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Goulosenfragc: weiterhin sind sowohl Polen als auch Deutsch land von einem Kranz von Staaten umgeben, mit denen Rei bungen jederzeit möglich sind: für England, Frankreich, Ita lien liegen die geopolitischen Verhältnisse z. B. sehr viel ein facher. Die französische These einer polnisch-russischen Verbrüdc- rung mit der Front gegen Deutschland mußte also an der tatsächlichen Lage scheitern. Ilebcrdies wissen die Polen ja auch sehr gut, daß Hindenburgs Sieg bei Tannenberg ihnen mehr genützt hat als den Dcutsck-en selbst und daß durch den Frieden von Brest-Litowsk bereits ein Königreich Polen vor gesehen war. wenn auch kein „Korridor". Was dem Westeuropäer unverständlich erscheint, ist des halb noch nicht unmöglich: letzten Endes gibt es eben auch ein mitteleuropäisches Interesse und nicht nur eine Lebensbercch- tigung für koloniale Großmächte mit außereuropäischen Be langen. Dies erkannt und nach der Erkenntnis gehandelt zu haben, ist das gewaltige Verdienst der beiden Führer der Deut schen und der Polen und ihrer Berater: selbst wenn manchem Polen und manchem Deutschen der Sinn für ein solches Ge schehen noch fehlt. Wir leben eben in einer Zeit der Umschal tung, des Umgcwöhnens. Den letzten Anlaß hierzu haben aber die Vorgänge nn Fernen Osten gegeben, die zur Um stellung in den Fragen der großen Weltpolitik geführt haben, zur verstärkten Aufrüstung Sowjetrußlands und seiner end gültigen Anerkennung durch die Vereinigten Staaten und da mit zur Stärkung seiner Machtstellung auch gegenüber Palen, das sich erneut in den Hintergrund gedrängt sieht. Die Aufgabe beider Völker ist es nun, wenn möglich, wie der so Rücken an Rücken.zu stehen wie zur Zeit der großen Snchsenkaiser MU-MU AMMIM OlWi SWlm. Von Dr. FricdrichOtte, Professor a. D. Reichsuniversität Peking. Noch nie seit 1907, dem verhängnisvollen Jahre, als nach, der englisch-russischen Einigung die Einkreisung Deutschlands beginnen konnte, stand die Wrlt-diplomatie vor solch gewichtigen Entscheidungen wie jetzt. Die Umgrup pierung scheint noch nirgends beendet zu sein. Selbst der vorläufig mehr machtpolitische russisch-japanische Gegen latz könnte noch, wenn auch wahrscheinlich nicht für immer, überbrückt werden, obgleich er in der „Weltpresse" theatra- lischer aufgezogen wird als etwa der japanisch-angelsächsl- lche. Denn dieser ist vor allem wirtschaftspolitisch bedingt und deshalb, geschichtlich gesehen, völlig unüberbrückbar. Bekanntlich war der Handelsneid die tiefere Ursache aller Großkriege, seitdem Spanier und Briten als erste nach der Entdeckung Amerikas aneinander gerieten Der bereits seit 1914 zwischen Japan und Großbritannien begonnene, seit 1929 fortschreitende verschärfte Wirtschaftskampf ist ja jetzt zum offenen Wirtschaftskrieg ansgeartct, und die kapita listische Beherrschung Chinas von Ncuyark und London aus, znm Teil über Genf, wurde im April bereits von Japan ans erneut gehemmt. Als zweiter zur Zeit — von außen gesehen — unüberbrückbarer Gegensatz zeichnet sich der deutsch-französische in der Nüstungsfrage ab — und zwar um so schärfer, je mehr Brücken sonst in Europa geschlagen werden —, aber nur, weil Frankreich oder, vielleicht richti ger gesagt, weil die einflußreiche französi'ch? Rüstungsin dustrie das so will. Was haben nun diese weltbewegenden Fragen mit der deutsch-polnischen Annäherung zu tun? Sehr viel! Erstens untcrordnet die französische Diplomatie der Rüstungsfrage