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a) V = 200 X, alkoh. HNO» ”) V = 200 X, Thiosulfat Bild 3 Synthetisches Roheisen, E-Ofen a) V = 100 X, alkoh. HNO 3 b) V = 100 X, Thiosulfat Eine Legierung, die weitgehendst so ein Gefüge aufweist, zeigt Bild 4a und b. Es ist ein Hämatitroheisen mit rd. 3,8% C, 3,1% Si und wenig Phosphor. An der Kohlenstoffätzung ist der grobblättrige Garschaumgra phit von dem feinen, eutektischen leicht zu unterscheiden. Nur einige Perlitinseln liegen in den eutektischen Feldern. Ansonsten besteht entspre chend dem hohen Si-Gehalt die metal lische Grundmasse aus Silicoferrit. Die Phosphorätzung in Bild 4b zeigt, daß die Perlitinseln Orte letzter Er starrung gewesen sind. Sie sind am phosphorreichsten und liegen sinnge mäß im eutektischen Gefüge. Insofern entspricht die Anordnung einer nor malen eutektischen Erstarrung. Trotzdem ist hier bereits der Be ginn anomaler Erstarrung gegeben. Der Garschaumgraphit ist umgeben von Höfen, ohne mit den eutektischen Feldern in Berührung zu sein, und die Legierung weist trotz übereutek tischer Zusammensetzung Mischkri stalldendriten auf. Es sind demnach beide Bestandteile primär vertreten, wobei der Mischkristall in der Haupt sache um den Garschaumgraphit kri stallisiert ist. Infolge seines hohen Kristallisationsvermögens entzieht der Primärgraphit der Schmelze Kohlen stoff. Dadurch verarmt sie in seiner nächsten Umgebung an Kohlenstoff so weit, daß zunächst ein Hof der anderen Kristallart bzw. sogar eine neue, selbständige, primäre Mischkri stallabscheidung entstehen muß. Die Primärkristallisation von Garschaum graphit leitet also bereits die anomale eutektische Erstarrung ein. Die übrig gebliebene Restschmelze erstarrte im vorliegenden Fall noch normal. Bild 4. Hämatit-Roheisen gefüge. Als Folge davon erscheint in phosphorreichen Zonen oft ein zementitischer Anteil bzw., falls das Grundgefüge vorwiegend ferritisch ist, findet sich dort ein Perlitanteil vor. Der Phosphor beeinflußt die Koh lenstoffverteilung symbiotisch, wenn für eine solche Erscheinung dieses Wort gebraucht werden darf. Für die Deutung aller Gefügebilder wird im folgen den als Grundlage der Standpunkt der direkten Gra phitkristallisation angenommen. Die Aufnahmen zei gen typische Kristallisationserscheinungen, von der normalen bis zur anomalen eutektischen Erstarrung. Zur besseren Einführung beginnt die Reihe mit über eutektischen Legierungen. Überschreitet man die eutektische Zusammensetzung durch Zulegierung von Kohlenstoff und Silizium, daß der Sättigungsgrad über 1 beträgt, so müßte im Ge fügebild Primärgraphit (Garschaumgraphit) und bei normalem Erstarrungsablauf auch noch Graphiteutek- tikum in kennzeichnender Anordnung zu sehen sein. Es ist selbstverständlich, daß der an den Graphit ankristallisierende Hof einen auf die Gestalt des Graphitkristalles aus gerichteten Aufbau aufweisen muß. Durch den Kri stallisationsvorgang entsteht bereits ein Zapfenkorn, welches nebenbei phosphorarm ist, wodurch ein evtl, nachträglicher Verlust an Kohlenstoff durch Diffusion wesentlich erleichtert wird. Diesem Umstand ist zu verdanken, daß bei sonst perlitischem Gefüge der ankristallisierte Hof oft ferritisch ist. Die Anomalie, gekennzeichnet durch Hofbildung, kann aber derart vollkommen in Erscheinung treten, daß ausschließlich nur beide primären Bestandteile umeinander kristallisiert sind. Wenn durch überschüs sige Mischkristallabscheidung die Restschmelze an Kohlenstoff angereichert wird, so daß ihre Zusammen setzung wiederum übereutektisch wird, dann scheidet sie abermals Primärgraphit aus, der sich mit einem spon tan ankristallisierenden Mischkristallhof überzieht. Die ses Spiel kann sich bis zum endgültigen Verbrauch der flüssigen Phase wiederholen. Dadurch wird jede nor-