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Auerthal-Zeitung : 07.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189412076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-12
- Tag 1894-12-07
-
Monat
1894-12
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 07.12.1894
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V Beides that Tante?" > ich e» lisser »rden. ick i» Landes- Existenz als ein icht von , weinte sich von tens an nd sechs lufe». zu. n Hause lit einer cechts- nz ist taillon in daS bekam Strom glückten M also? Meilen." ' Ihn« in Miß. :in Geld : darauf Schloß einem ot vor. I stellte anderen wachten .'drosselt fragte, haben^ ten auS alt fort fängniS frist der ereins- igungen, > wmeiden ' Fordc- a findet jaben in n, ihre Die Be lüfte er- )0 Mark , die er itenweise rbau der war die Bauers- 00 Mk., daß es i nach jolizei- geführt laltung Zolizei- äarsrem ikreisen ch wohl können, lver zu lbe leb- ie Sie." !N," ent. fing von daß Sie Mbleck uxf fort- ich- Tod chter deS (Ober. :gte er. ich das xt?" ist in je ein 'sserS, mcher fändet That sollten eniger iwrene storre- , daß Auf er sei Auch ndigen i, die imerlan, Hertha lch nach und ent- merksamleit den BeethoveNschekl Weisen -u. Trotz ihrer strengen Enthaltsamkett in PollüziS vev- folgte die Fürstin doch alle Einzecht ihm dch, großen LebenSwerkeS ihres Gemahlt^mu selten zu findender Beobachtungsgabe und einem er staunlichen Erinnerungsvermögen an Angst ent» schwundene Zeiten. Man nannte deshalb im Familienkreise die aste Dame „daS Gedächtnis deS Fürsten". DaS will viel heißen, wenn man weiß, welchen Schatz an Erinnerungen der Reichs kanzler hinter seiner hohen, tiefgefurchten' Stirne verbarg. Man saß bel Tische und alle- lauschte den Worten des Fürsten,'' .der' in. unvergleichlicher Weise Bilder auS stintm Leben mit plastischer Anschaulichkeit heroorzauberte. Da plötzlich konnte man die Fürstin pernehmcn: „Das ist nicht ganz richtig." Die Sache trug stch nicht an einem Freitag, sondern an einem Sonnabend nachmittag zu, es war ungefähr drei^, einhalb Uhr. Der Adjutant war nicht^Major, sondern Oberstleutnant." — „Ist mir auch recht," sagte der Fürst mit behaglichem Schmunzeln und fuhr in seiner Erzählung fort. Die Fürstin war von untersetzter Gestalt und keine eigentliche Schönheit. Aber die lebhaften Augen und der fast südliche Teint, der durch das kohlschwarze Haar noch besonders gehoben wurde, gaben dem Antlitz etwas Interessantes und Anziehendes. Die frische Lebendigkeit und ungezwungene Liebenswürdigkeit ihres Wesens wirke auf alle sehr sympathisch. Den naiven Zug in ihrem Charakter konnte die Fürstin nie ganz verleug- neu. Schreiber dieser Zeilen hat die Fürstin^ zuerst vor zwei Jahren in Kisfingen kennen ge- lernt. Aus dieser Zeit ist mir noch eine kleine Szene in Erinnerung, über die besonders der Fürst herzlich lachen mußte. Im Hof der asten Saline war wieder ein Ständchen. Der Fürst - stand mit seiner langen Pfeife am Fenster und hörte dem Konzert zu. Neben ihm standen die Fürstin und Dr. Chrysander. Als letzte Nninmer des Programms ertönten die Klänge eines flotten Wiener Walzers. Die Fürstin drehte sich um und engagierte den jungen Sekretär des Hauses mit einer Verbeugung zu einem kleinen Tänzchen. Das zahlreich versammelte Publikum f ließ die Fürstin mit stürmischen Zurusen hoch leben!" 