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Der sächsische Erzähler : 17.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193405177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340517
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-05
- Tag 1934-05-17
-
Monat
1934-05
-
Jahr
1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 17.05.1934
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rad aufaefunden und aesichert. Aeußere Verletzungen waren an der Letlbe nicht wayrzunehmen, so daß erst die gerichtliche Sektion Naher«» ergeben mutz. Die Mordkommission de» Leimiger Polizeipräsidiums traf in kürzester Zeit am Tat« ort ein. Ueber den Täter fehlt zur Zeit jeder Anhaltspunkt. Dahlen, 17. Mai. Lin Verschütteter nach 30 Minuten lebend geborgen. Bel Ausschachtungsarbeiten auf dem Gvundstück de» Bauern Freygang in Dahlen stürzte am Dienstogoormittog der Giebel eine» benachbarten Grund stücke» ein und begrub den Maurer Namm aus Bucha un- ter sich. Der Verunglückte, der einen Meter tief unter den Schuttmassen lag und sich nicht selbst befreien konnte, wurde nach einer halben Gbmde angestrengtester Bergungsarbeit verletzt, aber noch lebend, geborgen. Kirchberg, 17. Mai. Grotzfeuer. Wichnhaus, Stallge« bäude und Schuppen des Bauern Max Schubert in Wol- ser-grün find am Dienstagvormittag medergebrannt. Das Feuer entstand aus bisher unbekannter Ursache, während di« Bewohner beim Schlachtfest waren. Das Vieh wurde vor Schaden bewahrt, und auch das Mobiliar konnte aus dem brennenden Wohnhaus zum Teil gerettet werden. An der Bekämpfung des Brandes beteiligten sich zahlreiche Wehren, darunter die Motorspritze aus Kirchberg. Trotzdem konnte nur ein Stallgebaude vor dem Feuer bewahrt we» den. Leisnig, 17. Mai. Verheerendes Auftreten des Elchen- rvlckler». Infolge der großen Trockenheit der letzten Wochen tritt die graugelbe Raupe des Eichenwicklers im Tal« -er Freiberger Mulde verheerend aick. Bon Svotzbauchlitz bis Klosterbüch sieht man kahlgefresfene Eichenbestande. Bis zu dm Wipfeln sind sie von den gefräßrgen Raupen ent laubt. An gesponnenen Fäden lassen sich die Raupen zur Erbe nieder, um ander« Laubbaume auch noch zu befallen. Waldheim, 17. Mai. Liu Idyll aus der Vogelwelt. Eine seltene Nistsiätte haben sich ein Paar Blaumeisen in einer täglich benutzten Pumpe gesucht. Di« Pumpe ist seit drei Wochen außer Betrieb , gesetzt, damit die Tiere ungestört ihrem Brutzeschäft nachgehen können. In dem Nest liegen setzt neun Eier, die baldigst ausgebrütet sein werden. Werdau, 17. Mai. Schweres Unglück durch scheuende Pferd«. Am Dienstag wurden ein« Frau und ihre vier jährige Tochter.in der Reichenbacher Straße von einem Fuhrwerk überfahren, dessen Pferde diurchgegangen waren. Die Frau wurde nur leicht, das Kind dagegen tödlich ver- letzt. Der Fuhrmann selbst war beim Versuch, Sie Pferde zu züaÄn, aus die Deichsel ««fallen und hatte hier di« Un- Mcksftchvt mitgemacht; er kam mit dem Schrecken davon. t Plauen l. V., 17. Mai. Suche nach Einbrechern in Berlin. Die Berliner Kriminalpolizei Hot in der Reichshauptstadt die Ermittlungen nach den Tätern ausgenommen, die vor weni- am Tagen in Plauen einen großen Cinbruchsdiebstahl ver übt haben. Die Täter waren auf äußerst verwegene