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Ne - Nachdruck aller 0rl>lnalb«tirL-< verbalen. Beiblatt zu Nr. IG de, „SSchfischen LrzLtzler", Ae^a^e««»» üsM5«! ,Weckt den Frohsinn in euren Kindem!^ „-eiterkalt lst der -immel. unter dem alles gedeiht, Gift ausgenommen", sagte der grobe Dtchterpädagoge Jean Paul. Und er hat recht. Was nicht mehr lachen und scher zen kann, ist keine Jugend mehr, ist bereit» vergreist. Dabei ist von Natur aus die Jugend frohsinnig, leb- habt, zu Scherz und Lebensbejahung geneigt. Aber wie oft toird durch eine sqlsch« Erziehung das Pflänzchen Frohsinn in den Herzen der Kinder erstickt. Gewiß sollen die Kinder auch den Ernst de» Lebens zu püren bekommen, und wenn kleine oder größere Schicksals» chläae die Familie, Freundschaft und Verwandtschaft tret en, so werden auch die Kinder davon ergriffen. Aber sonst ind die tagtäglichen und häuslichen Sorgen und Nöte von >en Kindern fernzuhalten. Nichts ist falscher, als wenn die Mutter jeden Morgen und Abend den Heranwachsenden Töchtern vorjammert, was sie nicht alles arbeiten und er dulden müsse. Glaubt eine Mutter, die so töricht handelt, etwa auf diese Art ihre Töchter auf den Hausfrauen, und Mutterberuf vorzubereitens Das Gegenteil erreicht sie; sie schreckt ihre Kinder davon ab und nimmt ihnen den natür- lichen OMmismus. Ebenso töricht ist es, wenn der Vater jeden Tag den Sühnen die Last seines Berufes vorhält; das weckt bei den Jungen keine Berufsfreude. Nein, rechten Eltern und Erziehern darf der Alltag mit seinen Sorgen Nicht die Heiterkeit rauben. Lachen erhält gesund, Lachen macht jung. Daran müssen sie denken und Zeit und Gelegenheit finden, mit ihren Kindern, mit den ganz kleinen ebenso wie mit den halberwachsenen, zu lachen und zu scherzen. Um so nachhaltiger wirkt dann auch, wenn es sein muß, die gerechte Strafe und der Ernst der elter lichen Nüg«, wenn die Jugend sie verdient hat. Ganz besonders der Gefahr, früh zu vergreifen, sind einzig« oder spät nachgeboren« Kinder ausgesetzt. Sie wach sen meist in der Umgebung Erwachsener heran, denen der sprudelnde Frohsinn und kindliche Uebermut fehlt. Sie wer den deshalb frühreif und altklug und bleiben ohne die naive LustiAeit der Jugend. Dieser Gefahr kann man einzige ünd fträtgeborene Kinder entziehen, indem man sie viel mit anderen Kindern verkehren und spielen läßt. In den Spiel gemeinschaften des Kindergartens und der Schule und in den daran sich anschließenden Kameradschaften und Freund schaften können die einzigen Kinder den natürlichen Froh sinn und die jugendliche Heiterkeit gewinnen. Wer auch in ihrem ganzen Tun und Handeln sollen Eltern und Erzieher heiter aufgelegt sein. Ein stets un- fnnmdlkches, nörgelndes, hesserwissendes Wesen kann Kin- 'Der nicht zu freundlichen, liebevollen und heiteren Menschen erziehen. Liebe, Güte und Heiterkeit, diese drei Tugenden müssen Eltern ünd Erzieher selbst besitzen, wenn sie diese in ihren Kindern wecken wollen. H. M. Oer Wandteller. Der Mensch betrachtet die Zeit mit gemischten Empfin dungen. Einesteils raubt sie ihm tagtäglich ein Stück seiner Jugend, und Las gibt keiner gern her; anderseits gibt sie ihm das Vergessen. Für letzteres kann der Mensch gar nicht dankbar genug sein. Leider erlebt nämlich di« Mehrzahl mehr Dinge, die des Vergessens wert sind, als umgekehrt. So glättet die gleiche Zeit, die die Runzeln in unser Antlitz gräbt, auch die Kummerfalten unserer Seele. Der Mensch muß eben nur der Zeit Zeit lassen, ihre wohltätige Wirkung auszuüben. Es gibt aber Menschen, die eine gewisse Geschicklichkeit haben, den lieben Nächsten an allerlei Unangenehmes zu er innern. Begegnen sie ihm, gleich mahnen sie ihn an etwas Unerfreuliches, das er inzwischen glücklich vergessen hatte. „Erinnerst du dich noch, Alice, als du die Gelbsucht hat test? Nein, sahst du aber furchtbar aus? Einfach nicht zum Wiedererkennen. Uehrigens, ganz hast du deinen früheren Teint noch nicht wieder . . ." Oder: „Ach, ich entsinne mich noch, Theodor, das war zu der Zeit, wo du die schweren finanziellen Verluste hat test! Ja, ja, von so was erholt man sich nur schwer . . In dieser Tonart geht's weiter. Und die arme Alice, die längst ihre Gelbsucht vergessen und glaubt, wieder blü hend wie ehemals auszusehen, sowie der finanziell geschä- digte Theodor, dessen Kredit sich langsam erholt, sie beide müssen zu solchen und ähnlichen Taktlosigkeiten auch noch lächeln. Das heißt, wenn ihnen nicht just eine für den lieben Mitmenschen ähnlich peinliche Erinnerung einfällt und sie die nötige Geistesgegenwart besitzen, sie in der richtigen Form anzuwenoen. Wie sagt doch ein alter Lateiner, di« übrigens Lebens weisheit für alle Lebenslagen immer bereit hatten, so rich tig: „tzuiota non wovor«!" — „Was ruht, daran soll man nicht rühren!" Kürzlich, es war auf einer Reise in irgendeinem Land, das es liebte, auf Porzellanteller, hübsch buntblumig um randet, allerlei mehr oder weniger sinnige Sinnsprüche zu malen, bemerkte ich einen distelgeschmückten Teller. Auf dem stand ein Vierzeiler. Wollen Sie ihn wissen? Vielleicht fällt er Ihnen in einem paffenden Moment Ihres Leben» rechtzeitig einmal «in: Wenn über eine alte Sache Schon lange Gras gewachsen ist, Kommt sicher «in Kamel gegangen Da» alles wieder 'runterfrißt! I. Adam». Wolken. Durch die weiten, blauen Räume wandern Wolken hin wie Träume, Duft und Dunst ihr kühles Sleid, Segler der Unendlichkeit. Hoch beladene Traumeskähne, Lichte, leichte, schöne Schwäne, Grau und schwer in träger Ruh schon laufen können und noch nicht zur Schule geben. Dann haben sie mich eingeladen, sie zu besuchen, und so kam ich ms Waisenhaus. Man geht durch ein altertümliches Tor, kommt in den Hof, der von alten Buchen beschattet wird und auf dem ein paar Kinderwagen, die jetzt leer sind, herumstehen, geht «in« alte ausgetretene steinerne Treppe hinauf — und ist im Schloß! Denn es war einmal ein Schloß, dies altertümliche Gebäude, lange stand es unbewohnt, und heute klingt viel stimmiges buntes Leben von den alten Wänden wider. Schwester Amanda empfängt mich und führt mich stolz durch ihr Reich. Aiehn sie ew'gen Vergen zu. Heber Land und ferne Meere Gleiten ihre stillen Heere, lieber Erdenlust und -leid Reden sie von Ewigkeit. Durch die weites, blauen Räume wandern Wolken hin wie Träume — Stille Segler hoch im Wind — Sehnsucht, die in Gott verrinnt... Margarete Koch. Am verkehrten Platz gespart, hat keine Art. Cs ist häufig kaum für irgend jemanden schwerer, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln an Geld und Zeit zu wirtschaften, als für die Hausfrauen, besonders für die, die ohne fremde Hilfe auskommen müssen. Wer kann es ihnen da verdenken, wenn sie sich die Ausübung ihrer Pflichten so einfach und bequem wie möglich zu machen suchen? Vor ausgesetzt, daß did Familie nicht darunter leidet, nicht zu kurz kommt. Die Auffassungen nach dieser Richtung hin sind allerdings sehr verschieden, dehnen sich oft über die Gren zen hinaus, die nun einmal «ingehalten werden müssen, wenn anders nicht das WoHl der Familie fraglich werden Wir wollen uns heute mit einer nicht oft genug zu be handelnden Frage beschäftigen: der des Kochens auf Vorrat. Dieses Kochen auf Vorrat hat immer etwas Verlockendes für die Hausfrauen an sich. Und deshalb wird man vom Kochen auf Vorrat, um Brennstoffe und Zeit zu ersparen, sehr häufig Gebrauch machen. Und doch sollte auch die sehr beschäftigte Hausfrau sich das Kochen auf Vorrat nicht anae- wöhnen, es nur in den dringendsten Fällen und unter An wendung besonderer Sorgfalt einmal tun. Wer es aber Läufig oder gar sehr oft tut, sollte sich von dieser Sparsam keit am falschen Platz wieder befreien. Dagegen sollte jede Hausfrau es sich zur streng einzuhaltenden Pflicht machen, täglich frisch gekochte Speisen auf den Tisch zu bringen. Auch in der kühleren Jahreszeit entwickeln sich Giftstoffe in ihnen, die sehr