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31. ,keit und Die Forstwirtschaft in Sachsen. Dresden, 15. Dezember. Im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Betriebszählung von 1933 wurden auch Ermittlungen über Zahl und Fläche der Forstbetriebe ge macht. Nach den jetzt vorliegenden vorläufigen Ergebnissen belief sich die Zahl der Betriebe mit forstwirtschaftlich benutz- Aus Sachsen. Arbeitszeit an den Weihnachts feiertagen. Der sächsische Arbeitsminister teilt folgende» mit: Die diesjährige Lage der Weihnachtsfeiertage und de» Dezember bringt es mit sich, daß m vielen Bekleben, besonders in den größeren, am Montag, den 24., und am Montag, den 31. Dezember» die Arbeit Überhaupt nicht, aus genommen wird, «eil die Betriebsunkosten im Mißverhält nis zu dem Arbeitsergebnis stehen würden. Darüber hin aus beabsichtigt ein Teil der Großbetriebe, während der ganzen Weihnachtswoche, also auch vom 27. bis 29. Dezem ber, zu feiern. Um den hierdurch entstehenden Verdienst- ausfall nach Möglichkeit zu mildern, habe ich auf Anregung des Reichsarbeitsministeriums die sächsischen Gewerbeauf sichtsämter angewiesen, auf Antrag das Vor- und Nach arbeiten der in der Weihnachtswoche und am 31. Dezember ausfallenden Arbeitsstunden an den Werktagen der Mo nate Dezember und Januar zuzulassen, wöbe» der 'n 8 der Arbeitszeitordnung zugelassene Ausgleichszeitraum von 2 Wochen überschritten werden kann. Außer diesen aus fallenden Werktagen kann noch ein weiterer Arbeitstag vor- oder nachgearbeitet werden als Ausgleich für den Verdienst ausfall an den beiden Weihnachtsfeiertagen. Es ist drin gend erwünscht, daß die Auszahlung der Vergütung für diese Vor- und Nacharbeit möglichst noch vor dem Weih nachtsfest erfolgt. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Zahlung eipes Mehrarbeitszuschlags für die durch sie Ausnahme herbeigeführte Verschiebung der Arbeitszeit besteht nicht. Für di« der Faserstoffverordnung unterliegenden Be triebe hat der Reichswirtschaftsminister eine entsprechende Regelung getroffen. ter Flüche im Lande Sachs« auf 82820 mit einer farstwivt- schaftlich benutzten Fläche von 367 000 Hektar, von der forstwirtschaftlich benutzten Fläche entfielen auf die Größen klassen nach der Betriebsfiäch« Gesamtfläche de» Bekleb«» von OHI—d Hektar 4000 Hektar, von 5—20 Hektar 33000 Hektar, von 20—100 -ektar 46000 Hektar, von 100—800 Hektar 48000 Hektar, von 5Ü0—1000 Hektar 29000 Hektar und von 1000 Hektar und mehr 210000 Hektor. Von 100 Hektar der forstwirtschaftlich benutzten Fläch« entfielen auf die Größenklassen von 0H1—5 Hektar 1,1 Hektar, von 5—20 Hektar 8,9 Hektar, von 20—100 Hektar 12F Hektar, von 100—800 Hektar 12L Hektar, von 500 bi» 1000 Hektar 7,9 Hektar Und von 1000 Hektar und mehr 57,3 Hektar. Ma«, 15. Dezember Vie wohlfahrkunkrstühung rrtrunkev. Der 28 Jahre alt« ledige Wilhelm Heldt aus Zittau hatte 10 Mark WohlfahrtsuNterstützuna erhalten, die er seinen Eltern für sein« Verpflegung aushändigen sollte. Er setzte jedoch da» G«ld in Schankwirtschaften restlos in Alkohol um und betrat etst gegen Mitternacht in stark an getrunkenem Zustand di« elterliche Wohnung. Helot wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Löbau, 15. Dezember. LMende Hlmmekschlüssel im Dezember. Die warme Witterung der letzten Zeit hat e» mit sich gebracht, daß im Naturschutzgebiet am Rothstein neben rot-blau leuchtendem Lungenkraut blühende Him melsschlüssel anzukeffen sind. Wenn da» laue Wetter an hält, springen in den nächsten Tagen auch noch die Knospen des Seidelbastes auf, so daß sich der