Volltext Seite (XML)
12 Rammler, Lissner, Schmidt und Birthler hohen absoluten Partialdruck vertreten sind, bedingt durch ihren hohen Volumen anteil am Gas einerseits und durch den hohen Gesamtdruck des Systems von über 20 at andererseits. Der Schwefel der Kohle — ein wichtiger Partner bei den Wand lungsreaktionen der Mineralbestandteile — wird in den genannten Zonen des Druck gaserzeugers zum Teil als Schwefelwasserstoff und organisch gebundener Schwefel (in COS, CS 2 , Merkaptanen usw.) abgespalten. In die Oxydationszone treten ein verhältnismäßig schwefelarmer Koksrest über sowie anorganische Bestandteile, die ihr Gepräge durch Reduktionsvorgänge erfahren haben. Erst in der Oxydations zone herrschen oxydierende Bedingungen, aber auch hier ist die Atmosphäre anders als bei der normalen Verbrennung, insofern, als die Atmosphäre aus O 2 , H 2 O und CO 2 mit hohem Partialdruck von H 2 O und CO 2 besteht und nicht aus O 2 , N 2 , CO 2 und H 2 O mit dem überwiegenden Partialdruck von N 2 und dem dagegen geringen Partialdruck von H 2 O und selbst CO 2 . Die Komponenten CO 2 und H 2 O sind in der Oxydationszone des Druckgaserzeugers für Vorgänge im anorganischen Bereich zweifellos von besonderer Bedeutung. Demgegenüber wird bei der Veraschung der Kohle im Laboratorium der als Asche bezeichnete Glührückstand unter oxydierenden Bedingungen erhalten. Die an organischen Spaltstücke der Humate, wie CaCO 3 und CaO, können sich mit SO 2 , das aus organischem und pyritischem Schwefel entsteht, zu Sulfaten verbinden. Die so hergestellte Asche — von vornherein ganz anders zusammengesetzt, als sie im Druckvergaser auftritt — wird nun im Bunte-Baum-Apparat oder im Leitz- Erhitzungsmikroskop unter wiederum ganz anderen Bedingungen als im Druckgas erzeuger hinsichtlich der Zusammensetzung der Atmosphäre und des Partialdruckes der reaktionswirksamen Gase der Untersuchung auf das Schmelzverhalten unter worfen. Es leuchtet ein, daß das Ergebnis nicht nur nicht auf die praktischen Be dingungen des Betriebes übertragbar sein wird, sondern unter Umständen zu fal schen Schlußfolgerungen führen kann. Die Fragen der Untersuchungsmethodik sind um so wichtiger, als das, was wir „Asche“ nennen, bei unseren Braunkohlen — in ungleich größerem Ausmaß als bei der Steinkohle — erst ein Produkt der Umwandlung von Mineralbestandteilen und von metallorganischen Verbindungen ist, — eine Umwandlung, die sich während der Verfeuerung oder Vergasung vollzieht. Was schließlich als Rückstand verbleibt, hängt von den Wandlungsbedingungen ab: Atmosphäre, Zeit, Korngröße, Tempe raturverlauf, aerodynamische Bedingungen — alles Faktoren, die bei Verfeuerung und Vergasung verschieden sind und sich auch im Verlaufe des Vorganges unter schiedlich ändern. Eine besondere Eigentümlichkeit unserer Braunkohlen ist, daß der hervorstechendste anorganische Bestandteil, nämlich der Kalk, — von kleinen als Karbonat oder Silikat gebundenen Anteilen abgesehen — in der Hauptsache als Humat gebunden ist. Lissner [4] führt mit Recht aus, daß diese metallorganischen Verbindungen eigentlich der organischen Substanz der Braunkohle zuzurechnen seien. Erste Bemühungen, die Untersuchungsmethodik den Bedingungen der Ver gasungstechnik anzupassen, gehen auf Jäppelt [5] zurück, der die Veraschung der Kohle in Wasserdampfatmosphäre vornahm. Dies ist aber nur als ein erster Anfang zu werten, da die Einflüsse des Kohlendioxides und anderer Gasbestandteile, wie