1 Polens als Held und erster Liebhaber. Nun stand mir die West offen und ich fand mich dort sehr zurecht. Mit 20 Jahren beherrschte mich ein Dämon, der „Liebe" heißt, und dieser war verkörpert in einer gewissen Thusnelda, einer leibhastigen Terpsichore, deren Schicksal merk würdigerweise meinem eigenen ähnlich war. Zehn Jahre wirkten wir zusammen. Die Zahlungs unfähigkeit vieler Direktoren degradierte mich zum Klown einer Kunstreiter-Gesellschaft und Thus nelda erlag den Versuchungen eines Feuerfressers; sie wurde seine Gattin. Bei meinen Anlagen zu Heldenrollen war mein Klown-Dasein ein äußerst merkwürdiges, der kühne Blick, die heraus- fordernde Haltung, der gewichtige Tritt, die Emphase in Wort und Modulation trugen mir Fußtritte ein, und wenn in dieser Stellung mein Herz bebte, mein Künstlerstolz sich aufbäumte, dann wurde vom verständnislosen Publikum Bei fall gewiehert. Soll ich weitere Einzelheiten meines Erdenwallens zum besten geben? . . . — Richter: Nein! Vorerst will ich wissen, seit wie lange Sie sich arbeitslos Herumtreiben. — Angekl.: Bei meiner Bildung, meinem Talente und meiner Vergangenheit spielt die Arbeit, nämlich der knechtische Frohndienst zum Satt werden, keine Rolle. Ich arbeite nur als Künstler und wenn mir das feste Engagement mangelt, so trete .ich als Deklamator in Bauernwirtschaften wie in der Kneipe der Handwerksburschen auf. Meine nachgcfühlten Wonne- und Minnelieder L I» Walther von der Vogelweide sind welt bekannt. — Richter: Eine Arbeit leisten Sie also nicht, Sie sind eine Art Stegreifdichter oder meinetwegen fahrender Sänger, also ein Land streicher und Bettler? — Angekl.: Ja! die Kunst geht nach Brot. In B. habe ich das letzte Mal meine ewig teuere Thusnelda getroffen und von ihr ohne Wissen ihres feuerspeienden Un geheuers eine bare Reichsmark erhalten. Bei einem großen Glase Kirschcnwasser hat sie unter Thränen mir gestanden: „Johann Friedrich!" hat sie gesagt, „wäre mein Willem zehn Jahre alt, ich würde mich momentan verändern, das heißt mit dir reisen. Das Feucrfressen ist nicht die hohe Kunst." Leider machte der Fenerftesser unseren Verabredungen durch seine brutale Da zwischenkunft ein Ende. Derzeit reise ich mit Höheren Zielen, die meiner Liebe gelten, im Reiche herum. — Richter: Sie werden jetzt per Schub heimbefördert werden, nachdem sie mittel los sind und in diesem Anzuge schwerlich un gefährdet weiter kommen. — Angeklagter: Mein Anzug hat bessere Tage gesehen und ist seiner Faron nach aus der Empire-Zeit. Für das Auge deS Künstlers bieter er Interessanteres, als ein verbrauchter Salonanzug mit Cylinder und Knarrsticfeln. Außerdem ist er mir Reliquie aus besseren Zeiten und kam als Gageantcil an mich, als im Zirkus Rambolini der Sallmeister kontraktbrüchig ausgerissen war. Den Verschub ertrage ich weil unabänderlich mit Würde; viel leicht vereint mich ein günstiges Gestirn mit meiner Thusnelda, deren Wege so unbestimmt find wie jene eines Kometen. — Der Mann trat zurück mit der Befriedigung, seiner Verteidigung Genüge geleistet zu haben. Das Urteil lautete auf acht Tage Haft und Ueberweisung an die Landespolizei. Wieder