leicht Magen- und Darmerkrankungen hervorzu rufen vermögen. Es werden dann allerlei Ursachen dafür gesucht, die gar nichts damit zu tun haben, und schließlich bleibt nichts anderes übrig, als den Arzt in Anspruch zu nehmen. Daß dann die durch das Kochen auf Vorrat ge machten Ersparnisse in gar keinem Verhältnis zu den Kosten der ärztlichen Behandlung stehen, muß ohne weiteres ein leuchten. Abgesehen aber von derartigen Vorkommnissen, ist es ganz gewiß keine Freude, kein ästhetischer Genuß — und das sollte auch die einfachste Mahlzeit sein —, dieselben Ge richte mehrmals in aufgewärmtem Zustand genießen zu sol len. Für einen noch so bescheidenen Hungrigen haben sie, die obendrein ihre Nährkraft eingebüßt haben, keinerlei ap- vetitanregenden Reiz. Sie vermögen wohl den Magen zu füllen, ihn aber nicht recht zu den normalen Funktionen an zuregen, die zu einer die Gesundheit fördernden Verdauung notwendig sind. Ganz gewiß nicht bei Kindern, deren Er nährung schon an und für sich eine besondere Sorgfalt er fordert. Beim häufigen Genießen mehrmals aufgewärmter Speisen muß sich naturgemäß ein Widerwille und infolge dessen Unterernährung einstellen, die allerlei körperliche, aber auch geistige Störungen verursachen können. Streng genommen ist das Kochen auf Vorrat aus Sparsamkeits gründen niemals als begründet anzusehen. Wenn der Mann und Ernährer der Familie nicht mit der zu ersprießlicher Arbeit nötigen Kraft an sie Herangehen kann, wenn die Kinder durch häufige Magenverstimmungen von der Schule ferngehalten werden müssen, so bringt diese Art, zu sparen, sicherlich keinen Gewinn. Also immer wieder: Täglich frisch wenn auch noch so einfach, kochen. Unbequemlichkeit darf da gar nicht in Frag kommen. Eine Hausfrau und Mutter braucht deshalb noch lange nicht den ganzen Tag am Herd zu stehen und zu brotzeln, wie man das so oft aus Frauenmund hören kann. Sie kann auch noch Zeit für anderes, was ihr Freude macht, haben. Im übrigen gibt es doch wohl für jede echte, rechte Frau und Mutter kein größeres Vergnügen, als den Mann und die Kinder so recht fröhlich und »it bestem Appetit bei Tisch sitzen zu sehen. Joh. weisklrch. Im Dienst der Waisenkinder. Gang -urch ein deutsches Waisenhaus. Jeden Tag geht Schwester Amanda mit ihren Schütz lingen im Park ftmzieren. Wie eine Schar kleiner Küchlein wimmeln sie um die junge blonde Schwester. Sie hat ein gutes, sanftes Gesicht, ruich und rosig mit hellblauen Augen, sie paßt in die» pommersche Landstädtchen, dessen elternlose Kinder sie betreut. Und im Park habe ich auch mit ihnen Freundschaft geschlossen, mit der blonden Schwester und mit ihren Krabbelkindern" — das sind alle diejenigen, die Zuerst besuchen wir die Kleinsten. Da stehen in einem Hellen, luftigen Zimmer vier Babykörbchen und wohl noch ein halbes Dutzend kleiner Gitterbettchen, und in jedem chläft, strampelt oder sitzt ein kleines Menschlein. Es ist chon Spätnachmittag und die Kleinsten werden bereit» für sie Nacht vorbereitet. Gerade wird ein kleiner Hemden matz auf dem großen Wickeltisch von einer Schwester sach kundig neu verpackt. Vergnügt sitzt er dann auf ihrem Arm und strahlt mich mit seinen großen blauen Augen an, aber auf den Arm nehmen läßt er sich nicht von Fremden, wie die Schwester erzählt, sondern nur von Frauen, die die wohlbekannte weiße Haube tragen . . . In einem Körbchen liegt ein ganz winziges zerbrechliches Etwas. Ein so kleines durchsichtiges Gesichtchen, daß man glaubt, schon ein Hauch müsse es zerstören. „Unser Sorgen kind", erzählt die Schwester, „es ist erst gestern gekommen und wiegt nur fünf Pfund. Wir wissen noch gar nicht, wer eigentlich die Eltern sind . . ." Hier gibt es die vertraute Flasche, dort wird ein Blei chen gefüttert. Kleine Arme und Beine strampeln in der Luft, ein recht kräftiges Brüllen ertönt aus einer Ecke, blau« und braune Augen leuchten, wenn die Schwester kommt. Wieviel Liebe schenken diese Frauen, die hier elternlose