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ML MSN SMlttem MVENl ZM. Ela Uebirfichltdild von der Tagung, dl« mit einem überwältigenden Bekennt- nid rnm Denlschlnm des Saarland«» lhr«nAdschl»h fand. Der Sächsische Erzähler Mittwoch, den 12. Dezember 1SS4 S. Beiblatt z» Rnmmer 289 In der Begründung führte Landgerichtsrat Dr. Hentschel au», daß der Angeklagte überführt sei, seine Treu- und Ka meradschaftspflicht gegenüber seiner Gefolgschaft verletzt zu haben, und daß er rein Verständnis für den Begriff de» Betriebssichrer» gezeigt habe. Es liege eine böswillige Aus nutzung der Arbeitskraft feiner Gefolgschaft vor. Besonders erschwerend sei, daß der Angeklagte erst begonnen habe, Invalidenmärken zu kleben, als er von dem gegen ihn ein geleiteten Verfahren erfuhr. Bel dem hartnäckigen Ver halten des Angeklagten, der auch heute noch nicht die nötige Einsicht zu besitzen scheine, habe da» Gericht nur auf die härteste Strafe der Aberkennung der Fähigkeit, Betriebs führer zu fein, erkennen können. DU» Gericht richtete an den Angeklagten da» dringend« Ersuchen, in diesem Jahre sich über die Pflichten eines Vetriebsführers klar zu werden, sonst werde ihm die Fähigkeit, Vetriebsführer zu sein, für alle Zeit ab- erkannt werden müssen. gefangen hat, alle Preise zu einem dauernden Sseiaen bringt. Was da» bedeutet, und wie schnell dies zum Ver derben führt, weiß jeder, der den Wahnsinn der Inflation miterlebt hat. Es, ist zu hoffen, daß die bösen Beispiele, nicht weiter, gute Sitten verderben, daß die Strafen vielmehr andere De- triebsinhaber davon abschrecken, zum Nachteile des Volks ganzen die Preise heraufzusetzen, was nie nötig werden wird, wenn alle Disziplin bewahren und nicht Eigennutz, über das Gemeinwohl stellen. Unsozialer Betriebsführer in Schutzhaft. Wie das Presse- und Propaaandaamt der Deutschen Arbeitsfront mitteilt, ist der Fabrikbesitzer Berthold Greiner, Inhaber der Glasfabrik Greiner in Ritschel - Oberlausitz, wegen unsozialen Verhaltens und Mißachtung der Verordnung des Führers in Schutzhaft genommen worden. Greiner hat nicht nur in unverant wortlicher Weise sein Besitztum verwirtschaftet, sondern er' blieb seiner Gefolgschaft, 187 Männern und Frauen, ins-' gesamt 21000 RM. an Löhnen und der Krankenkasse und Jnvalidenversicherung rund 30 000 RM. an Beiträgen schuldig. Er selbst verwandte dagegen für seinen persön lichen Verbrauch außerordentlich hohe Beträge. Eine Lieferungsgenossenschaft für das sächsische Schuhmacherhandwerk. Dresden, 12. Dezember. Vom Sächs. Schuhmacher-In- nungs-Derband, Sitz Dresden, wird uns geschrieben: , In diesen Tagen, wurde in Dresden eine Lieferungs genossenschaft für das sächsische Schuhmacherhandwerk ge gründet und inzwischen in das Genossenschaftsregister einge tragen. Träger der Genossenschaft sind die sächsischen Schuh- macher-Innungen und die in verschiedenen Städten be stehenden Schuhmacher-Rohstoffgenossenschaften. ... Aufgabe der Landeslieserungsgenossenschast ist die. gemeinschaftliche. Uebernahme und Durchführung von Arbeitsauftrtzgen mit dem Ziele wirtschaftlicher Förderung des Schuhmacherhand werks. Durch die Gründung ist nunmehr eine geeignete Stelle geschaffen worden, um alle einschlägigen Arbeiten