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finden unzählige Zuschauer Platz, außerdem werben zwei Tribünen für Tausende von Zuschauern errichtet. Auch auf dem Altmarkt, wo der Vorbeimarsch der 125 00V SA.-Män- ner vor ihrem Stabschef stattfindet, wird eine Riesentri- büne errichtet. Die Verkaufsstellen für die Tribünenkarten werden demnächst durch die Aufmarschleitung bekanntge- geben. Die Neugestaltung -es Gaststättengewerbes. Dresden, 2. März. In einer Versammlung des Krei ses Dresden im Reichseinheitsverband des deutschen Gast stättengewerbes, die am Mittwochnachmittag im Vereins haus stattfand, sprach Bezirksverwalter Stadtrat Köhler über -die Neugestaltung des Saststättengewerbes. Aus gehend von der Neugestaltung des Reiches und der damit zu sammenhängenden Neuordnung der Wirtschaft betonte der Redner, daß von Zeit zu Zeit auch ein Ueberblick über die Maßnahmen, die das Gaststättengewerbe angehen, notwen dig sei. Die Einrichtung der Preisüberwachungsstellen sei zu begrüßen. Das Gaststättengewerbe habe ein großes In teresse an gesunden Preisen und an einer gesunden Kalkula tion. Die Einrichtung der Gütekommission habe sich beson ders in Dresden als wertvoll erwiesen. — Der Bezirksge schäftsführer Dr. Schneckloth behandelte sodann das Thema „Gaststättengewerbe im neuen Wirtschaftsrecht". Auch in diesem Gewerbezweig sei ein deutlicher Ansatz zu einem Aufstieg unverkennbar. Durch Ausschaltung fach fremder Konkurrenten hoffe man, eine Gesundung des Ge werbes herbeiführen zu können. Unter Berücksichtgiung be rechtigter Interessen solle eine planmäßige Verringerung der Zahl der Betriebe erfolgen. Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit werde vom Gaststättengewerbe lebhaft begrüßt. Dresden, 2. März. Schwerer Sturz vom Gerüst. Am Donnerstagvormittag stürzte auf der Markgrafenstraße ein Zimmermann aus der Höhe des zweiten Stockwerks eines Hauses von einem dort angebrachten Gerüst auf die Straße hinab. Der Verunglückte zog sich schwere Verletzungen zu. Dresden, 2. März. General von Seydlih gestorben. Im Alter von 80 Jahren starb hier nach längerem Leiden Gene ralleutnant a. D. Paul v. Seydlitz. Vor dem Kriege war er längere Zeit Stadtkommandant von Dresden. Bis 1919 hatte er das Ehrenamt als Vorsteher der Privilegier ten Bogenschützengilde inne. Während des Krieges war er. Veieber eines Unglücks Herr sein Als deS GlückeS zitternder Sklave, Leid kann von so heiligem Werk sein, Falsches Glück so schwere Strafe. Frida Schanz. Sh Seimalboden! Roman von Otfried von Haustein (23. Fortsetzung.» (Nachdruck verboten). Gepreßt, krampfhaft formten sich die Worte. „Meine liebe, kleine Maria." Er fühlte am Zucken ihres Armes, daß sie schluchzte, und bog in eine der stillen Nebengassen. Wenn sie doch zu Hause wären! Cs war, als schauten ihm alle Menschen mit feindlichen Blicken nach, und es war noch eine Frage in ihm, die er nicht zurückhalten konnte. „Was macht unser Kind?" * „Cs lebt und ist gesund." Wieder war es ein Sonnenstrahl, der sein wundes Herz traf. „Laß uns noch ein wenig gehen. Ich glaube, das tut dir gut." „Wie du willst." Sie war so gedrückt, daß er nicht wagte, in ihre Augen zu sehen, und auch er fühlte sich unfrei. Wie hatte er sich nach diesem Wiedersehen gesehnt, wie bei dem Gedanken ge zittert, sie könne nicht da sein. Jetzt