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mäßig niedrigen Gehalt von jährlich 867 fl. (einschließlich der Fourage für 2 Dienstpferde) ein Geschenk von 600 fl. fränkischer Währung anweisen ließ, 87 und zwar, wie es in der betreffenden Verfügung heißt, in Berück sichtigung seiner wesentlichen, den Fränkischen Fürstentümern geleisteten Dienste und als „wohlverdiente Entschädigung und Remuneration für den damit für ihn verknüpft gewesenen, mit seinem Gehalt unverhältnis mäßigen Aufwand“. Bei der Reise, die Humboldt am 17. Juli 1795 zusammen mit seinem Freund, dem Leutnant von Haeften, von Bayreuth aus antrat, schwebte ihm als Hauptziel vor, die geologischen Zusammenhänge der Tiroler, Venetischen, Lombardischen, Savoyer und Schweizer Alpen sowie die alpine Flora zu studieren. Der gemeinsam mit Haften zurückgelegte Teil der Reise führte ihn bis zum 20. September über Tirol, Triest, Venedig, Ober Italien und Genua wieder zurück nach Schaffhausen. Von hier aus durchstreifte er gemeinsam mit seinem Freiberger Freund Freiesieben bis Anfang November den Jura, die Schweizer und Savoyer Alpen. Wie Freiesieben später darüber berichtet hat, 88 waren es „auf allen diesen Reisen hauptsächlich die Lagerungsverhältnisse der Ge birge und die Pflanzenwelt, die ihn beschäftigten. Aber auch kein anderer Gegenstand, der auf Physik der Erde, Atmosphäre und Naturgeschichte Einfluß haben kann, lag außer seinem Bereich. Und wenn ich bedenke, daß wir binnen 7 bis 8 Wochen, meist zu Fuß, die Gebirge von Schaffhausen, Zürich und Bern bis über das Chamonixtal hinaus und endlich von Altdorf über den Gotthard bis Airolo besuchten, so freue ich mich noch der guten Benutzung unserer Zeit, welche Humboldt überhaupt meisterhaft ver steht. . . . Selbst seine nächtliche Ruhe beschränkte sich immer nur auf wenige Stunden. . . Nachdem Humboldt auf dem Rückweg auch noch den badischen Bergen bei Rastatt und dem am Rastatter Friedenskongreß beteiligten franzö sischen Geologen Faujas de St. Simon [1741—1819] einen wissenschaft lichen Besuch abgestattet hatte, finden wir ihn von der Mitte des Novem ber 1795 bis zum Beginn des Februar 1796 wieder abwechselnd zu Bay reuth und Ansbach oder auch, mit bergamtlichen Angelegenheiten be schäftigt, in Steben, Lauenstein, Goldkronach und Arzberg. In einem am 3. Februar 1796 aus Bayreuth an Heinitz gerichteten (und zwar wiederum in französischer Sprache geschriebenen) Brief 8il berichtete Humboldt eingehend über den Verlauf seiner großen Reise durch Tirol, Oberitalien und die Schweiz, über einige Neuigkeiten auf dem Gebiet des Salinenwesens in diesen Ländern und über den Stand seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeiten, unter denen er besonders die schon für den Sommer geplante Veröffentlichung über die Struktur des Erdkörpers bzw. die Schichtung und Lagerung der Gebirgsmassen im mittleren Europa sowie seine derzeitigen Studien über den Muskel- und Nervenreiz und den von ihm vermuteten Zusammenhang der darüber angestellten Versuche mit dem „chemischen Prozeß der Vitalität“ hervorhob. Über die ” Me 44, C. 1511, Bl. 7/8. “ Zit. bei Br. I, S. 169 f. “ Me 121, H. Nr. 3, Bl. 28/29.