Wald und Bergbau DER BERGBAU ALS DER EINZIGE GROSSABNEHMER FÜR HOLZ Die Leistung einer Flöße richtet sich natürlich nicht nur nach dem Be darf, sondern nach dem Holzreichtum der von ihr erschlossenen Wälder. Und die Leistungsfähigkeit der Waldungen wirkt sich auf den Bergbau am stärksten aus. Daher werden wir an erster Stelle die Wechselbeziehun gen zwischen Wald und Bergbau in der gebotenen Kürze zu erörtern haben. Hauptsächlich beschäftigt uns dabei die folgende These: Der Bergbau, oder wie wir vielleicht besser sagen, das Montan wesen war der einzige Großabnehmer für Holz, wenn wir die Ver hältnisse des Mittelalters und die spätere Entwicklung bis ins XVIII. Jahrhundert hinein in Betracht ziehen. Zum Montanwesen rechnen wir neben den Gruben und Aufbereitungsanlagen die Hüttenwerke einschließlich der Glashütten und Sudhütten für Alaun und Vitriol, die ,Gifthütten' zur Schwefelproduktion und Arsenerzeugung, die Hammerwerke, die Salinen und die im XVI. Jahrhundert aufkom menden Blaufarbenwerke (Grünfarbenwerke). Diese These erscheint weniger kühn, wenn wir die sonstigen Abnehmer in Betracht ziehen: Die ländlichen Bedürfnisse fielen bei dem damaligen Waldbestand 1 nicht schwer ins Gewicht, obgleich man in Haus und Land wirtschaft so gut wie alles mit Hilfe des Holzes verfertigte und an Metallen sparte, wo immer dies angängig war. Der Verbrauch der kleinen Städte mit durchschnittlich 200 bis 2000 Einwohnern kam höchstens ausnahms weise dann in Betracht, wenn ein verheerender Stadtbrand plötzlich zu erhöhter Bautätigkeit zwang, ein großer Kirchenbau 2 beschleunigt einge deckt werden sollte oder eine stets enorme Mengen beanspruchende Holz brücke über einen breiteren Fluß zu schlagen war. Brückenbauten (zum Teil auch Wegebauten!) forderten ständig auch für die laufenden Repara turen viel Holz. Aber selbst die größeren Städte konnten die Leistungs fähigkeit der Wälder meist noch nicht erschöpfen. Allenfalls brauchten und 1 Die Beiträge zur Forstgeschichte in Deutschland können hier nicht namhaft ge- macht werden. Seit dem Erscheinen der „Forst- und Jagdgeschichte Deutschlands“ von SCHWAPPACH bis zu den neuesten Veröffentlichungen, etwa der „Geschichte des Deut schen Waldes“ von BERTSCH, ist für die meisten deutschen Landschaften der Stand der Bewaldung im Mittelalter erforscht und zusammengefaßt worden. 2 Wir wissen, daß zum Bau der Frauenkirche in München in den Jahren 1468/1488 20 000 Stämme auf der Isar angeflößt wurden! Es gehört zu den stärksten Eindrücken, die eine Besichtigung des Freiberger Domes hinterläßt, wenn man auf dem Dachboden das gewaltige Werk der Deckbalken und Spar ren vor sich sieht. Der Holzaufwa^nd auf dem eng begrenzten Raum gibt viel zu denken, um so mehr, wenn man nicht nur die Menge des Holzes, sondern auch seine Qualität bewertet.