leistete der Mann sich eine graziöse Verbeugung und sprach : Sogar Sterben ist in ihrer Nähe süß; Und Dank dem Rächer, der in seinem Grimme, So streng er ist, mir diesen Trost noch ließ! Ein energischer Griff des Saaldieners beförderte den Künstler vor Vollendung der Strophe in die Abgeschiedenheit des Kerkers. Behufs dessen beschritt Herr Tamerlan den jetzt üblichen Weg der Annonce. Natürlich figurierte in dieser wieder die überflüssige Null; aus den 25 000 Mark, die er schon längst nicht mehr voll besaß, wurden 250000 Mark; dl« gleiche Summe aber sollte die gesuchte „Braut" m die Ehe mitbringen. Alle Garantien für ernste Absichten waren gegeben, Unterhändler verbeten und Adressen natürlich unter Chiffre postlagernd abzugeben. Dies geschah. , . Schönheiten jeden Ranges meldeten sich zu der angenehmen Lebensversorgung. Aber von diesen hatten alle kein nachweisbares Vermögen . von irgend welcher Bedeutung, am allerwenigsten im Betrage einer Viertelmillion. Endlich meldete sich aber auch dieser Inbegriff aller Voll- kommenheit. Allerdings war die Braut nicht schön, son dern recht häßlich; nicht jung, aber recht ast; dabei erzählte die Photographie eine ganze lange Geschichte von unangenehmen Eigenschaften. Auch eine Kriegskasse trug sie auf dem Buckel. Ssber was that das? Sie hatte eine einzige Tugend, welche über alle ihre Mängel hinwcgblicken ließ; sie verfügte über bare zweihundertfünfzig Tausend. Damit besiegte er alle ihre schönen ßKonkur- rentinnen. Außerdem besaß die Dame Rang und Titel; sie war eine verwitwete Fürstin della Luciferina und hatte in Süditalirn, wohiu eS bei der herrschenden Cholcraepidemie zu gehen nicht geraten war, ausgedehnte Besitzungen. «»° Hvrtietznn, folgt.» . . . ..r. Kuntes Allerlei. i Barbara-Zweige. Am 4. Dezember, dau, Tage der heiligen Barbara, herrscht auf dem < Lande in vielen Gegenden die hübsche Sitte, Zweige von Obstbäumen und zeitig blühenden ° Ziersträuchern zu brechen, um sie im Zimmer zur Blüte zu bringen. Prangen sie dann zum Weihnacht-rftst im Blütenschmuck, so gelten diese Barbara-Z vcige auch wohl als freundliche Pflanzenorakel. Schon im Herbst ruhen in den dichten, warmen Knospenhüllen Blatt und Blüte vorgcbildet: durch Feuchtigkeit und Wärme wird die Entwickelung beschleunigt. Es ist ratscuft, die Zweige zu brechen oder durch einen mög lichst langen, schrägen Schnitt loszulösen, damit recht viel Gefäße für die Aufnahme deS WassvfS frei gelegt werden. Wählt man Zweige vgn verschiedenartigen Sträuchern, so kann man mitten im Winter eine wahre LenzeSherrlichkeit inS Zimmer zaubern und sich an den Blüten von Kirschen und Schlehen, von Weißdorn, Pfirsich und Mandeln, von Seidelbast und Lruuus ttt- loba erfreuen, hier die goldgelben Glöckchen der b'orsMüa »usxvus», dort die leuchtende Schön- heit der japanischen Quitte bewundern. Natüt- sich ist daS Brechen der Zweige nicht an den Barbara-Tag gebunden; nur sollte es anfangs Dezember geschehen, wenn man sich und cmdexen zum Christfest die Freude der FrühlingSblüttn bereiten möchte. Man bringt die Zweige wo- möglich nicht gleich ins warme Zimmer, sondern in einen etwas kühleren, Hellen Nebenraum uüd stellt sie dort in ein Gefäß mit Wasser, daS etwa zweimal wöchentlich erneuert