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Freitag, den 20. Juli 1S34 8S. Jahrgang lecher Amt Bischof, werd, Vr. 444 and 445. re» SewaS — Krieg oder sonstiger irgendwelcher " t oder der vefirberungwimA. Hane halbmonatlich Mar» s ' stell» wöchentlich 4V Pfg. <_. „ npmmer 1» Pfg) Nr. 107 AleukirH und Ikmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte« Sonntaarblatt Heimackundliche Beilage /- Frau und Heim / Landwirtschaftliche Bellaae. — Druck und Verlag von Friedrich Man G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1S2L. Gemeindeoerbandsgirokafse Bischofswerda Konto Sir. 64 «nzetzeuprel»; Di« 45 mm dritte einspaltige MMimeterzell, si Rps Sm Textteil die VS nun breit« MIMmtterzeil« Ai Slpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgelchriebeaen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimm«» Nummer» und an bestimmte» Plätzen kein« Gewahr. — Erfüllungsort Bischofswerda. DerSSGscheLrMer TagMtt fiirAWOwer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Beröffentlichung der amtlichen Bekannt, machungen der Amtshauptmannschafh de« Hauptzollamt» und des Be- zirkssckulamt» -u Bautzen sowie de» Finanzamts und de» Swbtrat» zu Bischosrwerda und der LemtiadebehSrdeu behördlicherseits bestimmte Blatt Zeit «wes halbe« Monats: Frtt tn» Sm Fall« höh« llE bei» »hol,» t» der Sischäsw- Störung de» LeÄebe» der Leitung Einzelnumm« 10 Pf» tSonnabend- tuuae» — hat der Bezieher kein«, Anspruch aus Liiserung oder " 7^ Nachlieferung der Zeitung oder aus Nückzahlung de»Bawgspr«is«^ Bayonne macht Geschichte. Der Stavi sky-Sumpf. — Frankreichs „Burgfriede" gefährdet. Die kleine französische Landstadt Bayonne hat eine dreifache und nicht sehr glücklich« Berühmtheit erlangt: Sie gab dem auf das Gewehr aufgepflanzten langen Dolch ihren Namen, sie wurde der Ausgangspunkt einer Finanzskan- dals. der den französischen Staat in seinen Grundfesten zu erschüttern drohte, und sie gab vor einigen Tagen dem jetzi gen französischen Außenminister Barthou Gelegenheit, mit starken Worten Frankreich als den gestrengenPoli- zeimeister der europäischen Völker aus- zuspielen. Seltsame Feststellungen — die durch da» überraschende Aufflackern der Stavisky-Affäre in Pari» eine geheimnisvolle innere Verbindung zu erhalten scheinen. Denn es war Tardieu, der stärkste Garant des reaktionären und ultranationallstischen Kurses im jetzigen Kabinett, der die Millionenbetrügereien des bekannten Gauners zum An laß nahm, um «inen heftigen Vorstoß gegen die radikal sozialistischen Koalitionspartner und ihren Führer Ehau- temps zu unternehmen. Imperialistische Rüstunaspolitik und Regierungskrisen — eine Provinzstadt macht Ge schichte! Nur mit Widerwillen steigen wir noch einmal in den Stavisky-Sumpf hinab, dessen Giftschwaden nun plötzlich wieder au» der Tiefe der parlamentarischen Untersuchung»- ausschüsse emporgestiegen sind und den Bestand der franzö- ischen Regierung gefährden. Seit Beginn diese» Lahre», eit jenen Januartagen, da do- Bavonner Leihhaus unver- ehens seine traurige RoUrcht der französischen öffentlichen Meinung zu spielen begann» ist da» französisch« Volk nicht zur Rrche gekommen. Zwar schien der jetzige Ministerprä sident Doumergue, der bei seinem Eintreffen in Paris al» „Retter des Vaterlandes" wie ein Triumphator umiubelt wurde, mit der Bildung de» neuen Kabinett» der Nationa len Einigung zugleich auch die peinliche Erbschaft der Stan- balperiode liquidieren und dem Bolte den ersehnten inneren Frieden wiedergeben zu können. E» blieb «ine trügerisch« Hoffnung. Di« Krise fraß sich im Dunkel parlamentarischer Schlupfwinkel weiter. Früher und