erwartete sie ihn, und er freute sich nicht. Es lastete etwas auf ihm, wie ein ban ger Druck, die Erwartung einer neuen Unglücksbotschaft. Sie gingen miteinander durch die Vorstadt, dann wa ren sie in den Siedlungskolonien, in denen Frauen und auch heimgekehrte Männer in ihren Gärtchen arbeiteten. Noch immer schritt Marta wortlos an seiner Seite. „Wie blaß und elend du aussiehst! Du hast Not gelit ten. Du und das Kind." Endlich öffnete Marta den Mund. „Nein, nein, nun bist du ja da und alles ist —" „Gut", wollte sie sagen, aber sie brachte das Wort nicht über die Lippen. Sie waren jetzt am Waldrande, sie schlang hie Arme um seinen Hals. „Ach. Wilhelm, was soll aus uns werden?" Sie standen außerhalb der Wohnungen. Bis hart an das Weichbild der Stadt grenzten die erntereifen Felder. Es mußte ja jeder Zoll ertragsfähigen Bodens ausgenutzt werden, den die Gruben und Fabriken noch übrig ließen. Wilhelm schloß sie in seine Arme. „Marta, meine liebe Marta, was ist denn geschehen?" Sie versuchte ihre Nerven zusammenzureiben. „Komm, wir wollen uns setzen." Und nun begann sie, mit stockender Stimme zu sprechen. Von den schrecklichen Tagen, die seiner Verhaftung folgten „Ich habe alles versucht. Sobald ich wieder aufkonnte, habe ich mich um Arbeit bemüht. Niemand hat mich ge nommen und, wenn ich doch einmal Glück hatte, war es nach wenigen Tagen wieder vorbei." „Alles um meinetwillen." „Und dann die Schulden! Der Kaufmann borgte nicht mehr, als das Geld verbraucht war, Unterstützungen wur den mir verweigert. Meine Kräfte reichten zu schwerer Ar beit auch gar nicht aus. Dann kam der Gerichtsvollzieher und siegelte Stück für Stück. Der Hauswirt forderte seine Miete. Der Gerichtsvollzieher zankte sich mit dem Haus- r irt, der die Sachen mit Beschlag belegte und ich nzutzt« da beistehen, wie beide sich um unsere kleine Habe stritten. Dann kam der Abend, an dem ich auf der Straße stand und vor mir auf dem Bürgersteige die paar Sachen, die man mir als unentbehrlich gelassen hatte. Dann kam ein Schutzmann und befahl mir, die Sachen fortzuschaffen. Wohin! Ich hatte das Kind im Arm und flehte um Mitleid. Lief von Haus m Hau», in die jämmerlichsten und ärmsten. Wer wollte nachdem er 1910 seinen Abschied genommen hatte, Vorsitzen der de» Landesauoschusses vom Roten Kreitz in Samen. Die Beisetzung des verdienten Generals erfolgte am Don nerstag in aller Stille auf dem Garnisonfriedyos. Dresden, 2. März. Oelbrand in einer Sarosserlefabrik. Die Feuerwehr wurde am Donnerstagnachmittag nach der Arnoldstraße gerufen, wo im Fabrikraum einer Karosserie fabrik ein Tauchkessel mit Oellack in Brand geraten war. Da» Feuer konnte aber bereit« von Ankunft der Feuerwehr durch da» Fabrikpersonal gelöscht werden. Der Brand war hervorgerufen worden durch das Eintauchen eines heißen Eisens in den Inhalt des Kessels. Berggießhübel, 2. März. Berggießhübel al» Kneipp kurbad. Wie Bürgermeister Landgraf in einer Versamm lung des Kneippbundes bekannt gab, soll das alt« Moor- und Mineralbad Berggießhübel mit seinen wasserreichen Waldhängen und Bergwiesen demnächst al» Kneipp-Kuroad ausgebaut werden. Das Klima und die Lage des idyllisch im Gottleubatal gelegenen Ortes sowie die bereits vorhan denen Anlagen, Staotbad und Kurgarten bieten die Mög lichkeit, daß Berggießhübel einst Wörishofen, wo Pfarrer Kneipp bekanntlich seinerzeit sein« Naturheilweise elnsührte, gleichwertig zur.Seite treten werde. Als Kurarzt ist Dr. Kaiser in, Aussicht genommen. Döbeln, 2. März. Velde Velne abgefahren. In der Nacht zum Donnerstag ereignete sich auf dem Bahnhof Westewitz-Hochweitzschen ein schwerer Unfall. Als gegen 0,50 Uhr der Personenzug von Leisnig einfuhr, lief plötzlich der Kaufmann Schindler aus Döbeln aus unbekanntes Grunde vor die Maschine. Ihm wurden beide Unterschenkel abgefahren. