Volltext Seite (XML)
Landgericht Bautzen. «Nachdruck verboten.) Vouhen, 8. Januar. Seine wahre politische Einstellung gezeigt hatte der 40 Jahre alte Schneider Emil Witek aus Großpost - Witz, als er sich am Abend des 18. November 1033 angeblich aus geschäftlichem Aerger einen angetrunken hatte. Er hatte zuerst im Gasthaus von Bösick In Großpostwitz einen Schulleiter aus einem Nachbarort belästigt, so daß ihm der Wirt das Bier verweigert batte. Dann hatte er sich nach dem „Ratskeller" begeben. Hier hatte er darüber geschimpft, daß das frühere Heim der Arbeiter samariter der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt morden war. Hierauf hatte er laut zu Gehör der zahlreichen Anwesenden ge äußert, das Reichstagsgebäude sei auf Veranlassung der NSDAP, ongebrannt worden. Einige SA.-Leute hatten den Sturmführer Ude von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt und Witek war durch den herbeigcruscnen Gendarmeriekommissar Schunack in Hast genom men worden. Vor der Großen Strafkammer suchte er sich heute mit sinnloser Betrunkenheit auszuredcn. Das mißglückte ihm aber. Witek wurde als der geistige Führer der KPD. bezeichnet. Schon am 20. 4. 1033 war er in Schutzhaft genommen worden. Man hatte ihn aber damals lausen lassen, weil er Arbeit und die schrift liche Erklärung abgegeben hatte, daß er sich niemals wieder in linksradikaler Richtung irgendwie betätigen, sondern sich auf den Boden der nationalen Bewegung stellen werde. Es wurde er wähnt, daß Witek, der naturalisierter Tscheche ist, zwei erst kürz lich aus der Schutzhaft entlassene junge Leute in den kommuni stischen Ideen und Zielen auf seiner Wohnung unterrichtet hatte. Er selbst gab zu, daß er früher eingeschriebenes Mitglied der KPD. gewesen, später aus dieser Partei ausgetreten sei. Er wur de wegen Vergehens gegen 8 3 der Verordnung des Reichspräsi denten zum Schutze von Volk und Staat gegen heimtückische An griffe unter Anrechnung der seit dem 8. Dezember 1033 verhäng ten Untersuchungshaft zu fünf Monaten Gefängnis ver urteilt. Bautzen, 9. Januar. 2m Wiederaufnahmeverfahren verhandelte die 1. Große Strafkammer gegen den praktischen Arzt Dr. mcd. Rudolf Gotthard Jugel aus Schmölln, der von derselben Instanz am 28. September 1933 wegen fahrlässiger Tötung an Stelle eines Monats Gefängnis zu einer Geldstrafe von 1000 RM. verurteilt worden war. Dr. Jugel Hatto am 4. Juli 1933 mit sei nem Kraftwagen einen Krankenbesuch im Gehöft der Witwe Schlenkrich in Oberputzkau ausgeführt. Als er dann seinen Kraft wagen rückwärts aus dem Hofe hinauslaufcn ließ, hatte er die Schlenkrich, die vor dem Auto junge Gänse aus der Fahrbahn scheuchen wollte, umgefahren und derart verletzt, daß sie später im Krankenhause in Bischofswerda verstorben war. Sie hatte selbst vor ihrem Ende geäußert, daß den Doktor keine Schuld treffe. Das Ergebnis der erneuten Verhandlung konnte das Gericht von einem fahrlässigen Verschulden des Dr. Jugel nicht überzeugen. Dieser wurde vielmehr kostenlos freigejprochen. Und wieder grünt der Llndenbaum" kvon Hermann Mar« cellu») «ir Aufführung. Es führte hinein in das Landleben und erzählt« von Menschen, denen Arbeit, wahr« Liebe und Treue noch unzertrennliche, heilige Begriffe sind. Alle Rol len — angefangen beim alten Talhofbauer bis zur jugend lich-frischen Evi — wurden natürlich u. lebensecht dargestellt, so daß reicher Beifall die Mühe der Aufführenden belohnte. Die von der Schloßgärtnerei so überreich ausgeschmückte Bühne trug auch einen guten Teil zum Wohlgelingen der Aufführung bei. Der anschließende Deutsche Tanz hielt die Besucher noch lange beisammen. - Elstra. 