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Schwein«, und viel Federvieh verbrannt. Da« Müller'sche Wohnhaus konnte gerettet werden. Zwickau, 21. Sept. Kraftwagen gegen Hausmauer. — Zwei Schwerverletzte. Donnerstag morgen ist in einer Kur ve der Hauptstratz« in Zwickau-Schedewitz ein Personen- krastwagen gegen di« Hausmauer de« Gaschos«, Weiße» Roß gefahren. Der im Wagen sitzende Fahrgast wurde in weitem Logen auf dl« Striche geschleudert, wo er besin nungslos liegen blieb. Der Führer wurde besinnungslos im Vagen voraefunden. Di« Schwerverletzten hatten Schä delbruch bzw. schwer« Gehirnerschütterung erlitten und mußten ins Krankenstift gebracht werden. Der Kraftwagen «uL« stark beschädigt. Neues aus aller Welt. Unmenschliche Ettern. Dir Dualen der kleinen Erna. Liner jener Höf« im alten Berlin hallte monatelang wider von den Schlägen und dem Gewimmer eine» 12jäh- riaen Mädchens, das von seinem eigenen Vater und der Stiefmutter unmenschlich mißhandelt wurde, bis die vielen anderen Mieter de« Hauses dl« Behörden zu Hilfe viefen und dem Kind« und sich Ruhe verschafften. Die Drohungen de» brutalen Vaters hatten di« klein« Erna Bion so ver schüchtert, daß sie auf die mitleidigen Fragen der anderen Familien keine Antwort gab. Furchtbar war nicht nur da« Martyrium dieses unglücklichen Kinde«, sondern auch die seelische Marter. die die anderen Hausbewohner lang« Zeit erdulden muß ten und die noch nachzitterte in der Erinnerung der Frauen, meist selber Mütter vieler Kinder, die am Montag als Zeu ginnen vor dem Berliner Schöffengericht erschienen waren. Obwohl die Eltern, -er 38 Jahr« alte Horst Bion und sein« 41 Jahre alte Ehefrau Erna, die Mißhandlungen be stritten, ergab die Zeugenaussage doch ein vollkommen kla re, Bild. Da« Knallen der Schläge und das Geschrei de» Kindes waren zeitweise etwas Alltägliches, so daß Vie Hausbewohner zusammenliefen. Die braunen Striemen, di« die Zeugen oft an dem Kinde gesehen hatten, waren grün und gelb noch wochenlang zu «kennen. nachdem das klein« Mädchen schon in ein Kinderheim ge bracht worden war. Ueberaus schwer mußt« das Kind zu Hause arbeiten. Don Zeugen wurde beobachtet, wie es mit einem schweren te, und der Later selbst !r vorbestraft. Immer leine Erna ganz auSgehun« ststtutm in der Gegend bettel,.. _ bei der Urteilsbegründung, .wird im neuen Staat lehr' hart bestraft; Tier« und Kinder sind hilfslo, und bedürfen be- Das Urteil lautete deshalb auf ein kfängnir für den Vater und neun Monate Gefängnis für die Stiefmutter. Gipfel rasteten, vermeint« der Leraführer. Rufe au, der Tiefe zu hören. Al« er von der steilen Wand aus Aus- schau hielt, glitt er au« und stürzt« zwischen dem Süd-Ilnd Welthang ungefähr 200 Meter tief ab. Erdnuß hierbei mehrmals Halt gefunden haben und dadurch die Wucht -es Sturze« vermindert haben, denn er stand nach dem Sturze noch auf, ging etwa SO Meter weit und brach dann zusam men. Der Arzt erklärte di« Verletzungen des Abgeftürzten al, nicht lebensgefährlich —Fine Lonnenkultfiätte unserer Ahnen. Immer wie- der enthüllt bei Grabungen der deutsche Loden Schätze und Bauten aus frühgeschichtlichen aermanischen Zeiten, die ein lebendige» Bild von der Kultur unserer Aknen geben. Kürzlich fand man in Nordschleswia eine altgermanische Sonnenkultstätte. Sie besteht aus acht im Kreis angeord- neten SteinaltKren, in deren Mitte sich ein riesiger Scha- lenstein erhebt. Das Alter dieser Sdnnenkultstätte, deren Freilegung dem Museumsdirektor Rahen aus Gonderburg zu danken ist, wird ckpn diesem