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hauptmannschast Zittau mitgeteitt wurde, hat di« Zahl der Dohlfahrtserwerb«losen im Zittauer Bezirk nunmHr d«n niedrigst« Stand seit langer Zeit erreicht. Ende Oktober wurden noch 2181 Wohlfabrtsenverbslose gezählt. Trotz» dem bleibt die Finanzlaae de« Bezlrkovekband«, sehr ange« spannt, vor allem da sich die monatlichen Zuschüsse de« Reiche« wesentlich verringert haben und zahlreiche Gemein» den mit der Bezahlung der Bezirkeumlage und Pflaste- rungokosten in Höhe von insgesamt 864 OVO im Rückstand sind Herrnhut, 16. November. Auszeichnung eine» Theolo gen. Eine hohe Auszeichnung wurde dem Archlvdirektor i. R. V. Josef Müllerin Herrnhut anläßlich seine» 80. Ge burtstage, von der evangelischen Hub-Fakultät der Universi tät Prag verliehen. In Würdigung seiner wissenschaftlichen Lebensarbeit auf dem Gebiete der Brüdergeschichte wurde v. Müller, der die theologische Doktorwürde bereit» zu sei nem SO. Geburtstag im Jahre 1V04 von der Universität Tü bingen erhalten hatte, nun auch in Prag der Titel «ine» Dok tor» der Theologie ehrenhalber verliehen. Bad Schandau, 16. Nov. Neubau de« Schaadauer Hauptzollamt». In der letzten Stodtverovdnetensitzung teilt« Bürgermeister Baumann mit, daß dank den Bemü hungen der Stadtverwaltung und des Kreisleiters der Reichsfinanzminister für da» Haushaltsjahr 1SS5 den Hauptzollamtsneubau in Bad Schandau projektiert hab«. Der Wunsch der Stadt, da« Zollamt für den Schiffsverkehr mit in das neue Zollamtsgebaude aufzunehmen, sei abschlä gig beschi«den worden. — Der bisherige Bereinspslanzen- garten des Gebirgsvereins Mr die Sächsische Schweiz ist in eigene Verwaltung der Stadtgemeinde Schandau übernom men worden. Dresden, 16. Nov. Schwerer Unfall durch unbeleuchke- ten wagen. Am Donnerstag früh kurz nach 6 Uhr fuhr auf der Fröbelstraße ein Motorradfahrer gegen einen Last wagen, der unbeleuchtet auf der Straße stand. Der Kraft radfahrer zog sich schwere Verletzungen zu und mußte im Friedrichstadter Krankenhaus Aufnahme finden. KSHscheubroda, 16. Nov. Todesfall. Nach längerer Krankheit verstarb hier Stadtrat a. D. Ernst Dreßler, Ehrenmitglied, Schatzmeister und Mitglied de« Führer rat«» des Deutschen Drogistenverbande, und 1. Vorsitzender de» Landesverbandes Sachsen de» Deutschen Drogistenver- bandes. Der Verstorbene war der erst« nationalsozialisti sche Stadtverordnetenvorsteher in KStzschenbroda. Er ge ¬ hört« auch dem Lufsicht«rat d«r Aktiengesellschaft Geh« ö Eo. an. Großenhain, 16. Nov. Bo« wv«u überfahre». Am Dienstagnachmittag verunglückte in Schönborn bei Gro ßenhain eine 16jährige landwirtschaftlich« Gehilfin schwer, als sie auf etnem Frlowagrn zur Arbeit sichren wollte. Li« Pferd« de» Geschirr, scheuten und zogen den Wagen plötz lich stark an. Dabei stürzten der Geschirrsührer und da« Mädchen vom Wagen. E» geriet unter die Räder de» Fahrzeug, und erlitt so schwer« Verletzungen, daß «« dem Krankenhau» zugeführt werden mußte. Der Begleiter kam mit dem Schrecken davon. Chemnitz, 18. November. Li« Verleihung des Kriegs- ehrenkreuzr«. In Lhemnttz, wo etwa 84 000 Kriegsehren- kreuze zur Verteilung kommen, wird mit der Ausgab« der Ehrenkreuze wahrscheinlich im Monat Dezember begonnen werden. Zwickau, 16. Nov. Lin „schweekranker" Schwerverbre cher. Al« vielfach rückfälliger Gewohnheitsverbrecher hatte sich