c) Vor dem Fenster. Soll sich der Mond nicht heller scheinen, Soll sich die Sonn’ nicht früh aufgehn, So will ich diese Nacht gehn freien, Wie ich zuvor auch hab’ getan. Als er wohl auf die Gasse trat, Da fing er an ein Lied und sang, Er sang aus schöner, aus heller Stimme, Daß sein fein’s Lieb zum Bett aussprang. Steh’ still, steh’ still, mein feines Lieb, Steh’ still, steh’ still und rühr’ dich nicht, Sonst weckst du Vater, sonst weckst du Mutter, Das ist uns beiden nicht wohl getan. Was frag’ ich nach Vater, was frag’ ich nach Mutter, Vor deinem Schlaffenster muß ich stehn, Ich will mein schönes Lieb anschauen, Um das ich muß so ferne gehn. Da standen die zwei wohl beieinander Mit ihren zarten Mündelein, Der Wächter blies wohl in sein Hömelein, Ade, es muß geschieden sein. Scheiden, Scheiden, über Scheiden, Scheiden tut meinem jungen Herzen weh, Daß ich mein schönes Herzlieb muß meiden, Das vergeß ich nimmermehr. Volkslied. d) Feldeinsamkeit. Ich ruhe still im hohen grünen Gras Und sende lange meinen Blick nach oben, Von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlaß, Von Himmelsbläue wundersam umwoben. Die schönen weißen Wolken ziehn dahin Durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume; Mir ist, als ob ich längst gestorben bin Und ziehe selig mit durch ew’ge Räume. Allmers. Vorspiel zum 5. Akte der Oper »König Manfred« von Carl Reinecke. Lieder mit Klavierbegleitung von Hugo Wolf, gesungen von Frau Culp. a) Verborgenheit. Laß, o Welt, o laß mich sein! Was ich traure, weiß ich nicht, Locket nicht mit Liebesgaben, Es ist unbekanntes Wehe; Laßt dies Herz alleine haben Immerdar durch Tränen sehe Seine Wonne, seine Pein! Ich der Sonne liebes Licht. Oft bin ich mir kaum bewußt, Und die helle Freude zücket Durch die Schwere, so mich drücket Wonniglich in meiner Brust. Morike. b) Sie blasen zum Abmarsch. Sie blasen zum Abmarsch, Lieb Mütterlein. Mein Liebster muß scheiden Und läßt mich allein! Am Himmel die Sterne Sind kaum noch geflohn, Da feuert von ferne Das Fußvolk schon. Kaum hört er den Ton, Sein Ränzelein schnürt er, Von hinnen marschiert er, Mein Herz hinterdrein. Mir ist wie dem Tag, Dem die Sonne geschwunden, Mein Trauern nicht mag So balde gesunden Nach nichts ich frag’, Keine Lust mehr heg’ ich, Nur Zwiesprach’ pfleg’ ich Mit meiner Pein. Heyse.