anders al» Doumergue gedacht hat, sollen sich jetzt vielleicht seine Worte erfüllen, die er bei Beginn seiner Ministerpräsidentschaft aussprach und mit denen er sein Amt al, vorübergehend und nur der Gesundung de» öffentlichen Leben» wie der Festigung der Lagesschau. * Am vonuerslag kam es l» Saarbrücken za einer dreiste» Herausforderung der Saardeutschen, insofern bei der Laodesleitung der Deutsche» Front unter Leitung de» berüchtigt«« Emigranten, kommissar» Macht, rin« Haussuchung stattfand. Bei dieser kam «» zu skandalösen Zwischenfalle«. Dl« gestrige Unterredung des deutschen Botschafters in Pari» mit Außenminister Barthou wird von der Press« mit dem Nordost. pakt tn Verbindung gebracht. * 2m Unterhaus verkündete Baldwin da» Programm der Luft aufrüstung für dl» englische Sriegslvftsahrt. Diese» hat in der presse große Meinungsverschiedenheiten ausgetöfi. während die Mehrheit der vesftMchkeU da» Programm lebhaft begrüßt, wird e» von der sogenannten „Lüftgruppe- im Unterhaus al» ungeuügend betrachtet. Demgegenüber hat die Arbeiterpartei einen Mißtrauerwanlrog an gekündet. * Wege» der Angrlsse Tardieu, gegen Ehautemp» in der Sta- vistyangel^euheit tritt heul« der Sabluetlsrat zusammen. Im Zu sammenhang damit hat der Verwaltung»au»schvß der Sozialistischen Partei in einer Entschließung die sofortig« Auflösung der klammer gesordert und sich erneut zu der gemeinsam«« Aktion mit den Kom munisten bekannt. . > Vor dem gemischte» Sfierreichisch-rnmönische« Schied»gerich« in pari» steh« gegemoürtig ein Prozeß zur VerhandtuÜG. dm, Erzh«. zog Joseph van Hababurg-Lothringea aus Hermmgab« sein« ehe malig«» Besitzungen sn »lebmchürgm bpm Entschädigung lN Hbhe voa cki MiMoüM Schweizer FraNK« gegen die «tlMische «egia- rung angestrengt hüt. ü ptttz der Tadesaadrohung hat sich in Oesterreich «Ine Reihe »euer Sprengstosfauschliige eretgnek. Eine Explosiou in Zugibruck war so heftig, -atz die Bewohner qu» dem Schlafe geschreckt wurden. * General ^rmvton richtete in einer Red« vor der briüschen Frontkämpfervereinlgung scharfe Angriffe gegen die Uireuelbericht- erstattmig über Deutschland. * Zn Warschau wird die erste Flutwelle au, dem Ueberschwem- mungagebiet heute abend erwartet. All« Sicherung»maßnahm«n für die Bewohner der niedrig gelegenen Stadtteile sind getroffen. 1 AueführNche» an anderer Stell«. Staatsführuna dienend bezeichnete. Mit lächelnder Miene traf er damal», au» seinem Rosengarten tn Tournefeuille kommen, in Bari» ein. Mit sorgenvoll gefurchter Stirn soll er jetzt den langentbehrten Heimaturlaub antreten. Die so oft mit Nachdruck betonte Einigkeit des Kabinetts der „Union Nationale" hat sichtbare Risse bekommen, die sich Mr» erste auch nicht schließen werden. E» ist sogar möglich, daß da» ganze stolze Gebäude des wirt schaftlichen und politischen Aufbaue» die ser Regierung zusammenstürzt. Denn Tardieu, der für seine heftigen Attacken auf dem Felde der Politik be- könnt ist, will es mit seinen bisherigen Angriffen auf seinen Mlnisterkollegen Ehautemp», den er der Verleumdung be zichtigt, offenbar nicht bewenden lasten. Mit erhobener Stimme rief er vor der nächtlichen Szene des Unter suchungsausschusses aus: „Die Stavisky-Affäre ist nicht be endet, sie hat erst begonnen!". Dabei erklärte er, daß er noch mit ganz anderen Zeugnissen als den bisher vorge brachten gegen Ehautemp» vorgehen werde. Die Radikal sozialistische Partei, die durch mehrere ihrer Mitglieder in der Stavisky-Affäre belastet wurde, ohne daß man die da malige Pürt«iführung selber dafür hätte verantwortlich machen, können, ist in dem Kabinett Doumergue von Anfang an nur ein zweifelhafter