wird, dabei aber die Zimmer-Temperatur haben muß. Ein leichtes Ueberbrausen ist den Zweigen sehr dien- lich, die nach einiger Zeit auch die Wärme deS Wohnzimmers sehr gut vertragen. Deswegen. A.: „Wohin?" — B.: „Bißchen nach Afrika." — A.: „Aha, praktische Kolonial- Politik > treiben." — B.: „Nein, Schulden ver jähren Uassen." franken). Die decken Mädchen wurden am Freitag morgen in ihren Betten als Leichen ge« stucken. Man schöpfte sofott Verdacht.'doch sie keines natürlichen Tode- gestorben feien und dieser Verdacht ist begründet. ES steht fest, daß die Mädchen Gift genommen haben und zwar unbeabsichtigt. Bon wem ihnen daS GW^chst den am Donnerstag abend genossenen Speisen beigebracht wurde, ist gänzlich unbekannt;' ei» Verdacht nach irgend einer Richtung besteht zur . Zeit nicht. Gattenmord. Der Bahnkondukteur Inder in Passau geriet in der Nacht zum 3. d. mit seiner Frau in Streit und erwürgte sie. Sechs Kinder betrauem ihre Mutter. Der Gatten mörder wurde verhaftet. Eine ergiebige Jagd. AuS Wien berichtet das .Wiener Tagblatt': Die erste Jagd im Groß-Wiener Gemeindegebiet hat vor kurzem auf der Simmeringer Heide stattgefunden. Wohl an zweihundert Schützen nahmen an der Ge meindejagd teil. Das Jagdresultat war fol gendes : 2000 abgegebene Schüsse, 20 geschossene Hasen, 2 tote Hunde, 1 schwerverwundeter Jagd leiter, 2 angeschossene Treiber. Weidmannsheil! Bon Wölfen gefressen. In Ungarn regen sich bereits die Wölfe. Eine Gesellschaft von zwänzig Personen kehrte von einer Hoch zeit aus Tclot nach Hidos zurück und wurde unterwegs von Wölfen überfallen. Dreizehn Personen gelang es, in schwer verwundetem Zu stande sich zu retten, die übrigen wurden von den Wölfen zerrissen. Gefälschter Straßenkot Falsche Zähne, falsche Haare, fälsche Reize, falsche Juwelen, alles das hat man in unseren Tagen gesehen, aber Straßenkot zu fälschen, das ist daS Höchste! Und auch das haben die Pariser jetzt erlebt. Und der Zweck? Man höre: In den großen Kleiderstofflagern der französischen Haupt stadt wandte man den auf den Straßen der Stadt angesammelten Kot gewissermassen als „Prüfstein" an, um die Echtheit der Farben zu erproben. Jede neue Farbe, die der Einwirkung des echten Pariser Straßenkotes nicht wider stand, wurde ausgeschlossen. Der Gebrauch dieser Materie war aber leider sehr unbequem, und man beschmutzte stch dabei sehr die Hände. Man nahm sich also vor, einen künstlichen Pariser Straßenschmntz herzustellen, und man erhielt ihn wirklich dadurch, daß man Ammoniak-Karbonat, Ammoniak - Salz, Pottasche - Karbonat, Soda- Sulfat und Secsalz in Wasser auflöste. Man darf neugierig sein, zu erfahren, waS jetzt ge fälscht werden wird. Streikende Schüler. In Grenoble streiken alle Schüler eines Gymnasiums, weil einer ihrer Kollegen ausgeschlossen wurde. Die Gym nasiasten erklärten, die Schule nicht früher zu besuchen, bis die unrechte Ausschließung auf- gehoben ist. Mord. In Mons wurde, wie man aus Brüssel berichtet, ein unerhörtes Verbrechen ver übt. Der Gutsbesitzer Juffeau wurde von seiner eigenen Nichte in der Nacht ermordet und be raubt. Die Mörderin, die Geld und Wertpapiere in der Höhe von 80 000 Frank raubte, wurde verhaftet, als sie nach England flüchten wollte. Die Caulillesche Forcit-Fabrik