der 84 Jahre alte Heinrich Mar Kruse aus Zwickau vor Gericht zu verantworten. -Er hatte ein« große Zahl Br- trügereien auf dem Kerbholz. Al» vor einiger Zeit «in Verfahren gegen ihn eingeleitet worden war, wurde Kruse plötzlich krank. Er wurde in» Krankenstift eingeliefert, du» dem er aber flüchtete, nachdem er einen Mitkranken bestoh len hatte. Dann lebte der «Schwerkranke" drei Monate lang quietschvergnügt von Zechprellereien und Fahrrad- diebstählen. Ihm konnten allein 85 Zechbetrügereien nach gewiesen werden. Das Gericht beschloß, -em Burschen das Handwerk gründlich zu legen. Kruse erhielt sechs Jahr« Zuchthaus. Nach Verbüßung der Strafe soll er in Siche rungsverwahrung genommen werden. Ae MWWW Wen Ä VNVMM! Neues auS alle» Welt. Doppelleben eines Schwerverbrechers. Einbrecherkolonne« gesprengt. — verficheruugsbetrügereir, aufgedeckt. Nach mühsamer Fahndungstätigkeit ist es der Berliner Kriminalpolizei «ährend d«r letzten Wochen gelungen, mehrere Kolonnen vöst Einbrechern und Hehlern, insgesamt 88 Verbrecher, hinter Schloß und Ri«gel zu bringen. Dies« banbenmäßig «ufaezogenen „Arbeitsgemeinschaften" hüben in der Zeit vom Sommer 1S81 bi» zum Frühjahr 1S88 Dut- zend« von Geldschrank- und Geschästselnbrüchen verübt, die oen Mitgliedern etwa 180000 RM. «inbrachten. Ihr ge- schtcktester Helfershelfer war der „lahme Otto", der an» Dienstag festgenommen wurde. Bier weitere Mitglieder «erden noch gesucht. Im Zusammenhang mit den Ermiti. lungen konnte die gleich« Dl«nstst«lle zwei schwere versich. rung»b«trügrr«irn aufdeckrn. Der „lahme Otto", ein 28 Jahre alter Otto Sch, war bisher unvorbektraft und entzog sich mit beispiellosem Geschick allen Nachforschungen der Polizei. Er galt in den Berliner Unterweltskreisen als der beste „Schließer", d. h. er verstand es mit Meisterschaft, die kompliziertesten Kunstschlösser schnell zu öffnen. Dieses „Talent^ machten sich verschiedene Ein- vrecherbanden zunutze, und so wirkte der „lapne Otto" bei allen verwegenen Großeinbrüchen als „Fachmann" Mit. Die erforderlichen Werkzeuge fertigte er selbst an. Da« „Ge schäft" gestaltet« sich für ihn jo einträglich, do» er sich ein eigene» Auto leisten konnte. Sch. führte ein seltsames Dop- pelleben. Am Tage arbeitete er al» ehrsamer Mechaniker, während er nacht« in Berbrecherlokalen saß und sich über die geplanten Raubzüge unterrichten ließ. Bor,etwa sechs Wochen kam die Kriminalpolizei diesen Zusammenhängen auf die Spur. Nach und nach wurden die einzelnen Bandenmitglieder dingfest gemacht. Sch. wurde vom Arbeitsplatz weg verhaftet, den er seit einigen Mona- ten als gutbezahlter Handwerker bei einer hiesigen Firma innehatte. Viex Mitglieder der gesprengten Einbrecherban den befinden sich noch auf freiem Fuß, Unter ihnen ein Schwerverbrecher, der in seinen Kreisen den Spitznamen „Nöske" führt. Im Verlauf ihrer Ermittlunastötigkeit kamen die Be amten auf die Spur zweier umfangreicher Versicherungs schwindeleien. Zwei Firmenlnhaber hatten Einbrüche in ihre eigenen Geschäftsräume durch gewerbsmäßige „Spezia- 9/ll« Freuden der Welk nehmen «ln Ende, nur die Freuden einer Mutter an ihren Kindern nicht. Adalbert Stifter. Äs» NtÄkau» ««- Ko/nstt von Susürp iv. -«jortithung., «-ckkachdruck verdaten., Darauf fragte er: „Kommen Sie auf die Geschichte wie der zurück?" „Ja, noch drei- oder viermal." „Wie machen Sie es