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Der sächsische Erzähler : 07.03.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193403073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340307
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-03
- Tag 1934-03-07
-
Monat
1934-03
-
Jahr
1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 07.03.1934
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Er sagte dem Leutnant auf den Kopf zu, daß er den König ab sichtlich nicht gefangen habe, um im preußischen Heere Kar riere machen zu können und ein Lösegeld zu erhalten! Be weis dafür sei, daß er eine Spielschuld, die er vor seinem Ab reiten gemacht hatte, gleich nach seinem Einrücken eingelöst habe! Werner konnte das freilich leicht erklären. Er hatte in folge seiner Jagd nach dem König kein Pferd erbeuten kön nen, daher nach dem Handstreich einem der Husaren sein Beutepferd aus dem königlichen Marstall, das er ja ohne dem nicht behalten, sondern gegen das übliche Douceur ab zuliefern gezwungen war, um etliche von einem Oppelner Bürger geliehene Dukaten abgekauft und dann den Gaul preiswert weiter verkauft, wodurch er seine Schuld reichlich zu decken vermochte. Da der Husar Werners Angabe bestä tigte, konnte Nadasdy gegen den im Offizierkorps wenig beliebten „Schwaben" nichts unternehmen, und auch die Verdächtigungen schwiegen, zumindest öffentlich, als Werner ein paar der Herren vor seine gefürchtete Klinge forderte. Aber das Odium blieb. Werner mochte sich in der Folge auszeichnen,' so viel er wollte und konnte, mochte unter an derem zwei ganze Schwadronen der aus Polen neu gebilde ten preußischen Natzmer-Ulanen, die ihm und seinem Zuge einen Hinterhalt gelegt hatten, auseinanderjagen und nicht weniger als 44 von ihnen samt dem die Ulanen kommandie renden Oberstleutnant Malakowski gefangen einbringen — er brachte es zu nichts. Da schon nach dem nächsten Feldzuge, 1742, der den ersten schlesischen Krieg beendende Friede von Breslau erfolgte, so hätte Werner, wie viele seiner ungarischen Kameraden — manche hatten nicht einmal so lange gewartet, sondern waren schon nach dem Waffenstillstand von Schnellendorf im Oktober 1741 nach Preußen übergetreten — in die preu ßische Armee eintreten können.. Der König legte besonderes Gewicht darauf, daß sich die Reihen seiner Husaren vor allem mit Ungarn füllten, daß sie womöglich von ungari schen Husarenoffizieren geführt wurden. „Kleine, ganz schwarze Kerle", riet der König. Um sein Ziel zu erreichen, stellte er ungarische Husarenofsiziere um einen Grad höher an, oft sogar um zwei Grade höher. Den Mannschaften wurden die mitgebrachten Pferde voll bezahlt, als ob sie ihre eigenen wären. Die ungarische Sprache war im inne ren Dienst erlaubt. So war es nicht zu verwundern, daß in Preußen in den Jahren bis zum zweiten schlesischen Kriege die Husarcnregimcnter sich wie Pilze nach einem Regen ver mehrten. Aus zwei Husarenregimentern mit zusammen neun Schwadronen im Jahre 1741 wurden deren acht mit zusammen 80 Schwadronen. Aber Werner blieb weiter ein armer „schwäbischer" Leutnant bei den kaiserlichen roten Husaren, die den Na men Csaky und später Nadasdy trugen, focht weiter auf allen Kriegsschauplätzen, auf die das Schicksal sein Regiment führte, als einfacher Leutnant seiner Königin und Kaiserin. Nach dem Tode seines Vaters erhielt er die dadurch frei- gewordene Kompagnie und wurde Rittmeister, Stabsoffi zier aber nicht. Einundvierzigjährig bat er um eine Stabs offiziersstelle bei einem anderen Regiment. Aber man wies ihn ab, weil sein Regimentsinhabcr Graf Nadasdy in der Begutachtung des Gesuches erklärt hatte, „der Bittsteller sei zum Stabsoffizier nicht geeignet". Da wurde es Werner endlich zu dumm. Er quittierte den kaiserlichen Dienst, in dem er innerhalb von 17 Kricgsjahren 26 Feldzüge