Bundesgenosse gewesen. Da» zeigte sich noch kürzlich an der ziemlich weitgehenden Kritik, die das Parteiblatt „Notre Temps an den diplomatischen Künsten Barthous und an dem von ihm in Szene gesetzten Nordoschakt übte. Der Deutschenhasser Tardieu konnte sol- He Kritik offenbar nicht vertragen und erhielt nunmehr im Hinblick darauf, daß sich gerade au» Kommunisten und So- ziallsten ein marxistischer Block gebildet hatte, die Gelegen heit Mr günstig, die dadurch arg bedrängten Radikalsozia- listen zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Ob seine Spekulation, daß die aus dem Kabinett ausgeschiedene und zugleich der Tuchfühlung nach links ermangelnde Radikalsozkalistische Partei bei kommenden Neuwahlen aufgerieben werde, rich tig Ist .soll hier nicht entschieden werden. Welche Gründe für Tardieu auch vorliegen mögen, um den Versuch einer Sprengung der jetzigen Kabinetts zu machen, welches auch die politischen Folgen seiner Husarenattacke sein mögen — es ist wieder Einmal erwiesen, daß Skandale in Frankreich zum politischen Geschäft gehören, daß von dem System der parlamentarischen Demokratie das System der Korruption nicht so leicht zu trennen ist. Statt die Autorität des Staa tes zur endgültigen Niederschlagung eines öffentlichen Skan- dals zu gebrauchen, wird der Skandal gebraucht, um die Autorität der Staatsführung zu stützen und politische Auseinandersetzungen von größter Trag weite durchzufechten. Uor Tardieus Ausschluß. Paris, 19. Juli. Größte Sensation hat in politischen Kreisen heute abend die Nachricht hervorgerufen, daß auf Freitag 17 Uhr ein außerordentlicher Kabi- nettsrat einberufen worden ist. Einige radikale Minister haben nämlich energisch gesordert, daß das Kabi- nett unverzüglich zu den gestrigen Vorgängen in der Sta- visky-Untersuchungskommission, in der Tardieu bekanntlich schwere Angriffe gegen den radikalen Parteivorsitzenden Chautemps erhoben^hat, Stellung nimmt. Justizminister Cheron als stellvertretender Ministerpräsident hat sich sofort mit Doumergue in Verbindung gesetzt, der jedoch erklärte, zu dem Kabinettsrat nicht kommen zu können. Doumer gue hat jedoch die Einberufung gebilligt. In den Wandelgängen der Kammer wurde heute abend erzählt^ daß fast sämtliche Minister des Kabinetts die gestri gen Angriffe Tardieus gegen Chautemps nicht billigten. Man rechnet unter diesen Umständen mit der Möglichkeit, daß Tardieu, dex ja innerhalb des Kabinetts als Staats minister keine bestimmte eng umgrenzte Funktion zu erfül len hat. ausgeschifst wird, und daß es gelingen wird, wenig stens für den Augenblick eine offene Krise innerhalb der nationalen Union zu vermeiden. Stavifky-Akten verbrannt? pari», 19. Juli. In den Büroräumen der Polizei in Dijon brach in der vergangenen NaHt Feuer aus, dar noch vor Eintreffen der Feuerwehr großen Umfang angenom men hatte. Obgleich es gelang, das Hauptgebäude vor den Flammen zu schützen, brannten mehrere Häuser vollkommen aus. Man befürchtet, daß sich unter den verbrannten Akter, auch die über die Untersuchung der Mordangelegen heit Prince befinden. Empörende Herausforderung in Saarbrücken. Emigrant Machts als Einbrecher. - Gesetzwidrige Haussuchung bei der Deutschen Front. Saarbrücken, 19. Juli. Am Donnerskag fand bet der Laudesleitung der Deutschen Front unter Leitung des be- rüchtigten Emigrantenkommissar» Macht» eine Haus- suchung statt, b« der e» zu skandalöse« Zwischen fällen kam,, die eine der dreistesten Herausforderungen darftelleu, denen die an derartige Vorfälle wahrhaft ge wohnte saardeutsche Bevölkerung in den letzten Jahren aus- gefetzk war. Kurz nach 17 Uhr drangen