jede andere; daher das oft unverständliche Hin und Her in der französischen Haltung gegenüber Japan, den Sowjets, England, Italien usw. mit dem Ergebnis einer nervösen Sackgassenpolitik nach nahezu jeder Richtung hin. Auch die polnischen Interessen, ja selbst seine eigenen kolonialen in Asien opfert Frankreich zuletzt seiner Rheinpolitik. Zum zweiten sicht cs nach Ostcn hin für Polen jetzt bedenklicher noch als früher aus. Die Sowjets rüsten auf, rühmen sich dessen laut, erklären aber, cs gelte dem japa nischen Imperialismus. Sic rüsten auf mit Zustimmung der angelsächsischen Staaten, und Frankreich sagt nicht „Nein", allerdings auch nicht zur japanischen Rüstungsver- stärküng. Die Tatsache, daß die Japaner den günstigsten Augenblick für eine bewaffnete Auseinandersetzung um et wa ein Jahr verpaßt haben, scheint aber fcstzustehcn. Auch in Chinesisch-Turkestan und der Dsungarei hat die japanische Zersetzungspolitik vorläufig einmal Schiffbruch erlitten. Bei diesen russischen Teilerfolgen kann den Polen nicht wohl zu Mute sein, denn Polen ist noch für keine Weltmacht so wichtig, daß es nicht von heute auf morgen wiederum ge opfert würde, wenn die größeren Ziele mächtigerer Staaten es verlangten, — etwa als Entgelt für ein russisches Vor gehen gegen Japan. Polen will aber mehr sein als nur ein Bauer auf hem ^Schachbrett der internationalen Politik, es will nicht nur geschoben werden, cs will selbst schieben. Der erwartete Zusammenstoß in Asien mag nun in der Form eines Großkticges erst in zehn oder zwanzig Jahren kom men, aber kommen wird er, daran zweifelt niemand. Er starkt Rußland als Folge davon, so wäre Polen ohne Rük- kendcckung unrettbar verloren; wird aber Rußland vom Stillen Ozcan endgültig abgedrängt, so wäre zwar mit einem schnellen Zerfall des Sowjetgedankens zu rechnen, aber.auch mit einem Wiedererwachcn des russischen Nationa lismus auf neuer Grundlage. Polen muß also nach Osten und Süden blicken, ob es will oder nicht: cs kann nicht nur lranzösischen Wünschen Rechnung tragen. Es hat das frü her bereits getan zur Zeit Ludwigs XV. von Frankreich und des Polenkönigs Stanislos Lesczinski, ist aber nicht gut da bei gefahren. Hingegen konnte es an Deutschland mehr fach in seiner Geschichte Rückendeckung finden, z B als die Mongolen vön 1220 bis 1241 (Schlacht bei Liegnitz) über Polen hinweg nach Schlesien vordrangen. Und wenn Groß polen nicht, wie Rußland, für einige Jahrhunderte unter die Herrschaft der Mongolen geriet, so dankt es dies der Rük- kendeckung, die cs am deutschen Kaisertum hatte Hierbei fei daran erinnert, daß seit der Bekehrung der Polen zum Christentum durch deutsche Missionare (um 966> Pole» als Reichslchen galt; erst im vierzehnten Jahrhundert stieg das kulturell von Deutschland aus befruchtete und politisch ge blitzte Polen zur ostpreußischen Großmacht empor. Nachdem Polen dann zum Wahlkönigtum übcrgcgangeu war, regierten wiederum die Kurfürsten von Sachsen von 1097 bis 1763 als Könige in Polen Man konnte also vor einem Jahrtausend von einer deut schen Oberhoheit über Polen sprechen, jedoch nie von einer Beherrschung, denn die deutschen Kaiser und Könige hatten in Polen wenig zu sagen. Ueberdies hat der Deutsche aber den Polen nie völkisch zersetzt, wenn auch vermutlich die Ober schicht in Stadt und Land weitgehend germanisch durchsetzt ist. Der polnische Bauer lebt unter dem deutschen hinweg, ähn lich wie der chinesische unter dem japanischen. Anders der rus sische