Wanderer ganz in die Vorfrühlingszeit versetzt sehen wir-. Löbau, 15. Dezember. Den Verletzungen erlegen. In der vorigen Woche war der Stellmachermeister Gustav Rohnfeld in Klttlitz mit seinem Fahrrad an einen Lie ferkraftwagen angefahren. Den dabei erlittenen schweren Verletzungen ist der Verunglückte jetzt erlegen. Löbem, 15. Dez. Todesopfer de» Verkehrs. Der schwere Kvaftwagenunsall bei Wendrsch-Paulsdorf hat jetzt ein To desopfer gefordert. Der Bautzener Malermeister und SA- Sturmführer Pillhatsch ist im hiesigen Krankenhaus den Fol gen des hei dem Unfall erlmenen Schädelhruches erlegen. Dresden, 14. Dez. Werbewoche für den deutschen Apfel. Vom 17. bis 24. Dezember wird in Dresden, Leip zig und Ehemnitz ein« Obstwerbewoche durchgeführt, die alle Verbraucher noch einmal eindringlich auf den Genuß deutschen Obstes Hinweisen soll. Die diesjährige Obsternte, tuung darüber empfinden, denn die anderen tarifunkeuen Unternehmer sind für ihn nicht« anderes als eine unlauter« Konkurrenz, die di« Bolkrgesamtheit schädigt. Wunder dringt in den offenen Sinn, Lichlerhelle im Aerzen lebt, Madonna, die kindliche Königin, Christfest schon durch die Dämmerung schwebt. -r r 7 7.777.^1 rirrr ,.ort>etzung., (Nachdruck verboten.) „Das ist möglich. Ich täte es selber gerne. Da Sie es aber so ernst nehmen, will ich es auch »ersuchen. Ist es denn nötig, daß Sie die Prüfung machen?" Gerhard Saßner stützt« -en Kopf in die Hand und warf Elfriede Kolbe einen ernsten Blick zu. Da schlug sie die Augen nieder. „Nicht wahr," sagte Saßner herzlich, „das lassen wir. Das verträgt kein Darüberreden." Er zog einen Bries aus der Tasche. „Ich habe eine Freude für Sie. Lesr.c Sie." Der Brief enthielt die Anfrage eines angesehenen Ver lages, der ein Bändchen von Saßners kleinen Erzählungen herausbringen wollte. „Endlich", sagte Elfriede. „Es wird Zeit, daß einer auf den Gedanken kommt." Da lachte Saßner auf, daß es schallte. „So nehmen Sie das! Das hatte ich nicht erwartet. — Endlich! — Ich war so stolz darauf." Elfriede Kolbe blitzte ihn an. „Das dürfen Sie auch. Deswegen aber bleibe ich doch dabei: Es wurde Zeit. Haben Sie nie selber versucht, was Ihnen jetzt angeboten wird?" Saßner lehnte sich ein wenig zurück. „Nein, und ich bin auch jetzt noch nicht ohne weiteres entschlossen anzunehmen. Jede der kleinen Erzählungen ist ein Stücklein Seele. Ich schreibe sie, wenn ich dem inwendigen Zwange nicht mehr entgehen kann. Sie sind mir zu lieb zum Geldverdienen, und — ich habe auch noch nicht nennenswert damit verdient. Es kostet mich immer einen Entschluß, sie in die Welt gehen zu lassen. Ob die Arbeiten künstlerischen Wert haben, da nach habe ich nie gefragt." Eben trat Hans Wohlgemut, die Stummelpfeife im Munde, herein, warf einen Blick auf die zwei, sah, daß sie bewegte, ernste Augen hatten, kam zögernd einen Schritt näher und erwartete, daß ihm di« Kunde würde, die einmal kommen mußt«. Ms die beiden schwiegen, setzte er sich zu ihnen, paffte ein paar Rauchwolken in die Höhe und scherzt«: „Ist euch ein altes Weib über den Weg gelaufen?