Kinder betreuen! Im Nebenraum sitzen die Krabbelkinder bei der Abend mahlzeit, mit Halloh wird die bekannte Tante aus dem Park begrüßt. Hier geht es lustig zu und man sieht, wie es bereits geschmeckt hat. Denn es gab weißen Käse, und viele kleine Münder sind von einem dicken weißen Bart um rahmt. Da sitzen sie auf kleinen Stühlchen um eine niedrige Tafel, ein Dutzend kleiner Mädel und kleiner Jungens. Alle Temperamente sind hier vertreten, die Stillen und Zu rückhaltenden, die Stillvergnügten, die den Besuch an lächeln, und die Wilden, die immer ein bißchen raufen müssen und fast vom Stuhl fallen. Da werden mir gleich voll Stolz die Spielsachen gezeigt. Was haben wir hier alles! Puppenstuben und Kaufläden, ein hölzernes Schaukelpferd, dem man ansieht, wie es täg lich geschunden wird von vielen tapferen Reitern, und ein Puppenwagen und viele Puppenkinder, die jetzt alle sehr manierlich nebeneinander auf einer Bank sitzen! Es ist ein altes Haus. Die Türen sind dunkel und di« Dielen nicht mehr neu. Aber es hängen bunte Bilder an den Wänden und es sind Blumen vor den Fenstern, und eine aufopfernde Liebe ist alle Tage geschäftig, um hier Sonne ins Haus zu bringen und den kleinen Menschen kindern nach Möglichkeit das Elternhaus zu ersetzen. Dann sehen wir die Schlafräume an, von den Mädels und den Jungens, wo wieder Reihen kleiner Betten stehen und eine lange Reihe von Waschschüsseln und auf einem Bord, nach Zahlen geordnet, ein Regiment von Munbglä- sern mit Zahnbürsten. Eine Schwester schläft mit im Raum, so daß sie ungefähr zwei bis drei Schlafzimmer überwachen kann. „Cs ist nicht immer leicht", erzählt die junge Schwester Amanda, „oft muß man nachts aufstehen, wenn ein Kind unruhig wird, und schrecklich ist es, wenn eine Kinderkrank heit herumgeht. Wir hatten vor ein paar Wochen die Ma sern. Ein Kind hatte sie aus der Schule mitgebracht, und als die Krankheit bei ihm ausbrach, wurde es sofort von den andern abgesondert. Aber es war, wie meist in solchen Fällen, zu spät. Alle unsere Kinder, ohne Ausnahme, be kamen die Masern — es war eine schreckliche Zeit!" Dann gehen wir zu den Schulkindern. Denn bis zur Schulentlassung bleibt ja das Waisenhaus für das ellern lose Kind die Heimat. Im Schulzimmer werden Schul arbeiten gemacht, wobei eine Schwester die-Aufsicht fuhrt und hilft, wo es nötig ist. In der hintersten Ecke beim Ofen, wo es ganz dunkel ist, steht ein Junge, der sich tief in den Mauerschatten drückt. „Ein Missetäter?", frage ich lächelnd leise die Schwester. Sie nickt. „Eine Range", murmelt sie mir zu, „ein furchtbar ungezogener Bengel. Natürlich haben wir hier nicht nur artige Kinder!" Und schließlich sitzen wir noch ein Weilchen unten im Schwesternzimmer. Es ist auch einfach eingerichtet, aber auf dem Tisch liegt eine bunte Decke aus gewürfeltem Bauernleinen und darauf steht ein herrlicher Strauß der ersten farbenprächtigen Astern. „Ich glaube wohl, Schwester, daß die Kinder hier bet Ihnen eine schöne Heimat haben, soweit man eben das Elternhaus ersetzen rann. Werden eigentlich auch Kinder von hier adoptiert?" „Ziemlich oft", bestätigt Schwester Amanda, „aber wir geben die Kinder nur fort, wenn wir genau wissen, daß sie wirklich aus Liebe an Kindesstatt angenommen werden und daß sie zu guten Eltern kommen. Denn sehr ost spielt ja bei einer Adoption auch'Berechnung eine Rolle. Na türlich ist auch die Herkunft des Kindes von der größten Bedeutung. Sahen Sie oben unter meinen „Krabbelkin dern" den entzückenden kleinen Jungen, der jedes Herz im Sturm gewinnt mit seinen schwarzen Augen und den dunk len Locken? Es ist das Kind emes Spaniers und einer 15jährigen Zigeunerin. Der Vater ist wieder in seine Hei mat gegangen, die Mutter zieht mit ihrer Truppe herum. Es ist ein goldiges Kerlchen, aber wer wollte es al» Kind annehmen? Auch solche Fälle gibt es. Aber wir bemühen «ns ja, aus allen diesen Kindern tüchtige Menschen zu machen!". Jose sine schvlh.