mitge macht hatte, und verschwand. Er ging aber nicht einmal jetzt nach Preußen. Wo er sich dienstsnchend Herumtrieb, weiß man nicht. Erst 1750 trat er — nicht wie viele andere ungarische Offiziere um eine oder zwei Chargen höher — als Unter leutnant, einige Chroniken sagen sogar: als gemeiner Hm > sar, in da» Husarenregimcnt Zoltan ein. Doch der König erkannte bald die Tüchtigkeit des „schwäbischen Husaren",: vielleicht hat auch Werner sich n u n dem König zu erkennen: gegeben — denn schon nach einem Jahre wär er Oberst leutnant, zu Beginn des Siebenjährigen Krieges Komman dant der Braunen Husaren, die das Jahr darauf seinen Na men erhielten und unter seiner Führung zu hoher Berühmt heit gelangten, wie Werner überhaupt bald einer der be rühmtesten preußischen Kavallcrieführcr wurde, der von vie- len weit über Zielen gestellt wird. Immer selbständig ver- : wendet, war der zum „Stabsoffizier Ungeeignete" schon zwei Jahre nach Kriegsbcginn Generalmajor, in zwei wei teren Jahren Generalleutnant und Kommandant eines > Korps, mit dem er Kolbcrg entsetzte, die Russen und Schwe den aus Pommern verjagte und im letzten Kriegsjahrc den Krieg erst nach Mähren und dann nach Franken trug, hier die Reichsstände zum Fricdcnschließcn zwang, was die da- : durch ihrer letzten Verbündeten beraubte Kaiserin schließlich veranlaßte, Frieden zu schließen und damit endgültig und für immer auf ihr sck)önes Schlesien zu verzichten. So hat ein unerbittliches Schicksal das arme österreichi- sche Tornisierkind dazu ausersehen, den Schlußpunkt uitter eine Entwicklung zu setzen, die in der ganz verschiedenen Behandlung staatlicher Probleme durch Kaiser Karl den ' Sechsten und König Friedrich Wilhelm I. ihren Ausgang genommen. Und wieder war cs die Hand des Schicksals, die ihn aus dem kaiserlichen Dienste verjagte und in die Reihen des bisherigen Gegners trieb, in dessen Dienste cr,in ) Franken den letzten Säbelhieb im Kumpfe um Schlesien tat. Selten ist wohl das ungerechte Urteil eines voreinge nommenen, parteiischen Vorgesetzten zum Schaden der eige nen Sache so ad absurdum geführt worden wie durch das Schicksal des 1788 auf seinem ihm vom König geschenkten, . schlesischen Rittergute verstorbenen Husarengenerals, des. Generals der Kavallerie Paul von Werner, der in der für das alte Oesterreich verhängnisvollen Schlacht bei Mosiwitz das Schicksal zweier deutschen Großmächte unbewußt in sei ner kühnen Hand hielt. - . Schicksal. Eine geschichtliche Einzeldarstellung nach Originalen Von Generalmajor Hugo Serchnawe-Wien. (Schluß.) Zur selben Stunde, als der Sieg schon sein ist, reitet her, für den die Schöpfung Friedrich Wilhelms, sein Heer und sein Feldherr, die Schlacht gewonnen, allein, von öster reichischen Husaren verfolgt, durch di« Nacht, die entsetz lichste Nacht im Leben des Königs, eine Nacht, über die er nie sprechen wird! Zu groß ist der Unterschied zwischen sei nem stolzen Siegeshoffen am Morgen, ja noch zu Mittag dieses 10. April, und seiner einsamen, gehetzten Flucht. Der König hat den Krieg im Dezember mit einer er drückenden Uebermacht begonnen. Ein einziges, schwaches österreichisches Regiment steht in Schlesien. Nur tropfenweise kommen die Verstärkungen. Segen Jahresschluß ist fast ganz SiÄesten kampflos in seinen Händen, auch die Hauptstadt, bald darauf der größte Waffenplatz des Landes, Glogau, und drei andere kleiner« feste Plätze. Kam es auch noch zu keinen ernsten Kämpfen, so hat sich der König bisher doch als ein Häkchen erwiesen, das sich beizeiten krümmt, als ein General von großer Umsicht, Tatkraft und fast verwege ner Schneid, der schon einmal nur durch seine Umsicht und einen glücklichen Zufall der Gefangennahme durch österrei chische Husaren entgangen ist. Dieselben Eigenschaften hat er auch in der Operationsveriohe vor der Schlacht bewiesen, die Schlacht