^ „Ja, Hans," fiel Saßner ein, „die alte Hinzelmann." „Gerd, da gibt's nur ein Mittel. Den Daumen der rechten Hand quer vor den Mund halten und dreimäl dar über weg spucken." „Ohne daß er naß wird?" „Spuckst du so feucht?" „Tust du es anders?" „Ja. Ich spucke inwendig und das geschieht trocken." „Aber auch über den Daumen?" „Kleinigkeitskrämer! — Du siehst doch, daß ich neu gierig bin." . „Bleibe es, Hans, es steht dir gut." Hans Wohlgemut blickte ihn komisch, halb lustix, halb tadelnd, von der Seite an. „Elfe, kannst du mich leiden sehen?" „Nein, Onkel Hans, dos kann ich nicht. — Herr Saßner, ich darf doch?" Saßner nickte ihr zu, und sie legte den Brief in Wohlgemut» Hand. Der las, rauchte stärker, legte die Unterarme breit auf den Tisch und sah von einem zum andern. , „Nun seid ihr aus dem Häuschen vor Freude. Kann ich Mir denken. Ist ia soweit auch keine Ursache zu Trauerflor, hohem Hut und schwarzem Rock. — Gerd, ist nett, wirklich nett. Gratuliere dir und freue mich." „Aber? — Du hast doch ein Aber im Halse," Hans Wohlgemut riß -en Mund weit auf. „Sieh' mal nach, Gerd. — Zu der Geschichte von der Gänsehüterin mal« ich dir «in Bildchen. Die alte Hinzelmann. — Elfe, was sagst du bloß? Wie das in die Berühmtheit hineinwuchst!" „Ja", scherzte Elfriede, „ein Maler, ein Dichter, und ich -gzwischen als ein unberühmtes Mädel." '„Hat nun keine Not mehr, Elfe, ich mal« dir". saßner singt dich. Dann lassen wir eine Anzeige in die Welt gehen. Ums Meistgebot." „Wer da schon bietet! — Onkel Hans, nun mal ernst- haft: Freut es -ich nicht?" „Unbändig freue ich mich, ganz unbändig. Ich weiß nicht, was ich vor Freude anstellen soll. Genügt es, wenn ich auf dem Kopfe stehe?" Da wur-e Elfriede ärgerlich. Hans Wohlgemut lachte und tätschelt« ihre Hand. „Ist ja gut, klein« Elfe. Wir verstehen uns schon. — Wer trifft denn nun die Auswahl?" -„Wir drei," entschied Elfriede Kolbe. „Hm, Saßner ist Partei. Er darf im besten Fall« be ratende Stimme haben. Die entscheidenden haben wir zwei und die Mutter." Da lachte Gerhard Saßner abermals. „Jetzt soll der Vater nicht einmal das Schicksal seiner Kinder bestimmen dürfen!" „Darf er ja niemals. Hat immer Nur beratende Stimme. — Heut« abend um acht soll die erste Sitzung sein. Ich schlage die Laube draußen vor. — Komm, Gerd, wir wollen eine Stunde laufen." Sie wanderten an den Hilgensee, lagen in -er warmen Frühlingssonne, sahen den Schwalben zu, die über -en See hin und her schossen, und Hans Wohlgemut redete mit tiefer, ernster, ruhiger Stimme. „Es ist natürlich eine Freude, Gerd, aber du mußt dich auf sie einstellen. Jode demer kleinen Geschichten ist eine stille, schöne Blume. Die geben zusammen einen Strauß, in dem die Vielheit die einzeln« Blume hebt, aber du mußt da mit rechnen, daß du nicht jedermanns Geschmack triffst. Den einen entzückt eine blaue Glockenblume, dem andern ist sie gleichgültig, dem dritten Unkraut. Ich muß dir ehrlich agen, daß ich nicht glaube, daß du eine große Gemeine inden wirst. Das aber, Gerd, das ist «ine Ehre für dich. Du wirst ein Häuflein finden, die deinem Strauße aus Wiesenblumen einen Ehrenplatz einräumen werden, einen Haufen nicht. Es ist gut, daß du nicht daran denkst, von deiner Feder leben zu wollen. Du könntest es nicht, und das Zeug zu einem, der stolz und seiner selbst sicher, lieber hungert, als der Bestie schön tut, das, Gerd, das hast -u nicht und darfst du nicht haben. Du tätest mir leid, Mensch, in der Seele leid. Ich sag' immer: KünstlertuM ist eine Krankheit, um die die einen, zu beneiden, derentwegen die anderen zu bedauern sind. Dann und wann kommt einer vor, der gesund und robust seines Weges gebt und -och Großes schafft, aber -ie Leute sind selten. Don der Kunst leben wlllkn, das ist «in gewagtes Unternehmen. Du darfst mich nicht als Beweis des Gegenteiles anfüyren. Ich hab'» angefangen, La ich noch reichlich, unreif war. Du bist zu alt dazu und zu gesund. Wie gesagt, Gerd, ich freue mich ehr lich, aber ich geb« dir den Rat, wenn die Dinger dir aus der Hand geglitten sind, dann stehe davor wie «in Fremder." Gerhard