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2500 Ztr. Golderze, die kaum 700 fl. kosten. Nach kleineren Versuchen amalgamieren sie sich gut. Die vorjährige Bergwerkskommission, die Berliner Bergleute (!), versicherten dem Minister Hardenberg, ein Zentner Golderz sei kaum 3 Kreuzer wert, und ich bringe ihn dies Jahr schon auf 24 Kreuzer. . . . Unser Nailaer Revier geht so schnell vorwärts wie Kamsdorf rückwärts. Sie fördern 8—9000 Seidel Eisenstein, wir 15000 Seidel. Ihre Gruben sind mit 5 bis 6 Mann, unsere jetzt mit 20, ja eine mit 40 Mann belegt. Überhaupt liefern wir dies Jahr für 163 000 fl. Eisen, für 28 000 fl. Vitriol, überhaupt Kobalt, Zinn, Spießglanz, Kupfer, Fahlerz, Alaun für 300 000 fl. Das ist mit 350 Bergleuten gewiß genug. — Im Siebener Revier habe ich den Friedrich-Wilhelm-Stollen endlich angesetzt, ich war den ganzen Sommer mit den Vorbereitungen beschäftigt. Ich habe einen sehr künstlichen Anschlag zu 20 000 fl. darüber gefertigt, in dem alles bis auf die Spundnägel berechnet ist. . . . Zugleich auch eine Ge schichte des neuesten Siebener Kupferbergbaues. Die Kupferanbrüche stehen überhaupt jetzt besser, und ich bin gewiß, mit dem Friedrich- Wilhelm-Stollen (der auch schiffbar gemacht werden kann) künftig wieder ein 2—3000 Ztr. Garkupfer zu liefern. . . .“ Wieder einige Wochen später, in einem Brief an denselben vom 2. April 1794, 72 heißt es: „Ich bin unendlich beschäftigt, da ich auf 3 Monate dieses Land verlasse und doch alles so einrichten muß, daß alles ohne mich geht. Ich war vom 17. bis 26. Februar im Goldkronacher Revier, vom 26. Februar bis 13. März im Kaulsdorfer (und in Jena), vom 15. bis 26. März im Nailaer, und vom 26. bis 31. im Wunsiedeler Revier. Heißt das nicht, sich tummeln? . . . Ich bin im Kopf wie zerrissen von allem, das dch besorgen soll, Bergbau, Bank, Manufaktur, Politik . . . doch geht es gut mit dem Bergbau. . . . Ich bin versetzt als Bergrat nach Berlin, wahrscheinlich mit 1500 Tlr. Gehalt (hier habe ich 400), soll nur wenige Monate in Berlin bleiben und dann wahr scheinlich die Direktion in Westfalen oder Rothenburg übernehmen mit 2—3000 Talern. Ich sage Dir alles, guter Karl, ich schlage es aus —, gehe jetzt bloß nach der Ostseeküste und dem polnischen Gebirge auf ein Commissorium und kehre hierher als Oberbergmeister zurück. Meine alten Pläne bleiben dieselben: ach nehme in 2 Jahren den Abschied und gehe nach Rußland, Sibirien oder sonst wohin. . . .“ Wenn Humboldt in diesem Brief erwähnt, daß er sich auch mit „Manu faktur“ habe beschäftigen müssen, so ist damit vielleicht u. a. auch das Gutachten gemeint, in dem er sich am 4. November 1793 gemäß einem vom König bzw. dem Landesdirektorium zu Ansbach erhaltenen Auftrag über den Plan des Kaufmanns Friedr. Schmidt aus Coburg und des Por zellanfabrikanten Gg. Christian Friedemann Greiner (1752-—1814) aus Kloster Veilsdorf bei Hildburghausen, im Amt Lauenstein eine Porzellan fabrik anzulegen, zu äußern gehabt hatte. Und es sei hier gleich bemerkt, daß die aus diesem Gesuch hervorgegangene Porzellanfabrik Tettau sich nicht nur bei ihrer Gründung, sondern auch in den folgenden ersten Jah ren ihres Bestehens einer ständigen verständnisvollen Förderung durch Humboldt erfreuen durfte. 73 Ebenso ist in diesem Zusammenhang zu er wähnen, daß Humboldt bereits im November 1793 mit Hilfe des jungen 72 Br. I, S. 159 f. 73 Näheres hierüber bei Ders, Tettau, S. 15 ff., 42 ff. 4*