Weis« in eine alleinstehende Billa eingedrungm und hatten dabei wertvolle Gold- und Schmucksachen erbeutet. Der Wert der Gegenstände, die den Verbrechern in die Hande gefallen —-SS——s Noeella. Erzählung von Mia Munter-Wr oblew sta. . > . . . MaiMruck verboten.) An der Piazza de Ferrari hatte sie ihren Standplatz, dm kein« andere Verkäuferin in gang Genua ihr streitig ge- Macht hätte, die alte Nußhändlerm, deren Namen nur ihre entfernten Verwandten wußten. Di- stadtbekannte Alte wurde allgemein Nocella genannt, denn zwischen ihren Körben voller Kastanien, Wal- und Haselnüsse war sie sel ber die blankste, rundeste Nuß in dem dunkelbraunen drei- tm Rock, der engen Taille mit dem fransenbesehten, gold gelben SchulteMch, der bronzen schillernden Serdenschurze und dem Runzelgesicht, über dem das mausgraue, krause Haar säuberlich gekämmt und frisiert war. Bor Der Kirche Sant Ambrvgio bot sie ihr« Ware feil und konnte ihre Blicke über die prunkvollen Fassaden schwei fen lassen vom Theater Carlo Felice zum Bövsenpalast, von der Akademie der schönen Künste hinüber zum Palazzo Du- cale. An den Fremden, die damals in Hellen Scharen zur blauen, blumengesticktm Küste hinabzuströmen begannen und in der alten Handels- und Bankstadt Genua Station machten, verdiente Novell« gut. Sie wußte die Leute rich tig einguschätzen, lieferte gute Rüste und forderte gute Preis«, verstand mit jedem ein paar Scherzworte zu wechseln und gab ihr würdevolles, schier antik heiteres Lächeln und das dunkle Leuchten ihrer Augen jedem Käufer umsonst. Die Forestieri und die anderen Genueser erhielten immer prima Ware; unermüdlich schieden ihre bräunlichen Run- zelhände Erstklassiges und Minderwertiges in den Körben. Letzteres wurde zu Schleuderpreisen vergeben an die Be- wohner der alten Hafengassen von San Luca, del Campo und di Prö. Oft, sehr ost füllte Nocella kleine, bettelnde Hohlhande, ohne einen Tentestmo dafür zu beanspruchen. Ihr Stövchen hatte sie in unmittelbarer Nähe von der Piazza de Ferrari, dort, wo die steilen, vielstöckigen All- stadthäuser sich um den Ueberrest des Sankt-Andreas-Klo- sters drängen, um den spielzeugzierlichen Säulengang, der zwischen Lorbeer mü» Palmen mählich zerbröckelt, bevöl kert von spielenden Kindern und unzähligen, sonnensellg schlummernden Katzen. Nocella hatte bei aller Geschäfts tüchtigkeit Sinn fürs Romantische, zumal sie sehr einsam lebte und fast nie einer von den entfernten Verwandten den Weg in ihr Altfrauenfiübchen fand. Abends saß sie oft lange an ihrem Fensterchen, dessen Läden sie für die Abend kühle weit öffnet«, und schaute stumm hinab zu den Ueber- resten der schlanken Säulen und -arten Bögen und darüber hinweg zu dem gar alten, dumpfigen Haus, das sich in dichtes Efeugerank wie in einen malerisch drapierten Man- tel abweisem» verhüllte, um nichts mehr zu verraten von den fernen Lagen, in denen es die Kinderspiele des kleinen Christoph behütet, der nachmals mit vielen Schiffen übers Weltmeer gesoaelt war und «ine neue Welt entdeckt hatte, auf -en nun sein« Vaterstadt Genua sehr stolz war und dessen Steinbild fast in jedem Dorf an der lachenden Küste aus einem Sockel sicht und aufs Meer hinausdeutet spähen den, suchenden Auges. Ein Denkmal, dacht« Nocella oft, wenn sie das