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DerSSGscheLrMer Tageöküt MAWOwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschafh des Hauptzollamts und des Be zirksschulamt« zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Ileukirch und Ilmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Erscheimwg»iwlser Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tag«. Lyugspret» sür die Jett «ine» halben Monats: Frei in« Hau» hawmonatltch Mart 1.1E beim Abholen, In der Geschäfts stelle wöchentlich 4S Pfg. 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In England wird offen erklärt, daß eine Bewährungsfrist, wie sie von den Franzosen immer wieder mit größter Hartnäckigkeit verlangt wird, sür Deutsch land untragbar ist und daher fallenaelassen werden muß. Es zeigt sich also doch ein gewisser Fortschritt und man muß hof fen, daß die hier bezeugte Einsicht sich auch bei den zu erwar tenden französischen Widerständen als fest genug begründet erweist. In England sowohl als auch in Italien wird der Gedanke erörtert, die Besprechungen zwischen Frankreich und Deutschland abzulösen durch eine Konferenz oder auch unverbindliche Unterredungen zwischen Vertretern der vier Großmächte. Das würde auf eine Aktivierung des Vier- mächtepaktes hinauslaufen, an der den Italienern selbstver ständlich aus den verschiedensten Gründen viel gelegen ist. Auf deutscher Seite würde selbstverständlich auch dieser Ver such begrüßt werden, unter der Voraussetzung allerdings, daß das wahre Ziel aller politischen Unterredungen gefördert wird: die Abrüstung und die Gleichberechtigung. Die gewisse Emsigkeit, mit der man sich in London um eine Einschaltung in das deutsch-französische Gespräch be müht, muß auf den ersten Augenblick hin doch stutzig machen. Man wird auch gut tun, hier etwas vorsichtig zu sein. Es ist ja bisher leider immer wieder so aewesen, daß die Engländer zunächst den Willen zur unparteilichen Vermittlung bekunde ten, in der Folge aber sich fast stets als eifrige Verfechter des französischen intransigenten Standpunkts erwiesen. Man darf auch daran erinnern, daß es gerade die Haltung des englischen Außenministers war, die im Oktober vorigen Jah re» die europäische Gesamtlage so außerordentlich erschwert bat. Die Abkehr vom unverfälschten MacDonaldplan ist bisher noch nicht wieder gutgemacht. Alle Beweise größerer Einsicht in die deutschen Verhältnisse können nicht als hin länglich genügend betrachtet werden, solange nicht in dieser grundsätzlichen Frage Klarheit geschaffen ist. Man versucht auch verschiedentlich, die gegenwärtige Si tuation dadurch zu umgehen, daß man von dem Einlegen einer „Rüstungspause spricht". Wir sind nicht der Ansicht, daß mit solch einer Zwischenperiode irgend etwas Nützliches geschaffen würde. Denn die Ding« liegen doch, so, daß wäh rend Vieser Rüstungspause sich an dem gegenwärtigen Zu stand der Rüstungsgletchheit nicht» ändern würde. Die deut sche Unsicherheit auf allen Gebieten würde also sortbeftehen. Auf die Dauer ist das aber nicht nur im deutschen Interesse, sondern auch in dem des europäischen Friedens nicht erträg lich. Es beweist auch zu wenig Mut, wenn man die Dinge immer wieder hlnausschiebt und sich zu keinerlei Entschlüssen aufraffen will. Man kann nicht, wie bas offenbar in London beabsichtigt ist, immer wieder wie die Katze um den heißen Tagesschau. * 3m Retchsgesehblatt vom LS. Januar wird nunmehr da» Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 2g. Januar ver- SfftuMcht. v« Sesetz gttederl sich tu sieben Abschnitte mit 73 Paragraphen. Sein Inhalt ist bereit» am 10. Januar veröffent licht worden. * Vie SA^ZÜhrertagung la Ariedrich»roda fand mit einer Rede de, Führer, am Montag ihren Abschluß, ver Führer um- riß die innenpolitische, wirtschaft». und außenpolitische Lage Deutschland, und zeigte au ihr die großen nationahwlillschen Auf gaben, die der nationalsozialistischen Lewegnng gestellt pnd. * pariser Meldungen berichten, daß die deutsch« Antwort auf di« französische Denkschrift zur Zeit la pari, „eingehend und ver- standlguugrbereit" geprüft werde. Di« französische Rücküußerung werde noch Ende de, Monat, zu erwarten sein. * Der Stavlekyflaudal führt« am Montag zu neuen prüge- leien in der französischen Lämmer. Der Platz vor dem Parlament bildete gestern den Schauplatz wüster Schlägereien zwischen An hängern der Actton Frangalse und der Polizei. 