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zitierten Briefes an Freiesieben vom 20. Januar 179 4 77 hervorgeht, wo es u. a. heißt: „Außerdem [d. h. außer einer im Werden begriffenen Schrift „Versuche über den Nerven- und Muskelreiz“] arbeite ich noch an etwas Großem, Geognostischem, nämlich an einem Buche, für das ich noch keinen Titel weiß. Vielleicht Resultate meiner Beobachtungen“ oder Resultate meiner Reisen in und außerhalb Deutschlands“. Meine Idee, lieber Freiesieben, ist dabei die: Die vortrefflichen Floren und geognostischen Beschreibungen ganzer Gegenden sind nur Vehioula, um einzelne Beobachtungen in die Welt zu bringen; sie enthalten immer viel Alltägliches, das (um die mineralogische Geographie auszufüllen) denn doch nicht genau genug ist. Meine schnellen Reisen machen es mir ebenso unmöglich, vollständige Floren als geognostische Beschreibungen zu liefern. Ich hebe also in kurzen Aphorismen von 6 bis 8 Zeilen nur das Neue heraus, als [z.B.] folgende Rubriken: Granit in Kugeln: Ich fand neue zu 6 Fuß im Durchmesser; Granit, geschichtet, ist überall das alte Ausgehende des Granits; Kompaß beobachtungen über sein Fallen; relatives Alter des fränkischen und böhmi schen Syenits; Alaunschiefer im Mandelstein. ... So rhapsodisch dies aber aussieht, so bemühe ich mich doch, jedes einzelne wie eine Monographie auszuarbeiten. . . .“ Wenn Humboldt in dem soeben zitierten Brief auch erwähnt, er habe sich durch zu häufige Reisen und das Befahren der nassen Gruben im rauhen Fichtelgebirge ein mehrere Wochen anhaltendes tägliches Fieber zugezogen, oder wenn er noch in späteren Jahren berichtet, er habe sich in seiner Stebener Zeit, besonders im Herbst 1793 und im Winter 1794/95, in einem chronischen Zustand nervöser Überreizung befunden, so ist es verständlich, wenn er in der folgenden Zeit immer wieder den Wunsch äußert, es möchte ihm bald vergönnt sein, befreit von staatsdienstlichen Verpflichtungen, in Muße, sei es am Schreibtisch, im Laboratorium oder auf ausgedehnten Reisen, seinen wissenschaftlichen Neigungen zu leben. Als ihm daher der Minister von Heinitz durch ein Schreiben vom 3. Februar 1795 eine durch die Versetzung des obenerwähnten Grafen von Rheden nach Berlin freigewordene Stelle als Oberbergmeister in Schle sien anbot, schrieb 78 er ihm unter dem 27. Februar aus Steinach am Fichtelgebirge, er habe schon befürchtet, sich die Ungnade des Ministers zugezogen zu haben, da diesem seine etwas übereilten Ausarbeitungen über Südpreußen und Colberg vielleicht mißfallen haben könnten und er auch — wegen anhaltender Nervenschwäche und beständiger Unpäßlich keit — noch immer nicht den dazugehörigen Situationsplan über Colberg nachgeliefert habe. Um so mehr habe ihn der neue ministerielle Ver trauensbeweis überrascht und erfreut. Leider habe er das Schreiben des Ministers erst am 14. 2. bei seiner Rückkehr nach Bayreuth vorgefunden, und nachdem er bereits Hardenberg gebeten habe, dem Minister seine Stellungnahme dazu mündlich zu übermitteln, sei es ihm erst jetzt mög lich, sich auch schriftlich dazu zu äußern. „Ich stehe im Begriff“, so heißt es in seinem Schreiben an Heinitz, „meine hiesige Lage zu verändern und fast alle öffentlichen Verhältnisse auf- ” das., I, S. 158 f. ™ Me 121, H. 3, Blatt 21/22.