsten sich das Evangeli I ck, lutherische Landes kau sistoriuiu in einer Erklärung. * Näheres siehe unten. Der drohende Bergarbeiterstreik. - Es ist sonderbar: die Ereignisse solgen sich und sie glei ch e n sich auch immer wieder. Als vor dem grasten Bergarbeiter streik zu Beginn des vorigen Jahres die Arbeiter ihre Lohnsor derungen normiert und den Verbänden der Unternehmer über reicht hatten, da gaben diese zur Antwort, sie könnten einmal eine Notlage der Arbeiter nicht anerkennen und zum andern seien die gewählten Delegierten nicht als Vertreter der gesamten Arbeiterschaft anzusehcn. Deswegen auch könne man sich mit ihnen in gar keine Unterhandlungen einlassen. Was dann kam, ist bekannt. Der Ausstand griss fast über Nacht gewaltig um sich, und wenn die preussische Regierung, insbesondere der prcustische Handelsminister den Arbeitern nicht Versprechungen inbczug auf eine gesetzliche Festlegung der Arbeits- und Lohnverhältnisse ge macht hätten, dann wäre diese furchtbare Gewaltprabe wohl aus getragen worden bis zum letzten bitteren Ende. So wurde, wie »»»«»»V I I»» man sich erinnert, der Streik verhältnismäßig rasch beendet. Die Arbeiter gaben sich mit geringeren Zugeständnissen zufrieden, weil sie aus die Regierung hofften. Diese Hoffnung ist teilweise durch den preustischen Landtag auch erfüllt worden, aber leider nur teilweise, und nun treibt im Ruhrrevier wieder alles zum großen, gewaltigen Ringen. Und wieder kommt alles, wie es seinerzeit kam. Die Siebener kommission hat ihre Beschlüsse gesaßt, in denen sie vor allem eine lüprozentige Lohnerhöhung fordert, und der berg bauliche Verein weist diese Forderung mit der alten Begrün dung zurück. Die Siebenerkommission wird nicht als Vertretung der Vergarbeiterschaft anerkannt, und außerdem wird behauptet, daß eine Lohnerhöhung durchaus unnötig ist. Denn einmal wurden die teueren Lebensmittelpreise schon im vorigen Jahr bei der Ausbesserung der Arbeiter berücksichtigt, und zum anderen trügen nicht die Unternehmer die Schuld an den teueren Lebens- mittelpreiscn, sondern die Regierung. Also eine strikte Ablehnung der Arbeitersorderungen, und noch dazu in der sllr die Sicbenerkommission beleidigend st en Form! Diese aus den Arbeiterverbänden hcrvorgegangene Kommission muß sich von den Unternehmern sagen lassen, sie könnte nicht als Vertretung der Arbeiterschaft anerkannt werden, und deshalb könne man auch nicht mit ihr verhandeln! Es scheint, als ob die Unternehmer gewaltsam zum General streik aller deutschen Bergarbeiter drängten, wenigstens benehmen sic sich genau so. Wir sind nicht so bösartig, zu behaupten, die Erhöhung der Kohlenpreise, die die Unternehmer seinerzeit vom letzten Streik heimgetragen haben, hätten den Appetit noch mehr geweckt, aber es sieht fast so aus, als wollten die Unternehmer mit aller Gewalt die Arbeiter zum Ausstand zu bewegen, und wie die Stimmung im Ruhrrcvier, im Saarrcvier und in den mitteldeutschen Kohlengruben schon ist, werden sich die Arbeiter kaum lange bitten lassen. Sie sind enttäuscht worden durch ein Berggesetz, das mit Ach und Krach gegen den Willen der Konser vativen zustande gekommen ist. Sie sind verbittert durch die neuerliche Lebensmittelverteuerung, und nun kommt dazu auch noch der genannte Beschluß der Bergherren — man wird bald hören, daß diese ohne jene Belegschast nicht eingesahren ist. wenn die Arbeiter cs nicht vorzichen, an e i n e m e i n