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Aromatisierung von Hochtemperaturteer aus Braunkohle Von Nationalpreisträger Prof. Dr. ANTON LISSNER, Freiberg, und Ing.-Chem. WERNER GÖBEL, Freiberg (Vorgetragen von Werner Göbel) Einleitung und Problemstellung Bei den Großversuchen in Delitzsch zur Hochtemperatur verkokung von Niederlausitzer Braunkohle nach dem Ver ¬ fahren von BILKENROTH und RAMMLER ergab sich ein eigenartiger Teer, der in unserem Institute auf seine Zusammensetzung und weitere Verwertbar keit untersucht wurde. Da dieser Teer auch höheren Temperaturen ausgesetzt war, wies er andere Eigen schaften als ein normaler Schwelteer auf. Das geht deutlich aus Untersuchungen hervor, die mit mehreren Delitzscher Teeren durchgeführt wurden. Tab. 1 zeigt die allgemeine Charakteristik eines Delitzscher Dick teeres, der eine glänzend schwarze Farbe besaß und schwach nach Kreosot roch. Er enthielt eine geringe an Paraffin, dem wertvollsten Bestandteil eines Braun kohlenschwelteeres, ist mit 5 °/o für eine lohnende Ge winnung zu gering. Phenol war nur in Spuren nach weisbar, während Kresole und Xylenole etwa zu 5 % ermittelt wurden. Die Hauptmenge des Kreosots be stand aus den sogenannten resinogenen Phenolen. Diese nehmen in alkalischer Lösung begierig Luft sauerstoff auf und scheiden sich nach dem Ansäuern als schwarze Schmieren ab. Allgemein gesehen, kann man den untersuchten Hochtemperaturteer am ehesten noch mit einem Braunkohlengeneratorteer vergleichen. Eine destillative Aufarbeitung eines solchen Rohteeres mit ca. 34 % Wasser, das sich außerdem noch schlecht abtrennen läßt, erscheint nicht lohnend. In der DDR gibt es genügende Mengen an wertvolleren Braun kohlenteeren. Tabelle 1. Untersuch ungsergebnisse des Dickteeres 1. Allgemeine Untersuchung: Spez. Gew. b. 20° 0 1.026 Asche % 0,24 Ges.-S % 0,77 2. Elementaranalyse: C % 82,79 H % 8,47 O,N % 7,73 S % 0,77 Asche % 0,24 3. Heizwerte: Verbr. Wärme H o kcal/kg 9220 Heizwert H u kcal/kg 8774 4. Spezielle Untersuchung: Naphthalin % 1.21 Hartasphalt % 9,2 Kreosot % 22,0 Paraffin % 5,3 5. Probedestillation: (Deutsche Arbeitsweise) Frak. 1 — 170 0 C% 0,2 Frak. 2 170 —230° C% 8,8 Frak. 3 230 —270° C % 19,8 Frak. 4 270 —300° C % 13,9 Frak. 5 300 350“ C% 25,4 Pech (E. P. 67 0 C) % 30,6 Verlust % 1,3 Wir erwogen deshalb einen rigorosen Eingriff und versuchten den minderwertigen Teer aufzuspalten, um aus ihm wertvollere Einzelprodukte zu gewinnen. Dazu ergaben sich zwei Möglichkeiten. Entweder sollte der Teer nahezu restlos auf Gas gespalten oder aber schonend gecrackt werden, so daß in diesem Falle neben einem heizkräftigen Gas ein aromatischer Teer, ähnlich dem aus Kokskohlen gewinnbaren, entstehen würde. Über die Versuche und deren Ergebnisse wird im folgenden kurz berichtet: Theoretische Erwägungen Von älteren Laboratoriumsversuchen her weiß man, daß eine Aufspaltung der Braunkohlenteere infolge ihrer Reaktionsfreudigkeit leicht vonstatten geht. Aus den einfachen oder verzweigten aliphatischen und evtl, vorhandenen aromatischen Kohlenwasserstoffen ent stehen kleinere Spaltstücke mit niederen Molekular gewichten. Dabei bilden sich wasserstoffreichere Ver bindungen, wie Benzin, Leichtöl und Gas, und ausge sprochen wasserstoffarme Produkte, wie Koks oder Zersetzungskohlenstoff. Mit der Höhe der Temperatur nimmt die Menge der zuletzt genannten Stoffe rasch zu. An dieser Kohlenstoff- bzw. Koksabscheidung innerhalb der Apparatur sind bisher alle Bemühungen, Braunkohlenteer in einem kontinuierlichen, rein ther mischen Spaltprozeß zu verarbeiten, gescheitert. Groß technisch werden heutzutage Crackungen getoppter Teere bzw. verschiedener Teerfraktionen unter Druck Menge von feinsten Koksteilchen. Daß dieser Teer hohen Temperaturen ausgesetzt war, darauf deuten das größere spezifische Gewicht sowie die höheren Gehalte an Asphalt, Kreosot und Naphthalin hin. Aus dem gleichen Grunde ist die Siedelage allgemein höher als bei einem normalen Schwelteer. Die Menge ausgeführt. Hier konnte man sich auf die Erfahrun gen der Erdölindustrie stützen [1], Ein näheres Eingehen auf die Ergebnisse der frü heren Crackversuche würde im Rahmen dieses Vor trages zu weit führen. Es sei hier nur auf die Ver-. suche von ALLNER [2] hingewiesen, der unter ande-