denn nachher mit des Kindes Ant wort: Wisset ihr nicht, daß ich sein muh ..." „Herr Lokalschulinspektor . . ." Johannsen winkte ab. „Unsinn, Johannsen, bitte . . ." „Darüber werd« ich gar nicht viel sagen. Nur: Er hat erkannt, daß er Gottes Sohn ,st. Fertig. Keine Frage danach, keine Erklärung weiter. Das muß man auf der Oberstufe noch einmal hernehmen, und da ist es noch sehr schwer zu sagen. Ganz wird man erst als Mann damit fertig." Johannsen nickte lebhaft. Die Kleinen kamen, Saßner bängte das Specktersche Bild von den Störchen aus. Wieder lauter Hilgendorfer Gegenwart. Der Storch wohnte auf Mutter Kolbes Dach spitze, wohin ihm August Bärrvald, Mutter Kolbes Knecht, ein altes Wagenrad gelegt. Und da stand die Selma Si mon mit dem Zovfkränzlein, und der Paul Heinrich bohrte alle beide Hände in die Hosentaschen. Dann die Erzählung. Da lagen also Eier im Storchennests. „Wer kommt wohl aus den Eiern?" Schweigen, Blicke nach rechts und links, erst ein wenig unsicher noch, dann lachend und übermütig, sogar ein leises Tuscheln. Förster Johannsen steht da und hat ein spitz bübisches Lächeln um den Mund. „Nun, wer kommt wohl aus den Storchen eiern?" Selma Simon ist es, die entschlossen das Fingerchen hebt, dabei verfolgt von lauter lustigen Blicken. „Nun, Selma?" „Die kleinen Kinder." Johannsen drcht sich um. „Donnerwetter, aber nun..." Unter den Kindern kein Lachen, lauter fragende Auqen. „Fein," sagte Lehrer Saßner, „fein, Selma. Wir wollen das mal ein klein wenig deutlicher sagen: Die Storchenkinder. Die kleinen Buben und Madels, die legt alle der liebe Gott ln die Wiegen, und wenn so ein ganz Kleines schön reden könnte, ei, was würde uns da« für feine Geschichten erzählen von den lustigen Engeln und den Blumen auf den Wiesen, wo sie mit den Engeln spiel ten. Wenn dann so ein Kindchen größer ist, dann hat es all das Schön« ganz vergessen und kann uns nicht« mehr erzählen." Da greift Johannsen verstohlen nach Gerhard Saßner« Hand, drückt sie und macht ganz leise die Tür hinter sich zu. — Saßner hatte Lehrer Wagner gebeten, die Turnstunden übernehmen zu dürfen. Da« war dem alten Manne ge funden. „Aber Sie wollen doch nicht im Winter turnen?" „Erst recht, und turnen wir nicht, dann fahren wir Schlitten oder laufen Schlittschuh. Warm machen wir un« schon." Saßner schlug in der Turnstunde einen Pfahl in di« Ende, weil sie Wächter und Dieb spielen wollten. Hermann Auer hielt den Pfahl, und Saßner sagt«: „Tu den Kopf weg, sonst kriegst du ein« vor di« Platte." „Wenn'« v or die Platte geht, schadet'» nix," sagte -er Junge lachend. Gerhard Saßner merkte, daß er in Hilgendorf Boden unter die Füße bekam. Di« Leut« grüßten ihn freundlich, und der und ' jener Web plaudernd einen Augenblick stehen. — Januar und Februar hatten sich zurückgezogen, un- die Sonne gewann an Kraft. Han» Wagemut, der an Saßner immer mehr Gefallen fand, hatte ihn auf aller lei verschwiegene, schön« Fleckchen in der Umgebung Hilgen dorfs geführt. Di« Birk« im Rauhreif war von Christian Schuch mit hinab nach Hennannsau genommen worden. Auf der Staffelei stand ein neues Bild. Das war Vor steher Weißes breite, strohgedeckte Scheune. Die Tore standen offen, und man sah di« kraftvollen Gestalten der Drescher, im Vordergründe den Rassekopf de« Hausherrn. Der Schnee hing in breiten Wülsten über den Rand de» Daches hinaus, eine