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Der sächsische Erzähler : 07.02.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193402075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340207
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-02
- Tag 1934-02-07
-
Monat
1934-02
-
Jahr
1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 07.02.1934
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Bei der Division hielt man diesen Bericht für das Hirn gespinst eines Verrückten und sperrte den Koch in Arrest. Ein Uebrigcs tat man aber doch. Man sandte einen Auditor an die Front zum Bataillonskommnndo und nahm über diese Angaben ein Protokoll mit Pivko und seinen angeblichen Mitverschworcncn auf. Selbstverständlich leugneten diese alles frech ab und Pivko gab an, daß der Koch wegen seiner llnreiulichkeit vom Feldwebel bestraft worden sei und sich nun auf diese Art rächen wollte. — Man entschuldigte sich förmlich bei Pivko, und alles war in bester Ordnung. Ja, als Kaiser Karl an die Front kam, wurde Pivko ihm vorgc- stellt. Die anderen Offizier; der Kampfgruppe erfuhren von diesen Vorgängen nichts. Am 15. September war auch völli ge Ruhe an der Front, ein Beweis mehr, daß die Erzählung des Kochs erlogen war. So kam die Nacht vom 17. auf den 18. September. Eine finstere Neumonduacht, nur selten vom Scheine der Leuchtkugeln erhellt. Auch die ge wohnte nächtliche Scheinwerfertätigkeit unterblieb. Von einer Besichtigung meiner M.-G.-Stellungen zurück gekehrt, lag ich in meinem Unterstände, neben dem sich der Fernsprecher befand. Seit einer halben Stunde mar keine Meldung durchgelausen. Um Mitternacht hörte ich kurzen Gefechtslärm bei den Feldwachen Castellare und Scurclle. einige kurze M.-G.-Sericn und das Krachen von Handgra naten. Das war nichts Ungewöhnliches. Gleich darauf wie der Ruhe.... (Fortsetzung folgt.) Ser Senat von Layano. Von Oberleutnant K. Wir beginnen heute mit dieser in einigen Fortsetzun gen «scheinenden Darstellung eines ganz unbekannt ge- bliebenen Ereignisses vom österreichisch-italienischen Kampf platz Les Weltkrieges, das die Treue und Tapferkeit unse- rer österreichischen Volksgenossen in den deutschen Teilen des Heeres in Hellem Lichte zeigt. Als im Mal 1916 die Südtiroler Offensivbewegung in folge des Brussilow-Durchbruchs im Norden eingestellt wer den mußte, waren die osterreichisch-ungarischen Truppen im Suganatäle bis zum Masowildbach vorgedrungen, ohne daß bis zum Spätsommer 1917 eine wesentliche Veränderung der Stellung erfolgte. Nur durch die Rücknahme der italieni schen Front um ungefähr einen Kilometer im Winter 1916 aus 1917 waren unsere Truppen genötigt, die eigenen Feld- wachen ziemlich weit vor die Hauptwachen vörzutreiben. Diese Gegend galt seit Beendigung her Offensive als ein ver hältnismäßig ruhiger Kriegsschauplatz, denn größere Kampf handlungen im Tale waren seltener und spielten sich haupt sächlich auf der angrenzenden Hochfläche der sieben Gemein den ab. Äur die lÄhafte, von beiden Seiten betriebene Pa trouillentätigkeit brachte Leben in diese Idylle. Das sehr fruchtbare Sugauatal verläuft in einer durchschnittlichen Breite von drei Kilometern vom Westen nach Osten, wird im südlichen Ttzile von der Brenta durchflossen und von einer eingleisigen Bahn und der dazu parallel laufenden Reichs- > siraße durchzogen. Im Norden grenzt von den Trientiner ! Alpen, steigen südlich über den Monte Civaron die steilen Stützpunkt, .. _ des Wilvbaches, der eine gute Flankierung nach Norden ge gen die Ortschaft Carzano ermöglichte. Der kürzere südliche Teil beim Brentasluß war allerdings infolge der Bodenbe schaffenheit --- Flußsand und Geröll — sehr schlecht. Die Gräben fielen trotz ununterbrochener Faschinenarbeit «in, und auch jeder.Eavernenbau war unmöglich, so daß die Be satzung der feindlichen Artilleriewirkung stark ausgesetzt war. Jedermann erwartete, daß der Gegner seinen Angriff an die sem heiklen Punkte ansetzen werde. Die Besatzung unserer Linie war sehr schütter. Alle ver- sügbaren Truppen standen auf der Hochebene: lediglich das bosnische herzegowinische Bataillon 5/1/—Kommandant Oberstleutnant Vidale, zugleich Kampfgruppen-Kommandant mit dem Standorte in dem Ruinendorf Carzano — erckd Kompagnie oberösterreichische freiwillige Jungschützen, — Kommandant Schützenmajor Gürtler, Kommandostandort Castelnuovo — die M.