10. Januar. Einem Herzschlag erlegen ist der 71 Jahre alte Eifenbahningenieur i. R. Ernst Julius Oertel. Der so plötzlich Verstorbene, der noch sehr rüstig war, ist In haber de» Kriegsverdienst- und Albrechtskreuzes. Seifhennersdorf, 10. Januar. Trlchlnenfund in einem waschbaren. Bei einer letzthin vorgenommenen Untersu chung eines im Jahre 1V2S von dem derzeitigen Besitzer Stübner von Amerika importierten Waschbären, der getötet und für Genußzwecke verwandt werden sollte, sind durch den hiesigen Fletschbeschauer Mar Franze Trichinen in gro ßer Menge gefunden worden. Wie groß dieselbe ist, beweist, daß in 14 Präparaten 88 Stück vorgefunden wurden. Fran ze ist seit 1003 in unserem Ort« als Fleischbeschauer tätig, und es ist ihm während dieser Zeit nun das viertemal ge lungen, Trichinen sestzustellen. Neugersdorf, 10. Januar, vle Errichtung eines Ar- veitsdlenstlager» in Neugersdorf ist nunmehr endgültig ge sichert. Es wird in Betriebsräumen der ehemaligen Firma Gebrüder Hoffmann an der Hindenburgstraße unterge bracht. Es ist bereits ein Bautrupp eingetroffen, um die Räume für die Lagerzweck« entsprechend instand zu setzen. Es sollen dort anderthalb Züge, das sind 108 Mann, unter- gebracht werden. Die ersten von den Arbeitsdienstfreiwilli- gen auszusührenden Arbeiten werden in Vorarbeiten für die Aufforstung im Stadtwald bestehen. Aus dem Meißner Hochland. Seellgstadt, 10. Januar. Der hiesige Mannergesang verein .Frohsinn" hielt am 6. Januar im Gasthof zum Erb- gericht seine Jahreshauptversammlung ab. Der Vereins führer, Herr Bürgermeister Odrich, gab zu Anfang einen Rückblick über das vergangene Vereinsjahr und stellte fest, daß auch dieses für den Verein segensreich gewesen ist. Nur ein Mitglied trat aus dem Verein aus. Ein Sangesbruder wurde durch den Tod entrissen, dessen ehrend gedacht wurde. Besonders erfreulich ist, daß 6 Sangesfreudige im vergan genen Jahr in den Verein eingetreten sind. Auch im ver gangenen Jähre hat der Verein seine Aufgabe, durch Pflege des deutschen Liedes Dienst am Volke zu leisten, treu er füllt. Am 21. März ließ er bei loderndem Freudenfeuer seine. Lieder erklingen, wie überhaupt durch die nationale Erhebung im vergangenen Jahre das deutsche Lied wieder zu Ehren gekommen ist. Der Verein hat darum allen Grund, hoffnungsvoll in die Zukunft zu-blicken. Der Ver- einsführer forderte die Sangesbrüder auf, weiterhin -zu werpen für den Verein und unser herrliches deutsches Lied. Es gibt vesonders unter der Jugend noch viele stimmbegabte Jünglinge, die Mitwirken könnten an der Pflege des deut schen Liedes. Auch der Liedermeister ermahnte seine Sän ger, ihre Liebe zum deutschen Liede durch treue Mitarbeit zu beweisen, denn auch das-neue Jahr wird viele Anforde rungen an den Verein stellen. Am 30. Januar wird die Reichsgründung gefeiert und am 14.—16. Juli findet in Sebnitz da» Kreissängerfest statt. Der Vereinsführer gab noch verschiedene Anordnungen des Kreisführers bekannt. Unser Verein gehört dem 1. sächsischen Sängerkreis an. Der 'Kassierer erstattete hierauf den Kassenbericht. Alsdann ge- dachte der Vereinsführer noch der nationalen Erhebung im vergangenen Jahre. Wir Sänger müssen unserm Führer Adolf Hitler besonders dankbar sein, daß er unser Volk vom Rande des Abgmndes weagerissen und wir in fröhlicher Zuversicht unsere deuffchest Lieder singen können. Ein drei- faches „Sieg Heil!", auf unfern