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Einige aktuelle Fragen bei der Ermittlung technischer Arbeitsnormen Von Dipl.-Ing. GUSTAV ZOUHAR, Freiberg Vorliegendes Thema steht mit den eigentlichen Fachvor trägen des Berg- und Hütten männischen Tages in keinem unmittelbaren Zusammenhang. Die Frage der Ermittlung von TAN ist jedoch heut zutage zweifellos sehr aktuell. Die erste Verordnung zur Einführung von TAN er folgte im September 1948 durch die ehemalige DWK. Das gestellte Ziel, die Aufstellung von TAN innerhalb von drei Monaten, konnte der Sachlage nach natür lich nicht erreicht werden, und die Termine wurden immer wieder hinausgeschoben. Im Laufe des Jahres 1949 wurden der Z-TAN sowie die Landes-TAN-Aus- schüsse gegründet, welche bis zu ihrer Auflösung An fang 1952 keine Klärung der offenen Fragen herbei zuführen in der Lage waren. In den Aussprachen wur den im wesentlichen die beiden Probleme 1. Errechnung der Stückzeit aus der Grundzeit 2. Umrechnung der beeinflußbaren Zeitanteile der Grundzeit mit Hilfe des geschätzten Leistungsgrades behandelt. Es sei zunächst festgestellt, daß viele dieser Beiträge mündlicher oder schriftlicher Art die nötige Sachkenntnis vermissen ließen. Der Z-TAN übernahm zunächst einfach die vorhandene Refa-Grundlage ein schließlich Leistungsfaktor, änderte jedoch später, wohl unter dem Einfluß sowjetischer Literatur, den Begriff der Normalleistung so ab, daß er diese als Mittelwert der gemessenen Zeiten der fachlich qualifizierten fort schrittlichen Arbeiter ermittelte. Diese Grundlagen sind im Blatt TAN 3, Entwurf Nov. 49, und TAN 3, Blatt 5, enthalten. Aus der Fußnote und dem Wortlaut der Voraussetzung 1 geht hervor, daß es sich um eine Fest legung der Leistung auf der Grundlage der Bestleistung handeln soll. Die Anwendung dieses Verfahrens hätte jedoch gerade für die gutarbeitenden Betriebe, bei wel chen einigermaßen richtige Leistungsvorgaben vorhan den waren, eine Lohnminderung bedeutet, da man rich tig festgelegte Stückzeiten nur schwer überschreiten kann. Am 20. Mai 1952 erschienen die Richtlinien zur Aus arbeitung und Einführung von TAN, und es erfolgte die Auflösung der TAN-Ausschüsse. Als Grundlage der Ermittlung von TAN werden in diesen Richtlinien die Verfahren der sowjetischen Wissenschaftler ge nannt; demnach kommen in Frage: BEGIDSHANOW „Technische Arbeitsnormung und Einführung fort schrittlicher Normen“, Moskau 1950, und PUNSKI „Die technische Arbeitsnormung“, Moskau 1951, sowie das neuerdings im Verlag Wirtschaft erschienene Buch, lyslow „Grundlagen der technischen Normung“, Moskau 1950, welches wohl als die maßgebende Richt linie angesehen werden kann, da es unter Mitarbeit des Ministeriums für Arbeit entstanden ist. Eine sehr ausführliche Behandlung dieser Frage erfolgte auch auf der II. Parteikonferenz der SED durch den Stell vertretenden Ministerpräsidenten WALTER Ulbricht. Zunächst sei festgestellt, daß sich die Ausführungen von begidshanow und PUNSKI nur mit Einzelzeit problemen befassen. Die Festlegung von Normen auf Produktionsbasis, also für verfahrenstechnische Fer tigungen, wie sie in Hüttenwerken vielfach vorliegen, ist darin nicht enthalten, ebenso werden die bei über lagerten Arbeitsgängen, Automatenfertigung, Mehr platzarbeit usw. auftretenden Probleme nicht behan delt. Über Mehrmaschinenbedienung ist einiges in dem Buche von LYSLOW zu finden. Ein Vergleich der beiden Verfahren zur Errechnung der Stückzeit aus der Grundzeit nach TAN und LYS LOW zeigt folgendes Bild. Nach TAN gliedert sich die Auftragszeit in bekannter Weise in Vorbereitungszeit (Rüstzeit) und Ausführungszeit mit den bekannten Untergliederungen f g , t/„ t n und t v (Verteilzeit oder Verlustzeit). Nach der sowjetischen Auffassung unterscheidet man ebenfalls Vorbereitungszeit und Ausführungszeit (Ope rative Zeit), wobei jedoch einzelne Zeitanteile für Ar beitsplatzbedienung, Ruhepausen und Unterbrechungen getrennt und nicht summarisch vorgegeben werden. Dazu ist zu sagen, daß im Prinzip zwischen den bei den Verfahren kein Unterschied vorhanden ist. Der Vorschlag, die Zeit für den Arbeitsplatz, Ruhepausen und Unterbrechungen getrennt vorzugeben, ist zweck mäßig, da auf diese Weise gewisse Teile der Verteil zeit in klarer Form herausgestellt und vorgegeben wer den, während sie sonst in der allgemeinen Summierung verschwinden. Diese Werte können z. B. für persön liche im Betriebskollektivvertrag festgehalten wer den und bei anderen Zeitanteilen, z. B. Zeit für Arbeits platz, kann der wechselnde Einfluß des Arbeitsplatzes auf diese Weise besser erfaßt werden. Zur Terminologie ist allerdings folgendes zu sagen. Die Übersetzung von BEGIDSHANOW ist nicht gut. Der Ausdruck „Operative Zeit“ ist eine typische Aus drucksweise der russischen Sprache, und Operation wird im Russischen allgemein für den deutschen Aus druck „Arbeitsgang“ gebraucht. „Operative Zeit“ muß aber sinngemäß mit dem üblichen deutschen Fachaus druck, also mit „Grundzeit“, übersetzt werden. Der artige willkürliche Begriffsfestsetzungen, entstanden durch Übersetzungen, allgemein einzuführen, ist auf keinen Fall empfehlenswert. Außerdem enthält das Buch noch einige weitere Übersetzungsfehler.