-G.-Kompagni« der Bosniaken — Kommandant Oberleutnant Jirsa —, die selbständigen mobi- ! Icn M.-G.-Kompagnien der Oberleutnants Crtel und Karner. Jede Kompggnie zu acht Gewehren. Gesamtstand ungefähr W Mann auf vied Kilometer verteilt. Eine Reserve- und Ausnahmestellung befand sich auf einem Niveau hierhundert Schritte hinter der Front, in der jede der drei M.-G.-Kom- pagnien zwei M.-T, in Stellung hatte. Bei den Feldwachen Castellare und Scurelle hatte die Kompagnie Crtel je ein M.-G. — Die eigene Artilleriestellung befand sich drei Kilo meter hinter der Hauptstellung am Eeggiobache. Am 1. September 1917 erhielt Oberstleutnant Bidal« einen sechswöchigen Urlaub, und als Stellvertreter im Kom mando wurde der als Seilbahnkommandant beim Armee kommando in Trient stehende Geniestabsmajor Eduard La- kom emannt. Major Lakom, ein prächtiger, liebenswürdiger Offizier, verstand es sofort, die bei jeder Truppe bestehende Abneigung gegen den Stäbler zu überwinden, umso mehr, als er sich mit großem Eifer und Schneid seiner neuen Auf- «abe annahm. Sehr besorgt um die Berpflegung und das Wohl der Truppe, gewann er bald unsere Zuneigung und wir mußten «kennen, daß dieser Stäbler ein prächtiger Frontsoldat war. Bei dem Bosniakenbataillon befand sich als Kompagnieführer Oberleutnant i. d. R. Dr. Pivko, ein slowenischer Offizier, der als außerordentlich tapferer und erstklassiger Soldat galt. Schon einmal, als der Bataillons führer auf Urlaub war, führte Pivko das Kommando und erwartete auch diesmal wieder, mit der Führung betraut zu werden. Durch die Ernennung des Majors Lakom wurde diese Hoffnung vereitelt. Unter den Offizieren und Unter offizieren der Bosniaken waren zahlreiche Tschechen, wäh rend die Mannschaft aus serbischen Mohammedanern bestand. Bald nach Kommandoübernahme siel es uns auf, daß die italienische Artillerie eine besondere Vorliebe für den neuen Führer bezeigte. Kaum hatte der Major seinen Unterstand verlassen, wurde er regelmäßig von feindlichem Geschützfeucr verfolgt; ob im Graben oder bei den Feldwachen, immer lag dort, wo «r sich befand, das Feuer des Gegners. Auch sonst schienen alle Tücken der Front für ihn bestimmt zu sein. Als er eines Tages mit Pivko die Feldwachen abging, wäre er um ein Haar durch eine von ihm losgetretene eigene Mine in die Luft geflogen. Am 12. September meldete sich in Levico beim Divi sionskommando ein bosnischer Infanterist, der unbedingt dem Divisionär eine Meldung erstatten wollte. Vom General stabschef der Division ins Verhör genommen, stellte es sich heraus, daß er der Koch der Kompagnie Pivko war. Er gab folgende Meldung durch einen Dolmetsch: Feldwebel Mlejnik der Kompagnie Pivko habe ihn ange stiftet, dem Major Lakom Gift in sein Essen zu geben, um ihn aus dem Wege zu räumen. Pivko, Mlejnik und eine An zahl anderer tsche chscher Offiziere u. Unteroffiziere sind seit Monaten mit dem Feinde im Einverständnis. Die Verbin dung mit dem italienischen Armeekommando in Vicenza hal ten Pivko und Mlejnik persönlich aufrecht, indem sie unter dem Vorwande, Patrouillengänge zu unternehmen, die ita lienischen Linien aufsuchen. Von den Bosniaken sei kein Mann an der Verschwörung beteiligt, nur Slowenen und Tschechen. Alle Pläne und Skizzen, Beschreibungen mit ge- net« sichauf der Streck« Itzera—^aalfeld zwischen