Reichspräsidenten General feldmarschall von Hindenburg, unfern Volkskanzler Adolf Hitler, auf die gesamte Reichsregierung, und das deutsche land- und Horst-Wessrl-Lied beschlossen die erhebende Ver sammlung. , haben', durch'das er dasmenschliche Wachstum ganz erheblich stei- scines Mittels Exemplare züchten, die doppelt so groß waren wie fentlich beim Menschen nicht treiben. Er kann Riesen nach Wunsch machen. Dr. Herbert M. Evans, bekannter amerikanischer Biologe, will ein Präparat erfunden gern kann. Bei Tieren konnte der Forscher durch Verabreichung die 'gewöhnlichen^ ihrer Rasse. Soweit wird er cs hof- Die Beisetzung der Todesopfer vonOssegg. Oben: Kameraden der um« Leden kommen«» Berglenk« bei derBeisehu Unten: Di« Särge der IS geborgenen Opfer. Sn Ossegg wurden unter ungeheurer Beteiligung die geborgenen Leichen der bei der ExplosionS-Kakastrophe um» Leben gekommenen Bergieuie belge- sehk. Die Traoerfeirr galt aber nichl nur den 13 Särgen, di« auf den Fried hof kamen sondern ebenso den 129 Opfern, die tief unirr Tag im Innern d«< Berge« ihr Grab fanden. Aus Sachsen. Cin RiesenstolLen für den Reichsstatthatter. Dresden, 10. Januar. In Erneuerung eines alten Brauches wird der Verband sächsischer Bäckerinnungen Saxonia am Donnerstag einen Riefenchriststollen dem Reichsstatthalter Mutschmann überreichen. Bis zum Kriege hatte sich der Brauch erhalte», dem König am zweiten Weih- nachtsseiertag in feierlicher Weise einen drei Meter langen Christstollen auszuhändigen. Dieser alte Brauch kam später in Fortfall und soll jetzt in neuer Form wieder ausgenommen werden. Der Zug der Bäcker wird sich am Albert-Platz stel le» und mit dem Riesenstollen unter Vorantritt von Fahnen und Musik durch mehrere Straßen nach dem Landtagsge bäude marschieren, wo alsdann dem Reichsstatthalter dos traditionelle Dresdner Weihnachtsgebäck überreicht werden soll. Zittau, 10. Januar. Tagung der Lausitzer Gebirgsver- eine. Die Mitglieder der Lausitzer Gebirgs- und Wander vereine halten treu zu ihrem Verband Lusatia. Das bewies aufs neue die Wanderversämmlung des Verbandes in Seif hennersdorf, wo sich in der Turnhalle an 1100 Teilnehmer eingefunden hatten. Im Mittelpunkt der Tagung stand ein Vortrag des Verbandsführers Dr. Heinke-Zittau über „Hei mat und Welt". Als Äfrikaforscher wußte der Redner, seine Ausführungen besonders fesselnd zu gestalten. Allseitige Aufmerksamkeit fand ferner eine Ausstellung des Kunst malers A. Schönberner-Seifhennersdorf, der die Heimat im Bilde zeigte. Muskau, 10. Januar. Lokomotivführer tödlich verun glückt. Auf den Gleisen des Bahnhofs Weißwasser ist der 50 Jahre alte Lokomotivführer Richard Ziegenhagen tödlich verunglückt. - Als er zwischen der Maschine, mit der er eben einen Güterzug eingefahren hatte, und den Wagen hindurch ging, wurden diese durch «inen auf dem gleichen Gleis ran gierenden Wagen angeschoben, wobei dem Beamten der Brustkorb zwischen den Puffern zerquetscht wurde. Dresden, 10. Januar. Zwei Schulknaben werfen sich vor einen V-Zug. Am Montagabend kurz vor 6 Uhr ließen sich die beiden 13 bzw. 14 Jahre alten Brüder Martin und Johannes Tullak ans Niederau in der Nähe Les dortigen Bahnhofes von dem V-Zug Dresden—Leipzig überfahren. Dem einen wurde der Kopf glatt abgefahren, während dem anderen der Schädel zertrümmert wurde. Man vermutet, daß die Knaben die Tat aus Furcht vor einer Bestrafung verübt haben. Dorna, 10. Jan. Beim Baumfällen verunglückt. Im Nodner Holze sah ein Bauer beim Baumfällen zu. Beim Sturz einer