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Dichters Pi „ , »usen, der 29jährige Diplomlandwirt Börris Frh. ?. einer be- chn« daß man sie jG»ch hätte überfahren können. Auch der Miteigentümer de» Werke», Direktor Bulle, mußt« ins Unter, uchung»gefängnis wandern. Die Voruntersuchung gegen ihn ist nunmehr abgeschlossen, und Direktor Bulle wird sich demnächst vor der Großen Strafkammer Naumburg wegen vorsätzlicher Brandstiftung und Versicherungsbetruges zu verantworten haben. — -euer tw Ascher»leb«uer Bahnhof. In der Nacht zum Montag brach im Dachgeschoß des Wirtschaftsgebäudes »es Bahnhof» aus bisher nicht geklärter Ursache ein Feuer au». Die Feuerwehrleute mußten mit Gasmasken auf dem völlig veraualmten Dachboden gegen den Brandherd vor dringen. In dem ausgetrvckneten Dachgebälk, den Papier stapeln und dm Garderobenschränten hatte das Feuer schon so reiche Nahrung gefunden, Laß schließlich der ganze Dach stuhl in Flammen stand. Die Wehr griff das Feuer mir vier Schlauchleitungen an. Tatkräftig wurde sie bei ihrer Arbeit von dem Bahnpersonal unterstützt. Der Dachstuhl wurde fast völlig zerstört. Die beiden unteren Erschölle er litten größeren Wasserschaden. Personen wurden nicht ver letzt. Der Sachschaden ist ziemlich bedeutend. — Villa ein« Sohne» von Klara Zettln beschlagnahmt. Der Regierungspräsident in Potsdam hat auf Grund de» Gesetzes über die Einziehung kommunistischen Vermögens und des Gesetzes Über die Einziehung volks- und staatsfeind lichen Vermögens in Verbindung mit' den Durchführungs bestimmungen eine Billa in Birkenwerder bei Berlin, Bahnhofsallee, beschlagnahmt. Das Haus und ms Grundstück waren eingetragen als das Eigen tum des Arztes Konstantin Z e t k i n, „zur Zeit im Aus lande". Die Billa hat einen geschätzten Wert von 40006 Reichsmark, der Garten einen solchen von 5000 RM. Die Beschlagnahme erfolgte zugunsten des Landes Preußen. Konstantin.Zetkin ist ein Sohn der ehemals vielgenannten kommunistischen Reichstagsabgeordneten Klara Zetkin, die 1932 noch als Alterspräsidentin den Deutschen Reichstag eröffnet hatte, sich im übrigen aber in den letzten Jahren vor allem in Moskau aufhielt. Dort ist sie auch gestorben. — Guter Heringrfang au der englischen Küste. Die Fischerslotte von Plymouth landete Sonntag im Hafen ein- einhalb Millionen Heringe. Dies ist der größte Fang seit einem Jahr. — Aufruf au Diebe. In den Weihnachtsfeiertagen hat ten unbekannte Täter die von der Jugendfürsorge Warns dorf in der Hauptstraße aufgestellte Sammelbüchse samt dem Automaten, der den daneben stehenden Christbaum nach Ein wurf einer Krone zum Aufleuchten brachte, gestohlen. Da der Automat nur geliehen war und ersetzt werden muß, er wächst der Jugendfürsorge ein Verlust von etwa 200 Kro nen, den Inhalt der Büchse nicht mitgerechnet. Da der Auto mat für die Diebe vollkommen wertlos ist, hat die Jugend fürsorge in der Presse einen Aufruf An die unbekannten Tä ter erlassen, den Apparat irgendwo, wo er unbedingt gefun den wird, niederzulegen, um wenigstens so einen Teil des Schadens wiedergutzumachen. Man ist auf das Ergebnis dieses Appells allgemein gespannt. , —i Der Sohn de» Dichter» Arh. Vörrls von Münchhau sen tödlich verunglückt. Der Sohn des Dichters Pörris Frh. v. Münchhausen, der 2Sjährige Diplomlandwirt B" v. Münchhau «n, ist am Mittwochvormittag aus ruflichen Kraftwagenfechrt zwischen Halle und Leipzig tödlich verunglückt. Nach Aussagen von Straßenarbeitern, die einen Knall gehört haben und beobachteten, wie der Wagen sich mehrfach überschlug, bis er auf einem Acker