den Sta- tionen Weida und Wolfsgefärth. — Aufregende Llnbrecherjagd. Eine aufregende Ein- brecherjagd spielt« sich in der vergangenen Nacht in Berlin- Wilmersdorf ab. Straßenpassanten beobachteten einen fangen Mann, der sich zunächst mehrfach umgesehen hatte and dann plötzlich an einer Holzplatte bis zum zweiten Stockwerk eines Hauses emporkletterte, dort ein Fenster eindrückte und im Innern verschwand. Ein vorüberkommen der Polizeibeamter wurde auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht. Da der Beamte nicht ins Haus hineinkommen konnte, klettert« er kurz entschlossen auf dem gleichen Weg« dem Einbrecher nach, verschwand ebenfalls durch die einge drückte Fensterscheibe und begann nun, in der Wohnung den Einbrecher zu suchen. Im ersten Zimmer hatte der Einbre cher bereits Gardinen und Bettzeug zu einer Art Strickleiter zusammengeknüpft und eine ganze Reihe Kleidungsstücke sowie eine Schreibmaschine zusammengepackt. Im Hinter zimmer fand er schließlich auch den Einbrecher selbst. Zum Abtransport des Verbrechers mußte di« Feuerwehr gerufen werden, die mit einer großen mechanischen Leiter anaerückt kam. Auf dem Polizeirevier stellte man dann fest, daß man «inen lange gesuchten Verbrecher festgenommen hatte. — Mädchenmord auf dem Lichsfeld. In der Nähe von Birkungen auf dem Eichsseld wurde im Straßengraben die Leiche der 2Sjährigen Gastwirtstochter Toni Mühlhaus aus dem etwa eine Stunde entfernten Breitenholz gefunden. Es liegt Mord vor. Die Staatsanwaltschaft aus Novdhausen, die Mordkommission Erfurt und das Worbiser Gericht wei len am Tatort. Die Ermittelungen, die'sich außerordentlich schwierig gestalten dürsten, haben bereits zur Festnahme eines der Tat Verdächtigen geführt. — Na alter Soldateubegräbnisplah entdeckt. Aus Rudolstadt wird berichtet: Beim Herausröden des Wurzel stocks einer alten Linde stieß ein Einwohner auf ein Skelett grab. Im Einverständnis mit den Behörden wurde am ver gangenen Sonnabend mit den Ausgrabungsarbeiten begon nen. Soweit es sich bis jetzt herausgestellt hat, handelt es sich um einen Soldatenbegräbnisplatz aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges oder aus den Freiheitskriegen. Es wurden zwei menschliche Skelette gefunden. cingleistgen Bahn unv ver vazu paraue siraße durchzogen. Im Norden bmrenzt Alpen, steigen südlich über den Monte ' Felswände zu der Hoch läche der sieben Gemeinden an. Der Hauptort des Tales, die alte finstere Stadt Borgo, befand sich fünf Kilometer hinter der Front. Die Talstellung ver lief im Anschluß an Den Brückenkopf von Caverna «ntlang der Masotorrente bis zu deren Einmündung in den Brenta fluß und war im nödlichen Teile ungemein durch das Ge lände begünstigt und fest. Eine steile Böschung am Westufer des Marsobaches mit einem stark in Beton ausgebauten ckt, anschließend und vorspringend der starke Damm " lches, der eine gute Flankierung nach Norden ge- Hochbetrieh bei der GPU. Vermehrte Verhaftungen von Ausländern in -er Sowjetunion. — Die GPU. als Büttel und Henker -es Staates. — Seltsame Gesangenen-Behandlung. Von Dr. KarlBrennert. lustiger Fanatiker, wurde Büttel und Henker des Staates zu gleich. Hekatomben über Hekatomben brachte sie auf den blutigen Altar der bolschewistischen Revolution, für die das Menschenleben an sich jeden Wert verloren hatte. Ueberall Tod und Schrecken verbreitend, gewann die Tscheka in allen Kreisen der russischen Bevölkerung einen so schlechten Ruf, daß sich die russische Regierung — dieses Mal der Volks stimme gehorchend — veranlaßt sah, die Organisation auf zulösen, um sie aber bald darauf in gemäßigterer Spielart unter anderem Namen wieder aufleben zu lassen. Die Tscheka wurde zur G P U. Erst Stalin gelang es, der GPU., die tatsächlich einen Staat im Staate bildete und deren Machtspruch selbst ein flußreiche Revolutionsgrößen und führende