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Sichtspunkt fällt bei uns in der DDR fort. Es wird im mer noch viele Verwendungszwecke geben, für die der Thomasstahl in der zur Zeit gelieferten Sondergüte aus reichend ist, und es ist technisch unsinnig, einen Stahl besser und teurer zu erzeugen, als er benötigt wird. Man sollte daher bei der Einführung des Sauerstoff frischens ganz scharf überprüfen, ob es für unsere Verhältnisse tatsächlich notwendig ist. In der Frage der Verteilung der Verunreinigungen und ihren Einfluß auf die Alterungsbeständigkeit stimme ich nicht ganz mit Herrn Dr. Küntscher überein. Aus den Bildern, die Herr Dr. Küntscher gezeigt hat, geht ja ohne Frage hervor, daß es für die zu erzielenden Kerbschlagwerte nicht einerlei ist, ob die Verunreinigungen in den Korngrenzen sitzen oder nicht und wie ihr Verteilungsgrad ist. Bei der Alterung aber, um die es sich beim Thomasstahl immer dreht, geht der Kerbschlagbruch durch die Körner und nicht entlang den Korngrenzen. Die Tammannschen Häut chen sind demnach kaum für die Alterung verantwort lich zu machen. Versuche auf der Maxhütte haben ergeben, daß die Kerbschlagbrüche durch die Körner wahrscheinlich ent lang den Phosphoranreicherungen laufen. Die Vertei lung der Phosphor-Saigerungen im a-Eisen hängt sicher lich von der Geschwindigkeit der /-«-Umwandlung ab. Durch diese Hypothese, daß der Phosphor einen Ein fluß auf die Alterung hat, ließe sich die Wirkung der Izett-Glühung erklären. Es käme also wieder auf den Verteilungsgrad der Verunreinigungen hinaus, wenn auch diesmal Verunreinigungen anderer Art, als sie die Tammannschen Häutchen darstellen. Dipl.-Ing. Zimmer, Unterwellenborn: Die Stahlwerker verlangen einen Si-Gehalt, der nicht hoher liegt als 0,5. Diese Forderung ist richtig. Durch einen höheren Si-Gehalt steigt der Auswurf, und die Konverterhaltbarkeit wird entscheidend beeinträchtigt. Ich glaube nicht, daß es möglich ist, in Verbindung mit dem Thomasverfahren ein Duplexverfahren einzu führen, da dies die Produktionsfähigkeit eines Thomas- werkes entscheidend benachteiligen wird. Wir müssen also als Hochöfner einen vernünftigen Si-Gehalt mit 0,3—0,4% oder möglichst noch weniger einhalten. Wir können das auch. Wir haben allerdings beim Hoch ofen immer weitersteigende Schwierigkeiten; die Möl lerverhältnisse werden immer schlechter, d. h. unsere Erze immer saurer und damit das Ausbringen schlech ter. Wir verbrauchen heute einen Koks mit 20% Asche gegenüber von früher 10—11%. Auch das verschlechtert das Ausbringen durch höheren Kalkzuschlag. Die Schlackenziffer, die Sie nannten, kann ich nicht zum Vergleich heranziehen. Wir haben in der Schlacke 12 bis 15% Tonerde und müssen deshalb eine Schlacken ziffer von 1,0—1,1 wählen, die wir nach der Platzschen Methode berechnen, nämlich CaO + MgO SiO 2 ■ ALO :1 Der Hüttenmann bezeichnet diese Schlacken als kurz. Wenn die Schlacken zäher werden, so besteht die Ge fahr, daß der Si-Gehalt im Roheisen ansteigt. Muß ich den Si-Gehalt durch Temperaturführung drücken, so fällt der Mn-Gehalt durch verschlechtertes Mn-Aus bringen und der S-Gehalt steigt. Ich bin also im we sentlichen auf die Schlackenführung angewiesen. Kurze Schlacken zu fahren, erfordert mehr Koks, aber es hat den Vorteil, daß das Eisen physikalisch wärmer ist und daß sich eine Abstichtemperatur von etwa 1350° ergibt. Die Stahlwerker haben recht, wenn sie möglichst heißes Eisen haben wollen. Von allen Verfahren, die