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Erhöhung der Formtemperatur, das Trocknen der Formen und die Verminderung der KokiHenwandstärke. Die Ver änderlichkeit der Stärke der transkristallisierten Zone in Abhängigkeit von der Kokillenwandstärke zeigen beson ders schön die Versuche von E. SCHEIL [9] an Aluminium. Alle genannten Maßnahmen verschieben die Lage des Un stetigkeitspunktes in Richtung auf den Rand zu. Sie er höhen die Temperatur in der Grenzschicht Gießgut/Form, wodurch der Wärmeübergang erschwert, also die Kühl wirkung vermindert wird und die Überhitzungswärme Zeit hat, noch vor der vollständigen Erstarrung des Pro files restlos abzufließen. Sofern der Betrag an Überhit zungswärme herabgesetzt und gleichzeitig die Erstarrungs funktion beibehalten wird, tritt automatisch eine Entkoppe lung ein. Je weniger Oberhitzungswärme vorhanden ist, um so weiter entfernt sich der Unstetigkeitspunkt von der Profilmitte. Auch diese Maßnahme ist dem Gießer gut be kannt. Die Gießtemperatur soll möglichst niedrig gewählt werden. Eine solche Darstellung gibt auch sofort Aufschluß über die Bedeutung, welche der Profilabmessung selbst zukommt. Eine Platte, deren halbe Dicke genau der Entfernung vom Rand zum eingezeichneten Unstetigkeitspunkt entspricht, wird in der Textur nur eine Zone aufweisen. Mit einer Verstärkung der Abmessung erscheint bereits die nächste Zone. Alle geschilderten Maßnahmen rufen eine Unstetigkeit im Verlauf der Erstarrungsfunktion hervor. Demnach er klärt sich zwanglos der Kristallaufbau aus zwei Zonen. Vom Rand aus ist er stengelig (transkristallin) und geht plötzlich mit dem Überschreiten des Unstetigkeitspunktes in den körnigen (globulitischen) über. Hervorzuheben ist hierbei, daß entgegen der Vermutung von C. SCHWARZ gerade die transkristallin erstarrende Zone diejenige sein muß, welche relativ langsamer erstarrt als die anschlie ßende globulistische Kernzone. Während ihrer Bildung fließt die Überhitzungswärme der Kernzone ab und muß auf diese Weise die Kristallisation abbremsen. C. Nachdem die Erstarrung zweier Zonen bereits im Einklang mit den allgemein bekannten Beobach tungen erklärt und dargestellt werden kann, bleiben noch dieselben Fragen für die dritte Zone offen. Sie ist oft kaum zu erkennen und tritt unter Umständen auch nur stellenweise am äußersten Rand auf. Es ist die Zone der „eingefrorenen Kristalle;“. Mit dieser Be zeichnung wird zum Ausdruck gebracht, daß sie durch Unterkühlung der Schmelze entstanden ist. Metalle und ihre Legierungen sind grundsätzlich unterkühlbar, je doch kann bereits die Bewegung des Gießgutes und die Berührung mit der Formwand jegliche Unterküh lung unterbinden. Falls sie jedoch auftritt, bedeutet dies eine Verzöge rung des Erstarrungsbeginnes, obwohl der Wärmeent zug bereits begonnen hat, und stellt somit eine Störung des Erstarrungsablaufes dar. Es entsteht so eine unter kühlte Zone, die nach Aufhebung der Unterkühlung sehr rasch auskristallisiert. Bild 7 zeigt die graphische Darstellung der Verhältnisse an Platte und Zylinder für den abklingenden Wärmefluß und gleichzeitige Überhitzung des Gießgutes. Sowohl die freiwerdende Erstarrungswärme als auch die entgegenströmende Überhitzungswärme können stark die Ausdehnung der unterkühlt erstarrenden Zone begrenzen. Trotzdem kommt es zur Ausbildung eines nun zweiten Unstetig keitspunktes in der Erstarrungsfunktion. Er liegt in der Randnähe und gestattet ebenfalls zwanglos die Erklärung für den spontanen Wechsel in der Textur. Die Anordnung der Kristallgruppen ist globulitisch, da sie in beliebiger Richtung wachsen können, ohne einem Auswahlprinzip zu unterliegen. Entsprechend der hohen Erstarrungsgeschwindigkeit ist die Zone fein körnig. Bild 7. Ablauf der Erstarrung und Gefügeaufbau bei überhitztem und unterkühlbarem Gießgut (abklingender Wärmefluß, Platte, Zylinder) Damit sind alle Möglichkeiten der graphischen Dar stellung von Kristallisationserscheinungen anhand der Erstarrungsfunktion erschöpft. Eine Erweiterung der unterkühlten Zone kann in der Praxis kaum realisiert werden. Alle Maßnahmen, die in irgendeiner Weise den Wärme- bzw. Tempera turausgleich innerhalb des Gießgutes beschleunigen, führen zur Einengung der Transkristallisations- und Erweiterung der Kernzone. Zu den Maßnahmen gehö ren Senkung der Gießtemperatur, Erniedrigung der Wärmeleitfähigkeit des Formstoffes, Erhöhung der Formtemperatur oder Verminderung der Wandstärke. Auch die Gießweise, welche die stärkste Durchwirbe lung des Gießgutes in der Form hervorruft, fördert durch mechanischen Wärmetransport den Wärmeaus gleich. Literatur [1] GOERENS, P.: Einführung in die Metallographie, 7. u. 8. Aufl., W. Knapp, Halle 1948, S. 296. [2] MASING, G.: Z. Metallkde. 21 (1929) S. 283. [3] ROTH, W.: Z. Metallkde. 25 (1933) S. 134/37. [4] BARDENHEUER, P., u. BLECKMANN, R.: Mitt. KWI Eisenforschung 21 (1939) S. 201. [5] MATUSCHKA, B.: Arch. Eisenhüttenw. 6 (1932/33) S. 1/12. [6] SCHWARZ, C,: Arch. Eisenhüttenw. 5 (1931/32) S. 139/48 u. S. 177/91. [7] CZIKEL, J.: Die thermischen Bedingungen der Gießverfah ren, Habilitationsschrift, Bergakademie Freiberg 1951. [8] GRÜBER, H.: Grundgesetze der Wärmeleitung und des Wärmeüberganges, Verlag J. Springer, Berlin 1921. [9] SCHEIL, E.: Z. Metallkde. 21 (1929) S. 121/24. — 605 —