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a) V - 100 X, alkoh. HNO :t Bild 1. Rohguß b) V = 100 X, Thiosulfat 2 o/ o C, 0,3°/oP a) V = 100 X, alkoh. HNO 3 b) V = 100 X, Bild 2. Stahlformguß geglüht Thiosulfat phorverteilung lückenlos zu verfolgen, also die zeitliche Folge der Ankristal lisation nicht nur einzelner Gefügebe standteile, sondern auch die zeitliche Folge der Bildung einzelner Zonen ei nes einzigen Bestandteiles zu erkennen. Im Gußeisen ist dieselbe metallische Grundmasse wie im Stahl und zusätz lich, in grau erstarrten Legierungen, noch der Graphit vorhanden. In weiß erstarrenden Legierungen tritt an seine Stelle der Zementit als Gefügebestand teil. Aus der Beobachtung, in welchen Zonen in bezug auf den Phosphorge halt der Graphit bzw. der Zementit liegen, ergibt sich sofort die Möglich keit, über den Vorgang der Kristalli sation ein stichhaltiges Urteil zu fällen. Auch hier werden die phosphorreiche ren Zonen jeweils nach den phosphor ärmeren ankristallisieren. Liegt eine normale Erstarrung vor, dann muß sowohl der eutektische Gra phit als auch der ledeburitische Zemen tit an den Korngrenzen der y-Misch- kristalle in den phosphorreichen Rest schmelzen aufzufinden sein. Das Eutek- tikum besitzt die kennzeichnende An ordnung der Komponenten. Ein normales Eutektikum kann außer dem stellenweise entarten. Stark unter eutektische Legierungen zeigen ausge prägt diese Erscheinung. Infolge Platz mangel wird die nur in schmalen Strei fen zwischen den Primärkristallen lie gende eutektische Restschmelze entmi schen. Der zum Primärkristall gehö rende eutektische Bestandteil, im vor liegenden Fall der mit Phosphor ange reicherte eutektische y-Mischkristall, wird herausgeformt, und der eutekti sche Graphit bzw. der ledeburitische Zementit schließen auf zu stärkeren Lamellen. Als normale eutektische Be ¬ indirekt eine gesetzmäßig immer wiederkehrende Farb tonreihe. Die Natriumthiosulfatlösung hat demnach noch einen farbenätzenden Charakter, der es ermög licht, auf Grund der verschiedenen Farben eine annä hernde Phosphorbestimmung örtlich vorzunehmen. standteile liegen sie aber genau in der Korngrenze, umgeben von phosphorreicher Zone. Die eutektische Anordnung geht bereits dadurch zum Teil verloren; lediglich in den Restzwickeln, wo noch mehr eutektische Restschmelze vorhanden war, ist die nor male eutektische Anordnung zu erwarten. Um mit der Phosphorätzung auf Braunwerte vertraut zu werden, zeigen die Bilder 1 und 2 die bekannten Phosphormischkristall-Dendriten. Bild 1 veranschau licht an einem Rohguß mit 2°/o C und 0,3% P (s. Tabelle) den Steilanstieg des Phosphorgehaltes. Der Guß enthält bereits ein ausgeschiedenes Phosphid- Ledeburit-Netz. Das Bild 2 zeigt demgegenüber ein flaches Konzentrationsgefälle in einem geglühten Stahl formguß (s. Tabelle). In allen Bildern entsprechen die Aufnahmen „a“ jeweils dem Ätzergebnis mit alko holischer Salpetersäure und die Aufnahmen „b“ dem Ätzergebnis mit Thiosulfat. Es ist immer dieselbe Objektstelle festgehalten worden. Anhand dieser Bil der ist zu ersehen, wie das Ätzmittel auf die metal lische Grundmasse anspricht. Es gestattet, die Phos Bei der mikroskopischen Beobachtung von Grau gußschliffen wird man allerdings in den häufigsten Fäl len vor die unumgängliche Tatsache gestellt, von der Vorstellung der Erstarrung nach idealisierten Gleich gewichtszuständen Abstand nehmen zu müssen [7], Der Grund zu dieser Feststellung liegt darin, daß ein eutektisches System vorliegt, dessen Komponenten in chemischer sowie physikalischer Hinsicht außerordent liche Eigenschaftsunterschiede aufweisen. Sie bedingen wiederum große Unterschiede in der Kristallisations geschwindigkeit und der Unterkühlungsneigung ein zelner Komponenten und können als Folge ein ano males Gefüge entstehen lassen. Besonders die eutek tischen und naheutektischen Eisen-Kohlenstoff- als auch die Aluminium-Silizium-Legierungen neigen zur Aus-