für die auftragvergebenden Stellen in Reich, Staab und Ge meinden unter voller Gewähr für fristgemäße Lieferung und einwandfreie vreiswürdige Ausführung zu überneh men. Ganz besonders wird es Aufgabe der Landesliefe rungsgenossenschaft sein, die im Lande und in den Gemein den anfallenden Aufträge der Partei- und Behördendienst stellen dem Schuhmacherhandwerk in vermehrtem Umfange zuzuführen. Zittau, 12. Dezember. Er hatte da» Krankengeld feines Sohne» vertrunken. Hier wurde der 48 Jahre alte Einwoh ner Joseph Hildebrand in Verwahrungshaft genommen. Er hatte für seinen kranken Sohn 8 Krankengeld ab geholt und den Betrag resüos vertrunken. ) Zittau, 12. Dezember. Jagdunfall. Auf der Jagd im Stadtforst bei Lichtenberg verfehlte ein Schuß sein Ziel und traf einen der beteiligten Jäger am Kopf. Der Verunglückte mußte in «ine Zittauer Augenklinik gebracht werden. Neufalzä-Spremberg, 12. Dezember. Bettlerfrechheil. Auf dem Polizeiamt sprach ein aus der Tschechoslowakei stammender Mann vor und bat um «ine Essenmarke. Ein Polizeibeamter, der daraufhin eine Durchsuchung des Bett lers vornahm, fand bei diesem 165 Tschechenkronen in Schei nen und Hartgeld vor. Der unverschämte Bettler mußte, natürlich ohne Gratismittagessen, auf schnellstem Wege wie der die Grenze überschreiten. - Löbau, 12. Dez. Ml dem Kraftrad schwer verunglückt. Als der Melker Erich Abendroth aus Schönau am Sonntag vormittag ittit seinem Motorrad von der Linden- in die Poststraße einbiegen wollte, stieß er mit dem Motorrad fahrer Fritz Lehmann aus Schönbach zusammen. Während Abendroth mit dem Schrecken davonkam, erlitt Lehmann beim Sturz aus das Straßenpflaster Kopfverletzungen und seine Mitfahrerin einen Wadenbeinbruch. Löbau, 12. Dez. Verschmelzung des Turnvereins 1848 mit dem Turnverein „Jahn". Nach eingehenden Beratun gen ist es gelungM, die beiden hiesigen Vereine der deutschen' Turnerschaft zu einer Einheit zu verschmelzen. Damit 'st- die Front der Turnvereine, die sich 1903 trennten, wieder geschlossen. Cs entsteht ein Großverein von über 400 Mit gliedern, der den größten Teil aller männlichen und weib lichen Leibesübung Treibenden vom höchsten Alter bis hinab zu 5 Jahren umfaßt. Dresden, 12. Dezember. Die Winterhilfssammlung der Dresdner Straßenbahn. Die Einziehung der 2- und 3- Pfennigbeträge beim Verkauf von Fahrscheinen an Sonn- und Feiertagen auf der Dresdner Straßenbahn zugunsten des Winterhilfswerks hat im Monat November insgesamt 12 000 Mark erbracht, das sind 2200 Mark mehr als im glei chen Monat des Vorjahres. Dresden, 12, Dezember. Vas am Dienstag in Dresden passierte. Am Dienstag früh geriet am Sachsenplatz ein Personenauto infolge Fehlzündung in Brand. Das Feuer, konnte noch vor Eintreffen der Feuerwehr gelöscht werden.