z i g e n Tage im gesamten Deutschland die Arbeit niederzulcgen. Das sind sehr traurige Aussichten, aber man muß sich aus einen Winter voller Lohnkämpse gefaßt machen, und als erste werden die Bergarbeiter das nur widerwillig in die Erde vergrabene Kriegsbeil wieder zur Hand nehmen. Was ein allgemeiner Bergarbeiterstreik sllr das deutsche Reich bedeutet, das weiß man. Eine unerträgliche Stei gerung der K 0 h l e 11 p r e i s c. Damit im Zusammenhang eine noch intensivere Belastung der unteren Volksschichten. Außerdem eine schwere Schädigung unserer Industrie, die eine Anzahl ihrer Betriebe wird sperren müssen. Aus dieser Schließung vieler Fabriken resultiert weitere Arbeitslosigkeit, entspringen neue Streiks — das ganze Reich wird in eine wirt- schaftliche und fatale Krisis getrieben und warum? Weil die Grubenbesitzer es ablehnten, die von denArbeitern gewählte Kommission als Arbeitervertretung anzuerkennen, weil sie den berechtigten Forderungen der Arbeiter ein schroffes Bein entgegensetzten, statt sich wenigstens in Unterhandlungen einzulassen. Es ist zweifellos, daß die Arbeiter inbezug aus die lvprozen- tige Lohnerhöhung noch mit sich hätten reden lassen. 15 Prozent ist ja tatsächlich eine hübsche Summe, aber ganz bestimmt wären die Arbeiter mit 10 Prozent durchaus zufrieden gewesen. Durch das Nein der Grubenbarone aber ist allen Verhandlungen von Anfang an der Boden entzogen: die Arbeiter werden sich nicht dazu verstehen, als Bittende zu kommen — die Unternehmer be kommen den Kamps, den sie wollen, wenn nicht die Regierung ein ernstes Wort mit ihnen spricht. Ein Generalstreik der Berg arbeiter ganz Deutschlands würde ein nationalesUn glück bedeuten. Millionen deutschen Nationalvermögens würden ver geudet werden und dazu käme noch das unnennbare Elend über Tausende von Arbeiterfamilien. Da wäre es schon der Mühe wert, daß die Regierung den Unternehmern den Standpunkt klar machte, daß sie versuchte, eine Einigung auf gütlichem Wege zu erzielen. Sicher wären die Arbeiter, die den Kamps nicht um des Kampfes willen wollen, sehr gerne dazu bereit, an einer Ver ständigung zu arbeiten, die von der Regierung eingeleitet würde, Das soll und muß geschehen, wenn nicht unabsehbares Un glück über unser Vaterland durch den Trotz einiger weniger Gru benbarone herausbeschworen werden soll. Noch ist nichts davon bekannt geworden, wie sich die Regierung zu der neuerlichen Be wegung stellt, aber sie wird Stellung nehmen müssen. Ein mal als Interessent — sie ist doch der größte Kohlenkonsument in« Reich — und zum anderen eben, weil sie die Ruhe im Innern aufrecht zu erhalten, die durch das Vorgehen der Grubenbarone schwer bedroht ist. Politische Tagesschau. Aue. 23. Oktober IMG Immer langsam voran! Di. Diszipiinaruniersuchiing gegen den G 0 u v e r n e u r von Kamerun, Jesko von Puttkammer, die im Sommer eine längere Unterbrechung erlitten hatte, wird demnächst wieder aus genommen werden. Der Grund der Unterbrechung war der, dast das Bcwcisuiaierial, soweit es sich in Deutschland befand, erschöpft war, das; es aber dringend notig war, auch die in Kamerun an sässigen Zeugen zu vernehmen. Da unter Umstanden diese Zeugen sehr Wichtiges ansznsageu haben konnte», entschloß man sich, diese Zeugen nicht kommissarisch in der Kolonie durch einen Kolonial- bcamten vernehmen zu lassen, sondern der Einheitlichkeit halber den Gerichtshof gewissermaßen zeitweise nach