Geburts haus de» Christoph Kolumbus anschaute, ein Denkmal, das nach dem Verfall de» Leibes noch lange, lange Kunde gibt von dem, der darunter ruht, ein Denkmal aus dem Campo Santo, das muß das Schönst« sein, was «in Mensch errei chen kann, ein Denkmal für die Ueberlebenden, wahren- der sind, wurde mit etwa SO 000 Mark angegeben. Die Ein- orecher hatten gründliche Arbeit geleistet un- es verstanden, all« Spuren sorgfältig zu verwischen. Nach Mitteilung der Plauener Kriminalpolizei deuten jedoch ganz bestimmte An zeichen darauf hin, daß der Einbruch von einer Berliner Bande verübt worden ist. Offenbar will diese nun ver suchen, die erbeuteten Schmuckgegenstände in Berlin abzu setzen. Neues aus aller Wett. Giftgase über Saaz. Zwar scheint es sich vielerorts zu bewahrheiten, daß die Elemente das „Gebild' von Menschenhand" hassen. Aber bisweilen sieht es auch so aus, als haßten sie ebenso sehr die Ausgeburten des menschlichen Unverstandes. Das zeigt sich in der letzten Zeit nicht selten bei der Vernichtung der Vor räte, die dem Menschen von der gütigen Mutter Natur ge schenkt wurden, mit denen er aber nichts anzufangen weiß, weil sein Geist mit Blindheit geschlagen ist. Man beschwört die vernichtende Gewalt von Feuer und Wasser, um unge- beure Mengen von Kaffeebohnen, von Schweinen und Scha fen und allerlei sonstigen nahrhaften Dingen zu beseitigen, während in der ganzen Welt Millionen von Menschen nicht in der Lage sind, sich diese Genüsse zu verschaffen. Nun scheint es bald, als weigerten sich die Clemente, diesen Un sinn langer mitzumachen. So bereitet es den Tschechen er hebliche Schwierigkeiten, den dort in großen Mengen ge ernteten Hovfen loszuwerden. Letzthin waren es nicht we niger als 20 000 Zentner, die man nicht absetzen konnte. Das Hopfensyndikat hatte sie vor einigen Jahren angekauft, um den schwankenden Preis zu stützen. Schließlich mußte man den gewaltigen Vorrat für unbrauchbar erklären. Aber wo wollte man damit bleiben? Zunächst wollte man ihn in die Eger schütten. Aber dagegen verwahrten sich die Anwohner. Und nun kann man, wenn man mit der Bahn von Saaz nach Komotau fährt, ein seltsames Schauspiel er blicken. Da liegt hinter einer Zementfabrik oben am Bergs ein« Sandgrube, die etwa acht Meter tief abgebaut ist. Viele kräftige Männer schlepven gewaltige Säcke herbei, trennen sie an der Seite ayf und lasten einen Strom goldgelber Kör ner in den Abgrund rieseln, schönen kostbaren Hopfen. Un aufhaltsam rinnt der Strom. Und dann wird die Brand fackel hineingeschleudert. Flammen züngeln. Giftiger Bro- dem wälzt sich über das Gelände. Man hatte vorsichtig nach der Richtung des Windes geschaut, ehe man die Fackel warf. Man wollte vermeiden, daß der Rauch sich auf die Stadt stürzen würde. Zuerst war Gott Aeolus auch einsich tig genug, den Qualm von den Häusern der Menschen fern zuhalten. Dann allerdings änderte er den Sinn, und die giftigen Wolken wälzten sich über Saaz. Die Fußgänger flüchteten schreiend in die Häuser. Man schickte Boten hin aus, damit das Feuer erstickt werde. Aber so schnell ist brennender Hopfen nicht zu löschen. Tage vergehen. Noch immer drohen die giftigen Gase. Jedermann fürchtet sich, sterbliche Leib der Auferstehung entgegenschlummert. Nocella war