Eiche zerschlug ihm ein Ast die Nase; der Ver unglückte mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Leipzig, 10. Januar. Sumatra—Leipzig in fünf Tagen und fünf Stunden. Ein Bewohner der Insel Sumatra har am 26. Dezember um 15 Uhr einen Brief an die Leipziger Neuesten Nachrichten mit Neujahrsglückwünschen für den Herrn Rcicl-spräsidenten aufgegeben. Dieser Brief ist schon am 31. Dezember, um 20 Uhr, in Leipzig gewesen, ein Zei chen dafür, daß Enrfernungen in der Welt von heute eine nennenswerte Rolle nicht mehr spielen dank der Einrichtung der Luftpost in allen Gegenden der Welt. Mik SkS SWWN SiMlikMW. Freiberg, 10. Januar. Das Sondcrgericht für das Land Sachsen befaßte sich am Dienstag mit folgenden Straffällen: Wegen Sprengstoffverbrechens hatten sich der Bauarbeiter Paul Kühne, der Maurer Bruno LVeinhold, der Smhlbaucr Paul Heinicke, der Gärtner Ralph Bernaisch aus Bannewitz und der Arbeiter Karl Dietze aus Dresden zu verantworten. Der beim Sondergericht bereits bekannte Dresdner Kommunistenfnhrer Charly Lindner übergab im Sommer 1931 dem Angeklagten Kühne, der Leiter der Antifa in Bannewitz war, drei größere und zwei kleinere Kisten mit Sprengstoffen zur Aufbewahrung. Kühne verteilte die Kisten an die Mitangeklagten. Während Dietze, Kühne, Weinhold und Heinicke die Kisten sorgfältig versteckt hatten, hat der Angeklagte Bernaisch die Kiste in die Elbe geworfen. Die Kisten enthielten eine größere Anzahl Sprengkörper, Stielhandgranaten, Bomben und Zündschnur. Sämtliche Angeklagten, — auch wenn sie cs heute ableug nen — waren überzeugt, daß die Sprengstoffe im politischen Kampf verwendet werden sollten. Der Sachverständige be stätigte in seinem Gutachten, daß die Sprengkörper vollwer tig gewesen seien und bei Verwendung furchtbares Unglück hätten anrichten können. Wegen Verbrechens nach 8 7 des Sprengstoffgesetzes wurden verurteilt: Sühne zu 4 Jahren, Diehe und Weinhold zu je drei Jahren, heinicke zu zwei Jahren v Monaten und Bernaisch zu zwei Jahren Zuchthaus. Der Bauarbeiter Max Pcrthcl aus Chemnitz soll am 15. August 1933 in Chemnitz auf dem Postplatz in einem Ge spräch u. a. gesagt haben: „Hast du schon einmal gesehen, daß Hitler das E. K. 1. trägt? Wer weiß, in welcher Etappe cr sich das geholt hat." Der Angeklagte bestreitet, die Acuße- rung in dieser Form getan zu haben, wird aber durch Zeu gen überführt. 10 Monate Gefängnis hielt in diesem Falle das Sondergericht für angemessen. Auch der Sattler Willi Hübner aus Rammenau kann seinen Mund nicht halten. Er hat Mitte September in Kindisch u. a. gesagt, cr gebe nichts zur Hitlerspende, cs würde doch alles in Sekt vertan. Im Oktober hat er den Führer als „verbesserten Kommunisten' bezeichnet. Der Angeklagte, der voll geständig war, will die Aussprüche in der Trunkenheit gemacht haben. Er erhielt 10 Monate Ge fängnis. Wegen Verbreitung unwahrer Behauptungen hatte sich weiter der Ingenieur Ludwig Scherer aus Leip zig zu verantworten. Der Angeklagte hat am 22. August in Leipzig die unglaublichsten Beleidigungen gegen den Reichs kanzler ausgestoßen. Der Angeklagte, -er am Dienstag vor dem Sondergericht den Biedermann spielen wollte, hat die Acußerungen gegenüber einer Frau getan, um mit dieser in Verkehr zu treten. Da »och eine Zeugin vernommen wer den muß, wurde die Verhandlung auf Donnerstag vertagt. Die Verhandlung gegen den Former Hans Stiehl aus Dresden wegen Aufstellung unwahrer Behauptungen wurde am Dienstag zu Ende geführt. Der Angeklagte erhielt 7 Monate Gefängnis.