20 pollzeibeamke wurden verletzt. E, wurden über S00 Verhaftungen vorgenom men. * 2a pari» lst eia neuer großer Bekrug»skandal aufgedeckl worden. Ver Direktor der Veamlenbank, Alexandre, Hal 200 Mil lionen Franken veruntreut. Geschädigt sind hauptsächlich kleine Sparer. * Heute Ll«n»tag vormittag beginnt in Singapore eine Son- serenz britischer, australischer und a«us«ländischer Admirale, auf der über die Befestigung von Singapore gebrochen werden soll. *) Ausführliches an anderer Stelle. Brei herumgehen. Die Wort« Gleichheit und Sicherheit kön-1 haben nur dann einen Sinn, wenn die Grundsätze, die durch nen aus dem politischen Lexikon Europas nicht verbannt diese Worte verkündet werden, auch die nötige Beachtung werden, auch nicht auf einige Zeit. Besprechungen zu Bieren I finden. Paris, 23. Januar. (Eig. Funkmeldg.) In gut unter richteten französischen Kreisen erNärt man über den ersten Eindruck, den die deutsche Antwort auf die französische Denk schrift gemacht hak, daß die Reichsregierung an der Forde rung der unverzüglichen Gleichberechtigung sowohl hinsichtlich der effektiven Bestände wie hinsichtlich des Materials festhalte. Der deutsche Text werde eingehend und verstSndigungsbereit geprüft. Die französische Antwort, über die der Minltterrak erst zu beschließen hätte, dürfte ver- mutlich vor Ende diese» Monats zu erwarten sein. Auch über den Ausfall dieser Antwort hört man schon die ersten Andeutungen. Die französische Regierung werde dem Vorsitzenden der Abrüstungskonferenz, Henderson, mittellen, daß die vom Büro der Abrüstungskonferenz empfohlene Me- thode der direkten Verhandlungen leider nicht die erwarteten Ergebnisse gezeitigt habe. Auf Grund dieser Mitteilung könnte dann das kleine Büro in seiner Sitzung vom 10. Februar in London alle zweckmäßigen Entschlüsse hinsichtlich der Fortsetzung der Abrüstungsarbeiten in Genf treffen. Außerdem könnte dann die von Sir Simon gegebene Anregung einer Konferenz der vier Großmächte Deutschland, England, Frankreich und Italien in Paris wie der in dm Vordergrund ketm, doch will man ihr in franzö sischen Kreisen gegenwärtig im allgemeinen noch nicht viel Sympathie entgegenbrlugen. Jedenfalls scheine sich jetzt jede Hoffnung auf eine wirklich greifbare Abrüstung — wenn nicht «ich ein unvorhergesehener Umschwung eintrete — im mer mehr zu entfernen, wenn überhaupt noch ein allgemei nes Abrüstungsabkommen abgeschlossen werden könnte, so werde es sich vermutlich darauf beschränken, daß die Rü stungen auf ihrem gegenwärtigen Stand belassen würden. Lin solches Rüstungsstillstandsabkommen würde eine Sicher heitsklausel enthalten, wonach die Unterzeichner sich alle Handlungsfreiheit wieder nehmen, falls einer der Unterzeich ner aufrüstek. Alle diese Gerüchte möchten übrigens, so gibt man in französischen Kreisen schon zu, mit Vorsicht ausge nommen werden; aber man müsse sie immerhin wegen ihrer politischen Tragweite verzeichnen. Ser angebliche Znhalt der deutschen Lote. Der erste Eindruck der deutschen Antwort in Paris. Französische Erwiderung vor Ende des Monats. Die „Times" berichtigt sich. London, 23. Januar. (Eig. Funkmeldung.) „Times" stellt ihre gestrige Meldung richtig. Sie sagt, die Reichs regierung versuch« zwar, das Bekanntwerden des Inhalts ihrer Antwortnote zu verhindern, sie habe aber niemals ge- wünscht, diese der britischen Regierung vorzuenthalten. Der britische Botschafter habe eine Abschrift der Note erhalten, die am Montag im Londoner Foreign office (Auswärtiges Amt) eingetroffen sei. Ferner berichtigt „Times" eine Mel dung aus Paris. Sie stellt fest, daß Deutschland keineswegs sofortige Gleichheit in der Luft mit Frankreich fordere. Deutschland verzichtet aus Bombenflugzeuge, allerdings nur unter der Bedingung, daß die anderen Länder bereit seien, später auch auf ihre Bombenflugzeuge zu verzichten. Die beiden hauptsächlichsten Schwierigkeiten zwischen Frankreich und Deutschland seien di« Zahl der Soldaten, die Deutsch land besitzen soll (300 000 oder 200 000 Mann), und Deutsch lands Forderung auf Flugabwehrgeschütze leichter Art und Flugzeuge mit beschränkter Flugweite. Der Pariser „Times"-Korre/pondenL zum Abrüstungsproblem. London, 23. Januar. (Eig. Funkmeldg.) Der pariser „Times"-Sorrespondenk glaubt zum gegenwärtigen Stand der Abrüstungsarbeiten berichten zu können, daß Deutsch land zum ersten Male während der jetzigen Verhandlungen die Frage der Abrüstung zur See aufgeworfen habe. Ls habe den früheren Gedanken wieder aufgegriffen, daß die ideale Lösung darin