natürlich eine fromme Christin; sie fehlte nie in der Frühmesse und kniete alle Sonntage zum Hoch amt in der Kirche Sant Ambrogio, deren goldener Prunk, -ichte Bemalungen und buntfarbiger Marmor viel zur Er höhung ihrer Andacht beitrugen. Sonntag nachmittags ging sie zum Campo Santo auf der Höhe, genoß den ungeheuerlichen Rundblick auf Berge, Stadt und Meer und wanderte andächtig in den Marmor hallen von Monumento zu Monumento, erlabte ihr schön heitsuchendes Auge an der einzigartigen, silbern-samtigen Färbung, die der nicht fortgewischte Staub der Jahrzehnte dem Faltenwurf im weißen Mavbelstein verleiht, und schwelgte in frommer Rührung angesichts der trauernden FamiUettgruppen, Engel und Genien. Ihr Liebling war ein lesender Kapuzinermönch, und als sie an einem Sonn tag wieder sein stilles Marmorbild betrachtete, kam ihr zum erstenmal der Gedanke: Wenn dieser Mönch hier steht, um den weder Weib noch Kind weint, warum sollte dann nicht auch mein Marmorbild einen Platz einnehmsn dürfen hier in diesen vornehmen Hallen? Es würde freilich viel Geld kosten, sehr viel Gold. Der Platz bei den Monumenten der Reichen und ein guter Bildhauer würden teuer sein, aber für wen lege ich denn meine Ersparnisse beiseite? Für la chende Erben, die sich jetzt nicht um mich bekümmern! Von diesem Sonntag an bekam das Leben der alten Nocella einen Sinn. Sie betrieb ihren kleinen Handel eif riger denn je, wog den Reichen und den Fremden das Etto um keine Nuß zu schwer, spendete reichlicher denn zuvor den Armeleutekindern eine Handvoll Kastanien oder Man- deln und zündete öfter dem heiligen Antonius, der heiligen Therese oder der lieben Gottesmutter eine bunte Kerze am Samstagabend an mit einem innigen Gebet um Mehrung ihrer Sparkassenbeträge. Wenn einer ihrer Anverwandten am Verkaufsstand vorüberging und ein paar Wörtchen mit ihr wechselte, hütete sie sich, etwa von ihren kühnen Plänen zu verraten. Und eines Tages faßte sie sich ein Herz und ging zu einem der ersten Bildhauer der Stadt. Sie war freudig erstaunt, als der von ihm geforderte Preis hinter dem von ihr befürchteten zurückblieb, und ahnte nicht, welch lockende Aufgabe ihr Anblick dem Künstler bot. Lange währte es, bis es ihm gelang, sie zu seiner Ansicht zu be kehren, daß sie nicht im Sonntagsputz, sondern in der All- tagsklerdung mit der Schürze und dem Schultertuch abge- bildet werden solle. Endlich gab sie seinem Wunsche nach. Nun gehörten die Sonntagnachmittage nicht mehr dem Besuch des Campo Santo, sondern der Bildhauerwerkstatt, und in ihrem Alltagskleids mit dem goldenen Fransentuch und der glänzenden Schürze, zwischen den alten Fingern einen doppelreihigen Rosenkranz, stand Nocello nußbraun un- würdig-stolz, halb lächelnd und halb ernschaft, eingodrnk des künftigen Standorts, für das Bildnis vor dem Künstler, dem die Arbeit schneller als bei mancher Familiengruppe steinreicher Patriziergeschlechter vonstatten ging. Im Herbst hatte er die Arbeit begonnen, und um Licht meß war sie so weit vorgeschritten, daß Nocella schon zur Friedhofsverwaltung ging mit der Anfrage, ob sie bereits einen künftigen Ruheplatz für sich erwerben un- das Monu mento aufftellen lasten dürfe. Es gab einiges Hin und Her ob solchen Ansinnens, denn erstlich war es ein