gut und geschickt eingeleitet — und nun ein sol cher Umschwung! Und nun . . . Musterbast ist die preußische Infanterie gegen .den ganz überraschten, noch gar nicht versammelten, geschweige denn aufmarschierten Feind vorgerückt. Muster haft hat die preußische Artillerie den Kampf eröffnet und tiefe Furchen in die den Aufmarsch ihres Heeres deckende Kavallerie, den österreichischen linken Flügel, gerissen. Und da ist nun diese gegen alle Regel und auch entgegen dem strengen Befehl des österreichischen Feldherrn zur Attacke oorgegangen! Sie hat die ihr entgegentretende viel schwä chere preußische Kavallerie weggefegt, obwohl der König selbst an der Spitze einiger Schwadronen des zweiten Tref fens den Kamps gleichstellen wollte, hat die preußischen Ret ter teils um den preußischen linken Flügel herum hinter ihre Infanterie, teils das erste Treffen entlang gejagt, die vor der Front stehenden preußischen Geschütze genommen, ist gar teilweise schon hinter dem König eingehrochen, dem es endlich gelingt, sich hinter das erste Treffen zu retten. Da hat die preußische Infanterie beider Treffen ohne Befehl, ja entgegen dem Befehl, selbständig auf die vorbeijagenden Reitet das Feuer eröffnet! Die ganze Schlachtlinie blitzt, und das Feuer des zweiten Treffens gefährdet dabei das erste Treffen und — den König und seine Umgebung. Dazu er öffnet die sehr rasch in Stellung gegangene östetreichisck-e Artillerie das Feuer auf die Infanterie des ersten preußi schen Treffens; das in der Ntzhe des Königs stehende erste Bataillon Garde und das Regiment Kleist leiden furchtbar. Als nun auch dem Kommandanten des nächststehenden Re gimentes Markgraf Karl, dem Obersten Prinz Friedrich von Brandenburg-Schwedt, einem Vetter des Königs, eine österreichische Stückkugel den Kopf abreißt, da erliegt der junge Feldherr den gewaltigen Eindrücken seiner ersten Schlacht! „Schwerin, das kann ich nicht mehr mit ansehen, befeh len Me den Rückzug!" Aber der alt« erfahrene. Soldat denkt nicht daran. Er hat in 17 Feldzügen schon Schrecklicheres gesehen und ver traut auf die preußische Infanterie, die des Königs Vater mit dem größten Drillmeister seiner Zeit, bemalten Des sauer, heranbildete. Freilich, brenzlich ist die Sache immer hin, und wenn der König fällt oder in Gefangenschaft gerät, dann wird alles verloren sein. Der junge König Muß weg, er soll sich in Sicherheit bringen. Schließlich gelingt es Schwerin auch, den König zu überzeugen, daß seine Ge fangennahme dem Verlust des Krieges gleichkomme. Und so reitet der junge Herrscher mit seiner unmittelbaren Um gebung in einem Augenblick, als das Gefechtsfeld hinter der Front gerade von den sich wieder sammelnden öster reichischen Regimentern frei ist, unter Bedeckung einer Es kadron des Regimentes Gendarmes vorerst zur Bagage, dann über Löwen nach der an der Oder gelegenen Stadt Oppeln. Außer Sicht seiner Truppen, schlägt der König ein scharfes Tempo an, er galoppiert! Er will vor Einbruch der Nacht Oppeln erreichen. Die schweren, von Märschen und der heutigen Attacke ermüdeten Pferde der Kürassiere seiner Bedeckung können dieses Tempo der Engländer aus dem königlichen Marstall nicht mithalicn. Bei Löwen, Halbwegs zwischen Oppeln und dem Schlachtfeld, bei einbrechender Dämmerung bleibt die Bedeckung zurück, und der König eilt mit seinem Gefolge allein weiter. Gegen Mitternacht er reicht er Oppeln. Unangefochten passiert er die Vorstadt am westlichen Oderuser. Als er aber über die Oderbrücke in die eigentliche Stadt reiten will, finde- er das Fallgitter am Brückentor herabgelassen und hört einen Postenruf! Da der Anruf ganz wie in der preußischen Armee mit „Halt! Wer da!" erfolgt, trägt der König keine Bedenken, mit „Preußen!" zu antworten. Er vermutet wohl ein kleines Rücklaßdetachement des Regimentes La Mothe, das erst tags zuvor