Bauer, der unter dem »och sehr primitive» polnischen Bauern lebt, sich noch stärker vermehrt und ihn verdrängen kann. Von oben her war die russische Herrschaft in Polen stets Kniitenherrschast; aus Deutschland kamen Leben und Kultur nach Polen hinein, aus dem Osten Drangsal und Ver nichtung immer wieder seit Otto dem Großen. Und die Rasse? Man lese einmal in Houston Stewart Chamberlains herrlichen „Grundlagen des 19. Jahrhunderts" nach, der seinerseits wiederum auf dem französischen Rasse philosophen Grafen Gobincau anfbaute: Reine Kelten, Ger manen un^ Slawen bilden den Grundstock dessen, was wir als Arier bezeichnen. Der Pole aber ist der reinste Slawe und steht nns als solcher näher als etwa der Mittclmcereuro- päcr aus der Zeit des Völkcrchaos. Noch einiges kommt hinzu: der gemeinsame Gegensatz gegen die Zweite und Dritte Internationale, also den Mar xismus; die ähnlichen Schwierigkeiten in der Juden- und der SWU MO Of U IM M.-AWW O Skt SM. Mit zwei Sonderzügen war die Sachsenjugend des VDA. zur großen Saarkundgebung an den Pfingsttagen ge fahren. Jeder der beiden Züge beförderte mehr als 1000 Jungen und Mädels; der Dresdner Sonderzug nahm die ostsächsische Jugend auf, der Leipziger Sondcrzug die des Erzgebirges und des Vogtlandcs und des übrigen West'ach- sen. In ihrer Begleitung waren außer den Führern der einzelnen Gruppen Hunderte von Erwachsenen, die in froher Gemeinschaft mit der Jugend nn der Fahrt und der Tagung teilnahmcn. Schon die Hinfahrt der Sachsen -durch das Thiiringer- uud Hcsscnland nach Frankfurt war ein Erlebnis. In schö ner Kameradschaft und iibcrschäumender Freude ging die Fahrt vor sich, für flotte Marschweisen sorgten die Kapel len der Hitler-Jungen aus Dresden und Markneukirchen. Am Donnerstagabend war Frankfurt als erstes Ziel erreicht. In mustergültiger Ordnung vollzog sich die Unter bringung der 2000 jugendlichen Sachsen. Am Freitagmargen folgten Besichtigungen der schönen altertümlichen Goethestadt Frankfurt und eine gelungene Kundgebung der Sachsen vor der neuen Börse. Der stell vertretende Landesführcr Hans Christoph Kacrgcl wies die versammelte Jugend'auf den Sinn der Fährt an die bedrohte Grenze hin, die Frankfurter Bevölkerung stand Der Botschafter der UdSSR, in.Berlin abberufcn. Der somjclrussischc Botschafter Chintschut, der seit 3!^ Jahren die Interessen seines Landes in Berlin ver trat, ist plötzlich abbernfen worden. Cr soll einen wirtschafts politischen Posten in seiner Heimat übernehmen. Von -er Llnwetterlatafirophe in Tlberlas. Zerstör!« Häuser ln -er biblischen Stadt am See Venezareth. Sie Stadt Tiberias wurde durch «inen Wolkenbruch Iieimgesvcht, dessen Waster- sluken di« Fundamente zahlreicher Häuser unter spülten und die Gebäude mm Einsturz brachten tln« den Trümmern mur ren 29 Leichen' gedorgen sichtlich unter dein Eindruck dieser Kundgebungen und Um züge des VDA. Am zeitigen Nachmittag ging es dann nach Rü-dcshcim und in -Miirdiger wundervoller Dampferfahrt bei schönstem Wetter den Rhein hinab zum „Deutschen Eck" in Koblenz. Die Begeisterung der vielen jungen Menschenkinder riß die Aelteren einfach mit fort. Nach mehrstündiger Eiscnbahnfahrt trafen die VDA.-Fahrer spät abends in Trier ein: rasch ging cs ans Qunrticrmachen, die Jungen über nachteten im Zeltlager auf der Moselinsel. die Mädel in Schulquarticren. Am Sonnabend fuhr die Jugend nach der nahegelegenen Saargebictsgrenze. ein anderer Teil besichtigte die alten Rämerbautcn Triers oder machte Abstecher in die nähere Umgebung des Mosel- und Saartalcs. Am gleichen Tage hatten sich die Mitglieder des VDA.