mehrer« Kriminalbeamte in di« Büroräume der Landesleitung ein. Auf Befragen waren diese Beamten nicht imstande, die Gründe für da« Dorschen anzugeben. Sie verletzten damit die elementarsten gesetzlichen Voraussetzungen zur Durchführung einer derartigen Aktion. Sie erklärten lediglich, im Auftrag der Reglerunaskom- missiou die Büroräume de» Freiwilligen Arbeitsdienste, durchsuchen zu müssen, von selten de» Hausmeisters wur den sie zunächst auf di« selbstverständliche Pflicht aufmerk, sam gemacht, erst einmal den HauHerrn, in diesem Fall Landesleiter Pirro, von ihren Absichten in Kenntnis zu setzen. Pirro hatte inzwischen seine Angestellten aufgefor- dert, strengste Disziplin zu wahren, wenn auch in der Be trauung de» Emtgrantenkommistar» mit dieser Aktion eine offen« Provokation erblickt werden müsse. Die Landesleltuna der Deutschen Front setzt« sich mit dem Polizeidirektor Heimburger in Verbindung, der am Fernsprecher zu keinerlei Auskunft bereit war. Zwei Herren der Deutschen Front begaben sich darauf unverzüg lich peckönlich zu Heimburger, der ihnen erklärte, auf Grund der Artikel SS » bis o eine Haussuchung anempfohlen p, haben. Di« fraglichen Artikel beziehen sich auf di« Neu- tralitätder Gemeindebeamten, denen strmaste Innehaltung de» Amtsgeheimnisse, auferlegt wird, und da, Verbot der Anzeige jeglicher Personen bei nichtiaarlän- dischen Stellen wegen Vergehen, di« im Saargebiet nicht strafbar sind. Der näher« Zusammenhang dimer Artikel mit der angeordnetm Hemgsuchung la de» Büroräumen de» Freincklligm ArbeitÄenste» wurde nicht gegeben «ad ist mch »lcht-ch»Mch. Nach Rückkehr der beiden Angestellten der Deutschen Front fuhren die Kriminalbeamten fort, die Büroräume eingehend zu durchsuchen und sämtliches Material zu be schlagnahmen. Machts leitete die Aktion persönlich. Er suchte den Hausmeister zu veranlassen, ihm verschiedene Schlüssel ausguhändigen, die dieser jedoch nicht bei sich hatte. Machts forderte daraufhin, daß mit einem Dietrich ge öffnet werde, worauf ihm bedeutet wurde, daß er es hier nicht mit Einbrechern zu tun habe. Milllerwelse hatte sich die Nachricht von den Vorfällen la der Stadl verbreitet. Vor dem Hau, sammelte sich eine vielhundertköpfige Menschenmenge au, die dem Treiben Macht, zunächst mit wortlosem Abscheu zuschaute. Da Macht« iedoch Immer dreister und ber«»»fordernder auftrat, konute sich die Menge lauter Zurufe nicht enthalten. Immer wieder stürmte der Lmigrantenkommissar eilfertig durch di« einzelnen Büroräume, um nachzukontrollieren, ob seine Be fehle strikt durchgeführt würden, verlangte Oesfnuaa sämt licher Sellerräume und vurchstöberung jede» Schrankes und Aktenstücke», vle beschlagnahmten Gegenstände wurden se- doch erst au«gehändigt, nachdem sede» Aktenstück durchge- zählt war. Diese» korrekte, aber langwierige Verfahr«, brachte Macht» erst recht au» der Fassung. Er tobte wild in den vüroräumen herum. Als er wieder au» dem Hau» heraustrak, wurden Fahnen und Transparente mit der Auf schrift „Heil Hitler!" gezeigt. Vie Menge stimmte spontan das Deutschlandlied an. Al» Quittung für da, offensichtlich immer beängstigender werdende Verhalten der Bevölkerung ließ Macht» zwei lleberfallkommando» kommen, die die Straße räumen mußten. Besonder» tat sich hierbei der Emlgranteagenoss« Kri minalbeamter Gereke hervor, der in Zivil die Amon er- öffnet« und sich sogar kweit hinreißen ließ, mit erhobenem Revolver iu» hau» ,u stürzen und die Büroang-Mteu mit „Häude hoch!" anzuschreien. Au« der Möge tönten Hm laute Psui-Ruf- für sein sei,« Verhalten msgmeu, woranf Gereke noch die Stirn hatte, stolz «ms seiae «g«sch-ft ck»