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„Möchte es mir gelungen sein“, schreibt er 1857, „auch der künstlerischen Anforderung in Gruppierung und Zeichnung zu genügen und . . . eine richtige Anschauung vom gegenwärtig großartigen Betriebe des Berg baues und von den Eigentümlichkeiten seiner Arbeiter gegeben zu haben.“ Den Anfang dieser Bilddokumentation eines Berufszweiges machte er in dem „Album für Freunde des Bergbaus“. Es enthält einschließlich des Titelblattes „Glückauf“ 15 Bilder mit folgenden Titeln: Titelblatt „Glück auf“, Nr. 1. Das Gebet (Betstube), Nr. 2. Die Anstellung (zur Arbeit), Nr. 3. Die Einfahrt (in den Schacht), Nr. 4. Häuer vor Ort, Nr. 5. Der Förstenbau, Nr. 6. Eine Verunglückung, Nr. 7. Das Füllort, Nr. 8. Die Ausfahrt (Hängebank), Nr. 9. Die Heimkehr, Nr. 10. Die Scheidebank, Nr. 11. Das Pochwerk, Nr. 12. Der Schachtofen (Rohofenarbeit), Nr. 13. Der Treibeherd, Nr. 14. Die letzte Schicht (Begräbnis). Die Bilder 1, 2, 7, 9, 10 und das Titelbild wurden lithographiert und in Ton gedruckt bei Fr. Hanfstaengl, Dresden, die Bilder 3, 4, 5, 6, 8, 11, 12, 13 und 14 wurden lithographiert von Bäßler und in Ton gedruckt von Louis Zöllner, Dresden. Das Bildwerk mit einem Textbeiblatt erschien in 3 Heften 1851—1852 in Kommission bei Craz und Gerlach in Freiberg. Die 2. Auflage erschien 1855 bei Engelhardt in Freiberg. Ein Teil dieser Bilder wurde im Format 66 x 43 cm 1914 von der Buchhandlung Craz und Gerlach als Wandschmuck herausgegeben. Die Gebäude von „Himmelfahrt samt Abraham-Fund grube“ und des Hüttenwerkes Halsbrücke und die dortigen Arbeits vorgänge unter und über Tage waren Heuchlers künstlerische Vorwürfe. Der Künstler muß anfangs die Absicht gehabt haben, den Bildern Verse beizugeben, jedemBilde einen Vierzeiler, derenKonzept wir in seinen hinter lassenen Papieren fanden. Sie halten sich bewußt volkstümlich wie Bilder- buchverse. Wenn die Strophe zum Bilde „Die Scheidebank“ in der Fest stellung gipfelt „Welch hartes Los, ein Bergmannssohn!“, so sagt das Wort über die Schwere dieser Arbeit mehr aus als das liebenswürdig bewegte Bild und kommt der Schilderung nahe, die andere Männer, z. B. K. A.Winkler, Clemens Winklers Vater, von der „Schlachtbank der Kinder“ wie schon der Freiberger Arzt Friedrich Henkel die Scheidebank nannte, gegeben haben: ihm war dort, als sei er im Zuchthaus. Heuchler, der dann von der Veröffentlichung seiner Verse absah, hat in den knappen Prosaerklärungen, auf die er sich beschränkte, den Unterton der Kritik wieder getilgt, wenn es dort heißt, es sei „ein eigentümlich lebendiger Anblick, vielleicht 50 solche Jungen in emsiger Arbeit begriffen zu sehen . . .“. Er hat recht daran getan, auf den Abdruck der Verse zu verzichten, weil diese ebenso unwillkürlich zur Beurteilung ihrer Form herausfordern wie die Bilder, aber neben ihnen in keiner Weise hätten bestehen und den künstlerischen Gesamteindruck nur hätten mindern können. Der erklärende Prosatext fordert zu einem solchen Vergleich nicht heraus, und Heuchler/ ist auch bei seinen späteren Bildfolgen der Versuchung aus dem Wege ge gangen, sie poetisch zu umrahmen. Wohl aber hat er in „Des Bergmanns Lebenslauf“ von 1867 neben die 21 überaus ansprechenden und liebens würdigen Illustrationen eine große Anzahl von Versen gestellt, die er der Sammlung „Sächsische Bergreyen“ von Moritz Döring (1839) und Dörings „Bergmannsgruß“ entnahm. Mit den mehr oder minder biederfrommen Liedern und Versen ergeben seine Bilder ein wohlgelungenes Ganzes eben jenes Bergmannslebens, das in treuer Pflichterfüllung und im Blick auf ein besseres Drüben sein irdisches Genügen findet. 1940 brachte Hanns Frey- dank im Glückauf-Verlag in Essen das Büchlein in einer neuen Auflage heraus. Eine gleichzeitig erschienene Bildermappe zu dem Buche enthält die köstlichen Illustrationen in außerordentlich ansprechenden Einzel blättern, die heute zu besitzen nur wenige das Glück haben. Nachdem der gleiche Verlag in den Jahren 1953 — 1955 Heuchlers Bilder folgen aus den Jahren 1857—1859, „Die Bergknappen in ihren Berufs- und Familienleben“, in vorbildlicher Weise in vier Mappen wieder aufgelegt hat, wird mit der nunmehr von uns vorgelegten Bildermappe die Neu auflage der von Heuchler herausgegebenen Bilderfolgen ergänzt und ab geschlossen. Wir legen sie in die Hände der Berg- und Hüttenleute von heute und ihrer zahlreichen Freunde mit der Gewißheit, daß sie an den Heuchlerschen Bildern genau soviel Freude haben werden, wie sie die Zeitgenossen des Künstlers vor hundert Jahren hatten.