graue, kraftlose Wintersonne bracht« nur «in kümmerliche» Licht aus. Auch iv dem Bild« lag etwa«. Die Vollendung de« Bilde» aber verzögerte sich Hans Wohlgemut lag krank. E» war nur ein leichter Anfall von Influenza, aber Dr. Stein setzte es durch, daß -er Krank« keinen Fuß au» dem Bette tat. Da lüg er denn, fiebernd; zuzeiten ungeduldig und sich nach der Sonne sehnend, im ganzen aber still, Mutter Kolbe» treues Sorgen dankbar hinnehmend. «... - Gerhard Saßner besuchte ihn. Es war da« erstemal, daß er des Malers eigenstes Reich betrat. Han« Wohlge mut war nie wieder darauf zuruckaskommen, daß er -en Lehrer gerne einmal mit seiner Geige bei sich sähe. Nun kam Saßner zu dem Kranken. Der lehnte im Bette, die Augen waren traurig. „Wieder einmal," sagte Hans Wichlaemut, al» Saßner bei ihm eintrat. Sie reichten sich die Hande. „Sie sind oft krank?" „Eigentlich immer, uneigentlich häufig. — Rücken Sie sich doch den Stuhl daher. Dorthin bitt«. Ich möchte Ihnen in das Gesicht sehen. Das tut nämlich gut, ein ge sundes Gesicht vor sich zu sehen. Sonst bin ich neidisch Ihnen gönne Ich's!" Die Stube, in der Hans Wohlgemut wohnte und malte, hatte drei breite Fenster, di« nach der Rückseite des Hauses, auf den Garten hinaus gingen, in dem bereits die ersten Stare lärmten, und die Stachelbeerbüsche neugierige, grün« Spitzen trieben. Sie war behaglich und nicht das genial« Durcheinander, das man gemeiniglich im Künstlerheim sucht, und das man als dessen unerläßliche Eigenart zu be trachten sich gewöhnt hat. „Es freut mich, daß Sie mich besuchen, Herr. Saßner." „Ich wär« gern« schon eher gekommen, aber ich wußte nicht. . ." . „Kommen Sie recht oft, bitte, aber reden Sie nicht vom Kranksein. Darüber höre ich von Doktor Stein und Mutter Kolbe schon mehr als genug. Sind Sie mal jetzt am Goldbache gewesen? Nein? Aber bann gehen Sie doch ja hin. An dem Wiesenrande, wissen Sie, wo Sie mich im Winter trafen, müssen die ersten Veilchen blühen. Dort blühen sie immer am frühesten." Saßner erzählte allerlei LMtige« von den Kindern der Unterstufe, von Förster Johannsen, mit dem «r und Batet Wagner gestern abend Skat gespielt hätten. Um die Zehn tel, aber Johannsen sei wild geworben, weil er dreißig Pfennige verloren, und Later Wagner habe dazu gelacht und den asten Hitzkopf immer mehr in die Wolle gejagt. Da lächelte auch Wohlgemut. „Wissen Eie, daß Johannsen und der Schulz« ein biß chen auf dem Kriegsfuß« stehen?" „Nein." „Eine lustige Geschichte. Weiße ist ein großer Nimrod, aber ein richtiger Bauernjäger. Schießt keinen Rehbock mit d«r Kugel, kaum den Hirsch, wenn's ander» zu machen ist. Nur liegen muß da» Stück, und Fleisch muß es geben. Am liebsten stellt er sich natürlich an der Grenze auf. Jo hannsen schont, aber den Wildzaun, den er schon ein dutzend- mal verlangt hat, den setzt er nicht durch Di« Herren oben wollen den in Hilgenvorf allmächtig«» Vorsteher nicht ärgern, weil sie wissen, daß sie dann ganz Hilgenvorf ver- grämen. — Weiße bevorzugt die Hardt. Da acht ein breiter Wiesenstreifen vor dem Staatsforst« hin. So achtzig bis neunzig Meter breit. Zehn Meter reichlich gehören noch zum Forste, da» ander« ist Hilgendorfer Bauernland. Der Vorsteher sitzt dort auf dem Anstand. Dqs Wild kommt aus dem Forst«, er läßt es nahe genug herankommen und knallt es dlmy weg. Früher hat Johannsen etliche Mal« aus dem Holze heraus geflucht. Dann hat er es sein lassen. Der Vorsteher hat ihn ausgelacht. Einmal schießt er «inen Rehbock, das Tier bricht zusammen, reißt sich aber doch wieder hoch und schleppt sich auf Staatsgebiet. Weiße aber ist rein de» Teufels, schmeißt die Flinte weg, rennt dem Tiere nach und will es zurückschlerwen. Da brüllt ihn Jo hannsen an; Hände hoch! Da« iwriae können Sie sich denken. Der Salat.