die Stadt verlassen. Aber sofort muß der flüch tige König seinen furchtbaren Irrtum erkennen. Schüsse fallen aus dem Tor und vom Wall, das Fallgitter raffelt in die Höhe, und heraus stürmt mit geschwungenen Säbeln und unter wildem Geschrei ein Trupp ungarischer Husaren. Blitzschnell reißt der König sein Pferd herum. Ein wil- des Gedränge entsteht auf der Brücke. Rasch entschlossen springt der König vom Pferde und drängt sich am Geländer vorbei. Ein Stallmeister hält ihm ein frisches Pferd, und ohne Aufenthalt sprengt der König den Weg zurück, den er eben erst gekommen ist. Er hofft auf die nachkommende Be deckungseskadron zu stoßen. Aber diese hat in der Dunkel heit die Spur des Königs verloren und ist nach Löwen zu rückgekehrt. Indessen wird das überraschte Gefolge des Königs von den Husaren gar bald überwältigt, die aus verschiedenen Rufen auch bald erfahren, daß sich der feindliche Herrscher unter der Reitergruppe befand. Und einer der Pußtasöhne glaubt wirklich den König gefangen zu haben. Kann er sich nicht vorstellen, daß der wohlgenährte Hert, der so ängstlich den Hals seines steigenden Schimmels umarmt, «in anderer sei als der König? Es ist aber nur der französische Gelehrte, Philosoph und Mathematiker Baron de Maupertuis. Er hat als ehemaliger französischer Jngenieurosfizier den König von Preußen begleitet, damit der seine geliebte französische Tafelrunde auch im Feldlager nicht ganz vermisse. Vergeblich hofft der König, daß er durch das Getüm mel an der Brücke der persönlichen Verfolgung entgangen sei. Bald merkt er zu seinem Schrecken, daß «inige der feindlichen Reiter ihm nachsetzen. Immer näher klingt der Dreischlag der galoppierenden Pferde, das Klirren der Waf- stn . . . Und bei ihm befindet sich nur ein Stallmeister. Von der Eskadron Gendarmes ist nichts zu sehen. Dann aber hört er aus dem Hufschlag, daß sich die Zahl der Ver folger verringert und schließlich ist es nur noch einer — aber der kommt näher und näher! Nur e i n Husar, das ist ja schließlich nicht so gefährlich. Soll man ihn anneh men? Die Preußen sind ja schließlich ihrer zwei; aber hat der Stallmeister Waffen, außer vielleicht ein Paar Sattel pistolen? Und weiß er die zu führen, sind sie überhaupt ge laden? Der König selber, nun sicher, versteht zu schießen und auch, den Degen zu gebrauchen. Allerdings ist es ihm nie gelungen, den Türkenkopf im Vorbeigaloppieren zu tref fen, und Fechten zu Pferde — ganz abgesehen davon, daß ein französischer Stoßdegen zu Pferde keine sonderlich brauchbare Waffe gegen einen gut geführten Husarensäbel gibt — hat er überhaupt nicht gelernt, er wurde ja als In fanterist ausgebildet. Also, ob er in dem Zweikampfe Sieger bleiben wird, ist immerhin zweifelhaft, er muß aber siegen, sonst ist der Krieg verloren! Und muß der Husar den Zweikampf auf nehmen? Nein, gewiß nicht, für den genügt es, den König zu stellen und durch Pistolenschüsse, die gar nicht zu treffen brauchen, seine Kameraden herbeizurufen. Da plötzlich bemerkt der König, daß er ganz allein ist. Den Stallmeister hat vielleicht ein Sturz zu Boden gewor fen. Was nun? Soll der König versuchen, die Sattekpistolen zu ziehen und hinter sich zu schießen? Dieses Kunststück hat er schon gar nicht gelernt. Und wenn er nicht trifft — dann ist er dem Gegner erst recht ausgeliefert, denn der läßt ein fach den König seine beiden Faustrohre ausschießen und kann dann selbst gefahrlos zielen nach vorne! Er braucht nur den Schimmel des Königs zu treffen, der in der Dunkel heit ein gutes Ziel bieten muß. Indessen spielten sich im Kopf des Verfolgers, des Leut nants Paul Werner des ungarischen Regimentes Csaky-Husaren ganz ähnliche Gedankengänge ab. Der ehrgeizige Offizier ist in der vorhergehenden Nacht von sei nem Regimentskommandanten, dem Obersten Nadasdy, auf seine eigene Bitte längs der Oder