Vorrecht der alteingesessenen, edlen Familien, in den Säulenhallen einen Begräbnisplatz zu besitzen, und zum andern pflegten gewöhnlich erst nach dem Ableben eines Familiengttedes die Hinterbliebenen das auf die Straße zu gehen. Giftgase über der Stadt , . .Im Kriege? Nein, mitten im tiefsten Frieden . . . Steuerdelikte sind Reichssache. Nachdem das Begnadigungsrecht und das Recht zur Nie derschlagung von Strafverfahren allgemein auf das Reich übergegangen ist, hat der Reichsinnenminister jetzt auch eine Regelung bezüglich der Steuerdelikte getroffen. Für den Straferlaß oder die Niederschlagung von Steuerdelikten ist, wie das VDZ.-Büro meldet, in Zukunft grundsätzlich der Reichsfinanzminister zuständig, auch wenn es sich um Steuern der Länder, Gemeinden oder Gemeindeverhände handelt. Die Verordnung, die auf Grund des Gesetzes über den Neubau des Reiches erlassen worden ist, bestimmt im einzelnen, daß, soweit Finanz- und Zollämter zur Entschei dung über Steuerzuwiderhandlungen zuständig sind, die Steüern der Länder, Gemeinden oder Gemeindeverbände be treffen, die Befugnis, von der Einleitung oder Durchführung eines Verwaltungsstrafverfahrens abzusehen, dem Reichs finanzminister zusteht. Ihm steht ferner die Befugnis zu, Strafen zu erlassen, auf die wegen solcher Steuerzuwider handlungen im Verwaltungsstrafverfahren erkannt wor den ist. — Zirkus Sarrasanl in Brasilien. Zirkus Sarrasani hat am Dienstag vor überfülltem Hause sein Gastspiel in der brasilianischen Hauptstadt Rio de Janeiro er öffnet. Der Eröffnungsvoritellung wohnten bei der Bun despräsident mit seiner Familie sowie mehrere Minister. — „Die Drehtür an der Stadlsparkaste". Schulkinder aus Petersdorf wurden nach Hirschberg geführt, wo ihnen verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt wurden. Als die Kinder unmittelbar nach dem Ausflug gefragt wur den, was ihnen in Hirschberg am besten gefallen habe, ant wortete ein kleiner Knirps freudestrahlend: „Die Drehtür an der Stadtsparkaste." — „Ich habe junge Vögel getötet". In Wettin bei Halle brachte es ein löjähriger Schüler fertig, aus verschie denen Nistkästen, die in den Bäumen des Großen Schweizer ling angebracht waren, die Nester auszunehmen und die junge Brut zu töten. Der Bursche wurde schließlich erwischt. Er bekam einen Starkasten auf den Rücken gehängt und ein Schild auf die Brust mit der Inschrift: „Ich habe junge Vögel getötet." In Begleitung eines Trommlers mußte er so durch den Ort ziehen. — Feuer bei Christoph L linmack A.-G. in Niesky. Am Dienstagabend brach in der Abteilung Holzbau der Firma Christoph L Unmack A.-G. Feuer aus, dem eine Tischlerei und zwei Montagehallen zum Opfer fielen, in denen sich er hebliche Bestände an Rohstoffen (Holz) und Halbfabrikaten befanden. Das Feuer, dessen Entstehungsursache noch nicht bekannt ist, wurde durch die Werksfeuerwehr und die Frei willige Feuerwehr Niesky sowie durch Wehren der umlie genden Ortschaften tatkräftig bekämpft, so daß die Gefahr für das ganze Werk gegen 11,30 Uhr als überwunden ange- Denkmal zu setzen. Aber da die Nocella eine weitbekannte, ja, eine beliebte und geachtete Person in Genua war und da kaum einer aus besagten Patrizierfamilien nicht gele gentlich ein Hekto Nüsse bei ihr erhandelt und ein