bestünde, alle Streitkräfte auf da» Deutschland durch den Versailler Vertrag auferlegte Niveau zu vermindern. Deutschland habe zwar die Frage der fran- zösischen Kolonialarmee nicht direkt aufgeworfen, doch be haupte es, daß für den Kriegsfall ein bis in kleinste ausge arbeiteter plan sür die schnelle Ueberführung der eingebo renen Truppen aus Afrika nach Frankreich bereits vorhan den sei. Das Problem der Abrüstung zur See, so führt der Korrespondent aus, scheine darin zu bestehen, daß Deutsch- land lediglich nach den Maßnahmen der französischen Regie rung auf diesem Gebiete frage. Das eröffnet die Aussicht auf neue und langwierige Verhandlungen, sei aber vielleicht geeignet, Deutschland einen Platz auf einer künftigen Flok- tenkonferenz zu sichern. London, 22. Januar. Der Pariser Berichterstatter der Times glaubt über den Inhalt der deutschen Antwort u. a. sagen zu können: Der Ton der deutschen Antwort sei v « r - ständigundversöhnlich, aber ihr praktischer Inhalt zeige wenig Fortschritte gegenüber der Lage vom 14. Oktober. Obwohl die Reichsregierung zugebe, daß end gültige Entscheidungen nicht ohne allgemeine Erörterungen getroffen werden könnten, zeige sie doch keinerlei Bereit schaft, zum Völkerbund in seiner jetzigen Gestalt zurückzu kehren. Die Forderung nach sofortiger und praktischer Gleichheit werde aufrechterhalten. Die Reichsregierung bestreite, Aufrüstung um ihrer selbst willen zu fordern Aber während die französi sche Regierung nach wie vor zugebe, daß Deutschland eine größere Menge an Kriegsmaterial haben müsse, die der in Aussicht genommenen Verstärkung der deutschen Mannschaftszahl entspreche, argumentier« die Reichsregierung jetzt, daß die deutsche Sicherheit nicht nur eine unverhältnismäßige Vermehrung der deutschen Rüstun gen, sondern auch eine Besserung ver Beschaffenheit der Waffen durch Hinzufügung von Verteidigungswaffen, wie leichter Tanks und Geschütze, die Deutschland gegenwärtig versagt seien, brauche. Diese Forderung'nach qualitativer Aufrüstung werde begründet mit der Verminderung des militärischen Wertes der Reichswehr, wenn sie in eine Streitmacht mit kurzer Dienstzeit umgewandelt werd«. Die Forderung nach 300 000 Mann werde aufrechter hatten. Bezüglich der SS. und SA. wiederholt die deutsche Regierung, daß diese nicht at» Soldaten betrachtet werden könnten. Sie lehne es nicht ab, sie einer Begrenzung und Kontrolle zu unterwerfen, falls ähnliche Organisationen in anderen Ländern ebenso behandelt würden. In der Frage der internationalen Kontrolle soll die deutsche Ne gierung die Einwendung erheben, daß diese Maßnahme nur für Frankreich von Vorteil jein könne und deshalb eine Zurücksetzung Deutschlands bedeuten würde. „Dormarfch Deutschlands zur Gleichberechtigung". dnb. London, 23. Januar. In einem brieflich übersand ten Aufsatz bespricht der Berliner Vertreter der „Times" den „Vormarsch Deutschlands zur Gleichberechtigung". In einem Rückblick auf die neuere Entwicklung der Abrüstungsfrags betont er immer wieder, es könne nicht angenommen wer den, daß die Reichsregierung von ihrem Standpunkte der Gewährung einer sofortigen und bedingungslosen Rüstungs gleichheit abgehen werde. Alle Aeußerungen der maß- gebendsten deutschen Staatsmänner zeugten von dem un beugsamen Entschluß, sich nicht länger Hinhalten zu lassen. Deutschland beabsichtige zu rüsten, wenn di« anderen nicht abrüsteten. Für letzteres sei aber keine Aussicht zu erkennen. Die Welt habe Deutsch land nicht zwingen können, Reparationen zu bezahlen. Könne sie Deutschland zwingen, unbewaffnet zu bleiben? Am Schluß seines Aufsatzes erörtert der Korrespondent die Frage, was Deutschland tun werde. Seine Führer ver sichern, so erklärt er, daß mit der offenen Anerkennung und offenen Gewinnung gleichen Rechtes das Gefühl erlittenen Unrechtes verschwinden werde und daß die Hoffnung auf dauernden Frieden in Europa größer denn je sein werde. Deutschlands beunruhigte Nachbarn erinnerten sich daran, daß Deutschland auch Gebietsansprüche habe, und fragten, ob sich das Gefühl erlittenen Unrechts nicht einfach auf diese übertragen werde. Gin japanisches Iwergunlerfeebool. dnb. Tokio, 22. Januar. Die japanischen Flottenbehör- den machen zur Zeit in Ito Versuche mit einem Zwerg- Unterseeboot, das nur neun Meter lang ist, und ein« Besat zung von vier Mann hat. Der Querschnitt beträgt 2^ Me ter. Cs wird von elektrischen Batterien getrieben und soll bis auf rund 160 Meter Tiefe gehen können.