Volltext Seite (XML)
DerSSHMLrMer Tageklaü DrAiscßoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amttchauptmannschast, de» Arbeitsgerichts, des Hauptzoll amt» und de, Bezirksschulamt» zu Bauden sowie de» Finanzamts und de» Stadtrat» zu Bfichosrwecka behördlicherseits bestimmte Blatt Umkirch und Ilmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt -- Heimatkundliche Beilage grau und Heim > Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 halb»» Monats: Frei in, Sm Fall« höherer Beo Ab Hot«, «n der Gelchäst,- Störung h«, Betrt«brs Iaqrgang Anzelgenprei»: Die 44 ww breite einspattige MMimeterzeile 8 Rpf- Im Trxtteil die SO ww breite Millimeterzrile 2Ü Rpf. Nachlab Nach den gesetzlich vorgeschrtebenen Sätzen. Für da» Erschein«» von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmte» Plötzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischosswerda. Fernsprecher Am» Bischofswerda Nr. 444 and 44ö. Sm Fall« höherer S«waU — ttrirg od«r »onstiaer »gendwelcher "" . der Zeitung od«r der v«särd«rungseinrich. tunoen — hat der Bezieher kein«» Anspruch aut Lteierung oder Nachlieferung der Zeitung oder aut Rückzahlung des Bezugspreise» Freitag, den 5. Januar 1934 Erscheinungsweise: Täglich mit ««»nahm» der Sonn- und Feier tag« vezugoprei» für di» Zelt «ine» halbe» Monat»; Frei in, Dau» halbmonatlich Mart 1.10, deim stell« «öchentstch « Psg. Einzelnummer 'iv Psg. (Sonnabend- nummer 15 Pfg > Nr. 4 -> «ueführliche» an anderer Stell» i Der amtliche Bericht über die Besprechungen Mussolini—Simon. dnb. Rom, 5. Januar. (Drahtb.) Die Agenzia Skefanl meldet: Zn zwei langen herzlichen Unterredungen, dle gestern und heute zwischen Mussolini und Slr Simon lm Palazzo venetla staktfanden, wurden die wichtigsten Fra gen der allgemeinen Politik erörtert, insbesondere die Frage der Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen und die Frage der Völkerbundsreform. Hinsichtlich der ersterwähn ten Frage stellten Mussolini und Simon in voller Ueberein- slimmung fest, daß unumgänglich notwendig ist, dich die Er örterungen sobald wie möglich zu einem Abschluß gelangen, indem man auf jeden Gedanken oder jeden Vorschlag ver zichtet, der nicht in sich selbst Elemente einer praktischen und schnellen Verwirklichung enthält und indem man diejenigen Punkte zum Ziele nimmt, welche in der nationalen öffent lichen Meinung al» bereit» geklärt betrachtet werden müssen und welche die Zustimmung der beteiligten Staaten finden können. Zn der Völkerbundsreformfrage zeigte Mussolini die Kriterien auf, na chdenen die Reform durchgeführt wer- den sollte, um dem Völkerbund ein besseres Arbeiten zu sichern und es ihm zu ermöglichen, seinen Zwecken besser zu entsprechen. Tagesschau. * Ja dein «bschluhkonmnnttqu« über Ue Besprech»«»«» zwi schen Mussoliai «ad Llr Fotz« Simon hettzl e», daß di« wichtig- fieu Fragen der allgemeinen Politik erörtert worden selen, insbe sondere di« Frag« der Herabsetzung und Beschränkung der Rllstun- gen «ud dle Frage der välkerbund»reform. * An de« römischen Besprechungen nimmt die Presse in einem für Frankreich «ögllchst günstige» Sinn Stellung. Dl« Blätter betonen, daß zwischen Mussolini »ad Simon weder in der Frage der BSlkerbnlldareform »och in der Frag« der Rüstungsresorm eia« Einigaag erzielt wordea ftl. * Pie Settungwersnche der lm Relsovschach» bei vsseg la Böhme« eingeschlosseaeu Bergleute matzten al» au»stcht»lo» aus gegeben werden. Later de» 15» elageschlosseaea Bergleuten be- finde» sich 72 Deutsche. Bl» jetzt slud 17 Leichen geborgen, die vollständig verkohlt waren. Rach einem vorläufige» llahresrückbllck der Deutschen Reich»- bahu wird da» Fahr ISN oorouisichtlich mit dem gleichen Ergeb- ni» wie da» Vorjahr abschlletzen, während in den Fahren IN» bi» .1S32 