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T a g e ölatt Ersch«»,»» ' lügUch Rachminags, außer au Sou»- u. Seieriagen. — Preis pro Mouat srei in« Hau« sv Pfg., abgrholt 15 Pfg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspicgel" Bei der Post abgcholt dro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger l.4O Mark. für -ie Stadt Aue und Unrgevuntt* Inserat» n« einspaltige Ptttsteile 1V Psg., au.tllche Inserate die LorpuS-Zeile Sü Pfg., SiettgWen pro Zeile 2V Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme SS'/» Rabatt. — Bei größeren Inseraten ». mehrmaliger Ausnahme wird entspreck end Verantwortlicher Redakteur: Ernst Aunke, Aue (Erzgebirge hSher« Rabatt gewährt. Alle Postanstalten Redaktion u. Expedition: «U«, Marktstrabe. »nd Landbriefttäger nehmen vest.llung-n a«. Billigste Tageszeitung im (Lrzgebu^. Nr. 56 Gasanstalt Aue. Die städtischen Kollegien hoben beschlossen, den. jenigen, weiche Gas zu Koch- und Holzzwecken verwen den, eine Vergünstigung dergestalt zu gewähren, daß eine Flamme zur Beleuchtung in jedem Raume, in dem Heizgas verbraucht wird, zu dem Preis von 16 Pfg. für den Kubikmeter berechnet wird, wenn für diese Flamme außerdem jährlich 2 Mark bezahlt werden. Aue, den 24 Februar 1900. Der Rath der Stadt. Dr. Kretzschmar, Bingerin. . Kühn. 169. Sitzung vom 2. März T.-O.: Petitionsberichte. Ueber eine Petition des Bundes deutscher Frauenvereine zu Leipzig betreffend die einheitliche Gestaltung des deutschen Vereins- und Versammlungsrechts beantragt die Kommission Ueber- gang zur Tagesordnung. Avg. Pachnike (fr. Vp.) be antragt Ueberwnsung an den Reichskanzler zur Be rücksichtigung. Es entspreche nicht mehr d,m heutigen RechtSbewußtsein, daß„Frauenspersonen" an politischen Vereinen otur gar an politischen Versammlungen nicht teilnehmen dürfen. - Abg. Stille (: oz.) uimmt besonders Bezug aus das sächsische Vereinsgesetz, um die Nothwendigkeit eines einheitlichen deutschen Ver eins- und Versammlungsrechts darzuthum Heute exi stiere weder gegenüber dem sächsischen Arbeiter noch gegenüber der sächsischen Arbeiterin ein wirklichesRecht, Aus Grund diese; Gesetzes habe noch in diesen Tagen die sächsische Polizei 400 Bergarbeiter, die sich an dem Zwickauer Ausstand beteiligt hatten, und entlassen worden sind, ihrer zu den Knappschaftskassen geleiste ten Beiträge verlustig erklärt, damit hätten diese Armen 80 000 M., ihre jahrzehntelang gesteuerten Spargroschen, eingebnßt. — Abg. Herzfeld (Soz.) schildert die Verhältnisse in Mecklenburg, insbesondere in Wismar. Er erzählt, wie dort- das Vereins- und Versammlungsrecht gehandhabt werde, Auflösungen ohne haltbaren Grund vorgenommen, Lokalinhaber chikaniert, mit Konzessionsentziehung bedroht, mit Polizeistrafen bedacht würden usw. — Abg. Büsing jnat.) verwahrt die Nationalliberalen Mecklenburgs gegen den ihnen vom Abgeordneten Herzselo gemach. Freitag, den 9. März 1900. ten Vorwurf, mit dem Junkertum zusammenzugehen. — Abg. von Treuenfels (kons.) stellt es in Abrede, daß es in Meckle bürg jemand gebe, der den Arbei- tern das Koalitionsrecht verkümmern