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1. Vetblatt z« Rvmmer 2VS Der Sächsische Erzähler Por -em Sozialen Ehrengericht. «aMbls-e Auslände auf einem Sauerngul. Aberkennung der Berechtigung. Vetrlebeführer zu fein. Dresden, IS. Dezember. Geradezu unglaubliche Ver hältnisse wurden in einer am Dienstagvormittag in Dresden vor dem Sozialen Ehrengericht unter Vorsitz von Landge- richtsrat Dr. Hentschel abgehaltenen Verhandlung gegen den 61 Jahre alten Bauern Theodor Barthel und dessen 21 Jahre alten Sohn Martin aus Oberreichenbach aufgedeckt. Martin Barthel ist wegen Sittlichkeitsverbre- chens, Theodor Barthel Mit Geldstrafen vorbestraft. Der Verhandlung zugrunde lagen gewisse Vorfälle, die sich am L Mai 1934 auf dem Gute des Angeklagten abgespielt haben. Es hatte dort, als dör Wittschastsgehilfe M , ein geistig zu rückgebliebener Mensch, mit Gewalt gezwungen werden sollte, Men Dienst im Kühstdll zu versehen, eine Schlägerei gegeben, bei der M. Verletzungen leichter Art davongetragen hatte, M. war damals vom Gute geflohen. Dieser Vor gang war aber nicht das Wesentliche an der Verhandlung. Da» Wesentliche waren vielmehr die Zeugenaussagen und düket insbesondere die Aussage des Bürgermeisters und Ortsbauernführers in Oberreichenbach. Aus diesen Aus sagen ergab sich, daß Barthel, der ein Gut von 105 Hektar — vä» größte der ganzen Gegend — „bewirtschaftet", diese» Gut derart hat verwahrlosen lassen, daß er ISIS Brotkarten erhalten mußte, da er nicht als Selbstver sorger anzusprechen war. Die Gebäude sind vollkommen verwahrlost, das auf dem Gute angestellte Personal in kümmerlichen Kammern unter- gebracht, in denen die Fensterscheiben z. T. seit geraumer Zeit zertrümmert sind, ohne daß Abhilfe geschaffen wurde. Löhne würden und werden nur gezahlt, wenn zufällig ein mal Geld vorhanden ist. Betten, Wäsche oder Seife wurden überhaupt nicht geliefert. DasGulspersoual mußte daher in vollkommen ver wahrlostem Zustande. z.T. in wahren Lumpen, seinen Dienst versehen. Wer einigermaßen auf sich hielt, blieb natürlich bei einem selchen „Brotherrn" nur kurze Zeit. Klagen wegen rück ständigen Lohnes blieben erfolglos. Vie wenigen Pferde des Gutes befanden sich in bejammernswertem Zustand. Auf dem Tut« blieb nur, wer keinerlei andere Möglichkeiten, unterzukotkmen, fand. Mit diesen konnte der Angeklagte dann nach seinem Belieben schalten. Sie mußten froh sein, wenn sie nur zu essen bekamen, wobei es ost genug zur Hauptmahlzeit nur Kartoffeln mit Salz gab. Mit großer Erregung wies der Zeuge darauf hin, daß diese Zustände auf dem Gute de» Bärthel nun schon seit 15 Iahten. d H. solange er Bürgermeister von Oberreichenbach sei, an- düuerten. Seine häufig wiederholten Versuche, Abhilfe zu schaffen, seien früher ergebnislos geblieben. Auch ein Ent- eignungsverfabren gegen Barthel sei nicht durchgeführt wor den. Die Aussagen des Zeugen wurden unterstützt durch «in Schreiben desKreisvauernführers, daß die Wirtschaft auf dem Gute des Barthel schlecht geführt werde, daß etwa zwei Drittel der Felder unbestellt geblieben seien und daß die Gebäude vollkommen verwahrlost seien. Wie derholt hätte das Getreide zwangsweise gedroschen werden müssen. Der Vieh- und Personalbestand des Gute» sei voll kommen unzulänglich. Als Vertreter des Treuhänders der Arbeit für Sachsen beantragte dessen Stellvertreter, Gerichtsassessor Dr. Bin nenwerg. dem Angeklagten di« Berechtigung, Betri'bsführer zu sein, abzuerkennen. Dr. Binnenwerg wies nochmals auf die durch die Zeugenaussagen und das Schreiben des Kreis bauernführers festgestellten geradezu grauenerregenden Zu stände auf dem Hose des Angeklagten hin. Wenn ein frühe res System nicht die Möglichkeit gefunden habe, diese Zu stände zu beseitigen, so müsse jetzt der Nationalsozialismus unter allen Umständen Abhilfe schaffen. Nach kurzer Beratung verkündete das Gericht folgendes Urteil: Dem Angeklagten Theodor Larihel wird die Berech- ilgung, Betriebssichrer zu sein, aberkannt. Der Angeklagte Martin Barthel erhält einen Verweis. Die Kosten de» Ver fahrens haben die Angeklagten zu tragen. Vrrlkunkene Sozialabgaben. Dresden. 