regelmätzlg «in beträchtlicher Etauahmerückgang zu verzeich- neu war. Die Betriebsleistungen der Reichsbahn sind infolge der wirtschaskbelebung 1S33 bereit» höher gewesen al» lm Vorjahr. * Auf der Arbelt»lqg«ag der Retchilelkung der RSDAP. teilte Retch»schahmeister Schwarz mit, datz ml» einer Aufhebung der vorläufigen RMglleds^er« nicht zu rechnen sei, da zunächst ln- sotg« de» MUlloaeuzuwachs«, «tu« Sichtung uad Sävbemagsaktion sie Aussicht Mnbümten ^ei» Der Reich»pr«pagaudaleUer der RSDAP, Reich-minister vr. Goebbrl», bat dl« ortzanisatotischea Matzaahwea der Propaganda für 1S34 fefigelrgt. E, nmrde u. a. die Reuorganisallon der Reichipropagandaabkeilang uad ihrer Gliederungen eingehend er. örtert. * Deutschland hat die Erfuhr von Butter, Säse und Eiern au» Finnland ml» Wirkung vom ö. Januar ganz eingestellt. Bei der Buchprüfung der städtischen Kreditanstalt von Bayonne hat sich heraiwgefiellt, datz sieben oder acht Schmuck- stücke, deren Werl auf eine halbe Million Fraac» geschäht wurde «ad die die Kredilaastatt beliehea hatte, spnrlo, verschwunden find. 2a der Rähe voa llrbei», westlich voa Kolmar >m Elsaß, ist der Damm «ine» Wasserkraftwerke» gebrochen. Die ganze llm- gebuag ist überflutet, da» Dorf Urbei, bedroht. Da, gesamte PGsoaal de» Wasserkraftwerke» soll den Tod gefunden haben. nicht durch hohe Derkehrstarife behindert zu sein. Di« Reichsbahn weist auch sonst auf den Wettbewerb hin, den ihr der Kraftwagenverkehr macht, aber sie wird mit dem Wettbewerb nicht fertig, wenn sie ihn mehr oder weniger stark belastet wissen will. Die Entwicklung des Verkehrs steht auch technisch nicht still, so daß viel davon abhängt, diese Entwicklung rechtzeitig zu erkennen und vorzunehmen. Es ist wenig wahrscheinlich, daß in zwanzig oder dreißig Jah ren sich noch Fahrgäste für die sehr einfachen Personenzüg« finden werden, die die Reichsbahnoerwaltung auf Klein- und Nebenbahnen heute noch verkehren läßt. Es wird auch nicht zu vermeiden sein, daß die Reichsbahn durch tarif politische Maßnahmen selbst Verkehr zu erwecken sucht, wo er sich bisher nicht entwickeln wollte. Keine Eisenbahnver waltung wird heute daran denken, die Wochenendkgrten wieder abzuschaffen, es wird aber nützlich sein, zu versuchen, auch wohlfeile Verkehrskarten für andere Wochentage zu- schaffen. Daß die Reichsbahn hohe Lasten zu tragen hat, trifft zu, aber diese hohen Lasten lasten sich eher aufbrin gen, wenn die Reichsbahnverwaltung Wagemut und Unter nehmungslust in die etwas starren Betriebsformen einschal tet. Die Reichsbahn muß bei ihrer Tarifpolitik für den Personenverkehr davon ausgehen, daß das deutsche Volk durch Krieg und Inflation sowie durch die heillose Finanz wirtschaft der Novemberrepublik finanziell stark mitgenom men worden ist. Daß die Reichsbahn bei einer solchen Ver kehrspolitik, die auf die wirtschaftliche Lage des deutschen Volkes Rücksicht nimmt, zu kurz kommen wird, ist wenig wahrscheinlich. Wagemut und Unternehmungslust hoben die Verkehrsverwaltungen in der Vorkriegszeit auch ent wickelt, wobei sie im ganzen Und im einzelnen sehr gut ge fahren sind. Wir verkennen nicht, daß die Reichsbahn jahrelang unter dem schweren Druck der Tributlast gestan den hat,'die ihre Tarifpolitik nicht nur beeinflußte, sondern auch vorschrieb. Aber dieser Druck ist doch in der Haupt sache gewichen, so daß sich auch die Tarifpolitik der Reichs bahn wieder der tatsächlichen Lage der deutschen Wirtschaft anpassen kann. „Der Schlüssel ?ur Fpge". Eine halboffizlöse italienische Stimme. Rom, 5. Januar. (Drahtb.) Unter den großen politi schen Blättern Roms ist diesmal die „Tribuna* an der Reihe, den inspirierten Leitartikel xu bringen. Ihr Direktor, Forges Davanzati, Mitglied des Großen Faschistischen Ra tes, weist