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Darstellung technischer Vorgänge, aus denen volle Bejahung der Gegenwart und ihrer industriellen Zukunftsaufgaben spricht. Heuchlers Tätigkeit an einer Montanhochschule und sein steter Umgang mit den Männern, die den technischen Fortschritt ihrer Zeit tätig bewirkten, haben Heuchler davor bewahrt, im Lobpreis der Zufriedenheit und des Glücks im Winkel stecken zubleiben. Werkzeuge und Maschinen, Bauten über und unter Tage, Motive, aus denen Schwere und Gefahr berg- und hüttenmännischer Arbeit hervor gehen, Szenen, die das Geschehen in der durch Öllämpchen nur spärlich erhellten Tiefe ins freundliche Licht zeichnerischer Darstellung rücken, alles dies ist im Grunde ein Hymnus auf die schaffende Gegenwart. Und so erleben wir denn in Eduard Heuchler und seinen Bildern das eigen tümliche Schauspiel, romantische Auffassungen des Daseins und der gesell schaftlichen Verhältnisse gepaart zu sehen mit realistischer Darstellung alles Technischen. In seiner Person gingen Romantik und Realismus ein Bündnis ein, wie es selten ist zu jeder Zeit und auch zu seiner Zeit selten war. Der Zufall, der einen geborenen Romantiker zum Zeichenmeister einer technischen Hochschule machte, hat eine die Vergangenheit ver klärende Gegenwartsbejahung bewirkt, als dessen Frucht eine Reihe von Bildfolgen vor uns liegen, die in ihren Darstellungsmitteln wie in ihren Motiven romantisch und doch zugleich ausgesprochen modern und in einem gewissen Sinne für ihre Zeit revolutionär sind. Denn immerhin folgt Menzels „Eisenwalzwerk“ diesen Heuchler-Bildern erst ein Vierteljahr hundert später (1875 mit heißerem Atem und tieferer Glut und mit der Kraft des Genies gemalt) und steht in seinem unerschrockenen Realismus lange Zeit einsam auf weiter Flur. Die Kunstgeschichte zählt Heuchler nicht zu ihren Großen, sie erwähnt ihn nicht einmal. Sie tut aber auch der Holzschnitte nicht Erwähnung, die Agricolas „Bergwerksbuch“ zu einem unvergänglichen Dokumentenschatz der Bergbautechnik seiner Zeit gemacht haben. So wenig wie diese weder von den Zeichnern der Originale noch von denen, die sie in Holz schnitten, als Kunst gedacht waren, sondern nur mit den Mitteln der Kunst so getreu als möglich einen technischen Tatbestand wiedergeben sollten, so wenig wollte Heuchler mit seinen Bildern primär einem künstlerischen Wollen Ausdruck verleihen, sondern bildhafte Mitteilung vom Leben der Berg- und Hüttenleute machen. Er wollte damit nicht in Wettbewerb treten zu den großen Künstlern seiner Zeit, geschweige denn einen Platz in der Kunstgeschichte sich erringen. Wohl aber sah er sich in einem bestimmten Sinne als Fortsetzer des allgemeinverständlichen Agricola-Bildwerkes, zu dessen informatorisch-instruktiven Absichten er sich im „Bergknappen“- Vorwort von 1857 ausdrücklich bekannte. Und so gehören denn beide, die Heuchler als Bräutigam. Selbstbildnis um 1830 Agricola-Holzschnitte sowohl wie die Heuchler-Bilder um so mehr in die Bergbaugeschichte und die Geschichte der bergmännischen Kunst, nur mit dem Unterschiede, daß auf den Agricola-Bildern der Mensch sehr zurück tritt gegenüber dem technischen Sachverhalt, den es zu erfassen gilt, bei Heuchler aber der Mensch das Bild beherrscht, ohne jedoch dadurch die Darstellung der technischen Objekte zu beeinträchtigen. Man darf von einer gelungenen Synthese zwischen Mensch und Werk in einem doppelten Sinne sprechen. Einmal zeigt Heuchler seine Berg- und Hüttenleute in schöner Verbundenheit mit ihrem Werk, mit dem zusammen sie ein