Kamerun zu verlegen. «uba und die Kubaner. Eine zeitgemäße Plauderei von Dr. H. Fernan. Nachdruck verboten. Cuba, die größte der westindischen Inseln, steht wiederum im Mittelpunkt, des össentlichen Interesses seitdem die Eubaner ein wenig revolutionieren. Die start spaniolisierte Bevölkerung die ser Insel besitzt kein Fischblut. Die heiße Sonne ihrer Heimat läßt die Pulse schneller klopfen und die Leidenschaften schneller und eruptiver losbrechen, als es in den Gegenden mit gemäßig terem Klima der Fall ist. Cuba ist die Perle der Antillen. Erst Juana, später Ferdinanda, genannt, wußten ansangs die spanischen Entdecker und Eroberer garnicht genug von der Pracht und dem Reichtum dieser Insel zu erzählen. Zwischen dem Mexi kanischen Golf und der Floridastraste, dem Windwärtskanal und der Karibischen See gelegen, erstreckt sich das Eiland i:>00 Kilo meter lang und 40 bis 160 Kilometer breit. Eine Anzahl kleiner Inseln umlagern seine Küsten, von denen die bedeutendsten sind Los Colorados, Romano, Laberinto de doce Leguas u. a. Außer dem umsäumen aus lange Strecken hin Korallenriffe die Ufer. Bis zu durchschnittlich 500 Meter hohe Gebirge durchstreifen die Insel von Westen nach Osten: als höchste Erhebung ist der 1200 Meter hohe Portrarillo zu nennen. Die Insel ist nicht wasser arm, doch sind ihre Flüsse — mit Ausnahme des Cauto — meist nicht schiffbar. Doch sind große und geräumige Häsen, an denen auch zugleich die größten Städte liegen, recht zahlreich: die be deutendste» derselben sind: Havana, Matanzas und Santiago. Die ganze geographische Lage Cubas, seine klimatischen Ver hältnisse, machen die Insel zu einem Paradiese. Lorbeer und Olive bilden kleine Haine. Myrten bedeckten die Oedländer. Palmen rauschen an den Küstenstrichen. Bambusdickichte wuchern wild. Der Pisang wetteifert mit dem Riesenfarnbaum an Frucht barkeit und tteppigkeit. Terebinthengestrüpp bedeckt weite Flä chen des Bodens. In Riefenplantagcn wird der Baumwollbaum gezüchtet. Die aromatische Myrte liefert das Nelkcngcwürz sllr den Markt der Erde. Aus trockenem Boden prunken Mahagoni bäume mit ihrem kernigen Holz. Oleander und Euphorbien, Lianen und Epiphyten durchranken mit bunten Märchcnblüten das Dickicht kaum vom Mcnschcnsuß betretener Wälder. Stachlige Kakteen erreichen Haushöhe. Der wilde Feigenbaum und ab sonderliche Orchideensarncn klettern die steilsten Hänge hinan. So reichhaltig und vielgestaltig sich die kubanische Pslanzen- welt uns präsentiert, so a r m ist die Tierwelt dieser Insel. Ein paar Nager, ein paar Inscktcnsresser, ein paar Schlangen, Roben und Kröten sind alles, was uns das Eiland als „Original tiere" auszuweiscn hat. Desto bunter ist dafür die Bcvölke- r u n g. Mit den indianischen Ureinwohnern haben sich im Laufe der Jahrhunderte Chinsen und Europäer, Indier und Neger ge mischt, so daß es kaum auf der ganzen Erde eine bunter zusam mengewürfelte Gesellschaft geben dürfte, als auf Kuba. Man geht wohl nicht fehl, wenn man schlechtweg behauptet, daß der indianische Ureinwohner so gut wie ganz ausgerieben sei. Der Neger in seinen Schattierungen, als Mischling mit Weißen, Gel ben und Judianerabkömmlingcn dominiert. Menn ihn auch ge genwärtig noch immer jene tiefe Verachtung bedrückt, die der „freie" Amerikaner gegen alle Andersfarbigen hegt, so darf man sich dennoch nicht vor der Einsicht verschließen, daß die schwarze Haut kein schlechtes Menjchcnmaterial