auf rund 4000 Jahre ge- schätzt- , — Ist An Stachelschwein «ine Beleidigung? Mit die ser merkwürdigen Frage hat sich ein Pariser Gericht zu be fassen, bei dem die Schauspielerin Liesse ein« Klage «gen einen bekannten Maler angestrengt hat. Die SchauMele- rin, di« an einem Boulevard-Theater auftritt, bekam nach einer Uraufführung neben zahlreichen Blumen und Kon fekt auch ein lebendiges Stachelschwein in ihr« Garderobe geschickt. An einer der Stacheln war eine Visitenkarte mit -em Namen des Maler» befestigt. Während die Schauspie lerin auf dem Standpunkt steht, das Stachelschwein sel tine große Beleidigung, behauptet der Mater, der Künstlerin nur «ine Freude haben machen zu wollen. — Lin «armer- Zeitungsverkäufer Unterläßt 21000 Mark. In diesen Tagen starb der in Dortmund unter dem Namen «Willem" bekannte Zektungsverkäufer Wilhekn Kor bach, -er bei Wind und Wetter und in den Nachten mit seiner Zeitungrtasche durch die Lokale humpelte und den Eindruck eines armen Teufel» noch dadurch verstärkte, -aß er in -en gröberen Hotels und Restaurants nicht nur die Ihm von mitleidigen Bediensteten aufbewahrten Speisereste in Empfang nahm, sondern auch jeden Zigarettenstummel in der Gosse oder auf -em Aschenbecher zu sich steckte. Wie groß war nun da» Erstaunen, als man in dem erbärmlichen Stübchen Im Strohsack seines Bettes ein Sparkassenbuch und etliche größere Geldschein« entdeckte. Die vörgetSüscht« Armut hatte «Willem- rund 21000 Mark eingebracht. Sack mühsam aus -em Keller kam und der kräftig« Vater stolzierte «er nebenher. Die klein« Erna mußt« rennen und laufen, mußt« alle schwere schmutzig« Arbeit machen.« Sie wurde nie mitgenommen, sondern zu Haus eingeschlos sen, sie «ar tatsächlich da» Aschenbrödel -er Familie. Der kleine siebenjährig« Hermann, da» Nesthäkchen, hatte »»besser. Auf Erna aber hatten Later und Stiefmut- ter eine gemeinsame Wut. Wenn sie maßvoll« Mißhand lungen zu gaben, begründeten sie sie damih daß das Kind gestohlen habe. Lurch Zeugen wurde aber festgestellt, daß tatsächlich der klein« verzogen« und verzärtelt« H«rmann einen Geschästmnann bestohlen hatte, und -er Later selbst ist wegen Diebstahl» bereit, schwer vorbestraft. Immer war die kleine Erna ganz ausgehungert, so daß sie bet den Geschäftsleuten in der Gegend bettelte, «Die Kind«,Mißhandlung-, so erklärt« der Vorsitzende bei der Urteilsbegründung, «wird im neuen Staat sehr hart bestraft; Tier« und Kinder sind hilfslo» und bedürfen be- sonderen Schutzes.- Das Urteil lautete -««halb auf ein Jahr Gefängnis für den Vater und neun Monate Gefängnis für die Stiefmutter. — Das erste Aerugefpräch Tokio-Hamburg erfolgreich durchgeführi. Das erste telephonische versuchsgespräch zwi- schen Tokio und Hamburg wurde am Dienstagvormittag mit außerordentlich gutem Erfolg durchgeführt. Die Ham- burg-Ameritalinie erhielt gegen Iv.tzy Uhr «inen Anruf von ihrer Vertretung in Tokio. Es kam «in« Verständigung zustande, die so klar und ohne Störung war rhi« bei einem Stadtgespräch. — Schwere Mrbetstnnuschäde» bei Recklinghausen. Am Mittwochnachmittag richtete ein von einem Gewitter begleiteter Wirbelsturm in Röllinghausen schweren Scha den an. Durch den rasenden Sturm wurden 24 Gebäude schwer beschädigt. Lei zwei Gebäuden sind die Dächer ein gestürzt, das Mauerwerk wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt» die Draht leitungen abgerissen. Im benachbarten Suderwich schlug der Blitz in da» Gehöft -es Landwirt» Kerkhoff ein und zündete. Die Feuerwehr konnte trotz größter Anstrengung nicht verhindern, daß das Wohnhaus und die Ställe bis auf Li« Umfassungsmauern niederbrannten. Menschenle ben sind nicht zu Schaden gekommen. — Dem Berglsd entronnen. Der Bergführer Batt- hasar Nuwaumer hatte mit 2 Touristinnen «inen Aufstieg auf den Groß-Venediger unternommen, Während sie am A1^«nn di« Freunde Gutes von dir sagen, wirb wohl mancher: «Darf man'« glauben!