bei dem Militärlager von Beverloo ist in die Luft ge flogen und vollständig zerstört. Bisher wurden drei Tote und etwa zwanzig Verwundete auf gefunden. Zum Antwerpener Giftmord-Prozeß. Wie aus Antwerpen berichtet wird, find die Ver- H Handlungen des Giftmordprozcsscs Joniaux auf den 7. Januar festgesetzt und werden wahrschein lich 8—14 Tage dauern, da weit über hundert Zeugen vernommen werden sollen. Das Inter esse für den bevorstehenden Prozeß ist ein ganz außerordentliches; ob jedoch die Zeugenaussagen ! genügen werden, um den Geschworenen den Be weis von der Schuld der Angeklagten zu liefern, erscheint höchst zweifelhaft. Weder bei dem i Onkel noch bei der Schwester der Frau Joniaux vermochten die Sachverständigen irgend welche Spur von Morphium, dem angeblich gebrauchten Gifte, zu entdecken, und was sie hiervon bei dem - angeblich ermordeten Bruder der Angeklagten vorfanden, daS beschränkte sich auf die Quantität Marten Sie das noch ab," entgegnete Rickolf schroff. „Ich werde wiederkommen." Er ging rasch fort. Tamerlan sann über diese Begegnung und das zweifelhafte Verhalten deS anderen nach. Wie, wenn er nun seiner hohen Gönnerin darüber berichtete? Rudolf hatte ihm das nicht untersagt. Der Baronin aber konnte diese Nach frage ihres Neffen nach der von ihr Verstoßenen nicht gleichgültig sein. Dennoch mußte hier mit Vorsicht zu Werke gegangen und strengste Diskretton verlangt werden. Beides that Tamerlan in dem Brief, den er nun an die Baronin schrieb. Derselbe setzte diese in nicht geringe Verlegenheit. Daß Rudolf Hertha suchte, wußte sie; daß er sie nicht gleich fand, war noch nicht beunruhigend. Sie konnte sich ebensowohl anderswohin gewandt haben, wenigstens ließ das noch nicht darauf schließen, daß Hertha Friedberg stch infolge ihrer Ent lassung ein Lecks angethan habe. Die Baronin wußte nur nicht, was sie Tamerlan von ihrem Neffen mitteilen sollte; und aus seinem Briefe war nirgends «sichtlich, daß er etwas wußte. Endlich war ihr Entschluß gefaßt. Sie schrieb: „Mein Neffe kennt den wahren Grund von Hertha Friedbergs Entlastung nicht, er ist deshalb noch immer in einem groben Irrtum über sie befangen, auS welcher Täuschung sein unsinniges Handeln allein zu erklären ist. Wen» Sie meinem Rate folgen und mir einen Dienst erweisen wollen, so sagen Sie ihm von HerthaS Verbleck nichts, auch wenn Sie Kenntnis davon erhalten sollten. Sie ist meiner und seiner Tcil- Grrichtshalle. München. Unter einer Reihe verhafteter Vaganten befindet sich, wie die Münch. N. N.' berichten, ein Mensch, der durch sein Aeußeres die Aufmerksamkeit der müßigen Zuschauer auf sich lenk. — Richter: Ihr Name ist Johann Friedrich August Emil Dtüller, Schauspieler aus K 40 Jahre alt. Sie sind arbeits- und mittellos und wegen Landstreicherei unzählige Male vorbestraft? — Angeklagter (mit etwas belegter Stimme): Dem Mimen windet schon die Mitwelt keine Kränze und wenn er in aller Anspruchslosigkeit seine Erdenpilgerfahrt im Dienst der Kunst zu vollenden sucht, die Kunst aber nicht selten betteln geht, so ist er von seiner Zeit nicht ver- standen und muß sein Geschick mit dem Stoizis mus eines Mohammedaners ertragen. Sttrbt er in einer Scheune auf Stroh statt im Prunk- bett, so ist dieses