19. Dezember. Dor dem Sozialen Ehrenge richt für den Treuhänderbezirk Sachsen stand am Dienstag eine weitere Verhandlung an, die sich gegen den 39 Jahre alten Stuhlbauer Otto Kürth aus Geringswalde richtete, der mit etwa 400 Mark Löhnen an seine Gefolg schaft im Rückstand ist und die vom Arbeitslohn einbehalte nen Soziolabgaben in Höhe von 572,30 Mark für Invaliden versicherung und 615,61 Mark für Kranken- und Arbeits losenversicherung nicht abgeführt hat. Statt, durch äußerste Sparsamkeit für pünktliche Abführung dieser Beträge und Zahlung der Löhne besorgt zu sein, unternahm Kürth ausgedehnte Bierreisen, auf denen er hohe Beträge bi» zu 150 RM. zu seinem persönlichen Vergnügen veraus gabte. Wiederholt gelobte er Besserung, doch unmittelbar im An schluß an eine Gerichtsverhandlung in Rochlitz, in der er ein derartiges Versprechen gegeben hatte, betrank er sich wie der. Und einige Zeit später stand, wie schon so oft vorher, die Belegschaft im Betrieb, ohne daß der Angeklagte erschie nen wäre, oder über die zu leistende Arbeit disponiert hätte. Durch einen Zufall erfuhr man, daß sich Kürth in Mitt weida aufhielt. Er wurde von Gefohschaftsmitgliedern im Auto abgeholt und mußte wegen Trunkenheit in volizeiliches Gewahrsam genommen werden. Sein Betrieb, der an und für sich wegen hoher Schulden und wegen Rückgangs der Auftrage sehr stark zu kämpfen hatte, wurde durch da» liederliche Verhalten des Angeklagten völlig herunkergewlrtschaftet. so daß Konkurs angemeldet wurde, den aber das Amtsge richt Geringswalde mangels Masse ablehnte. Kürth vertei- WreiMk tzelleu Nm Smen m». Einer der P»Ilz«lh«»d- Propaaandamarsch«, di« am „Tag der Polizei" Veranstalter wurde», um filr dl« von dep Polizei zugunsten de» Wl»k«rhilst- werk« durchgestlhrien Sammlungen zu »erde«. s«u SltUMN IMlelmiMn. Schloß Sibylle»,rt bei Br«««»» der Sitz König Friedrich Angus» von Sachse» »ach der Rooem- ber Neoolimo», so», wie der«»» mligeieil»» ver- <l»h«»l werden digt« sich damit, daß er den Kopf verloren habe. Der Per« treter de» Treuhänders der Arbeit, Gerichtsajfeflor Dr., Bin- nenwera, wie» in seinem Plädoyer darauf hin, daß «in Be- triebssührer, der den Kops verliere, feines Amtes nicht wür dig sei, Kürth aber habe darüber hinaus noch durch, seine Alkoholexzesse diejenigen Gelder vergeudet, die die Beleg schaft durch ihrer Hände Arbeit geschaffen habe. D« «ericht sprach Kürth dl- Befähigung ab. Betrieb», führ« zu sein und verurteilte ihn, die Kosten de» Ver fahren» zu tragen. Da» erste Urteil de» sozialen Ehren gerichtes in Kerlin. Aberkeununa der vetrlebssührereigenschast gegenüber einem unsozialen Unternehmer. DNB. Verllu. 18. Dezember. Der erste Fall, mit dem sich das am Dienstag zusammengetretene Ehrenaericht für dm Treuhänderbezirk Brandenburg zu beschäftigen hatte, betraf einm Kohlmaroßhändler, der sich trotz wiederholter Verwarnungen durch den. Treuhänder der Arbeit und die Deutsche Arbeitsfront hartnäckig- geweigert hatte, seinen Kutschern und Fuhrleuten Tariflohn zu zahlen. Der Antrag des Treuhänders ging auf Aberkennung der Betriebsführereigenschaft. Das Ehrengericht, schloß sich diesem Antrags an. Wie der Vorsitzende, Amtsgerichtrrat Dr. Heuer, der der Urteilsbegründung betonte, hat sich der Angeklagt« durch eine dauernde Weigerung, die ihm durch «in« gültig« Tarifforderung auferlegten Pflichten zu erfül len, bewußt außerhalb des Rahmens der Gesetze gestellt. Sein« unsoziale Gesinnung gehe aber am deutlichsten aus den Schriftsätzen hervor, die er an den Treuhänder.der, Ar beit und andere Dienststellen gerichtet hat. Eine, solche Per sönlichkeit, wie der Angeklagte, sei unfähig. Führer eines Betriebes zu sein. Der Treuhänder der Arbeit, Dr. Däschner, nahm dann Veranlassung, sich in grundsätzlicher Weise mit der Bedeu tung der sozialen Ehrengerichtsbarkeit