- — Ecke Schubertstraße—Trinitatisstraße stießen vormittags, zwei Personenautos zusammen. Dabei wurde eine Person erheblich verletzt. An beiden Fahrzeugen entstand bedeuten- der Sachschaden. — Auch bei einem gegen Mittag Ecke Ly- wenstraße—Holzhofgaste erfolgten Zusammenstoß zweier Personenkraftwagen entstand größerer Sachschaden. —. Abends gegen 18.30 Uhr ereignete sich auf d«r Königsbrücker Straße ein Zusammenstoß zwischen einem Personenkraft wagen Und einem Straßenbahnwagen. Hierbei gab es glücklicherweise nur leichteren Sachschaden. — Kurz nach 20 Uhr wurde auf der Stübelallee ein Motorradfahrer von einem überholenden Auto gestreift. Beim Sturz auf die Straße zog sich der Kraftradfahrer verschiedentlich Verletzun gen zu. — Früh kurz nach 7 Uhr wurde Ecke Fürsten- und Trinitatisstraße ein unbekannter Toter aufgefunden, der an. Herzschlag verstorben war. Die Leiche wurde dem Krema torium zugeführt. — Nachmittags stürzte ein 7jähriger Kna be, der am Geländer einer Freitreppe am Georg-Treu-Platz herumgeklettert war, ab und zog sich sich einen Oberschenkel bruch zu. — Schließlich hat um die Mittagszeit im Wald- ssss Bor dem Sozialen Ehrengericht. Die erste Sitzung im Lreyhänderbezirk Sachsen. Dresdet», 11. Dez. Am Dienstagvormittag trat in Dresden da» Sozial« Ehrengericht für den Treühanderbezirk Sachsen unter Vorsitz von Landgerichtsrat Dr. Hentschel za seiner ersten Sitzung zu ammen. Das Verfahren richtete sich gegen den Frtfeurmeister Gustav Kurt Opitz aus Dresden, der fett Am« 1SS2 für di« bei ihm beschäftigten Auge- stellten keine Jnvatideubeiträge geklebt hatte, obwohl er den Arbeitnehmerauleil bei der Lohnzahlung zurück- behalten hatte. Auch bei der Krankeykasse und bei der Arbeitslosenversiche rung batte O. beträchtliche Rückstände auflaufen lassen. Insgesamt handelt es sich um ein« Summe von 683-90 RM., von denen etwa die Hälft« auf Arbettnehmeranteile entfällt. Bor Eröffnung der Sitzung gab Landgerichtsrat Dr. Hentschel der Hoffnung Ausdruck, daß es dem Gericht immer vergönnt sein möge, die gerechte Sühne für soziale Vergeben zu finden und'damit zu seinem Teile zur Bestie- düng der Wirtschaft beiMragen.' Die Verhandlung stlbst ergab, daß O. sich der Berpslich- tung, Beitragsmarken zur Invalidenversicherung für seine Angestellten zu kltben, intmer wieher in hartnäckiger Weise entzogen hat, und daß daran auch wiederholte Mahnungen der zuständigen Stellen sowie eine Verurteilung durch das Amtsgericht nichts «Ändert haben. Erst als der Angeklagte erfuhr, daß gegen ihn vor dem Sozialen Ehrengericht ein Verfahren anhängig aemacht_sei, d. h. seit dem 20. Oktober 1934, ist er seinen laufenden Verpflichtungen nachgekqmmen. Der Angeklagte suchte sein! Verhalten dadurch zu entschuld!- gen, daß sein EeschästSunisatz derart zurückgegangen sei, daß er die erforderlichen Geldmittel nicht bereit gehabt habe. ES wurde jedoch festgestellt, daß er seinen übrigen Ver pflichtungen, wenn auch.'schleppend, im wesentlichen nachge kommen ist. Dagegen hat sich der Angeklagte wegen der rückständigen Invalidenmarken sogar erfolglos pfänden lasten. Der Treuhänder brr Arbeit im Bezirk Sachsen, Pg. Stichler, wie» in seinem Plädoyer darauf bin, daß er es bisher noch nicht zu einer Anklage vor dem Sozialen Ehrengericht habe kommen lasten, weil er der Ueberzeugung gewesen sei, daß der neue Geist des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit sich erst in der Wirtschaft habe durchsetzen müssen. Es sei zunächst notwendig gewesen, den zum Teil noch in denälten Vorstellungen einer liberalistiichen Zeit befangenen Wirtschaftsführern eine aewiste Umstellungszeit zu gewäh- ren,-damit sie die Begriffe der neuen sozialen Ethik