liegenblieb, handelt es sich um eine Reifenpanne. Der Verunglückte, der den Wagen selbst gesteuert hatte, war zwischen Führer sitz und Steuerrad festgeklemmt und konnte mir mit größ ter Mühe befreit werden. Er war noch bei vollem Bewußt sein; ein vorüberfahrender Kraftwagen nahm ihn mit nach Kalle, doch starb er unterwegs. Der Tote galt als sehr sicherer Fahrer. In den Nachmittagsstunden kam der Vg- ter des Verunglückten vom Stammsitz der Familie in Win- disch-Leuba bei Altenburg nach Halle, um die Ueberführung seines Sohnes nach der Heimat anzuordnen. Verdienter Kavallerie-General gestorben. Freiherr Götz von König, General der Kavallerie, starb 8Sjährig auf seinem Gute Walkers dorf (Lauenburg). von König vermocht 1870 durch einen kühnen Husarenstreich, begleitet von nur drei Mann seiner Schwadron, Saargemünd zu erobern. Ine Weltkrieg zeichnete er sich als Korpsführer aus und erhielt den Orden Pour le mörite. Elemeytarkatastropherr ii; alter Zeit. Das furchtbare Bergwerksunglück, das eben jetzt wieder nicht nur die deutsch-böhmische, sondern die gesamte Welt in Aufregung versetzt, gibt zu einer Betrachtung jener furcht baren Elementarkatastrophen Anlaß, von denen die Welt in alten Zeiten heimgesucht wurde. Schon im Alten Testa ment, wo von der Sintflut die Rede ist, beginnen derartige entsetzliche Unglücksfälle, denen Menschen und Tiere zum Opfer fallen. Das Versinken des Erdteils Atlantis, ver heerende Seuchen, denen man nicht gewachsen war, unge heure Wald- und Moorbrände waren in der frühesten Antike keine Seltenheit. So schildert uns Homer beispiels weise im dreizehnten Gesang seiner Ilias einen gewaltigen Erdrutsch, der sicherlich kein Produkt seiner Phantasie war, sondern wahre Tatsachenhintergründe gehabt hat. Als Hektor nämlich zum Sturm übergeht, fällt unter entsetz- lichxm Getöse ein Felsblock hernieder. Thukydides, der im vierten Jahrhundert v. Ehr. lebte, beschreibt das Erdbeben von Euböa in allen Einzelheiten. Um die gleiche Zeit, nämlich 390, ist der erste der großen römischen Brände zu verzeichnen. Die von Brennus ge führten Gallier steckten Rom in Brand. Diese Stadt wurde wiederholt von schwersten Bränden heimgcsucht. Im Jahre 27 n. Ehr. stürzte das in Fidenae (unweit Roms) gelegene Amphitheater plötzlich ein und begrub 50000 Zuschauer un ter seinen Trümmern. Bereits nenn Jahre später erfolgte der geschichtliche Brand des Circus maximus. Die Zahl der Toten und Verletzten wird auf mindestens 100 000 geschützt. Damals spendete Kaiser Tiberius 100 Millionen Sesterzen, um wenigstens der größten Not abzuhclfen. Unter Nero wurde die Weltstadt Rom wieder von einem Brand« h«im- gesucht. Die» war im Jahre 64 der Fall. Noch heute be icht die nicht von der Hand zu weisende Ansicht, daß Nero, »amals schon dem Wahnsinn verfallen, den Brand selbst ge egt hat. Von den elf Bezirken der damaligen Hauptstadt >er Welt blieben nur vier bestehen. Die Kosten des Auf baus sind heute kaum mehr abzuschätzen. Aber nur sechs Jahre blieb die Menschheit von Elementarkatastrophen ver- chont. Im Jahre 70 erforderte die Ueberschwemmung des Rheins wieder ungezählte Menschenleben. Die damaligen Schriftsteller vergleichen dieses Unglück vielfach mit dem Erdbeben in Kleinasien, vom Jahre 17, das zwölf völker reiche Städte dem Erdboden gleichmachte. Im Jahre 79 be reits war ein neues Unglück über das damals schwer ge prüfte römische Reich hereingebrochen: das Erdbeben von Pompeji vertilgte nicht nur viele Menschenleben, sondern ver- chüttete ein Kulturzentrum mit unermeßlichen Schätzen. Es ist nicht