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Auf seine Veranlassung hin wurde er 1829 zunächst interimistisch, 1831 aber endgültig als Zeichenlehrer an der Bergschule Freiberg, 1829 aber zu gleich als „Zeichnenmeister“ an der Bergakademie angestellt. 1830 über nahm er nach der Emeritierung seines Vorgängers Garbe auch dessen Vor lesung über Zivilbaukunst. Ungerechtfertigte Presseangriffe H. A. Schippans, eines im In- und Ausland hochgeschätzten Meisters der praktischen Topographie, der sich auf die Akademiestelle, die Heuchler nunmehr einnahm, berechtigte Hoffnung ge macht hatte, veranlaßten im Juni 1831 die Hochschullehrer Lampadius, Kühn, Hecht, Breithaupt, Naumann sen., Reich, Naumann jun., Winkler, Kersten und Leschner zu einer öffentlichen Erklärung, worin sie Heuchlers Verdienste würdigten und sich schützend vor ihren Kollegen stellten. Der Angreifer unterlag in dem Kampfe, den er übrigens wohl mehr gegen die Personalpolitik des Oberberghauptmanns als gegen die Person Heuchlers geführt hatte, dessen Befähigung und Begabung auch er später ausdrück lich anerkannte. 1844 wurde Heuchler Titularprofessor und erst 1865 zum wirklichen Professor ernannt. 1834 verlor er seine Gattin Laura Cölestine Franziska geb. Schmidt (geb. 1809 in Annaberg im Erzgebirge) durch den Tod. Sie hinterließ ihm zwei Töchter und einen Sohn. Ein Jahr später heiratete er die Braumeisterstochter Auguste Manitz, geb. 1812 in Lichtenwalde in Sa., die er bei seinem Umbau des Schlosses Ehrenberg bei Waldheim kennen gelernt hatte. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor. Von seinen drei Söhnen wurde der älteste Lithograph, der zweite Mark scheider und der dritte Steuerbeamter. Auguste Heuchler überlebte ihren Gatten um 13 Jahre und starb 1892. Heuchler war 1873 nach fast 44jähriger Lehrtätigkeit in den Ruhestand getreten, der für ihn eine Zeit schöpferischer Muße werden sollte. Ein Schlaganfall setzte dem Nimmermüden ein Ende. Er starb am 19. 1. 1879 mittags 1 Uhr im 78. Lebensjahr. Auf dem alten Donatsfriedhof, rechts vom Hauptweg an der oberen Mauer, wurde der hochverdiente Mann mit allen Ehren beigesetzt. Eduard Heuchler wurde als akademischer Lehrer, als schaffender Künstler und als liebenswürdiger Mensch in Freiberg geschätzt und verehrt. Mit seinem ausgeprägten Künstlerkopf, der so stark an Ludwig Richter er innert, und seiner „Pferdemähne“, über die er sich zuzeiten selbst lustig machte, war er eine stadtbekannte Persönlichkeit, die sich, wie aus dem Urteil seiner Zeitgenossen hervorgeht, allseitiger Beliebtheit erfreute. Spräche uns seine liebenswerte Menschlichkeit nicht aus den Zügen seines Gesichts, wie sie erhaltene Fotos uns zeigen, so hätten wir doch ein un trügliches Zeugnis dafür in den Bildern aus dem Leben und Schaffen der Freiberger Berg- und Hüttenleute, die er uns hinterlassen hat. Gemütstiefe, Frömmigkeit, Herzlichkeit, Kameradschaftlichkeit, Familiensinn, Natur verbundenheit, Heimatliebe kennzeichnen diese Bilder und ihren Schöpfer. Einer seiner Schüler, Dr. Victor Goldschmidt, Professor für Mineralogie in Heidelberg, gedenkt seiner in seinen „Erinnerungsblättern an Albin Weisbach“ (1902) mit folgenden Worten: „Ed. Heuchler, der für alles Schöne begeisterte Lehrer der Zeichenkunst, dessen sinnige Bilder aus dem Bergmannsleben in Druck und Farben und in Metallguß Arbeitstisch und Zimmer der Freiberger Familien wie der früheren Studenten im In- und Ausland zieren, an deren Besitz sie einander als alte Freiberger erkennen, war ein liebenswürdiger Erzähler und herzlicher Freund der Studenten.“ Heuchler, ein Freund der Geselligkeit und maßvoll-behaglichen Lebens genusses, verschmähte nicht, Entwürfe für Biertöpfchen, Leuchter, Schreib zeuge, Uhrhalter, Aschebecher und ähnliche Dinge mit bildlichen Dar stellungen aus dem Bergmannsleben zu machen, die sich zu ihrer Zeit großer Beliebtheit erfreuten und für das berufsmäßige Kunstgewerbe bis ungefähr zum ersten Weltkrieg noch als vorbildlich galten. Er wurde der Forderung des Tages gerecht, gleichviel, ob diese an den Bürger oder den Künstler gestellt war, und dünkte sich nicht zu hoch, der Bedarfsartikel industrie Entwürfe zu liefern. Aber er beugte sich der Forderung des Tages nicht, wenn sie dem widersprach, was er selbst für gut und richtig hielt. In der Verteidigung des von ihm als richtig Erkannten wurde er zum mannhaften Streiter. Er war unter Wissenschaftlern und Bürgern, die sich oft ausschließlich von Gründen der Zweckmäßigkeit und der Wirtschaft lichkeit leiten lassen, das künstlerische Gewissen der Stadt Freiberg. Fragen der Denkmalpflege, der Erhaltung alles überkommenen echten Kultur gutes, bewegten ihn tief. Unerbittlich und unablässig kämpfte er gegen