«var-fertig, und Pfeffer und Essig dran. Johannsen hat sich ins Zeug gelegt, so sehr er konnte, aber der Vorsteher ist mit einer Geldstrafe davongekommen. Ich glaub« nicht einmal, daß er sich geärgert hat. Wenigstens hat er «« niemand merken lassen, und was er bezahlen mußte, da« brachte ihm der nächst« Bock wieder ein. Seit der Zeit aber knurren sich die zwei an." „Wagner verglich den Vorsteher einmal mit einem Präriebüffel." „Sehr gut," sagte Wohlgemut lachend. Als Gerhard Saßner ging, fragte ihn der Maler, wann er denn nun einmal seine Geige mitbringe. „Morgen." „Nein, heute, bitte. Heut« abend, wenn die Sonn« untergeht." — lieber -en Hang her brach da» Abendrot. Wenn Hans Wohlgemut den Kopf hob, sah er gerade ssinein in das Him- melsfeuer. Auf seinem Gesicht lag der Widerschein, und es sah darunter ganz weltfremd au». Die großen, traurigen Augen blickten durch das rotgoldene Himmelstor, und oes Malers Seele, die schmerzzerwühlt« Künstlerseele, wan derte. Am Fenster lehnte Gerhard Saßner, die Geig« un ter dem Kinn und spielt«, und Abendrot und Geigenton, Klage und lebensfrohes Bejahen flössen ineinander. Der Bogen ging Über die Saiten mit einer edlen, langsamen Be wegung. Ohne Pose, ein Bein leicht über da« andere ge schlagen, lehnt« der Spieler am Fensterbrett, vom Lichte umrahmt, da« auf seinem braunen Scheitel leuchtende Wellen formt«, hatte den Kopf leicht nach link« gelegt und spielte. Lauter Gemüt. Erst das „Heideröslein", dann: „Ach, wie ist'» möglich dann", dann den „Lindenbaum". An die Volkslieder schloß er, was seine eigene Seel« dazu zu sagen hatte. Es waren langsam schreitende Phantasien still wie di« mittägliche Sommerhitze, aufglühend wie das Abendrot, niemals daher fahrend wie Sturmwind. Kin- berbeten und scheue Ltebesworte, dazwischen eine ernste, froh« Männerstimme, freudiges Dur und milde», «in wenig wehmütiges Moll. Han« Wohlgemut lehnt« in den Kissen, schloß -i, Augen, öffnete sie, atmet« schwer, atmete leicht, umspannt« den wie in Sonne schreitenden Spieler mit seinen Blicken, sah an ihm vorüber in den letzten, lichten Streifen, auf dem langsam kleine Wolkenlähn« in den Hafen fuhren. Die Kunst schuf eine Feierstunde, nicht di« in ihrer Größe dds Gemüt bedrückende Kunst, die ganz stille, die sich einzig an da» Herz wendet, t»nd der das Heim genügt. Da« letzte Fünklein Himmelsfeuer verglühte, der Abend glitt herein, die weiche Dunkelheit setzt« sich behaglich in all« Winkel und Ecken, da ließ Gerhard Saßner -en Bogen sin ken, neigte sich vor, war einen Augenblick still und lachte, al» Han» Wohlgemut die Augen aufichlug. „Jetzt hatte ich Sie in den Schlaf gespielt." Der Maler antwortete lange nicht, und al» der Lehrer an das Lager trat, nahm er sein« Hand» drückte sie unü^ sagte leis«: „Es war schön." Gerhard Saßner setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett« stand. „So spiele ich fast jeden Zlbend. Es macht mir Freude. (Fortsetzung folgt.)