zur Aufklärung mit einer Streifabteilung von 50 ausgesuchten Pferden entsen det worden, als der Kommandant des im östlichen Schlesien eingebrochenen Detachements Generalfeldwachtmeister Graf Baranyay die Entsendung eines solchen Kommandos von dem ermüdeten Husarenregiment verlangte. Leutnant Werner, der den ganzen Nachmittag von links her heftigen Kanonendonner vernommen hat, ist gegen Abend in Op peln angelangt, das seit dem frühen Morgen von allen preußischen Truppen verlassen war. Er läßt die Stadttore schließen und von den Bürgern bewachen. Er selbst aber legt sich mit seinen Husaren beim Tore an der Oderbrücke auf die Lauer, in der sicheren Erwartung, daß die Schlacht im Osten schon irgendwelche Beute nach Oppeln bringen werde. Und richtig, es ist die kostbarste Beute, die das Kriegsglück dem armen jungen Offizier cntgegenbrachte. Als er mit seinen Husaren wie der Blitz in die vorneh me nächtliche Gesellschaft hineinfährt, da merkt sein scharfes, in zehn Feldzügen geübtes Auge trotz der Dunkelheit an den goldbestickten Röcken gar bald, daß ihm hier etwas Besonde res ins Netz gegangen ist! Und da er bald heraus hat, daß der dicke Maupertuis, den emer seiner Pußtasöhne für den König gehalten, trotz seines schönen, goldstrotzenden Brokat frackes doch nicht der König, sondern nur ein ängstlich um sein Leben zitternder französischer Kavalier sei, da macht er ich eben mit ein paar seiner Reiter auf die Verfolgung und st nun dem König hart auf den Fersen. Und Preußens Schicksal liegt in der Hand des Leutnants Paul Werner vom Regiments Csaky-Husaren! Wie sich nun die nächsten entscheidenden Augenblicke abspieltcn — wir wissen es nicht. Keiner der beiden. Men schen, die an ihnen beteiligt sind, hat jemals von dieser schicksalsschweren Stunde — denn auch für den Leutnant Werner wurde sie die entscheidende Stunde seines Lebens — gesprochen. Ob wirklich, wie eine Quelle meldet, Wer ner den König erreicht und ihn schon am Kragen genommen hat, daß der ihm zurief: „Laß Er mich, Husar, ich will ihm's lohnen!" und Werner den König erkennend, ihm geantwor tet haben soll: „Topp, nach dem Kriege auf Wiedersehen!" oder ob des armen Leutnants Siebenbürger, der seit mehr als 24 Stunden unter dem Sattel war und in den letzten Tagen schon viel hinter sich hatte, schließlich doch nicht den geschonten Vollblutengländer des Königs erreichen konnte oder ob Werner schließlich in der Dunkelheit den König aus den Augen verloren hat — cs wird ewig unbekannt bleiben. Der König hat über diese „schrecklichste Nacht seines Le bens" nie gesprochen oder gar geschrieben; nur der Schim mel Bukephalus, der ihn getragen und ihn gerettet hat, er hielt bis an sein Ende das Gnadenbrot und wurde von dem tierliebenden König hoch in Ehren gehalten. Dem Leutnant aber verschloß Soldatentroh bald den Mund. Der König, der in dieser Nacht über 90 Kilometer zurück gelegt hat, erreichte zwischen Mitternacht und Morgen grauen Löwen und fand hier nicht nur seine verzweifelte Bedeckungseskadron, sondern auch den von Schwerin ge sandten Major v. Bülow mit der Siegesnächricht von Moll- witz! Diese Kunde erweckte in ihm sehr gemischte Gefühle. Gewiß, er war nun der Sieger, der Feldzug für ihn ent schieden, und da nun auch der Angriff der anderen Mächte, vor allem der französischen Hyäne, auf das Erbe des Habs burgers bevorstand, so konnte der König nun als sicher vor aussetzen, daß er die Beute seines ersten Feldzuges, der Preußen zur Großmacht machen sollte, behaupten werde. hen die Schöpfung Friedrich Wilhelms, sein H Feldherr, die Schlacht gewonnen, allein, von öst reichischen Husaren verfolgt, durch di« Nacht, lichste Nacht im Leben des Königs, eine Nackt, nie sprechen wird! Zu groß ist der Unterschied Morgen, ja noch zu 2 famen, gehetzten Flucht.
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