-Vorstandes und der süddeutschen Schulgouppen im „Goldenen Mainz" versammelt. Auch hier herrschte wie in Trier buntes Leben und Treiben, überall grüßten die Fahnen des neuen Deutschland zusammen mit den blauen Wimpeln des VDA. In der Mainzer Hauptversammlung vom Sonnabendnach mittag kam in überzeugender Weise die große Wichtigkeit des Volksdeutschen Gedankens zum Ausdruck. Der Landes verband Sachsen erntete besondere Anerkennung wegen sei ner nachdrücklichen Bolkstumarbeit. Sn ist die F>mucn- gruppe Sachsen des VDA. die stärkste im Reich, die Schul- gruppcnzahl konnte im letzten Jahre von 200 auf 1000 ver mehrt werden. Einen tiefen Eindruck machte der anschlie ßende Festakt im Mainzer Stadthallen.saal. Reichsminister Dr. Frick zeichnete die klare Linie der Volkstumsarbeit aus. Mit Nachdruck stellte cr fest, daß der VDA. alleiniger und unabhängiger Treuhänder des Außenvolkstums sei. Diese Arbeit müsse von jedem deutschen Menschen, insbeson dere von jedem Nationalsozialisten unterstützt werden. Be geisterter Beifall der vieltausendköpfigen Menge dankte Dr. Frick für seine Ausführungen, ebenso begeistert wurden die Bcgrüßungstelegramme des Reichspräsidenten o. Hinden burg und unseres Volkskanzlcrs Adolf Hitler ausgenommen. Mit eindringlicher Klarheit gestaltete der Reichsführcr des VDA. Dr. Steinacher den Begriff des deutschen Men schen, der nicht an den rcichsdeutschen Paß gebunden ist. sondern der überall dort steht, wo deutsches Volkstum wirkt, von den Wolgadeutschen bis zum Baltikum, von den Süd tirolern bis zu den Schleswigern in Dänemark. Von uner hörtem Eindruck war die Mainzer Abendkundgcbung für das SaargAnct, draußen am Rhein auf dem Adolf Hitler- Platz Der Jestsonnlag im „heiligen Trier", Deutschlands ältester Stadt, sah mehr auswärtige Besucher als die Stadt Einwohner zählt. Es mögen etwa 40 000 VDA.- Menschen aus dem Reich und dem dcutschsprcchenden Aus land gewesen sein, die hier zusammcntrafcn; dazu 10 000 Hitler-Jungen aus Pfalz und Rheinland und ungeheure Mcnschenmassen aus dem nahen Saargcbiet. Nirgends konn te die Verbundenheit Zwischen den deutschen Saarländern und dem übrigen Deutschland deutlicher zum Ausdruck kom men als in diesen Trierer Tagen. Die sächsische Grenzland- jugcnd hat hier einen tiefen Eindruck bekommen, um was cs an' der Saar geht. In packender Weise sprachen am Sonn tagabend der sächsische Landesführcr des VDA., Oberbürger meister Z ö r n c r - D r c s d c n, und der Reichssportführer von Tichammer-Osten zu den Zehntausenden deutschen Jun gen. Unvergeßlich wird allen Teilnehmern der riesige Fak- kclzug am Abend mit der Massenkundgebung für die Saar bleiben. Mit den flammenden Fackeln stieg der Schwur von sünfziglausend Menschen zum Himmel: „Die Saar ist deutsch und wird deutsch bleiben." Am Pfingstmontag folgte der großen Morgcnkundgebung — in deren Mittel punkt die Rede des Vizekanzlers von Papen stand — der traditionelle Fcstzug des VDA. Wer dieses Bild erlebt hat, muß immer daran denken. Vierzigtausend Menschen aus allen deutschen Gauen, Tausende von Fahnen u. Wimpeln, Hunderte von Musikkapellen zogen durch die alten Sassen Triers im festlichen Aufmarsch. Die Straßen und Plätze wa ren umsäumt von hunderttausend Menschen, daß man im- mec wieder staunte, wie diese kleine Stadt diesen Andrang fassen konnte. Besonders starken Eindruck machten die Aue