wolle (lautes Gelächter links). Es wird Ueberweisung der Petition zur Berücksichtigung beschlossen. - Eine Petition um Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe soll nach Vorschlag der Kommission zur Berücksichtig ung bezw. als Material überwiesen werden. Nach kurzer Debatte beschließt das Haus dem Kommissions- antrage gemäß. Morgen 1 Uhr: 3. Lesung der KonsulargerichtSbar- keit, Rechnungssachen, Reichsschuldenordnung, Petitio nen. Schluß gegen 6 Uhr. Arr» -er pslitisetzeir Welt. Deutschland. * Die Postscheckvorlage ist von der Budgetkommis- ston angenommen worden. * Berlin, 7. März. Die 15. Kommission des Reichs tages nahm gestern in zweiter Lesung die Fleischbe- schauoorlage einschließlich des Verbotes, der Einfuhr von Fleisch vom 1. Januar 1904 an. Ausland. * Das englische Unterhaus nahm die Erhöhung der Zollsätze aus Thee, Tabak, Zigarren, Spirituosen und Bier zur Deckung, der KriegSkostew an. * In Mittelamerika soll die Sache so schlimm stehen, daß sich ein Krieg zwischen Nicaragua und Lostariia kaum abweuden lasse. Die Streitigkeiten zwischen beiden Staaten betreffen einen Streifen Landes südlich des geplanten Nicaragua-Kanals. De* LLiriEK iir Sü-s-fviksr * Brüssel, 7. März. Die Transvaalgesellschaft be tont nochmals, daß eine unbedingte Bürgschaft kür die Unabhängigkeit der Burenstaaten die Vorbeding ung jeder Friedensunterhandlung bilden müsse, wofür Transvaal bereit sei, in der Ausländerfrage nachzu- geben. Sollte England die Einverleibung unstreben, so würden die Buren lieber ihre Städte niederreißen, das Land in eine Wüste verwandeln und mit Weib und Kind auswandern, als daß sie sich dec englischen Oberhoheit unterwerfen. 12. Jahrgang. * Kapstadt, 6. Mqrz. ES sind bereits 3660 ge fangene Buren von Paärdeberg hier eingttröfsen. * Die von Joubert angeordnete RäuÄüntz yi r Kap- kolonie durch die Büren und deren RückzllHsbeivegüng aus das Nordufer deS OranjeflufleS vollzieht sich ün- ter vereinzelten Gefechten. Generäl Gatacre rückte in Stromberg ein, ohne auf Widerstand zu stoßen. * General Buller wird durch die Pässe^ der Dran- kenberge in Natal zurückgehalten. Das Land selbst ist von den Büren so gut wie geräuntt. * Die neue Stellung der Buren wurde am 2. März ziemlich sicher etwa vier englische Meilen von der bri tischen Front festgrstellt. Sie hatte eine AüSdehnung von über acht Meilen, Nach letzten Nachrichten bleibt Bloemfontein, abgesehen von der davor befindlichen Streitmacht, unverteidigt. V O r iß* i f eh t « * Deutschland. 8 In Berlin trat der erste FaHkongreß der Gast wirtsgehilfen Deutschlands zusammen. Der Kongreß hat den Zweck, die von der Kommission für Arbeirer- statistik gemachten Vorschläge zur Hebung der Lage der GastwirtSangesteUten zu erweitern und eine durch greifende Sozialresorm im Gastwirtsgewerbe^zp fördern. § Frankfurt a. M., 6. März. Im benachbarten Kleinkrotzenburg.Zerstückelte die ledige Cigarrenarbei- terin Abt ihr neugeborenes Kind und vergrub es. Die Thäterin wurde verhaftet. K Mainz, 6. März/ Ter Thürmer der Stephans- kirche stürzte sich während,eines Fieberansalles von dem Kirchthurm herab. Er wurde gänzlich zerschmettert und todt ausgesunden. 