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Grimma, 2. März. Lin Oberkirckenrat de» Amte» ent hoben. Domherr Oberkirchenrat Weidauer wurde vom Lan desbischof vom 28. Februar an vorläufig, und zwqr bis zum —,«««»»»««»Wik»««»» Au»gang eine» gegen ihn eingelelteten förmlichen Dienst strafverfahren« mit dem Ziel der Entfernung au« dem Amt seine« Amte« enthoben. Al« Grund de« Verfahrens gilt die aM 14. Januar von der Kanzel verlesene Erklärung der Mit- aüeder de« Psarrernotbundes gegen die Notverordnung d«, Reichsbischof» vom 4. Januar. Neuhausen (Gchwartenberg), 2. März. Gefährlicher Sturz vom Lache. Im benachbarten Cämmerswalde stürz, ten zwei Dachdecker, die an einem etwa 12 Meter hohen Dach mit Arbeiten beschäftigt waren, infolge eine» Leiter- schadens ab. Der eine erlitt einen Beckenbruch und mußte in da» Freiberger Bezlrkskrankenhau« eingeliefert werden. Der andere wurde nur leichter verletzt und konnte sich an derntags wieder an seine Arbeitsstätte begeben. Pegau, 2. März. Tod durch Verbrennung. Einem be dauerlichen Unglucksfall ist in Pegau Frau Änma Heinicke zum Opfer gefallen. Die zu Besuch kommende Tochter der Frau H. fand die Mutter vor dem Mchenofen brennend auf. Di« Verunglückte wurde sofort dem Krankenhaus in Zeitz zugeführt: sie ist dort verstorben, ohne das Bewußtsein wie der erlangt zu haben. Die Ursache ist unbekannt. Bestrafte Verbreitung unwahrer Gerüchte. Im Herbst 1933 lief in Dresden und Umgebung ein un sinniges und natürlich unwahres Gerücht um, mit dem u. a. auch der Reichsstatthalter Mutschmann und Ministerpräsi dent v. Kittinger in Verbindung gebracht wurden. Dieses Gerücht, das zweifellos von interessierter kommunistischer Seite in die Welt gesetzt worden war, enthielt gegen hochge stellte Persönlichkeiten Vorwürfe, deren Unrichtigkeit auf der Hand lag. Der 24 Jahr« alte Hausdiener Erwin Thierauf und der 22 Jahre alte Maurer Erich Uhlemann mußten sich wegen Verbreitung unwahrer Behauptungen vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Uhlemann hatte das „Gerücht" von einem Unbekannten gehört und wollte sich bei Thierauf „informieren". Dieser hatte nichts Eiligeres zu tun, als einen Dritten danach zu fragen. Beide Angeklagte, durchaus nicht etwa Gegner der nationalen Regierung, mußten später einsehen, in welch unangenehme Lage sie sich durch ihr Verhallen gebracht hatten. Das Gericht verurteilte Uhlemann zu sechs und Thierauf zu drei Monaten Gefäng nis wegen Vergehens gegen die Verordnung vom 21. Mörz 1933 sowie wegen übler Nachrede. eine Frau nehmen, die vollkommen mittellos war? Nicht einmal das schlechteste Kellerloch gaben sie mir. Selbst die Möbel waren ja keine Pfandstücke mehr, denn es waren ja nur die unvfändbaren! Schließlich kam Hevta. Sie war ganz vergnügt und sagte, ich solle den Schutzmann bitten, die Sachen in der Nacht