Kismet. Geboren als das Kino armer Leute, war schon meine Jugendzeit keine rosige; erzogen und ernährt vom Schweiße meiner Eltern, war schon in meinem kindlichen Dasein etwas in mir, das mich hinzog zu den Brettern, die die Welt bedeuten. Mt 7 Jahren trug ich den „Gang zum Eisenhammer" fehler frei vor, mit 14 Jahren war ich schon der „Donnergott" einer wandemden Künstler-Gesell schaft, mtt 18 Jahren entzückte ich an den Grenzen von einigen Milligramm. Mit dieser winzigen Dosts aber konnte Frau Joniaux unmöglich einen Mann vergiftet haben, der, wie mehrere Zeugen bekundeten, in hohem Grave der Morphiumsücht ergeben war. ES müssen allerdings noch andere > Verdachtsmomente schwerwiegender Art gegen die Angeklagte vorliegen, denn sonst würde man wohl kaum den gegen sie verfügten Verhaftungs befehl wiederholt bestätigt haben. Schiffszusammenstoß. AuS Yarmouth ist die Nachricht eingetroffen, daß der Dampfer „Albertine" Sonntag morgen während eines dichten Nebels in der Nähe von Yarmouth mit einem großen Personendampfer so unglücklich zusammengestoßen ist, daß letzterer sofort, wie man der.Franks. Zta.' zufolge glaubt, mit allen Personen gesunken ist. Der Name des verun glückten Schiffes ist nicht bekannt. Die „Albertine" ließ sofort Rettungsboote hinab, eS wurde aber keine Spur von Dampfer oder Menschen ent deckt. Die „Albertine" selbst war stark be schädigt und ist Montag morgen in Yarmouth eingelaufen. Eine grausige Fahrt. Der Dampfer „Gulf of Siam", von England nach West australien bestimmt, geriet unterwegs in Brand, und trotz verzweifelter Anstrengung gelang es nicht, des Feuers Herr zu werden. Der Kapitän richtete nun den Lauf des Schiffes unter Voll dampf auf die nächste Küste, um eS auf den Strand laufen zu lassen. Während der nächsten langen, bangen Stunden gelang es, das Feuer soweit niederzuhalten, daß der Aufenthalt auf dem Schiffe eben noch möglich war. Alle wur den gerettet; unter den Passagieren befanden sich zahlreiche, für Wcstaustralien bestimmte einwan dernde Mädchen. I« den von dem Erdbeben heimgesuchten Gegenden Süditaliens erhöhen wolkenbruchartige Regengüsse die angerichteten Schäden. Am helllichten Mittag beraubten drei maskierte Räuber die Bank zu Salina in Nebraska. Während einer draußen Wache hielt, drangen die beiden anderen in daS Gebäude und nötigten mit vorgehaltenen Revolvern den Kassierer, ihnen den vorhandenen Barbestand auszuliefern. Als das geschehen, sprengten die verwegenen Kerle im Galopp davon. Der Kassierer ergriff, sobald die Räuber das Lokal verlassen hatten, ein geladenes Gewehr und feuerte hinter ihnen drein. Einer wurde in den Rücken getroffen, vermochte aber seinen Kumpanen noch ein Stück mit vor die Stadt zu folgen. Dort zogen die Genossen des Verwundeten ihre Revolver und machten ihn, den sie nun doch zu rücklassen mußten, durch einige wohlgezielte Kugeln auf immer schweigsam, nahmen ihm Geck und alles, was zur Feststellung seiner Persön lichkeit hätte dienen können, weg und jagden davon. Einem der Fürstin Bismarck gewidmeten Erinnerungsblatt, düs ein Mit arbeiter der ,M. N. N.' veröffentlicht, entnehmen wir die folgenden Züge: „Die Fürstin war sehr musikalisch, spielre selbst ziemlich gut Klavier und erstellte den Fürsten in trüben