darauf hin, daß es jetzt, wenn es zu handeln gelte, nicht mehr die Ausrede gebe: Wir gehen nach Genf, wo dann erst reckt ^chts geschah. Heute gebe es nur die VLrant- wortlichkeit der Regierungen. Angesichts der Uninteressiertheit der Vereinigten Staaten und der neuer, lichen Bestätigung Roosevelts, daß Amerika keinesfalls am Völkerbund Mitarbeiten werde, müßten die vier großen europäischen Staaten die Notwendigkeit einer Politik erken nen, die wenigstens ein Mindestmaß von Einigkeit verbürge. Frankreick habe bei einer solchen Politik, durch di« es kei- neswegs isoliert würde, alles zu gewinnen. Isoliert wäre Frankreich, wenn es scheinbar als Schutzherrin, in Wirklich- keit aber als Vasallin derKleinen Entente auf trete. Lasset der Schlüssel zurLage. Reichsbahnpolitik. Laß das Jahr 1V33 auch wirtschaftspolitisch ein« Wende bedeutet, wird durch den Jahresbericht der Reichsbahn für 1933 bestätigt. Die Kris« war viel zu schwer, um auch bei der Reichsbahn den Aufstieg durch sprunghafte Erhöhung der Einnahmen feststellen zu können. Aber die Reichsbahn hat im Güterverkehr, der ja entscheidend für den Wieder aufstieg ist, ein« höhere Einnahme erzielt, als im Kriseniahr 1932. Dabet ist immer wieder zu beachten, daß die Maß nahmen, die den Wiederaufstieg der Wirtschaft unterstützen sollen, sich erst in der Auswirkung befinden, die in ihrem ganzen Umfang überhaupt noch nicht erreicht ist. Wenn die Reichsbahn lm sogenannten Hochkonjunkturjahr 1929 rund ö,4 Milliarden Mark Einnahmen erzielt«, während diese Einnahmen 1988 knapp 2,8 Milliarden Mark «rreichen wer ben, sa ist das zunächst einmal ein Beweis dafür, daß ein Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft die Reichsbahn auch finanziell instand setzen wird, die großen verkehrstechnischen Maßnahmen, wie die Reichskraftverkehrsstraßen, durchzu führen. Sie sind heute noch dazu bestimmt, den Arbeits markt zu entlasten; tatsächlich aber handelt es sich darum, die deutsche Derkehrspolitik technisch neu zu gestalten, vor allem durch die Einreihung der Kraftwagenverkehr» in die Reichsbahnverwaltuna. Rur darf die Reichsbahn nicht warten, bl» die großen Kraftverkehrsstvaßen gebaut sind, um durch eigen« tarlspolMsch« MaMahmen den Personen verkehr zu steigern. Di« Reichsbahn beklagt, daß da» Ergebnis de» Perso nenverkehrs 1983 stark rückläufig gewesen ltz was sich in diesem Umfang vielleicht hätte vermeiden lassen, wenn die Reichsbahn sich entschlösse, mit den allzu starren und hohen Tarifen zu brechen. Er hört sich verkehrstechnisch ganz gut an. daß die Reichsbahn bestimmt-'Einnahmen au» dem Personenverkehr erzielen muß, aber es wird finanzpolitisch nicht überzeugen, daß die» nur dadurch geschehen kann, wenn allzu ängstlich die Kostengrenze beobachtet wird. Warum will di« Reichsbahn nichts dazu tun, sicht nur den Reiseverkehr, sondern auch di« Reiselust in Deutschland zu steigern, was ebenso möglich sein muß, wie das in anderen Ländern auch schon erreicht worden ist. Daß der Fahrgast, der eine Strecke von SÜO Kilometer fahren will, der Reichs bahn so und soviel Kosten verursacht, trifft gewiß zu. Wenn diese Kosten aber so hoch sind, daß sie der reiselustige Fahr- gast nicht erschwingen kann, so verzichtet er aus die Reise, während aus der anderen Seite gleichwohl die Kosten aufge bracht werden müssen, die auch dann entstehen, wenn ein Zug schlecht besetzt ist. Für di« Reichsbahn kommt es doch darauf an, zunächst höhere Einnahmen au» dem Personen verkehr zu erzielen, weil jede Einnahmesteigerung auch di« Betriebskosten decken hilft. Die Reichsbahn hat einen be scheidenen Anfang mit der Ankurbelung der Reiselust durch Senkung der Kosten für die Urlaubsreisen usw. gemacht. Aber auch hier ist zuviel gerechnet worden, d. h. es wurde immer