8 Görlitz, 6. März. Unter dem Verdachte, seine Frau ermordet zu haben, ist heute Vormittag der hier wohnhafte Schuhmacher K. Riedel verhaftet worden. 8 Danzig, 7. März. Die hiesige Kriminalpolizei verhaftete einen aus Hamburg nach Verübung von Einbrüchen undUrkundenfälschungen flüchtig gewordenen Schutzmann NamenS Rudolph Herrmann. 8 Berlin, 6. März. Ungeheures Aussehen hat hier die Amtsenthebung des Rektors Dröge gemacht, die im Anschluß an den von uns bereits gemeldeten Selbst mord einer Lehrerin auf dem Grabe ihres Vaters er folgte. Dröge soll mit der Lehrerin/itt unerlaubten Beziehungen gestanden haben, ebenso soll er sich mit seinen Schülerinnen vergangen Haden. Auf falschem Wege. Roman von Oswald Reicher. 7 ! . „Unmöglich!" rief Frau Beg. „Lady Myra ist über «ünfzig Jahre alt, ihre Nichten sind gesetzte junge Damen, und war die Lehrerinnen betrifft, so können Sie sich dar- auf verlassen, daß die Gnädige ihnen scharf aufpaßt Außer -em alten französischen Tanzmeister aus der Stadt, der einmal wöchentlich aus der Stadt kommt, betritt kein Mann das Hau». Da» ist also eine von Ihren Lügen, Johanna, und noch dazu eine sehr gefährliche. Laben Sie schon wie der vergessen, mit wie knapper Not Sie der Strafe für Ihre Verleumdung über die Frau unseres Doktors ent- gingen? Jemand hat Sie einfach zum besten gehabt oder Ihnen Sand in die Augen gestreut." „Sand oder nicht," entgegnete die Putzmacherin kurz, ' „ein Kind ist da, so viel steht fest." „Haben Sie es gesehen?" „Nein, ich hörte e» nur schreien, aber ich kenne die- < jenigen, die e» gesehen haben." „Auch mir ist die Thatsache mitgeteilt worden," be merkte Frau Mauser. Frau Beg schüttelte noch immer ablehnend den Kopf. Ihr Gatte versorgte das Schloß mit Fleisch. Wie weit dieser Umstand auf ihreNntergläubigkeiteinwirkte, istschwer zu bestimmen Natnrlichwünschte sie näheres zu erfahren. „Sie kennen doch den Pavillon in der Mitte der Gar- tennianer," begann die Putzmacherin wieder, „und auch . die große Wiese, auf welcher die Schulmädchen spielen, denn e» ist nichts weiter Ivie eme Schule, mag die hoch- näsige Lady Myra sagen, was ihr beliebt I Nun, die Frau des Pächter» Butler, für die ich arbeite, erzählte mir, daß sie während der letzten drei Wochen zur Nachtzeit Licht im Pavillon bemerkt und da» Schreien eines kleinen Kin- de» gehört hätte. Um uns Gewißheit zu verschaffen, nah men Frau Mauser und ich uns zwei Zeugen mit. einen Mann und einen Knaben. Beide erkletterten den Pavillon «nd spähten durch die Oeffnung tm Fensterladen .. „Und erblickten eine Wiege!" rief Frau Beg. „Nein, einen Waschkvrb, in welchen ein Kind gebettet war." „Und wie heißt der Mann, der Euch begleitete?" „ES war der Advokat Rudolf Spanner," antwortete Tante Mauser. „Ein achtbarer Zeuge! Ein Bursche, der durch da» Ge- fängniSthor in seinen Beruf schlüpfte und es vom Ad- »okatenschreiber zum Winkeladvokaten brachte. Ein hüb- scher Zeuge, wahrhaftig." „Rudolf war seiner Zeit ein Wildfang, da» ist nicht zu leugnen," verteidigte ihn Frau