Stunden ost mtt musikalischen Vorträgen. Fürst Bismarck ist für die schönen Künste nicht unempfänglich wie vielfach angenommen wird, wenn es ihm auch ost jahrelang wegen seiner Amtsgeschäfte nicht möglich war, ein Konzert oder ein Theater zu besuchen. Besonders Beethoven wurde im fürst lichen Hause sehr verehrt, und der alte Reichs kanzler hörte mit Mhrung und großer Auf ¬ nahme nicht wert, so wenig wie der Ihrigen oder sonst eines rechtlichen Menschen." Tamerlan hatte nun seine Instruktionen, und die Baronin war versichert, daß er dieselben nicht unbeachtet lassen würde. So war W auch. Tamerlan neigte der An sicht seiner Gönnerin zu. ES schien ein Zer würfnis zwischen ihr und Rudolf zu bestehen, nach Tamerlans Meinung eine natürliche Folge der Rückkehr der Tochter und Erbin inS Eltern haus. Hier schweiften Herrn TamerlanS Ge danken ab. Er hatte die wunderbare Geschichte Donna Elviras gehört und bedauert, nicht derjenige ge wesen zu sein, dessen Findigkeit ihr zu ihrer gegenwärtigen angenehmen Stellung verhalf. Er bedauerte heute noch; die romantischen Verhält nisse in der Familie der Baronin nicht früher gekannt zu haben. Er wäre im stände gewesen, Hertha Friedberg an Elviras Statt als Tochter der Baronin zu „entdecken" und letztere bei ihrer Ankunft MS Brasilien zu beseitigen oder sonst unschädlich zu machen. ES wäre ein Haupt schwindel gewesen, aber ein gewinnbringender, wenigstens für Tamerlan, denn natürlich hätte er vorher die angebliche Tochter und Erbin ge- heiratet. Mt alledem war eS nun nichts. Hertha Friedberg war und blieb eine Diebin, und ihr Geheimnis blieb unenthüft, sie selbst verschwun den. Tamerlan konnte Ms sie nicht mehr rechnen. Er mußte allerdings einen anderen Weg ein schlagen, um zu seinem Ziele, einer reichen Heirat, zu gelangen. „Sie warnte mich davor, ein zweites Opfer zu werden.", . „Und was würden Sie gethan haben, wenn Hertha danach zu Ihnen gekommen wäre?" „Ich hätte sie gehört und danach entschieden," erwioerte schlau Herr Tamerlan. Er wollte eS mit ' der Baronin so wenig verderben wie mit Rudolf. „Und dann wäre vielleicht, doch Ihre Ent scheidung nach det unrechtenSeite gefallen," ! sagte dieser. Tamerlan zupfte verlegen m seinem Bart. Was meinte der Baron ? Wem neigte er zu? Rudolf ließ ihn darüber, wie über alles weitere im unklaren. Er erhob sich rasch. „Ich bedauere, Sie vergebens bemüht zu haben," sagte er mtt ungewöhnlicher Höflichkeit. „Vielleicht, wenn ick später ekntnal bei Ihnen ; vorspreche, können Sie mir eine bessere Auskunft geben." . ,, „Gewiß. Ich werde eS mtt angelegen sein > lassen. Und wenn Fräulein Friedberg sich in- ' zwischen hier melden sollte?" „So — notieren Sie sich ihre Adresse, weiter nichts. Sie brauchen ihr nicht zu sagen, daß ich mich nach ihr erkundigt habe."' * „Ganz wie Sie bef wünschen, Herr Baron," versicherte devot der ehemalige Volks anwatt. „Ich hoffe in Ihrem eigenen Inter esse, daß sie kommen wird. Noch hält sie mich für de« Spender der von mtt empfangenen ein- laujeud Mark, und wenn sie, das mtt Süll schweigen überginge, könnte ich nicht umbin, der Ansicht der Frau Baronin zuzuneigen, daß sie nämlich eine Undankbare ünd keiner Teilnahme wert ist." '
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