Saßner reichte dem Freund« die Hand. „Ich danke dir, Hans. Was du sagtest, das fühlt« ich, und des halb war meine Freude nicht so stark, als sie sein müßte. Ich glaube, Elfriade Kolbe hat sich freier ünd reiner un stärker gefreut." „Das ist leicht zu erklären. Auch du sollst dich freuen. Du mußt dich immer daran freuen. Der Skauß ist dein, du hast ihn gepflückt. Bei der Blum« denkst du aN «inen sonnigen Hang, bei der an einen weichen Rachregen hinter einem Gewitter her, bei der an das Kinderfest auf der Wiese. Du sollst dich immer daran freuen, aber du sollst dich durch Lob oder Tadel, die auf dich zukommen, nicht irre mache» lassen. Immer lernen wollen, aber immer «in Eigener vLtu/en, die ausgefallene Idee, dem anderen seinen rechtmäßigen Anspruch ausreden zu wollen; man versucht es jedenfalls gar nicht erst. Aber ausgerechnet im deutschen Arbeitsrecht, wo es sich um schwer erarbeiteten Lohn handelt und wo man weiß, daß die Arbeitskraft des Menschen das wichtig ste und wertvollste Volksgut darstellt, versuchen eigennützig denkenhe Unternehmer und deren Berater, immer wieder den schaffenden Volksgenossen materiell zu benachteiligen, yur um sich selbst Vorteile zu verschaffen. > > Es kann heute auch niemand mehr mit den Einwänden komme», die früher vielleicht stichhaltig gewesen wären, denn mit dem Zeitpunkt, da die Reichsregierung für alle größeren Wirtschaftsbezirke Treuhänder der Arbeit einge- etzt hat, die im Einvernehmen mit Sachverständigenaus- chüssen von sich au» Tarifordnungen erlassen und durch >eren Persönlichkeit und Autorität eine ausreichende Ge währ dafür geboten ist, daß mit den Tarifordnungen der Wirtschaft nichts Unbilliges mehr zugemutet wird, ist jede Tarifumgehung und der Versuch dazu nichts anderes als Gesetzesuntreue und ein Versagen der Gefolgschaft zum Führer. Wenn ein wirtschaftliches Unternehmen wirklich als leistungsschwach und notleidend angesprochen werden kann, hat es jederzeit di« Möglichkeit, sich vertrauensvoll an den Treuhänder der Arbeit mit einem begründeten Antrag auf Herabsetzung des Tariflohnes zu wenden und der Treu händer der Arbeit wird stets die notwendige Einsicht und das erforderliche Verständnis sowohl für die wirtschaftlichen Sorgen des Unternehmers, als auch für die sozialen Be dürfnisse der Gefolgschaftsmitglieder aufbringen. Nur dann, wenn Tarifunterschreitungen ausdrücklich vom Treu händer der Arbeit genehmigt worden sind, können sie als rechtsgültig angesehen werden. Etwas anderes kommt künftig nicht mehr in Frage, insbesondere auch nicht der Versuch, im Betriebe in freier Vereinbarung (was mehr oder weniger unter Anwendung des wirtschaftlichen Druckes geschieht) im Einzelfalle die Tarifordnung zu um gehen. In diesem Zusammenhang« sind die Rechtsberater der Deutschen Arbeitsfront angewiesen worden, von nun an ge wissenhaft und konsequent den Fällen nachzugehen, die als Tarisumgehungen gemeldet werden und tue Rechtsverfol gung der vorenthaltenen Ansprüche, gegebenenfalls über den Treuhänder der Arbeit, zu betreiben, und zwar von dem Zeitpunkt ab, wo die Tarifunterschreitung eingesetzt hat. Der anständig denkende Unternehmer, der die Tarifordnungen einhält und sogar Leistungszuschläge gewährt, wird Genug- Si« lagen noch eine Weilen ohne zu sprechen. Dann brachte -er Maler -ie Rede auf Vorsteher Weiße. „Neu lich hat er nun glücklich Süßenguts Hausknecht gemacht. Ist ein Jammer. Richtig in «me Säckgasse ist -er Mensch ge rannt. Nun ist er zu -ickköp ig, umzukehren. Hast du ge sehen, daß er alt g«wor-en ist? Gerd, wie mir Johannsen von -er Schulzenwahl erzähl e, -a habe ich auf den Tisch gehauen: Er ist doch ein Kerl, der Weihe! Jetzt meine ich zuweilen, wir irren uns. Gerd, was mag er in sich hinein fressen! Cs setzt ihm zu, sag'ich dir. Wenn er an mir vorbeigeht, dcmn reW er sich hoch, um gerade zu gehen und den Allen vorzutäuschen, aber nach zwanzig Schritten geht er wieder mit geknickten Knien. Auch Johannsen macht es keine Freude mehr, ihn zu Hetzen." — Sie gingen langsam beimwärts, Gerhard Saßner ar- bellet« n«h «in paar Stunden, und um acht saßen sie in der Laube. Mutter Kolbe hatte die Kleinmag-, ein sauberes, flinkes Mädchen, in die Gaststube geschickt. Möglich, -aß etliche Gäste kamen, möglich auch, daß die Stube leer blieb. Ganz Hilgendorf war seht ein fleißiger Ameisenhaufen, die Gasthäuser waren vereinsamt, und nur an den Sonnabend- und Sonntagabenden ging es bei Mutter Kolbe lebhaft, im „Lustigen Mann" Überlobhaft zu. Der Garten prangte in Frühlingsherrlichkeit. Di« Mederbüsche waren über und über mit wrrßen und blauen Blumenkegeln behängt, und der Duft ging in schweren Wel len. Im hohen Ahorn pfiff ein Starmatz, Wagen knarrten auf der Dorfstraße, di« Schwalben zwitscherten von der Dachrinne herab. Hans Wohlgemut hatte ein« Flasche Wein aus Mutter Kolbes Keller geholt, sie lehnten behaglich in weiß un- schwarz geschuppten Birkenstühlen, Mutter Kol- be ein Kissen hinter dem Rücken, und Elfriede las. Die Ge schichte vom Frieder vom Berge, vom Heinrich Sonntag, -er «in Musikant werden wollte, von Mutter Widuwilt und ihrem Kreuzschnabel. Sie las mit weicher Stimme und innerer Wärme, so, wie man es am Frühkngsabende ins Blaue hinaus blühen läßt. So lasen sie sechs der kleinen Erzählungen, sprachen über jede, waren zumeist einig, zweimal stimmten sie ab, und Hans Wohlgemut wurde überstimmt. Er nahm es lachend hin, wer! sein Widerstand voü vornherein nicht ernst haft gewesen war. Gerhard Saßner saß schweigend in seinen Stuhl ge lehnt, raucht«, trank und berauschte sich an Elfriede Kolbes Stimme. Er vernahm nur sie, nicht leine Erzählungen. Dann und wann geschah es, daß er schärfer hinhorchte. Habe ich das wirklich geschrieben? Dar klingt so fremd. Di« drei andern stritten, Gerhard Säßner träumte. Ach, was ist schöner, ein Winterabend unter der Lampe oder ein Früblingsabend in der Laube? — Die Lampe brennt, eine richtige, singende Petroleumlampe mit gemaltem Schirm, über einem Tische, auf dem in -er Mitt« der braunen Tisch decke ein weißes, nettes Deckchen liegt, da» ein« liebe Hand bestickte. Er sitzt in der Sofaecke, und neben ihm «ine schlan ke, schöne, jung« Frau, deren Hand er in der seinen hält. Di« liest un- offenbart ihm sein eigen Ich, so daß er ver wundert davor steht. Gegenüber dem Sofa ist eine Tstr. Die steht offen. Regt sich da nicht «twas? Daß Gott! Ein verträumtes StimmcheN sagt im Schlafe ganz leise un- klin gend: „Muttelil" Da sieht ihn di« Frau an, lächelt und hat süße, gute heilige Augen. — „Gerd," Hans Wohlgemut zerbrach den schönen Traun,, „beratende Stimm« Haven wir dir zugebilligt. Was meinst du?" Gerhard Saßner strich sich über die Augen. „Wie sag test du?^ Wohlgemut lachte. „Er kommt eben vom Olymp. — Das ist niedlich. Wir plagen uns hier im Schweiße unseres An gesichts, und -er, den es am ersten angeht, der wandelt ein sam abseits. Ich schlage vor, wir wenden uns von ihm ab und überlassen ihn seinem Schicksal. Nein, das geht Nicht, dann macht er Dummhe ten. Elfe, du bist überstimmt. Mut ter und ich sind dagegen, daß die Geschichte vom Frieder vom Berge ausgenommen wird." (Fortsetzung folgt.)