Scherz wort mit ihr getauscht hatte, so widersetzte sich niemand- ihrem eigenartigen Wunsch, und an einem Maitag ward ihr Marmorbild unter Aufficht des Bildhauers an einer weit hin sichtbaren Ecke der sich kreuzenden Wandelgänge auf gestellt, und abends, als die Alte hinkam, stand sie im flam menden Licht der sinkenden Frühlingssonne sich selber ge genüber und sah ihres einsamen Herzens sehnlichen Wunsch herrlich erfüllt. Man sprach davon in ganz Genua; da erfuhren es auch die Verwandten, fanden sich vollzählig im Stübchen am Kolumbushaus ein und entwickelten einen Aufwand von giftigen Worten und großen Gebärden, um Nocella ihre Entrüstung über ihr unverwandtschaftliches Benehmen und ihre Hoffart klarzumachen. Die Alte blieb ganz gelassen und erwiderte nur in skeptischer Weisheit: „Ich kenn' die Menschen, darum habe ich Euch nicht getraut, daß Ihr mei nen letzten Willen so gut ausgeführt hättet, wie ich es nun schon selber getan habe." Als sie alle gar nicht aufhören konnten zu toben, sprach sie: „Sofern ich noch etliche Jahre verdienen kann, wird auch jetzt noch ein Sümmchen übrigbleiben nach den Be gräbniskosten; das hätte ich unter Euch geteilt, falls Ihr wiederum meine Freude an dem schönen Monuinent mit mir geteilt hättet; doch da ich sehe, daß solches nicht der Fall ist, werde ich mein Geld zur Stiftung einer Seelenmesse an wenden, die alle Jahre am Tage meines Todes gelesen werden soll." Da zogen die Neffen und Nichten schimpfend ab und sind nie wieder über die Schwelle der Alten gekommen. Sie hat noch viele Jahr« ihren Stand gehabt mit Mandeln, Kastanien und Nüssen an den Stufen der Cbiesa Sant Am brogio, hat an vielen Abenden aus ihrem Fensterlein hin abgeschaut zum Haus, in dem der kleine Christoph einst das Licht der Welt erblickt, und hat alle Sonntagnachmit tage aus dem Campo Santo dem lesenden Kapuzinermönch und der alten Nußoerkäuferin an der Ecke einen Besuch ge macht, ward sodann an einem Borfrühlingstag, zur Zeit der Mimosenblüte, aus ihrem Stübchen in die Kirche ge tragen zu Lichterglanz und Totenlitanei, um tags darauf zum letztenmal den Weg, den sie allsonntäglich zu Fuß ge gangen, nun in der schwarz-goldenen Leichenkutsche gefah ren zu wenden, hinauf zu dem „heiligen Feld", das unter -en vielen tausend europäischen Friedhöfen einen besonde ren Ruf genießt. Wer von den vielen, vielen tauiend Fremden diesen Totengarten besucht, das Glühen der Am peln, das Blühen der Rosen und Nelken, die Bläue des Himmels, das tiefe Grün der Berghöhen und den goldigen Sonnenglast über dem Weiß des Marmors und dem Schwarz der Zypressen trunkenen Auges trinkt, der steht bet seiner Wanderung durch die Säulenhallen sicherlich auch ' still vor der rundlichen Gestalt der alten Nußverkäuferin, die von ihrem Postament heiter und würdig, voll Humor und Frömmigkeit herabschaut und deren Alltagsgewand, Schultertuch, Rosenkranz und Schürze heute schon -en sil bernen Hauch tragen, den der Staub langer Jahre -em Marmor gespendet hat, die Schönheit des Steins nicht min dernd, sondern erhöhend zu jener Kostbarkeit, mit der ent färbte Locken das Alter und die Abgerucktheit vom Gegen wärtigen di« stummen Zeugen vergangener Tage silbern verklärm.
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