aus der Straße stehen lasten zu dürfen und solle sie morgen dem Alihändler verkaufen. Es nütz« mir ja doch nicht, ob ich den Kram hätte oder nicht und ein paar Gro schen Geld wären besser. Wohnen könnte ich -ei ihr. „Ja, hast du denn?" Da hatte Herta gelacht! O ja, sie hatte schon! „Und wenn du vernünftig bist, hast du auch, ich sorge für dich." Da war mir Hertt» wie ein guter Engel erschienen, und ich habe ihr vieles abgebeten. Me fragte mich, ob ich gleich mitkommen wollte, aber ich konnte doch die Sachen nicht allein lasten. Wieder hatte sie Trost: „Die Klamotten stiehlt niemand." Dann ging ich mit ihr in die Wohnung, betrat zum ersten Male wieder ihr Zimmer. Wie gemütlich und warm war es da. Ihr fehlte nichts. Unser Kleines bekam warme, gute Milch, Herta hatte Brot und Butter und Wurst und Schinken und nötigte mich zum Essen, zwang mich so gar, vorher einen Likör zu trinken, damit es mir bester be käme. Ich fragte: „Woher hast du das alles?" „Weil ich klüger bin als du, dummes Hascher!, aber, ich werde dich auch noch klug machen, jung, wie du bist." Trotzdem war ich froh, als ich wieder draußen war und freute mich nur, daß das Kind in einem warmen Bett lag und schlief. Ein Schutzmann stand schon wieder bei den Sachen und fuhr mich an: „Kommen Sie endlich? Glauben Sie, ich habe Lust, Ihre Sachen zu bewachen? Aber, wenn ich es nicht getan hätte, wäre die Hälft« schon weg. Haben Sie denn einen Wagen?" Der Mann war gutmütig und ich bat ihn, die Sachen bis morgen früh stehen lassen zu dürfen. Es war ja mitten in der Nacht. Er schüttelte den Kopf und sagte, dann würde nichts mehr da sein. Ich sagt« ihm, daß ich dableiben wolle, und endlich willigt« er ein. Die Nacht war entsetzlich. Ich fror in meinem dünnen Kleidchen und saß auf einem der Stühle. Es war ganz still, und ich fürchtet« mich bei jedem Geräusch. Einmal war ich eingenickt und fuhr auf, als eine Gruppe Betrunkener vorüberkam. Dann setzten sich zwei unheimliche Kerle ne ben mich auf die Stühle und verlangten, ich solle mit ihnen trinken, eher gingen sie nicht weiter. Der ein« wollte mich lüsten, da kam zum Glück wieder der Schutzmann vorüber, und sie liefen davon. Allerdings war der Koffer mit Kleidern mit ihnen ver schwunden. Endlich wurde es Morgen und ich rannt« zum ersten, besten Trödler. Der Mann tat, als könne er nichts gebrauchen, bot lächerliche Preise. Mir blutete das Herz, als ich die guten Betten der Eltern für ein paar Pfennige hergeben mußte, aber was blieb mir übrig? Endlich hatte ich wenigstens etwas Geld und lief zu Herta. Sie war nicht daheim und das Kind schrie jämmerlich, aber es stand Milch in der Küche, und ich gab sie ihm. Dann saß ich neben dem Bett, war wie zerschlagen an allen Gliedern und doch froh, daß ich hier sitzen durfte. Herta kam und fragte, warum ich mich nicht in das Bett gelegt hätte? Sie selbst sah auch über nächtig aus, war aber sehr elegant gekleidet. Ich fragte sie, ob sie denn in der Nacht gearbeitet hätte, und sie lachte auf. „War nicht so schlimm! Jetzt komm, ich habe etwas Gutes zum Frühstück mitgebracht." Da packte sie warme Würstchen aus und allerhand, und zwang mich zum Esten. Ich fragte sie, ob sie denn so vt«l verdiene, und sie schüttete, immer lachend, ihre Brieftasche aus, in der allerhand Geldscheine waren. Dann fragte ich, ob sie denn