möglich, alle derartigen Unglücksfälle auch nur annähernd aufzuzählen. Seitdem die Menschheit die Schrift kennt, seitdem also eine geschichtliche Ueberlieferung möglich ist, sind vier-, ja fünfstellige Zahlen von Elementar katastrophen bekannt geworden. Nicht vergessen werden darf aber die schwerste Geißel, die die Menschheit je befiel: die großen Seuchen, die Cholera u. die noch mehr gefürchtete Pest, der „schwarze Tod". Die größte Pestseuche, von der wir Kenntnis haben, begann im Jahre 1346 zu wüten und dauerte mindestens fünf Jahre. Nach vorsichtigen Schätzun gen fielen ihr in Europa etwa sieben, in Asien mindestens dreizehn Millionen Menschen zum Opfer. Das Verfahren zur Sterilisation. Höchste amtliche Verantwortung. Mit dem 1. Januar ds. Js. ist das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, Stcrilisationsgcsctz genannt, in Kraft getreten. Es wird hierzu von zuständiger Seite mit allein Nachdruck betont, daß in Deutschland nun nicht auf Grund eines oberflächlichen Verfahrens eine Massensterili sierung einsetzt. Im Auslande, das in dem neuen deutschen Gesetz eine Sensation erblickt, wird das vielfach vermutet, ob wohl uns das Ausland, u. a. 27 von 48 der Vereinigten Staaten v. Amerika, mit Sterilisationsgesetzen vorangegan-- gen ist. Vielmehr wird das Verfahren mit aller Gründlich keit und unter höchster amtlicher Verantwortung durchge führt werden. Die eigens — in Preußen bei den Landge richten — gebildeten Erbgcsundheitsgerichte bestehen aus einem Richter und zwei Acrztcn; die richterliche Entschei dung liegt also bei den Aerzten. Ucberhaupt ist es bei die sem lebendigen und problematischen Objekt unmöglich, alles in juristische Formen zu fassen. Der Antrag auf Sterilisie rung muß von einem Gutachten des zuständigen amtlichen Arztes unterstützt sein Die Sterilisierung ist nur zulässig, wenn die Krankheit als Erbkrankheit einwandfrei festgestellt ist. Schon aus der Gründlichkeit der Ermittlungen und des Verfahrens ergibt sich, daß die Durchführung des Gesetzes in Ruhe und Besonnenheit vor sich gehen wird. Das Ver fahren, bei dem das Gericht nichtnur auf den Einzelfall, son- der» auf die Erbmasse der ganzen Familie des Patienten cinzugehcn hat, ist nicht öffentlich und legt den beteiligten Amtspersonen die Schweigepflicht auf. Es wird eine. Sammlung der Befunde ausgenommen werden, um für die Zukunft die Sterilisation auf festen Erfahrungsgrundsätzen aufbauen zu können. Ein Kommentar, der von Ministerial rat Dr. Gütt (Berlin) nach dcr medizinischen, von Prof, Dr. Nüdin (München) nach der psychiatrischen und von Dr. Ruttke (Berlin) nach dcr juristischen Seite bearbeitet worden ist und in der nächsten Zeit bei Lehmann in München er scheint, wird die zu dein Gesetz auftauchcndcn Fragen zu klären suchen. Der Deutsche. Skizze von Hans W. Sporck. (Nachdruck verboten ) Er war ein noch junger Mann, dieser merkwürdige Deutsche. Es gab nicht viel Auffallendes an ihm. In einem gewissen Alter zwischen zwanzig und vierzig sehen sich ja auch die Seeleute fast aller Nationen ziemlich ähnlich. Sie haben grobe Fäuste mit rostfarbenen Innenflächen, sie schwingen Sie Füße in kleinen, unnötigen Kurven, weün sie an Land gehen, und sie trinken gerne einen kräftigen Schluck. Bei. dem jungen Deutschen, um den es sich bei dieser Ge- schickste handelt, kam noch dazu, daß er sozusagen langsame Art zu lächeln hatte! Wenn sein,Gesicht etwas ganz ernst war, so blieb es auch noch einen Augenblick ganz ernst, wenn sich etwas Heiteres ereignete. Nach zwei oder drei Sekunden zuckten dann aber seine