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Schichtmeisters Gg. Heinr. Spörl (1764—1830) aus seinen Privatmitteln zu Stehen eine bergmännische Freischule begründet hatte, die sich dank seinem persönlichen Einsatz bald eines so starken Zuspruchs bei den jun gen wie bei den alten Bergleuten des Reviers erfreute, daß sie auf Grund eines von Humboldt dem Berliner Bergdepartement unter dem 13. März 1794 übersandten Memorandums in ein staatliches Institut umgewandelt wurde und im Jahre 1796 auch die Errichtung einer gleichartigen Schule in Arzberg nach sich zog. 74 Und wie er die seiner Verantwortung unter stellten Bergwerke alsbald durch sachgemäße Anordnungen neu in Schwung brachte, so förderte er sie auch in personeller Hinsicht, indem er tüchtigen Offizianten Gratifikationen zuteil werden ließ, die die Ober behörde ihm selbst zugedacht hatte. Er zog z. B. den jungen tüchtigen Bergmann Sievert aus Wettin als Berggeschworenen nach Arzberg, schickte begabte bayreuthische Jugendliche nach Freiberg, um sie dort Bergbau studieren zu lassen, und war auch sonst immer darauf bedacht, die Mittel, die ihm aus der Bergbauhilfskasse über die Besoldungen hinaus noch zur Verfügung standen, solchen sozialen Zwecken zuzuwenden, die im Inter esse der Bergleute lagen. 75 Nachdem das in dem oben zitierten Brief vom 2. April 1794 erwähnte halurgische Kommissariat ihn drei Monate hindurch nach Hinter-Pommern und in die neuen südpreußischen Landesteile geführt hatte, finden wir Humboldt Ende Juni wieder in Goldkronach. Doch war sein Aufenthalt hier nur von kurzer Dauer, da er weitere vier Monate hindurch den Mi nister von Hardenberg im Zusammenhang mit dessen diplomatischer Tä tigkeit in das Kgl. Preußische Hauptquartier zu Frankfurt a. M. und zur preußischen Armee den Rhein hinab bis nach Brabant begleiten mußte. Wie er auch diese mit den politischen Ereignissen der Zeit zusammen hängende Reise so weitgehend als möglich der Erweiterung seiner wissen schaftlichen und technologischen Kenntnisse nutzbar zu machen wußte, ergibt sich aus einem Brief, den er am 10. September 1794 70 aus dem englischen Hauptquartier bei Houden in Brabant (an Freiesieben?) schrieb. Es heißt darin u. a.: „Ich gehe von Houden den 14. nach der Grafschaft Altenkirchen, um dort die Generalbefahrunigen zu halten, und von da ins Lager bei Kreuznach und Frankfurt zurück. So geht es immer fort; froh war ich wenig, aber doch auch zu zerstreut, und das beständige Reisen in mineralogisch inter essante Gegenden hat mir zu meinem Buche über Schichtung und Lagerung viel geholfen. Ich weiß nun genau, wie im ganzen westlichen Deutschland alles aufgesetzt ist, habe mitunter viele Gruben befahren, Gänge be schrieben und denke im Winter recht ordentlich an einem großen minera logischen Werke, einer Art geognostischer Ansicht von Deutschland, zu arbeiten. . . .“ Mit dem in diesem Brief erwähnten Plan hatte sich Humboldt schon im Winter 1793/94 beschäftigt, wie aus einem weiteren Teile des oben ” Näheres hierüber bei Br. I, s. 155 f.; Kelbert, S. 73, 83, 148 ff., 157, 162 f., 172, 175 ff., 221-226; Köhl, S. 125 ff.; Me 44, C, 34a, Blatt 6/7. ’S Br. I, S. 156; Köhl, S. 134; Me 44, C, 34a, Bl. 6. ™ Br. I, S. 161.