Köpfe der kom munistischen Partei vernichtete, „die Giftzähne auszu brechen". Er bediente sich ihrer im Kampf gegen seine per- sönlichen Widersacher innerhalb der Partei und wußte sie sich gefügig zu machen. Ende 1932 glückte ihm das große Wag- nis, die GPU. unter die Aufsicht der Arbeiter- und Bauern inspektion sowie des Kontrollausschusses der Partei zu stellen. Merkwürdigerweise stieg nun gleichzeitig mit dem Schwin den der wirklichen Macht die Wirksamkeit der geheimen Staatspolizei. Nicht umsonst genießt neuerdings die GPU. Stalinscher Prägung den Ruf einer vorzüglich gedrillten und durchorganisierten Polizeitruppe. „Das schars.e Schwert Rußlands" nennt man sie heute im Kreml. Ihr vornehmliches Interesse richtet sich zurzeit auf die Ver folgung und Zerstörung gegenrevolutionärer Bestrebungen, die immer wieder aus dem aufgewühlten Boden Rußlands wachsen. Seltsam erscheint vor allem die Gefangenenbehandlung der GPU- Die Tortur früherer Jahre ist einem anderen Verfahren gewichen, das man mit einem Wort als Zer- Mürbungstaktik bezeichnen kann. Man beobachtet und verhört einen politischen Gefangenen solange, bis er einen Nervenschock erleidet und dann meistens alles gesteht, was man von ihm wissen will. Dem Gefangenen wird so fort nach seiner Einlieferung mitgeteilt, daß er Tag und Nacht unausgesetzt bewacht wird. Vor jeder Zelle steht ein Wachtposten der GPU., der alle paar Minuten durch ein Guckloch in der Tür das Verhalten des Häftlings beobachtet. Zu jeder Zeit muß der Gefangene gewärtig sein, aus seiner Zelle herausgeführt zu werden. Vor den Untersuchungs richter oder gar hinunter in den düsteren Hinrichtungskeller, dessen Gewölbe so dick sind, daß niemals ein menschlicher Laut hinausdringt. Die Sorge um die Erhaltung eines Menschenlebens kennt die russische Justiz im allgemeinen nicht. Bis zu seiner Aburteilung, der die Strafvollstreckung in der Regel auf dem Fuße folgt, bleibt jeder Untersuchungs gefangene, dem jegliche Verbindung mit der Außenwelt ab geschnitten worden ist, völlig im unklaren über sein Schicksal. Einem Familienvater werden manchmal wissentlich falsche Briefe über das Ergehen seiner Angehörigen in die Hände gespielt. Ein zur Eifersucht neigender Ehemann erhält von Freundesseite Kunde von der Untreue seiner Frau. Ein Häftling, der in den Hungerstreik getreten ist, wird mit anderen ebenso Streikenden zusammen in eine Zelle gesteckt. Der Wärter trägt wahre Leckerbissen auf. Die Häftlinge widerstehen einen Tag oder zwei vis drei. Einmal aber kommt der Augenblick, wo sie gierig nach den langentbehrtcn Genüssen greifen. Hin und wieder gibt sich die GPU. sogar den Anstrich einer gewissen Großzügigkeit. Ein Ausländer, der, wie sich später herausstellte, grundlos eine bestimmte Haftzeit hatte verbüßen müssen, erhielt nicht nur ein an sehnliches Schmerzensgeld, sondern wurde nach seiner Frei lassung ganz offenkundig als Gast der GPU. behandelt. Man fuhr ihn jm eleganten Wagen durch die Straßen Mos kaus spazieren und zeigte ihm die Sehenswürdigkeiten der alten Krönungsstadt, schickte ihn in Theater und Museen, lud ihn sogar zu einigen Festlichkeiten, kurz, überschwemmte ihn geradezu mit Aufmerksamkeiten. Doch handelt es sich hierbei vermutlich um einen Ausnahmefall, der besonders gelagert rvar. Jm allgemeinen macht die GPU. heute genau so wenig Federlesens mit ihren Opfern wie seinerzeit die Tscheka. Die kürzlich erfolgte Verhaftung mehrerer Ausländer in Sowjetrußland, die als Angestellte eines schweizerischen Zweigunternehmens der Industriespionage verdächtigt wor- den waren, erregte im Auslands berechtigtes Aufsehen und leitete eine neue Verfolgungswelle ein, die sich bald darauf durch ganz Rußland ergoß. Der Leiter des Unternehmens, ein Belgier namens Bernhard, wurde in Moskau verhaftet. In Batum und Novorosijsk griff die GPU. ein und