wirklich wüßte, daß ich auch verdienen könne, und sie sagt«, wir wollen jetzt erst einmal schlaf««, und dann wollte sie mich mitnehmen. „Hast du schon gesprochen?" „Aber ja." „Wo ist denn die Fabrik?" „Fabrik ist gut. Wir. gehen ins Operettenhaus." „In das Theater?" „Natürlich! Ich statiere in der neuen Revue und kriege monatlich hundertzwanMg Mark. Ich hab« mit dem Regisseur gesprochen, du kannst morgen eintreten, es sch eine weg." „Ja, kann ich denn das überhaupt?" „Was hast du da zu können? Cs wird dir alles gezeigt, und das Singen besorgt der Chor. Lu brauchst nur dazu stehen und hübsch auszüsehen." Marta verstand das alles nicht und hatte ein unbehag liches Gefühl, dann waren sie im Zimmer des Regisseurs. „Da bringe ich Ihnen meine Freundin." „Kommen Sie mal her." Marta wär« am liebsten davongelaufen vor diesen ab wägenden Blicken. „Schön. Gut gewachsen sind Sie ja. Sie können mor gen anfangen. Sehen Sie sich die Vorstellung an. Morgen früh um elf Uhr ist Probe." Nun saß Marta im Theater. Zuerst war alles ganz nett. Die Statistinnen kamen in Hellen Sommerkleidchen. Dann aber standen noch andere Mädchen in Dadetrikots, unter ihnen ganz vom Herta. Marta sprang auf und rannte aus dem Theater. Sie lief draußen auf und ab, bis Herta kam. „Nun, wie hat es dir gefallen?" „Laß mich nach Hause." Wie gehetzt rannte Marta heim und sank neben ihrem Kinde in die Knie. Es war ihr, als sei sie einer viel grö ßeren Gefahr entronnen als am Abend vorher, wie man ihr den Koffer gestohlen. Gem wäre sie sofort gegangen, aber wohin? Sie legte sich neben die Kleine in das Bett, gab ihr ain Morgen noch einmal Milch, nahm das kleine Bündel, das ihr geblieben und ging ohne jede Nachricht davon. In einer armseligen Bude sand sie eine Schlafftelle und ging wieder auf die Suche nach Arbeit. Manchmal hatte sie etwas für ein paar Tage, dann wieder nichts. Endlich brach sie auf der Straße zusammen. Marta sah Wilhelm traurig an. „Im Krankenhaus bin ich wieder erwacht. Erst heute morgen haben sie mich als gesund entlassen." „Und, wo ist das Kind?" Sie antwortete ganz leise. „Sie haben es in das Waisenhaus gebracht. Ich war schon bei ihm, es ist wenigstens gesund." Marta schwieg, Wilhelm hatte regungslos dagesessen und ihr zugehört, jetzt streichelte er sie leise. „So hast du gelitten um mich und bist mir doch treu geblieben." Sie schmiegte sich an ihn. „Ach Wilhelm." „Hast Lu mich wirklich noch lieb?" „Glaubst du, ich lebte noch, wenn ich dich nicht lieb hätte und wenn ich nicht gewußt hätte, daß du freikommen mußt?" „So sicher hast du das geglaubt?" „Ich habe es gewußt. Ich weiß ja, daß mein Bruder—" „Nicht davon sprechen, er muß es ja büßen." Er sah vor sich hin und grenzenloser Jammer war in seiner Seel«. Sein Weib fast im Elen- gestorben, sein Kind im Waisenhaufe und er ohne Ausweg. Nun war es Marta, die stärker war. „Werde ruhig. Jetzt bist du ja bei mir, nun muß es auch wieder bester werden." Sie hielten sich lange umschlungen und Wilhelm schämte sich nicht, daß ihm die heißen Tränen über die Wangen lie fen. Dann richtete sich Marta auf. Langsam ging die Sonne unter, vor ihnen lagen im rötlichen Licht die Kornfelder. Nicht weit entfernt stand ein kleiner Bauernhof. Eben schwankte ein hochbeladener Erntewagen herein, dahinter singende Dut"»« und Mädchen. (Fortsetzung folgt.)