auseinanderzusehm. Er betonte, daß das Führerprinzip des nationalsozialisti schen Staates nichts mehr zu tun hab« mit dem liberqlisti- schen und marxistischen „Herr-im-Hause"-Stanüpunkt. Boran stehe vielmehr bei den Betriebsführern im Dritten Reich die Fürsoraepflicht gegenüber den Mitgliedern der Gefolgschaft. Unsoziale Brtriebsführer mögen sich hinter die Ohren schreiben, daß es im Dritten Reich unmöglich ist. deutsche Arbeitsmenschen zur Zielscheibe von Ehrenkränfun- g«n und Beleidigungen zu machen, ober ihre Arbeitskraft in ungebührlicher Weise auszunutzen. Aus Sachsen Hetzschriftenschmuggel im Erzgebirge. Freiberg, 19. Dez. Während die nationalsozialistksche Regierung erfolgreich den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und Wintersnot führt, versuchen jene marxistischen Hetzer, die vor der Machtergreifung des Nationalsozialismus nichts taten, als Unruhe und Aufruhr zu stiften, vom Ausland her immer wieder ihre schmutzigen Pamphlete jenseits der Grenzen an den Mann zu bringen. Cs gibt immer wieder einige Unverbesserliche, die diesem Schwindel zum Opfer fallen und solche Hetzschriften für ihre sauer verdienten Gro schen kaufen. - ' - ' -- So hatte sich am Dienstag das Sondergericht für da» Land Sachsen, das in Aue tagte, mit 22 Angeklagten aus Aue, Eibenstock, Lauter und Bermsgrün zu be schäftigen, die erwiesenermaßen kommunistische Hetzschriften, die aus der Tschechoslowakei ein geschmuggelt waren, gekauft hatten. Dies gaben alle bis auf einen auch zu. Aber sie beteuerten» sich einer verbotenen Handlung dabei nicht bewußt getvesen zu sein. Einige behaupteten, die Zeitungen nicht einmal ge lesen, sondern sofort verbrannt zu haben. Di« Fragei wär- um sie überhaupt Geld dafür ausgegeben hätten, wußten sie nicht zu beantworten. Nach der Vernehmung der Ange klagten beantragte der Staatsanwalt gegen alle 22 Ge fängnisstrafen bis zu zwei Jahren, da sie gegen das Verbot der Verbreitung kommunistischer Schriften sich vergangen Haben. 18 Angeklagte, die mehrfach solche Zeitungen kauf- ten, betrachtete er auch -es Verbrechens nach 8 2 des Geset zes gegen die Neubildung von Parteien für überführt. Das Urteil ist am Mittwochmittag zu erwarten. Zittau. 19. Dezember. Zunahme der Bisamratte in der Oberlausih. Immer wieder kommen aus den Oberlausitzer Ortschaften Meldungen über das in letzter Zeit beobachtete häufige Vorkommen der Bisamratte. So wurde an der Mandau in Hörnitz ein sechstes Eremplar dieses gefährlichen Nagers innerhalb kurzer Zeit unschädlich gemacht. In den Oppacher Teichen wurden in der Zeit vom 6. bis 17. d. M. 15 Bisamratten gefangen. Königstein, 19. Dezember. In eine marschierende Kq- lonne gefahren. Beim Ueberholen einer marschierenden Ar beitsdienstkolonne im Bielatal fuhr ein Arbeiter aus Rath mannsdorf morgens mit seinem Motorrad in die marschie rende Kolonne hinein. Dabei trug der Arbeitsdienstfreiwil lige Dutack aus Pirna einen Schädelbruch davon, dessen Folgen er am Montag erlegen ist. Pirna, 19. Dezember. Ein Pferd durch Starkstrom ge tötet. Auf dem Rittergut Langenhennersdorf kam, al» her Kutscher mit zwei Pferden aus dem Tore trat, eines der Tiere mit einem herabgefallenen Draht der Starkstromlei tung in Berührung. Das Pferd fiel auf der Stelle tot zu Boden. Heidenau, 19. Dez Lin Soldatengrab von 1Ü1Z auf gedeckt. Bei Erdarbeiten am Bahnhof Heidenau-Groß- sedlitz stieß man in etwa 80 Zentimeter Tiefe auf ein Grab, in dem sich drei vollständig erhaltene Skelett« befanden« Nach -em Gutachten eines Sachverständigen handelt es sich um die Ueberreste von Soldaten, die hier im Jahre 1813 begraben worden sein dürsten. vre»dch>. 19. Dez was alle» gestohlen wurde. Am Montag sind in der Vorstadt Gruna an zwei Stillen Ein- stelgediebe aufgetreten. In dem einen Fall« drang der Diest durch «in offenes Fenster in eine Cr-geschoßwohnung ein und entwendete eine größere Anzahl alter Silber- miß Kupfermünzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. I»