Volltext Seite (XML)
GELEITWORT Die hier veröffentlichte Arbeit ist der erste größere zusammenhängende Bericht, den der junge Bergassessor Alexander von Humboldt nach Be endigung seiner Studien an der Bergakademie Freiberg an seine vor gesetzte Dienststelle richtete. Dieser lange unbekannt gebliebene Bericht verdient in mehrfacher Hinsicht, der Vergessenheit entrissen und gerade im Humboldt-Jahr einem größeren Kreis zugänglich gemacht zu werden. Der Bericht bietet sehr interessante Einzelheiten über die Bergbau- und Hüttentechnik der damaligen Zeit in den Fürstentümern Ansbach und Bayreuth. Auch die Technik der Salinen zu Gerabronn und Schwäbisch- Hall und die Verarbeitungsmethoden der Porzellanfabrik zur Bruckberg werden dem Leser dargestellt. Ferner gibt dieser Bericht über das Tech nische hinaus durch die genaue und eingehende Darstellung der von Hum boldt befahrenen Grubenbaue auch Kenntnis von Lagerstätten, die heute nicht mehr zugänglich sind. Vor allem aber kennzeichnet diese Schrift ihren Verfasser, den jungen Wissenschaftler Alexander von Hum boldt. In bergmännischer Hinsicht zeigt sich in dem Bericht noch deutlich der Einfluß der erst kurz vorher an der Bergakademie Freiberg abgeschlosse nen Studien. Am Anfang seines Berichtes ist Humboldt noch bestrebt, die Gangbezeichnungen des Erzgebirges, die gleichzeitig eine Richtung ent halten, auch auf die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth, in denen sie an sich überhaupt nicht gebräuchlich sind, anzuwenden. So spricht er von Stehenden und Flachen usw. Die seit Jahrhunderten übliche Einteilung der Blei-Zink-Silber-Erzgänge im Freiberger Revier und im Erzgebirge in verschiedene Formationen bewegt ihn, die Eisenerzgänge im Bergamts bezirk Naila ebenfalls in verschiedene Formationen einzuteilen. Abgesehen von diesen Spuren Freiberger Einflusses zeigt der Bericht, der ein Produkt von nur dreiwöchigen Befahrungen darstellt, die umfas sende Betrachtungsweise Alexander von Humboldts, der in genialer Art und Weise die Zusammenhänge in geologischer, in technisch-wirtschaft licher und in ökonomischer Hinsicht erkennt und darstellt. Sie zeigt aber auch den unermüdlichen Arbeitseifer Humboldts, denn die Abfassung dieses Berichtes in einer kurzen Zeit, die Befahrung des ganzen Gebietes in drei Wochen sind eine einzigartige Arbeitsleistung, die dem Bergassessor, kaum ein Jahr nach Beendigung seiner Freiberger Studien, den Rang eines Oberbergmeisters einbrachte. Die Arbeit zeigt, daß der junge, kaum 23jährige Humboldt einen Blick für die Zusammenhänge in wirtschaft licher Hinsicht hatte, wie man ihn eigentlich nur bei älteren, gereiften Menschen findet.