- fragen, aber lästert dich der Feinde Schar, fragt kaum einer: «Ist «S denn auch wahr?- «WMWNWUWWNWESWWWWW Lopvrigttt dv Kart Kühler L To-, Berlin-Zehlendorf. <S. Fortsetzung.» (Nachdruck verboten.» ' «Es ist wirklich gar nicht so lächerlich, Hopp». Sehr viele tun e» jetzt so. Helmanns in Pommern werten ihr großes Landhaus schon lang« so aus. Warum sollen unsere vielen schönen Fremdenzimmer einfach so leer stehen? Cs wäre nur totes Kapital. Und das hat keiner jetzt übrig." Dater nickt zustimmend mit -em Kopf. Tante Petrlne seufzt leise und zählt dann mit tief gebeugtem Kopf ihre Maschen, damit man ihre Tränen nicht sieht. Hopps holt sich -en vierten Bratäpfel aus der Ofen röhre und ist für Minuten am Sprechen behindert, was die Schwestern als recht wohltuend ansehen. ' ' * Im großen Wohnzimmer bei Eschens sind wieder di« dunklen, seidenen Vorhänge zugezogen. Ein mattes Däm merlicht füllt den hohen Raum, denn nur die kleine Lampe mit -em bunten Schirm brennt auf dem zierlich angerichtrten Teetlsch in der Lcke. In silberner Schale duften kleine, frische Kuchen, und unter dem alten kupfernen Teekessel summt die blaue Flamme. Um den Gittiel geht der Herbstwind, und von Zeit zu Zeit fliegt ein dürres Blatt raschelnd gegen die Fenster- scheiben, so daß Frau Eschen jäh zusammenschrickt und sich scheu umsieht. Sie sitzt in einem der altgepolsterten. Hohen Lehnstühle, beide Hände um die Lehnen gekrampft. So lauscht sie auf den Wind, der stärker wird zur Nacht und die Bäume im Garten schüttelt. Frau Eschen friert. Dabet brennt das Feuer in dem großen Marmorkamin so hell und lustig und füllt mit seiner roten Glut und behaglichen Wär me das ganze Zimmer. Ein Wagen rollt vors Haus. Sie hört deutlich das Trappeln der Pferd« auf dem Pflaster der Vorfahrt. Natürlich, Bracht» in ihrem abgelegenen Dorfe haben ja noch kein Auto. So denkt Frau Eschen, und es ist etwa« wie Geringschätzung in ihrem kühlen und abweisenden Ge sicht. Jetzt mewet der alte Matthias Fräulein von Bracht. „Helfen Sie dem gnädigen Fräulein den Mantel ab- legen im Flur. Und dann führen Sie sie herein.- Nach wenigen Minuten tritt Eva-Maria über die Schwelle. Gefolgt von -en bewundernden Blicken de» al ten Matthias, -er ihr die Tür offen hält. Eva-Maria trägt ein schlichtes, dunkle» Sammetkleid mit Hellem Spitzenkra gen. Ihr weizenblondes, volle» Haar glänzt wie matte« Gold beim Schein der bunten Lampe. Sie hat -en. Arm voll leuchtender Edel-Dahlten aus dem Frie-ener Tarten. Denn sie hat der Mutter ihre» Hubert irgend etwas Frohe«, Liebes bringen wollen. Schwarz und groß steht Frau Eschen vor ihr. Kaum, daß sich irgend etwa« regt in -em kühlen Gesicht beim Eintritt der Schwiegertochter. , „Hoffentlich habe ich -ich nicht warten lasten, Mutter? Aber da dir mein Kommen gestern morgen nicht paßt«, al» Vater in der Stadt war, so mußt« ich heute warten, bl» die Pferde vom Felde kamen. Da ist es wohl etwa» spät ge- worden.- „Ick> habe gar nicht nach der Uhr gesehen, Eva-Maria. Aber willst du dich nicht setzen? Lege die Blumen solange auf -en anderen Tisch Matthias kann sie nachher in» Wasser stellen.