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Betrachtungen zur Frage der Stadtgaserzeugung aus aschenreicher Braunkohle^ Von Nationalpreisträger Prof. Dr.-Ing. ERICH RAMMLER, Freiberg Für die Verwertung aschenreicher Braunkohlenvor- kommen hat man früher lediglich die Verfeuerung in Betracht gezogen, wobei man davon ausging, daß die neuzeitliche Entwicklung der Feuerungstechnik und die hohe Energieausbeute je Tonne Dampf bei Hoch druckkesseln es uns heute gestatte, höhere Aschenge halte der Kesselkohle zuzulassen als ehedem. Im Zu sammenhang mit der der Braunkohlenindustrie mehr und mehr erwachsenden Aufgabe, ihr Absatzgebiet nicht nur mit Förderkohle, Briketts und elektrischer Energie, sondern auch mit Stadtgas zu versorgen, tauchte die Frage auf, ob und unter welchen Bedin gungen auch aschenreiche Braunkohlen zur Gasherstel lung herangezogen werden können, ohne daß die Ge- stehungspreise des Gases unzulässig hoch werden. Es ist ein glücklicher Umstand, daß das einzige Ver fahren zur Stadtgasgewinnung aus Braunkohle, das sich in Betriebsanlagen im Braunkohlenbergbau bis lang durchgesetzt hat, die Druckvergasung der Lurgi (1—9), auch die wesentlichen technischen Vorausset zungen für die Eignung zur Vergasung aschenreicher Braunkohle erfüllt. Die beiden errichteten Druckver gasungsanlagen (Hirschfelde und Böhlen) werden al lerdings meist mit Kohle von normalen oder wenig erhöhten Aschengehalten betrieben, doch ist in Hirsch felde lange Zeit auch aschenreiche Oberflözkohle durch gesetzt worden. DANULAT [4—6] gibt an, daß im Druckvergaser Brennstoffe mit Aschengehalten bis 30% erfolgreich vergast worden sind. Während für die Verfeuerung von Braunkohle die Einflußfaktoren auf die Dampfkosten in Abhängigkeit vom Aschengehalt systematisch unter die Lupe genom men worden sind [10], ist Gleiches für die Gaskosten abhängig vom Aschengehalt noch nicht geschehen. Wenn hier ein Versuch gemacht wird, zum Ausfüllen dieser Lücke beizutragen, so darf man von vornherein nicht übersehen, daß hinsichtlich der Verbrennung be reits Versuchs- und Betriebsergebnisse mit Braunkohle verschieden hohen Aschengehaltes vorlagen [11, 12, 13], während für ihre Vergasung entsprechende Ver suchsreihen erst durch die vorliegende Arbeit, die in der 1. Sitzung des Arbeitsausschusses für Ent- und Vergasung vorgetragen wurde, veranlaßt worden sind. Bei der zukünftigen Bedeutung des Problems er scheint es wichtig, die Einflüsse verschieden hohen Aschengehaltes für die Starkgasgewinnung einmal so weit zu durchdenken, wie es möglich ist. Dabei wird sich ergeben, daß die Verarbeitung aschenreicher *) Vortrag, gehalten vom Verfasser in der 1. Sitzung der Arbeits gemeinschaft für Ent- und Vergasung am 2. 6. 1949; ergänzt durch Berücksichtigung der Versuchsergebnisse von Dr. Thomas aus dem Jahre 1950. Braunkohle zu Stadtgas Sonderforderungen an die Vorbereitung der Kohle stellt, an die bei aschenarmen Vorkommen nicht gedacht zu werden braucht. Ferner wird sich zeigen, welche Faktoren die Wirtschaftlich keit besonders beeinflussen und daher vornehmlich be achtet werden müssen, falls Braunkohle hohen Aschen gehaltes vergast werden soll. Einflüsse von Aschenverteilung und Aschen art Das Druckvergasungsverfahren, das mit Wasser dampf und Sauerstoff als Vergasungsmittel arbeitet, geht bekanntlich von abgesiebter Trockenbraunkohle aus. Sie wird vor dem Einsatz in die Vergaser vom größten Teil des Unterkornes unter 2 mm befreit. Wird Braunkohle normalen Aschengehaltes vergast, so wird das ausgesiebte, nicht vergasungswürdige Feinkorn entweder, mit Trockenkohle normaler Körnung (0—6 mm) gemischt, zu Mischbriketts oder für sich allein zu Feinkornbriketts verarbeitet. Diese Briketts können entweder auf den Markt gehen oder im Falle des Kombinates von Schwel- und Gaswerk in die Schwe lerei wandern. Neuerdings hat man statt Trocken knorpel auch Semmelbriketts in die Druckvergaser ein gesetzt. Es entsteht die Frage, ob sich hier eine ähn liche Entwicklung wie bei der Schwelerei, bei der man weitestgehend von der Trockenbraunkohle abgegan gen ist, anbahnen wird. Wenn auch bei der Druckver gasung der beim Transport der Trockenknorpel ent stehende Abriebstaub lästig ist, so sind m. E. doch die Vorteile der Vorbrikettierung der Kohle bei der Druck vergasung nicht so klar und entscheidend wie bei der Schwelung, bei der erst die Brikettierung hohe Lei stungen und eine erwünschte Kornvergröberung des Schwelkokses brachte. Wird aschenreiche Trockenbraunkohle auf 2 mm ab gesiebt, so wird auch die Körnung von 0—2 mm hohen Aschengehalt haben, ja sie wird oft besonders aschenreich sein. Die Verwendung des Feinkorns zur Herstellung von Marktbriketts ist dann nicht mehr möglich. Während bei der Verfeuerung von Braun kohle mit hohem Aschengehalt die Kohle als Ganzes in die Feuerung gelangt und somit die Aschengehalts verteilung auf die Kornfraktionen gleichgültig ist, spielt bei der Vergasung wegen der vorgeschalteten Absie bung die Abhängigkeit des Aschengehaltes von der Korngröße und damit, wie gezeigt werden wird, auch die Art der Asche eine Rolle. Die den erhöhten Aschengehalt bedingenden Mine ralbestandteile können überwiegend aus Sand oder aus Ton bestehen. Handelt es sich um Sand, so ist dieser — von Fällen, wo Kies eingestreut ist, abgesehen —