darauf gesehen, daß die sogenannten Selbstkosten hereinkommen, während es für die Reichsbahn doch eine Steigerung der Selbstkosten bedeutet, wenn sie ihre Züge fast leer fahren lassen muß. Es darf auch nicht übersehen werden, daß in dem viel reicheren Deutschland der Vor kriegszeit die vierte Wagenklasse bestand, die zwar sehr ein- fach eingerichtet war, aber gern ohne Unterschied der Stände und der Klassen benutzt wurde, weil di« Beförderung zu einem sehr geringen Satz erfolgte. Gewiß soll die vierte Wagenklasse nicht wieder eingeführt werden, denn es muß möglich sein, mit höchstens zwei Wagenklassen auszukom men. Aber es muß ebenso möglich sein, das Reisen so wohl- feil zu gestalten, daß die Reichsbahn allein durch den Mas senandrang aus ihr« Kosten kommt. , Die Reichsbahn gibt ln ihrem Geschäftsbericht selbst zu. daß sie den Wiederaufstieg der Wirtschaft sowie die Maß- nahmen der Relchsregierung dadurch unterstützt und geför dert hat, daß sie vor allem das Schwergut zu niedrigen Sätzen auf den Weg brachte. Wäre es nicht geschehen, so hätte der Wiederaufstieg starke Hemmungen erfahren, denn für eine Wirtschaft, die eine der schwersten Krisen aller Zei ten hinter sich hat, ist es wesentlich, bei dem Wiederaufstieg Der Abschluß der enülisch-ilalienischen Besprechungen Sie gefährliche Etappe. Nach dem Abschluß des römischen Gesprächs kehrt Sir John Simon nach London zurück, um dem englischen Mini sterrat Bericht zu erstatten. Erst dann wird, wenn überhaupt, die Oeffentlichkeit Greifbares über den Inhalt und das Er gebnis der italienisch-englischen Verhandlungen erfahren und vielleicht die Grundzüge des Programms dargelegt bekom men, auf das sich zu einer schnelleren Lösung der Abrü- tungsfrage und für die nun allgemein als notwendig aner kannte Reform des Völkerbundes die beiden Staatsmänner geeinigt haben. Der Weg von Rom nach London führt im allgemeinen über Paris. Wird der britische Außenminister diesen Weg nehmen und wird er in Paris eine Station ein legen, die mit Recht von einem römischen Mittagsblatt als eine gefährliche Etappe bezeichnet wird. Es ist in der Tat so, daß diese Pariser Etappen Etappen eines endlosen Krei ses um sich selbst sind, den der Friede seit nun schon sechzehn Jahren dreht. Immer ist es Paris gewesen, das, wenn ir gendwo eine Lösungsmöglickkeit am Horizont erschien, da zwischen funkte, durch neue Vorschläge neue Verzögerungen brachte und schließlich doch wieder die Dinge zu ihrem Aus gangspunkt, nämlich zum Diktat von Versailles, zurück brachte. Wird Paris dieses alte Spiel nun wieder aufneh men und wird es ihm wieder gelingen? Kommt Sir Simon wieder in die Pariser Atmosphäre, dann ist für nichts mehr eine Garantie geboten. Allerdings hört man, daß der eng lische Außenminister direkt und vielleicht sogar auf dem Flugwege nach London zurückkebren will. Aber darum ist er dann doch noch nicht der Pariser Einflußnahme ganz ent zogen, wenn auch di« gefährliche Etappe äußerlich vermieden wird. Was man über den Inhalt der Deutschland über reichten Denkschrift schon gehört hat und was man tagtäg lich in der Pariser Presse zu lesen bekommt, das zwingt da zu, in jedem Fall damit zu rechnen, daß auch diesmal wie der Pari» die größten Anstrengungen machen wirb, eine oder sogar mehrere Etappen einzulegen, um in die sich durch die schöpferische Entschlußkraft Rom» geradlinig ankündi gende Entwicklung Biegungen und Bogen hineinzubringen und schließlich doch wieder zu dem Kreis zu runden, in dem „der Friede seit sechzehn Jahren sich um sich selber dreht.* Rom, 5. Januar. (Eig. Funkmeld.) Der englische Außen- Minister Sir 2oh» Simon hak Rom mit dem Flugzeug ver lasse«. Lr fliegt nach Pari», wo er sich aber nicht aufhallen, dm sondern nur dort dm Zu- besteigen wird.