- „O, dar mache ich schon selber, Mutter. Der Alt« soll durch mich nicht noch extra Arbeit haben. Aber wie geht es dir heute. Du klagtest durchs Telefon, du seiest noch so elend?- Und besorgt und forschend sieht Eva-Maria der ernsten, kühlen Frau in da» starre Gesicht. Frau Eschen macht sich am Teetisch zu schaffe». „Es ist immer so wech selnd mit mir. Heute so — morgen so. Man wird eben alt. Hast du Nachricht von Hubert?- «Ia, Mutter, jeden Tag. Er ist glücklich in Southamp ton angekommen. Aber darf ich nicht Tee eingießen? E» strengt dich an. Komm» setze dich m -einen bequemen Stuhl. So.- Und da» Mädchen rückt -er schweigsamen Frau lächelnd und plaudernd alles zurecht, damit sie es nur recht bequem un- gemütlich habe. Sie schenkt ihr den Tee ein — recht schwach, wie Frau Eschen es liebt. „And wo ist Schwiegervater? Ich habe ihn so lang« nicht aefehen.- „Immer in der Fabrik, Kind — immer in der Fabrik. Ich sehe ihn auch kaum noch am Tage. Di« Geschäfte gehen so schlecht-^ „Immer das alte. Lied-, denkt Mari», und es kommt plötzlich wie ein« große Traurigkeit über sie. Frau Eschen ist einen Augenblick abgerufen worden von einem -er Dienstboten, der ein Anliegen hat. Man hört die Stimmen nebenan im Speisezimmer. Als Eva-Maria so allein in dem großen, matterhellten Raum sitzt, überkommt es sie plötzkch wie sähe Furcht. Wie eine Furcht vor etwas Unbekanntem — Erdrückendem, dem sie nicht gewachsen ist. Sie kann sich keine Rechenschaft ge ben über dieses Gefühl. Sie hat so etwa» früher noch nie gekannt. Ihr sonnige», vertrauende», starte» Gemüt hat immer sieghaft über solchen Dingen -«standen. Liegt das an dem hohen, düsteren Raum mit dem eintönigen Ticken seiner alten Standuhr in -er Ecke? Oder an dem klagen- -en Herbstwind, der so stoßweise an dm Fensterläden rüt telt, daß sie jedesmal erschrocken zusammenfährt? Ist sie doch sonst immer so froh un- sorglos in diefm Räumen ge wesen, als Hubert noch hier wart Ist es da» fremde und kühle Wesen feiner Mutter, das heut« so lähm«» auf sie wirkt? Sie will di« törichten Gedanken und GefüPe von sich schütteln, di« so gar nicht Hineinpasten wollen in die stete, ruhige Heiterkeit ihrer Seel«. Und sie steht der Schwiegermutter lächelnd entgegen, di« wieder sehr hoch und «hrfurchtgebietend in die Tür tritt. „Soll ich dir auch noch irgend etwas helfen oder ab nehmen, Mutter? Ich hab« noch ein Stündchen Zeit und tue es so gerne.- Frau Eschen scheint sie nicht recht verstanden zu haben, denn sie antwortet gar nicht. Sie gebt im Zimmer hin und her, als hätte sie die Anwesenheit ihrer Schwiegertochter ganz und gar vergessen. Ihr Gesicht ist -art und abwesmd. Plötzlich kommt sie auf Eoa-Rariq zu, die am Teetisch sitzt, und legt ihr beide Hände schwer auf die Schultern. Beugt sich über sie und sagt unvermittelt: „Hast du Hubert lleb?- Das Mädchen sieht erstaunt auf. „Du fragst so sonderbar, Mutter. Ich bin -och sein« Braut.- „Und du willst doch sein Bestes? Sein Fortkommen? Sein Glück?- „Aber, Mutter, wie kannst -u nur so fragen?' Frau Eschen tritt einig« Schritte zurück, richtet sich zu voller Höhe auf und sagt schwer: „Gib Hubert frei, Eva- Maria.- Da« Mädchen ist mit einem kleinen Laut emporge- schnellt — erschrocken — fassungslos. Mutter! Wie soll ich da« verstehm?- Si« hat di« Hände zusammengepreßt. Ihre Augen sind weit und fragend auf Frau Esctztt gerichtet. Sie fährt sich ein paarmal über die Stirn. Sie muß schwer nach Worten ringen. „Komm, Eva-Maria, sehe dich neben micch Ich will dir alle» sagen.