m sich aufnehmen könnten. Diese Zeit sei aber heute vorbei. Er müsse einfchreilen in jedem Falle, wo das verhällen eine» Belriebsführersfür den Staat und für den von ihm neu geschaffenen Ehrbegriff eine Gefahr bilde. Das sei hier der Fäll. Der Angeklagte habe durch sein Verhalten seine Treu- und Kameradschaftspflicht gegenüber seiner Gefolgschaft aufdas. schwerst« verletzt. Ueber alles könne man sich in der Wirtschaft unterhalten, nur nicht über soziale Unanständigkeit. Wenn ein Wirtschaftsführer in Not s«i, werde man ihm gern helfett und ihn beraten. Aber man könne nicht dulden, daß er sein Geschäft auf Kosten seiner Gefolgschaft weiterführe, daß er deren Vertrauen aufs schwerste mißbrauche. Die Invalidenversicherung bedeute für viele Arbeiter ihre letzte Hoffnung la» Aller. Wer einen Arbeiter, ein Mitglied seiner Gefolgschaft, um diese letzte Hoffnung betrüge, sei eiü Schädling, der als Lelrlebsführer nicht mehr geduldet werden könne. Der Staat habe die Ver pflichtung, jeden Volksgenossen gegen soziale Ungerech tigkeiten zu schützen, wenn er das nicht tue, müsse das Vertranen zu ihm erschüttert werden. Das neue Gesetz fordere von dem deutschen Arbeiter eine anständige Gesinnung und ein anständiges Verhalten, es müsse es aber auch vom Wirtschaftsführer fordern. Das Interesse des Staates und der Wirtschaft verlangten, daß Wirtichaftsführer, die ihre Pflichten nicht klar erkennen und erfüllen, verschwinden. Der SSuberungsprozeß habe be gonnen und werd« durchgeführt werden. Pg. Stichler ver langte zum Schluß kraft des ihm übertragenen Amtes, -em Angeklagten die Fähigkeit, Betriebsführer tzu sein, abzu erkennen.- Nach kürzer Beratung verkündete das Gericht .folgendes Urteil: Dem Angeklagten Kurl Opitz wird die Fähigkeit, Führer eine» Betriebe» Zu sein, auf die Dauer eine» Jahre» aberkannt. Aus Sachsen. Bestrafte Preistreiber. . Ipr. Nachdem in Glauchau der Inhaber des Seifenhau ses „Hermes" wegen unzulässiger Preistreiberei mit Schließung seiner Betriebsräume bestraft werden mußte, weil er mit den Preisen von Toilettenseifen am 1. November 1934 von 10 auf 15 Pfg. und von 25 auf SO Pfg. je Stück hinaufgegangen war, hat nunmehr die Ueberwachung der Textilbetriebe auch auf diesem Gebiete zu zwei Bestrafungen geführt. Es handelt sich um je einen Betrieb in Plauen i. V. und in Werdau—Ruppertsgrün. In beiden Fällen sind die auffallenden Emballagen mit einer sprunghaften Preis steigerung verkauft worden. So ging vom 8. Mai bis zum 15. August in dem einen Betrieb der Preis von 4,70 RM. auf 6,00 RM. je 100 Kilogramm in die Höhe, während er im anderen vom 5. April bis zum 2. Juli und bis zum 24. Oktober allmählich von 4^ auf 6 und 9 Pfg. je Kilogramm kletterte. Beide Firmen wurden mit einer Ordnungsstrafe von je 1000 RM. wegen Verletzung der Faserstoffverord nung bestraft, öffenbar hatten sie geglaubt, mit der Cnt- schuldigung durchkommen zu können, daß sie die Rohstoffe zu einem Höheren Preise wiederbeschaffen müßten. Diese Hoff nung hatte aber getrogen. Das soll ja gerade vermieden werden, daß durch eine Angstpsychose und durch Lügen eine Preistreiberei hervorgerufen wird, die, wenn sie einmal an vas L'kitopfgenelil erricht kure Kinder- run ^rtjktzemeinscsiaft'. E