Herr Prof. Diepschlag in seinem Vortrag erwähnt, den Si-Gehalt im RE zu drücken, dürfte das Vorfrischen des RE in der Pfanne mit Sauerstoff die größte Zukunft haben. Es ist recht, daß wir uns einmal darüber unter halten und den Stahlwerkern sagen können, daß die Schwierigkeiten im Hochofen immer größer werden. Haupting. Franz, Brandenburg: Soviel mir bekannt ist, wird beim Blasen mit sauer stoffangereichertem Wind auf der Gutehoffnungshütte in Oberhausen das Thomasroheisen vorher in der Pfanne entsiliziert auf 0,15—0,20% Si. Es ist nicht so, wie man früher glaubte, daß man beim Arbeiten mit sauerstoffangereichertem Wind ein Roheisen mit 0,5 bis 0,8% Si gut Verblasen kann. Die Anwendung des Sauerstoffs im Siemens-Martin- Ofen ist verschiedentlich erprobt worden, wobei ich glaube, daß dem Einblasen in das Bad die Zukunft nicht gehören wird. Es ergeben sich ungeheure Mengen von Eisenoxyddämpfen, die das Silikagewölbe und die Kammern außerordentlich in Mitleidenschaft ziehen. Man wird wahrscheinlich den Sauerstoff beim SM- Prozeß besser dem Gaserzeuger zuführen oder die Ver brennungsluft anreichern. Ich halte die Anreicherung der Verbrennungsluft für besser als Sauerstoffzusatz im Generator, weil man dabei die Möglichkeit der Regu lierung des Sauerstoffs je nach Schmelzzustand der Schmelze an jedem Ofen hat. Kollege Krug sprach von der Möglichkeit, 70—80% kaltes Roheisen im SM- Ofen verarbeiten zu müssen. Ich bin der Meinung, daß man einen Roheiseneinsatz von 70—80% im festen Zu stand nicht mehr verantworten kann. Dafür ist der Martin-Prozeß nicht geeignet. Für so hohe Roheisen einsätze kann nur der flüssige Roheiseneinsatz, wenn möglich unter vorheriger Entsilizierung und schwacher Entkohlung mit Sauerstofflanze in der Roheisenpfanne, in Frage kommen. Man kann auch die Masse des Roh eisens im Thomaskonverter oder Bessemerkonverter vorblasen und eine Sauerstoffanreicherung benutzen und damit die Leistungsfähigkeit der SM-Öfen außer ordentlich steigern. Der Bessemerkonverter hat den Nachteil, daß er nicht entphosphort, aber den Vorteil, daß man den Blasevorgang bei beliebigen C-Gehalten abbrechen kann. Es ist viel davon gesprochen worden, im Kupolofen oder ähnlichen Apparaturen Roheisen herunterzuschmelzen. Bei der heutigen Kokslage dürf ten diese Verfahren nicht brauchbar sein. Zu dem Vortrag von Dr. Küntscher sei gesagt, daß das Walzen in Wasser ja an sich bekannt ist. Ich erinnere daran, daß der sogenannte Wasserdraht für Matratzenfedern aus Thomasstahl im Westen im mer in Wasser gewalzt worden ist. Beim Thomasstahl trat eine Festigkeitssteigerung von normal 40 kg/mm 2 auf über 50 kg/mm 2 ein, obwohl der C-Gehalt nur 0,05 % betrug. Bei Profilen liegen beim Walzen in Was ser Bedenken vor, weil die Festigkeit zu stark ansteigt. Man wird beim Walzen in Wasser eine wechselnde Festigkeitssteigerung in Kauf nehmen müssen. Das dürfte einen Vorteil bedeuten, wenn man auf nicht zu niedrige Festigkeit Wert legen muß, wie bei Draht, Blech und ähnlichen Verwendungszwecken, oder wenn die sonstigen Festigkeitswerte befriedigend sind. Was Dr. Küntscher über die Bedeutung der Verteilung der Verunreinigungen im Stahl sagte, war mir sehr interessant. Wenn durch Walzen in Wasser hier ein Erfolg erzielt werden kann, so würde das bedeuten, daß wir unsere neuen Walzwerksanlagen auf Walzen in Wasser einzurichten hätten oder daß wir in viel größerem Umfange als bisher zum Glühen des Walz materials kommen müßten.