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Dekret für den Bergassessor von Humboldt als Oberbergmeister“ er gehen: 68 V[on] Gfottes] Gfnaden] F[riedrich] W[ilhelm], K[önig] v[on] Pr[eußen] ... Wir haben allergnädigst resolviert, den bisherigen Bergassessor von Humboldt in Rücksicht seiner vorzüglichen Kenntnisse und Erfahrung im Berg- und Hüttenwesen dergestalt zu Unserem Oberbergmeister in Unseren Fränkischen Fürstentümern zu ernennen, daß sämtliche Berg- und Hüttenwerke ohne Ausnahme unter seiner speziellen Direktion und Aufsicht stehen und deren Betrieb von ihm geleitet werden soll. Worüber Wir ihm gegenwärtiges Bestallungs-Dekret ausfertigen lassen; wonach sich bei den Behörden zu achten ist. Ansbach, den 6. September 1792. Sp[ezial] Befehl H[arden]b[er]g. Humboldt war überaus glücklich und schüttete noch am gleichen Tage (d. 6. 9.) dem Freiberger Freund Freiesieben brieflich „sein ganzes Herz aus“. 59 Wie in einem Zauberspiegel zögen die Ereignisse der letzten zwei Monate an ihm vorüber, seine Phantasie sei bei den angenehmsten Ein drücken der Gegenwart mit den reizendsten Zukunftsplänen erfüllt. Zu sammen mit dem Freunde werde er künftig arbeiten, mit ihm zusammen reisen. „Wie süß ist mir der Gedanke, Ihnen, guter herzenslieber Freies ieben, das alles zu verdanken... Es ist mir, als trüge ich gleichsam etwas mit mir herum, was Sie angebaut und gepflegt haben.“ ... „Zu dem allen“, heißt es in dem Brief weiter, „schaffte ich mir recht alte, alte Bergwerks geschichten an. Sie wissen, wie sehr ich daran hänge. Ich habe mir 3 Koffer Bergwerksakten aus dem 16. Jahrhundert aus dem Archiv der Festung Plassenburg [bei Kulmbach] kommen lassen, die ich, da sie General befahrungen enthalten, ex officio lesen muß. Beim schlackigen Herbst wetter in der rauhen Gegend wird das eine herrliche Lektüre sein. Da ich schon jetzt einen Plan entworfen habe, wie der künftige Grubenbau auf der Fürstenzeche zu Goldkronach (wo wir auf den Spießglanzflächen einen Goldanbruch haben) vorzurichten sei, so muß ich mich ganz in die alte Geschichte dieses schon 1421 erlegenen Grubengebäudes einstudieren. Ich bin schon so glücklich gewesen, einem Stollflügel auf die Spur zu kom men, den man bisher nicht ahnte. — Für meine Gesundheit, guter Freies ieben, seien Sie nicht bange. Ich bin den Sommer über überaus wohl ge wesen. Ich verdanke, wie ich Ihnen in Freiberg schon oft sagte, meine Genesung bloß meinem bergmännischen Metier; und so gefährlich Ihnen auch mein tägliches Anfahren in Freiberg schien, so bin ich doch über zeugt, daß es mir sehr nützlich für meinen Körper gewesen ist.“ Noch am 9. September schrieb Hardenberg aus Ansbach an den am gleichen Tag wieder nach Berlin abgereisten Heinitz, er danke ihm für die Zustimmung zu Humboldts Ernennung und habe diesem bereits das 58 Abdruck hier nach dem Konzept in Me 44, C, IV, Nr. 1507, Blatt 2. 59 Br. I, S. 146 f.