Mauser, die Schwieger- mutter de» Angegriffenen, „aber jetzt ist er ein sehr vra- ver Mensch." „So? Und wer war denn Ihr anderer Zeuge?" „Ihr Lausbursche Benno," rief Johanna Schmal trium phierend. Benno war einer jener frühreifen, mutwilligen Kna- ben, vor deren Schelmenstreichen sich alle Welt fürchtet, aber er war seinem Herrn treu wie ein Hund, und ar gen dessen Frau von größter Unterwürfigkeit. „Johanna Schmal, Tante Mauser!" rief Frau Beg unwillig, „habt Ihr wirklich unseren Rudolf verleitet, den Spion bet ben Damen im Schloß zu spielen, welche mei nes Mannes beste Kunden sind? Wollt Ihr sein Geschäft zu Grunde richten? Ich glaube, Ihr wollt mir nur Eure unsinnigen Lüge» aufbiuden, um mich zu kränken. Ihr sollt Euch schämen." „Ist da» der Dank dafür, daß wir mit dieser Neuig keit zuerst hierher kanien?" fragte die Putzmacherin ent rüstet. „Ich sage Ihnen, alle» ist wahr, ich kann e» Ihnen beschwören." „O, diese böse Welt," seufzte Tante Mauser, „mich, welche die Schwächen meiner Nachbarn so gern mit dem Mantel christlicher Liebe bedeckt, der Lüge zu zeihen. Bet einem solchen Temperament wundere ich mich Nicht, daß Joseph so gern im Bienenkorb verkehrt." „wenn Bi, nur wüßten, was wir wissen," zischt« Jo« » W. , Hayna Schmal durch, IhreznsammengeprvßtepZähtte. „Aber kommen „Hik. Tantz?« kejn Wort weiter, sie wird sich von allem schon selbst überzeugen." „Ja, nur: letdepi.-Ui-spät, und wenn sie bereit» dein ganzen Doxf zyD Gespött dipney wird." Nachdem Pe diesen letzten Pfeil abgeschossen hatten, entfernte^,fichdie beiden. Margarete Beg blieb tn trübem Nachdenken zurück. Di« Worte ihrer Besucher wühlten und brannte» in ihrem verwundeten und argwöhnischen Herzen. „Wenn ich nur > wüßte, wa» sie wissen," wiederholte sie sich. „Es muß et- wa» von meinem Manne und der Bienssnkorbwirtin sein, da» ist klar. Ach, ich war zu voreilig, ich hätte st« erst au»- horchen sollen." Trotz ihrer brennenden Eifersucht beschloß ste, nur aus sichere Grundlage gestützt zu verfahren. So schwer die Un- aewißhett auch auf ihr lastete, mochte ste doch nicht» durch veberstürzung verderben. Nicht eher al» zu der gewohnten Stunde verlöscht« ste da» Licht in ihren» Laden/ Nachdem sie ihn wohl verwahrt und sich zu einer Reise augckleidei hatte, setzte ste sich unter den Thörweg E» war nahe an Mitternacht, al» ste den Wagen ihre» Manne» durch' die Straß« raffeln hörte. „Gute Nacht," rief die Bienenkorbwirtin, die noch vor ihrer HauSthür stand, „gute Nacht, Joseph." „Güte Nächt,'* wiederholte der junge Mann. „Sie sollten e» nicht gar so eilig haben, Joseph, der Sardinenpredigt entgehen Sie doch in keinem Falle. Da« kommt davon, ivenn man eine alte Frau um ihre» Selbe» willen heiratet, lieber Freund." . „Ich hab« mein« Frau nicht um ihre» Selbe» willen geheiratet." „Doch nicht etwa ihrer Schönheit wegen?" „vielleicht nicht," entgeanete Joseph, sein Pferd an haltend. „Obgleich die Sache Sie durchaus nichts angeht, will ich Ihnen Immerhin sagen, we»halb ich ste heiratete. Ach sah, baß st« klug und gut war und mir «ine vortreff lich« Gattin sein würbe." -8,19