- Und sie sinkt in ihren hochlehnigen Stuhl, auf -em sie vorhin schon gesessen. Goa-Maria tut, wie ihr geheißen. Sie ist so benommen, -aß st« gar nicht ordentlich denken kann. Die Brust ist ihr wie zugeschnürt, sie möchte am liebsten fort von hier — wett, weit fort. In ihrem engen, schwarzen Klei- sitzt Frau Eschen steil un- aufrecht vor ihr. In dem eingefallenen Gesicht, das ohne jeden Tropfen Blut ist, flackern unruhig -ie großen, schwarzen Augen. Sie hat sich weit vorgebeugt und spricht leise, da mit kein unberufener Lauscher sie höre.' - „Ich habe es dir -ie ganzen Tage und Wochen schon sagen wollen, Eva-Maria. Aber ich fand den Mut nicht. Du mußt Hubert freigeben, damit sein Leben nicht ver pfuscht wird. Fahre nicht empört hoch und sieh micb nicht so zornig an! Ich qM dir ja alles erklärens Frau Eschen hat di« LlM aufs Herz gepreßt, atzl Ki men ihr von da plötzlich Beschwerden. Sie ist alt geworden, denkt Eva-Maria. Und wie sie -lese alle, krank aussehende Frau da so vor sich sitzen sieht in großer Not, kommt auch-le alte Ruhe un- Zuversicht über Eva-Maria. Sie hat tiefes Mitleid mit -ieser Frau und greift nach deren hageren, blau asädertrn Händen, Ne vor ihr auf den Seitenlekn-n liegen. „Rege dich nicht so auf, Mutter. Sage mir alles. Ich will auch ruhig zuhören.' Frau Eschen klammert ihre knöchernen Finger um die Handgelenke -er Mädchen». Ihre Stimme ist heiser, un sre sieht sich mehrmals scheu um, ehe sie spricht. „Warum -u Hubert freigeben sollst, Kind, -as will ich dir sagen. Mein Mann hat große und ungünstige Spekula tionen gemacht. Wir sind so gut wie ruiniert. Aus -em Srun-e ist Hubert auch nach England geschickt worden, um zu retten, was noch zu retten ist. Wir haben drüben Be- Ziehungen, geschäftliche Verbindungen. Mein Mann ist ganz gebrochen. E» hängt jetzt alles von Huberts Umsicht und Klugheit ab. In Berkheim und Eschenhagen ist es bis jetzt noch nicht bekannt, -aß wir vor -em völligen Zusam- menbruch stehen. Sollten wir noch irgend etwas retten können, so wird es sehr, sehr wenig sein. Ich habe meinen Mann ja immer vor diesen großen Börsenspekulationen ge- warnt. Aber er mußte alles auf «in« Karte setzen. Nun ist es so weit.-, Sie gräbt das Gesicht in beide Hände, un- ein Schluch zen schüttert durch ihren alten, eingefallenen Körper. Evü- Maria sitzt ganz M. Es ist eine große Rrche in ihr. Un langsam und ernst sagt sie: „Und darum sollte ich mich von Hubert trennen, weil er arm geworden ist? Meinst -u, ich hing« so an Gel- und Gut, Mutter? Sind wir nicht beide jung un- gesund und können arbeiten?- Sie beugt sich wett vor. In ihren Augen ist «in gro ßes Leuchten. „Unsere Liebe ist größer, als alle -les« armen, äußeren Ding«, Mutter. Und wenn wir auch warten müssen, war schadet das?- Das bekümmert« Gesicht -er alten Frau wird hart Ihr« schmalen Lippen presten sich fest zusammen. „Deine Liebe ist nicht so groß, GoaMaria. denn d> denkst nur an -ich. Steh mich nicht so ungläubig an, abei es ist -och so. Was kannst -u ihm mit in -ie tze bringen! Auch nicht,. Schweiß, «te die Verhältnisse lnLrieden sind. Ihr habt selber zu tun, um durchzukommen. Wer es wirk lich gut mit Hubert meint, muß ihm -am verhelfen, ein« reich« Frau zu finden. Ein reiche«, unabhängige« Mädchen, da» die Eschen» wieder herausreißt.- Eva-Maria ist blaß geworden. Blaß bl« in die Lippen. So war da« gemeint — so also. Un- sie nickt «in paarmal wie in tiefen Gedanken mit -em Kopf. Fährt sich mit der Han- über di« Stirn, denn sie ist wie betäuvt. Frau Eschen steht auf. Reckt sich hock» und geht auf un- ab im Zimmer. 'Fortsetzung folg-)