Der Fe-Gehalt der westdeutschen Eisenerzförderung liegt mit durchschnittlich 27 bis 30 % wesentlich niedriger als derjenige der importierten Erze (1961 ca. 56% Fe). Obwohl in einigen westdeutschen Revieren durch Aufbereilungsverfah- ren wesentliche Qualitätsverbesserungen erzielt werden — so liefert z. B. das Siegerland Rostspat mit ca. 45 bis 50% Fe und ca. 10% Mn; Salzgitter erzeugt Aufbereitungskonzentrate mit 48%Fe und 15%SiO2 sowie Sinter mit 43%Fe und 21 % SiOj; Lengede-Broistedt erzeugt Konzentrate mit 47 und 53 % Fe —, entstehen doch höhere Verhüttungskosten als bei Importerzen. Dabei spielt auch der hohe Kieselsäuregehalt einiger Lagerstätten (vor allem Salzgitter und süddeut scher Doggererzbezirk) eine ungünstige Rolle. Ein beträchtlicher Teil der Stahl werke der Ruhr ist traditionell auf das Thomasverfahren eingestellt und be vorzugt deshalb seit Jahrzehnten schwedische und französische Erze, während die inländischen Erze „am Eiseneinsatz der Thomas-Werke der Ruhr“ nur mit durch schnittlich 13% beteiligt sind. 5 Außerdem sind 1961/62 die Preise für auslän dische Erze um ca. 10% niedriger geworden, was u. a. auch auf das vermehrte Angebot hochwertiger Erze aus Kanada und verschiedenen westafrikanischen Län dern zurückzuführen ist. Unter den Bedingungen des kapitalistischen Welt marktes ist der westdeutsche Eisenerzbergbau einem starken Konkurrenzkampf ausgesetzt, der zu einer Fortsetzung der Rationalisierung — auch der negativen Rationalisierung mit Stillegung etlicher Gruben — führen wird. Die ungünstige Qualität der meisten westdeutschen Eisenerze und die Kon kurrenz der ausländischen Erze zwingen den westdeutschen Eisenerzbergbau zur Anwendung von Abbauverfahren mit hoher Betriebskonzentration, großen Förder mengen, hohen Grubenleistungen und geringen Betriebskosten. In ähnlicher, aller dings abgeschwächler Form gilt dies auch für den französischen Eisenerzbergbau. Es ist deshalb keineswegs zufällig, daß diejenigen französischen und westdeutschen Eisenerzgruben, die geologisch die Voraussetzung zur Anwendung produktiver Abbauverfahren mit hohem Mechanisierungsstand besitzen, bezüglich der Anwen dung moderner Verfahren und der Abbau- und Grubenleistungen eine Spitzen stellung im gesamten Bergbau ihrer Länder erreicht haben. Andererseits werden Gruben mit kleinen unregelmäßigen Lagerstätten in zunehmendem Maße unren tabel, insbesondere im Siegerland, im Lahn-Dill-Bezirk, im Wesergebirge und im unmittelbaren Harzvorland (Grube Fortuna, Kreis Goslar) und verfallen der Stillegung. Auf der anderen Seite werden z. Z. auf den neuen norddeutschen Lagerstätten Gifhorn und Staffhorst neue Schächte geteuft, weil diese Lagerstätten sehr große Vorräte und günstige geologische Verhältnisse aufweisen und auch relativ gute Erzqualitäten haben. Letzteres gilt hauptsächlich für die Doggererz lagerstätte Staffhorst, die mit ca. 48% Fe und nur 7 bis 8%SiC>2 ein wesentlich besseres Erz als fast alle z. Z. betriebenen westdeutschen und französischen Gruben liefern könnte. Ich werde in meinem Vortrag keinen vollständigen Überblick über alle im west deutschen und französischen Erzbergbau angewandten Abbauverfahren geben, sondern möchte mich auf einige Beispiele moderner Abbauverfahren aus den wich- 5 Nach [4, S. 98].