Mundwinkel. Und es schien dann immer, als erwachten von diesem Zucken nach einander alle die vielen, kleinen Gesichtsmuskeln, die das Lächeln beim Menschen in Bewegung setzen. Seine Stirn glättete sich, die Haargrenze wich um eine Kleinigkeit zu- rück, die Backenhaut fältelte sich, die Augenwinkel wurden ganz klein und zuletzt begannen auch die Augen selbst von innen heraus zu leuchten. > Es gab in Port- Said, in Hoboken, in Plymouth und in Port Viktoria eine Reihe von Mädchen, die dieses lang sam sich entfaltende Lächeln genau kannten und immer wieder aufmerksam. hinschauten, wenn es sich entwickelte. Uübrigens aber dreht es sich bei dieser Sache hier nicht um ein Mädchen. Sondern darum, daß der junge Deutsche auf irgend eine Art in den Hafen von Habana geraten war und kein Schiff hatte. Es ist immer sehr schlimm, wenn ein See mann kein Schiff hat. In Habana ist es noch besonders kitzelig, kein Schiff zu haben. Cs gibt Seeleute, die zwe» volle Monate in Habana gelegen haben, ehe sie wieder einen Job fanden. Natürlich verzweifelt man dann lang sam, man wird ärgerlich, ungeduldig, man schiebt Kohl dampf und die Kleider reißen ab. Als der Junge aus Deutschland fast vier Monate in Habana herumgelungert hatte, kam eines Tages die „Empkeß of Madagskar" in den Hafen. Sie können es glauben, die „Empreß vf Madagaskar" ist ein feines Schiff. Bananendampfer zwischen den westindischen Inseln und Cherbourg. Der Deutsche ging an Bord, baute sich vor dem Käpten auf und ließ Ihn sein langsames Lächeln sehen. Aber der Käpten brauchte niemanden, keinen Kohlenzieher, kei nen Küchenjungen, keinen Dunkyman, keinen Leichtmatro- sen, keinen Rudergänger. Dcr Deutsche löschte sein Lächeln ab und ging wieder. Aber am anderen Tage war er wieder da. Und am nächsten Tage auch. Und am folgenden Tage zum dritten Male. Am vierten Tage sollte die „Emprcß of Madagas kar" losgehen. Eine Viertelstunde vor Anker auf zog der zweite Offizier den Deutschen unter der Persenning des Rettungsbootes Nummer Bier hervor. Er hatte also „Blind" spielen wollen! Er bekam ein paar tüchtige Puffe und flog die Gangway hinunter. Die „Emprcß" ging von Habana zunächst nach Porte di Bestro, das ist nicht weit von Habana und es gibt eine abenteuerliche Schmalspurbahn dorthin. Als die „Emprcß" in Porte die Bestro festmachte, stießen der Käpten und der Zweite und der Ingenieur und der Rudergänger zu gleicher Zeit zwei Dutzend Flüche aus. Wer stand da auf dcr Mole und lächelte? Der Deutsche! Es war für die Männer auf der „Empreß" klar, daß er alles daran setzen würde, unter allen Umständen mitzufah ren. Geheuert oder blind, dieser verdammte Junge würde es auf jeden Käse versuchen. Und er würde sich vermutlich nicht wieder unter die Plane von Lifeboat lV verpacken, ihm würde etwas Besseres cinfallen. Der Käpten rief den Koch. „Smith, paß mal auf!" — sagte er — „Sich Dir da drüben den Jungen an. Wir wissen, daß er als Blinder mit uns fahren will. Hier sind drei Dollars, geh' an Land, nimm den Jungen mit und sauf' ihn unter den Tisch! Hörst Du, Smith, Du sollst ihn so vollaufen lassen, daß cr heute abend um elf Uhr so gut wie tot irgendwo neben einein Bar tisch liegt! Und Du komme dann schnell an Bord, wir gehen kurz nach Elf ankeraus! Go on!" Sie können glauben, das war eine Sache für Jerry Smith! Er lief in die Kombüse, warf seinen weißen Kittet neben den Herd, zog seine prima hellblaue Jacke an, pfiff „God save the king" und stürmte an Land. Hakte den Deut schen unter und verschwand mit ihm in der nächsten Kneipe. Das war übrigens die