Der heutige Stand der Fertigung von Thomas-Stahl Von Dr.-Ing. WOLFGANG KÜNTSCHER, Hennigsdorf 1 Die Entwicklung der Welt stahlerzeugung ist dadurch gekennzeichnet, daß diese seit dem Beginn des letzten Jahr hunderts etwa in jeweils 25 Jahren verdoppelt wurde bis zum gegenwärtigen Stand einer Jahreserzeugung von et was über 200 Mill. Tonnen. . Diese gewaltige Erzeugungssteigerung hatte zur Folge, daß die Rohstoffbasis sich zu ärmeren Erzen und grundsätzlich anderem Einsatz verschoben hat. Dies hat dazu geführt, daß die modernen Hochöfen nicht mehr in der Richtung höchster Leistung betrieben werden, sondern in der Richtung der Verhüttung ge ringwertiger Rohstoffe. Dies ist auch der Grund für die, geschichtlich gesehen, rückschrittliche Entwicklung zum Niederschachtofen und zum Rennverfahren. In bezug auf die Stahlerzeugung wirkt sich diese Entwicklung dahingehend aus, daß der Schrottkreislauf aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist, denn die Zufuhr von Schrott für die Stahlerzeugung ist nicht im gleichen Maße wie die Produktion gestiegen. Der Kriegsschrott ist inzwischen fast vollständig ver braucht, dadurch ist jetzt in der ganzen Welt auf die sem Gebiete eine schwer zu schließende Lücke entstan den. Aus diesem Grunde ist der Weltmarktpreis für Schrott immer weiter in die Nähe des Preises für fer tigen Stahl gerückt. Der Roheisensatz muß bei dem Stahlgewinnungsverfahren in der ganzen Welt laufend gesteigert werden. Es ist bekannt, daß bei der Siemens-Martin-Stahl erzeugung ein Roheisensatz von etwa 35 % zur größ ten Wirtschaftlichkeit führt. Höhere Roheisensätze ver langen die Anwendung des Roheisenerz-Verfahrens. Dies ist mit Erschwernissen sowohl hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit als auch der Qualität verbunden. In Bild 1 wird die Entwicklung der Stahlerzeugung in Deutschland wiedergegeben. Die Engländer BESSE MER und THOMAS haben vor etwa 100 Jahren durch ihre Erfindungen zur Herstellung von Stahl im Wind frischverfahren ihrem eigenen Vaterlande zunächst ein mal nur einen bescheidenen, vom wirtschaftlichen Kon kurrenzkampf der Völker aus gesehen sogar schlechten Dienst erwiesen, während ihre Verfahren insbesondere für Deutschland, aber auch für Frankreich, Belgien und Luxemburg größte Bedeutung erlangt haben, so daß damit z. B. unsere Stahlerzeugung etwa zur Hälfte durchgeführt wurde und auch noch wird. Die im Bild 1 eingefügte Skizze stellt die erste Ver suchsanlage von BESSEMER schematisch dar. In einen von außen geheizten Tiegel wird Luft eingeblasen. Die Entwicklung des Verfahrens von den wenigen kg-Ein- sätzen in einem Tiegel zu den heutigen Konvertern bis zu etwa 60 t ist in den einzelnen Ländern der Welt recht unterschiedlich verlaufen. Aus Bild 2 [1] ist ersichtlich, in welchem Umfange die einzelnen Stahlerzeugungsverfahren in Amerika, in der UdSSR, in Deutschland, in Frankreich, in Belgien und in Österreich angewendet worden sind. Für Öster reich wurde in der Darstellung die Erzeugung für 1900, 1951 und auch die für 1953 zu erwartende Erzeugung wiedergegeben. Man erkennt, daß beispielsweise Bel- Bild 1. Entwicklung der Metallerzeugung in Deutschland 1 Seit 15. 6. 1953 Professor für Eisenhüttenkunde und Direktor des Instituts für Eisenhüttenkunde an der Bergakademie Freiberg. Frankreich ftoti ’*um-Stob 1 . "J Chonrn -Beurmr-Hohl mmm E-faN Bild 2. Stahlerzeugungsverjahren der Haupteisenländer