umspannt und daß in spä teren Jahren auch auf Cuba der Neger und seine Mischlinge eine Rolle spielen werden, von der man sich heute noch wenig träumen läßt. Der Cubaner zeichnet sich durch eine außerordentliche Leb- Ha s t i g k e i t in allen seinen Handlungen aus. Etwas graziös ungeniertes ist ihm eigen. Er weiß das und betont die Eigen tümlichkeit, wo er kann. Geschäststllchtigkeit und Trägheit sind die beiden Pole seines Wesens. Er spricht viel und tut, soweit es sich um ernste und schwere Arbeit handelt, wenig. Sein Typus ist mittelgroß, untersetzt, sehnig. Sein Aeußeres ist nicht unschön. Die Frau neigt im Alter leicht zur Fülle. In der Jugend, d. h. im Alter von 15 bis 17 Jahren, ist sie von jener sinnlichen Schön heit, wie sie den Frauen der romanischen Rasse eigen zu sein pflegt. Nur sagt man ihr nicht allzugroße Reinlichkeitsliebe nach. Desto eifriger aber weiß sie den Fächer zu schwingen, in den Konzerten zu glänzen und bei den Stiergcfechten mit unnachahm licher Grazie zu applaudieren. Die Romane, die sich um die Blütejahre cubanischer Donnas spinnen, sind interessant und aufregend. Dolch und Revolver spielen in ihnen oft keine kleine Rolle. Zn seinen Lcbensansprüchen ist der Eubaner im allgemeinen mäßig. Ein paar Früchte, ein Stück Maismehlbrot und ein Schluck Wein genügen ihm. Nur den Tabak kann er nicht mis sen. Seinem Genuß huldigt sogar recht stark auch das schöne Geschlecht. So liebt der Cubaner ein sorgenloses ckole» kni- ui« >it<-, das er nur hier und da durch einen Kirchenbesuch oder durch eine Prozession unterbricht, denn er kann sich noch rühmen, von einer wahren und aufrichtigen Frömmigkeit zu sein. Noch ist Cuba kein Industrieland im modernen Sinne des Wortes. Ackerbau und Landwirtschaft sind die beiden Faktore, die die Insel zu der Blüte gebracht haben, deren sie sich gegen wärtig erfreut. Fast zwei Drittel des ganzen Landes dienen — besonders im Westen zur Erzeugung von Kulturgewächsen. Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee und Tabak sind in erster Linie zu nennen. Auch Indigo und Reis sind zu nennen. Auch der Berg bau blüht, er liefert Gold, Silber, Asphalt, Kohle, Kupfer usw. Cuba hat keinen geringeren Entdecker als C h r i st 0 p h L 0 - luinb u s, der es am 27. Oktober 1492 als erster Europäer betrat. Die erste Umschissung der Insel nahm 1508 Sebastian de Ocampo vor, während Diego Velasquenz das Eiland 1511 für die spa nische Krone eroberte. Wie auch in anderen Teilen Amerikas ko lonisierten die Spanier die Insel in der ihnen eigenen, grau samen Art. Ihre Herrschaft dauerte über 200 Jahre. Dann kamen die Engländer, die seit 1762—1763 auf Cuba das Regiment ausübten, das Land jedoch wieder den Spaniern überließen, nach dem diese ihnen Florida als Tauschobjekt geboten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Cuba der Hauptmarkt für den südamerikantschen Sklavenmarkt. Die Folge davon war, daß das Negerelement derartig gestärkt wurde, daß man 1812 einen er sten Negerausstand zu verzeichnen hatte, der aber rasch unterdrückt wurde. Dann aber kam 1848 eine neue Erhebung der Schwarzen, die zu unterdrücken es zwar auch noch gelang, die aber doch schon bedeutend gefährlicher, als die erste war. Von nun an riß eine Zeit der Verschwörungen, der Unsicherheit und des Briganten wesens aus Kuba ein, wie man kaum jemals seines gleichen ge sehen. Ausstand folgte aus Ausstand. Am 8. Mai 1880 wurde