Palmweinschenke von Don Rosalia Magestino Pertez. Mtrken Sie sich den Namen, es ist die fabelhafteste Palmweinkneipe von Porte di Bestro! Jerry und der Deutsche schlugen eine große Schlacht. Natürlich nicht für drei Dollars! Jerry gab im ganzen sieb zehn nordamerikanische und vierzig mexikanische Dollars aus. Von seinem eigenen Geld, denn cs war natürlich auch für ihn allerlei wert, ganz außer der Reihe an Land zu kommen. Weg mit dem Geld, her mit dem Weil»! Und der Teufel hole diesen Kapitän, der seiner Gesellschaft vermut lich zehn Dollars ankrciden würde. „Zur Abwehr- eines blinden Passagiers!" Und der Wein schmeckte und die Mädchen lachten und Don Resalio Magcstino Perzet dienerte und schmeichelte. Und der Deutsche zeigte sein wundervolles, langsames Lächeln und die Mädchen waren verrückt auf ihn. Um zehn Uhr war die ganze Kneipe sternhagelvoll. Alle, der Wirt, die Mädchen. Jerry und sein Deutscher, alle anderen Gäste ebenso! Und Jerry pfiff wieder „God save the king" und umarmte den Deutschen, er küßte ihn sogar. „Nie wieder Krieg zwischen England und Deutschland!" rief cr. „Prost!" Und dann sanken sie beide unter den Tisch. Der Deutsche lag friedlich im Ann des Engländers, die Mädchen torkelten in ihre Stw den. der Wirt schlief hinter dem Schanktisch, die Gäste zogen ab. denn Jerrys Geld war restlos ausgcgcben. Um elf Uhr tutete die „Emprcß" zum ersten Male, um sünf Minuten nach elf zuin zmenen Mal. Um viertel Zwölf tutete sie, daß der Hafen wackelte, und zehn Minuten später ging das Schiff ankeraus! Kurs Cherbourg! Am anderen Morgen schwamm die „Einpreß" im Golf von Mexiko und der Kapitän war sehr zufrieden. Er ging in die Kombüse, um sich eine Tasse Kaffee geben zu lassen. Sinith, der Koch, saß neben dem Herd und schlief. Er mußte spät an Bord gekommen sein, denn cr hatte anscheinend noch keine Zeit gehabt, seine schöne, hellblaue Jacke gegen seine weiße Kochkledage auszutauschen. Und er schnarchte, Don nerwetter, wie schnarchte Jerr! „Jerry!" — rief der Kapitän. — „Jerry, Du versoffe nes Loch, wach' auf und koche mir Kaffee!" Und Jerry tau melte auf seine Beine und tat einen unsicheren Schritt auf die Fcucrstelle des Herdes zu, gähnte und drehte sich um. Sah den Käpten an und lächelte. Das war eine sozusagen lang same Art von Lächeln! Zuerst zuckten seine Mundwinkel. Und von diesem Zucken erwachten alle die kleinen Muskeln, die ein Mensch im Gesicht hat, um mit ihnen zu lächeln. Seine Stirn glättete sich, die Haargrcnze wich um eine Klei nigkeit zurück, die Backcnhaut fältelte sich, die Augenwinkel wurden ganz klein und zuletzt begannen auch die Augen ganz von innen heraus zu strahlen. Kapitän John Tompsy von dcr „Emprcß of Madagas kar", mit Bananen von Habana nach Cherbourg unterwegs, sah dieses Lächeln sehr aufmerksam an. Dann sprang cr mit beiden Füßen zugleich vom Fußboden auf, warf sich auf Gegenkurs und rannte auf die Brücke. Da stand der Erste und der Ingenieur und der Rudergänger und der Super cargo. Sie sahen ihren Käpten vollbraß herankommen, und sie wären am liebsten in einen Kohlenbunker gesunken. Aber sic hatten sich zu früh gefürchtet. ToMpsy war ganz friedlich, cr hatte es nur so verdammt eisig, seinen Leu ten zu sagen, daß dieser Deutsche mit dem langsamen Lächeln als Koch, als regelrechter Koch auf der „Empreß of Mada gaskar" fahre. Und Jerry Smith? Tja, der lag vermutlich immer noch unter einem Tisch in der Palmweinkneipe des Don Rosalio Magcstino Pertez in Porte di Bestro. Merkc't Sie sich den Namen, diese Kneipe ist wirklich die beste Palm weinstelle auf Cuba.