ließ mehrere Angestellte festnehmen, darunter auch einen Deut schen namens Herbert Rhoden, um dessen Freilassung sich das deutsche Generalkonsulat in Tiflis bisher eifrig aber ver geblich bemühte, da sich die russischen Behörden hartnäckig weigerten, den wahren Grund dieser Verhaftung anzugeben. Vertreten wird die Anklage von dem aus dem Vickersprozeß bekannten sowjetrussischen Generalstaatsanwalt Akulov per sönlich. Einem ausländischen Pressevertreter gegenüber äußerte er sich über den vermutlichen Verlauf des Prozesses: „Die Schuldigen werden bestraft, die Unschuldigen auf freien Fuß gescht. Uns ist es ganz gleichgültig (?), ob die Ange klagten Russen oder Ausländer sind, da in der Sowjetunion alle gleich vor dem Gesetz sind. Mehr kann ich darüber nicht sagen." - Das klingt sehr sächlich. Man darf aber nicht vergessen, wie sehr sich die Sowjets in früheren Ausländerprozessen — erinnert sei hier nur an den gegen die deutschen Ingenieure im Donezbecken sowie an den bereits erwähnten Vickers prozeß — bemüht haben, kein Mittel unversucht zu lassen, um durch solche Monstreschauspiele ihr Ansehen vor den eigenen Volksgenossen zu heben, dem Russen Respekt vor der „gerecht arbe tenden Gesetzesmaschinerie" seines eigenen Landes einzuflößen. Eine sehr mächtige Persönlichkeit ist schon aus diesem Grunde der Generalstaatsanwalt Akulov, der als Chef der Justizexekutive der GPU. zu den leitenden Männern dieser staatlichen Organisation gehört. Mit dem Begriff der GPU. verbindet der Ausländer auch heute noch eine Reihe mystischer Vorstellungen, die nicht zuletzt aus der Tatsache zu erklären sind, daß es kaum eine Einrichtung in der Welt gibt, über die Uneingeweihte so wenig Authentisches wissen wie eben über die geheime russi sche. Staatspolizei, die GPU., früher auch Tscheka genannt. Die meisten tatsächlichen Angaben über ihre Tätigkeit stam men aus der Zeit des russischen Bürgerkrieges, liegen also über ein Jahrzehnt zurück. Uebereinstimmend wußten bis her ausländische Beobachter über die GPU. zu melden, daß sich die Beamten dieser Geheimpolizei standhaft weigern, etwas über sich und ihre Tätigkeit auszusagen. Sie schweigen alle wie das Grab. Selbst die russische Tagespresse ver meidet es nach Möglichkeit, Berichte über das Wirken der GPU. zu veröffentlichen. In der „Kleinen Sowjetencyklopä- >ie", einem zehnbändigen russischen Konversationslexikon, ind zwar einige Angaben allgemeiner Art über die Ge- chichte und die Aufgaben der geheimen Staatspolizei ent halten, mit denen der Wissensdurstiae jedoch kaum etwas an- angen kann. Anläßlich des fünfzehnjährigen Bestehens der GPU. brachte die „Jswestija" eine Jubiläumsnüwmer her aus, in der sehr viel Lobenswertes über die Jubilarin gesagt wurde, aber kein einziges Wort, das den Schleier, der seit Jahren über der Organisation liegt, hätte lüften können. Fast hat es den Anschein, als wenn die Sowjets ein Inter esse daran haben, diese Geheimpolizei in dem mystischen Hell dunkel weiterwirken zu lassen, das sie seit ihrem Bestehen umgibt. „Die allrussische außerordentliche Kommission zur Bekämpfung der Gegen revolution, Sabotage und Spekulation" nennt sich die GPU. mit ihrem vollen Namen. Sie entstand durch einen Erlaß des sowjetrussischen Volkskommissariats rat vom 20. Dezember 1917, als es sich herausstellte, daß die revolutionären Standgerichte in Verbindung mit der Roten Garde zur Sicherung der Räteherrschaft nicht ausreichten. Als Tscheka arbeitete sie anfangs weit unblutiger, als ge meinhin angenommen wird. In den ersten Monaten ihrer Tätigkeit vollstreckte sie nur 26 Todesurteile, arbeitete also nach Ansicht der Revolutionäre weit humaner als die „Och- rana", die frühere Geheimpolizei des Zarenreiches. Dann aber entwickelte sie sich mehr und mehr zum Werkzeug mord-
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