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Das alles beut der prächt’ge Rhein An seinem Rebenstrand, Und spiegelt recht im hellsten Schein Das ganze Vaterland, Das fromme, treue Vaterland In seiner vollen Pracht, Mit Lust und Liedern allerhand Vom lieben Gott bedacht. Reinick. Mit Myrten und Rosen. b) Mit Myrten und Rosen, lieblich und hold, Mit duft’gen Zypressen und Flittergold Möcht’ ich zieren dies Buch wie ’nen Toten- Und sargen meine Lieder hinein, [schrein, O könnt’ ich die Liebe sargen hinzu! Auf dem Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh’, Da blüht es hervor, da pflückt man es ab, Doch mir blüht’s nur, wenn ich selber im Grab. Hier sind nun die Lieder, die einst so wild, Wie ein Lavastrom, der dem Ätna entquillt, Hervorgestürzt aus dem tiefsten Gemüt, Und rings viel blitzende Funken versprüht. Nun liegen sie still und totengleich, Nun starren sie kalt und nebelbleich. Doch aufs neu’ die alte Glut sie belebt, Wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt, Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut; Der Liebe Geist einst über sie taut, Einst kommt dies Buch in deine Hand, Du süßes Lieb, im fernen Land. Dann löst sich des Liedes Zauberbann, Die blassen Buchstaben schaun dich an, Sie schauen dir flehend ins schöne Äug’, Und flüstern mit Wehmut und Liebeshauch. Heine. c) Geisternähe. Was weht um meine Schläfe wie laue Frühlingsluft. Was spielt um meine Wangen wie süßer Rosenduft ? Es ist dein holder Gedanke, der tröstend mich umspielt, Es ist dein stilles Sehnen, was meine Schläfe kühlt! Und was wie Harfenklänge um meine Sinne schwirrt, Mein Name ist’s, der leise von deinen Lippen irrt. Ich fühle deine Nähe! Es ist dein Wunsch, dein Geist. Der mich aus weiter Ferne an deinen Busen reißt. Halm. d) Zum Schluß. Hier in diesen erdbeklommnen Lüften, wo die Wehmut taut, Hab’ ich dir den unvollkommnen Kranz geflochten, Schwester, Braut! Wenn uns, droben aufgenommen Gottes Sonn’ entgegenschaut, Wird die Liebe den vollkommnen Kranz uns flechten, Schwester, Braut! Rückert. e) Die Mitternacht zog näher schon, In stummer Ruh’ lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloß, Da flackert’s, da lärmt des Königs Troß; Dort oben in dem Königssaal, Belsazar hielt sein Königsmahl. Die Knechte saßen in schimmernden Reih’n, Und leerten dieBecher mit funkelndem Wein. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht’; So klang es dem störrigen Könige recht. Belsazar. Des Königs Wangen leuchten Glut; Im Wein erwuchs ihm kecker Mut. Und blindlings reißt der Mut ihn fort; Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort; Und er brüstet sich frech und lästert wild; Die Knechteschar ihm Beifall brüllt. Der König rief mit stolzem Blick; Der Diener eilt und kehrt zurück. Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt, Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt.