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Billigste Tageszeitung im Erzgebu^ Donnerstag, den 2L März 1900. dir. 66 «,1» TageS- Etai des Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke, Aue I.Erzgebirge' Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. iowütde er we- sein, ddrt, wärd en. Ltwa» ändert l inallen Län- Kries iir Südsfrike» * In Pretoria soll sich ein aus 2000 Frauen be- stehendrs, bewaffnetes, den kurzen schottischen Rock tragendes Amazonenkorps gebildet haben (?). * Nach den vorliegenden Meldungen ist die Lag« im Oranje-Freistaat nicht erheblich verändert Lord Roberts macht die Mitteilung, daß der Eisenbahn verkehr zwischen Bloemfontein und dem Kap wieder ausgenommen ist, und weiß außerdem über neue Waffenstreckungen von Freistaatburen zu berichten. Bekanntmachung. Die Hundesperre m Aue ist am 18. dieses Monats erloschen. Aue, den 19. März 1900. Der Rat der Stadt. Rudolph, R. tsasscssor. Fckr. Wenn auch 800 Buren aus ihre Faimen Hurückkehren' so läßt das keinen Schluß auf die Kampftsfrdudig- keit der Buren zu. Der Aufstand der Höllästdet ist jedenfalls noch nicht gebrächen, scheint sich sogär an einzelnen Stellen mit erneuter Kraft zu bethätigbn. Auch in Natal steht es nicht danach au', als ob die Buren kampfeSmüde leien. * London, 20. März. Die „Times" meldet aus Aliwal North: Kommandant Olivier hat sich in der Richtung auf Kroonstad zurückgezogen. — Eavallerie ist auSgesandt worden; um das Kommando Olivier zu entwaffnen. * London, 20. März. Die „Times" meldet aus Lorenzo Marquez von gestern: In der vergangenen Woche hat die p »rtugiesische Behörde eiligst eine Ab teilung Infanterie an die Grenze der Südafrikanischen Republik entsandt, um die dortige Garnison zu ver stärken. * London, 19. März. Dem Reuterschen Bureau wird aus dem Lager der Buren bei Glencoe'vom 15. d. M. gemeldet, daß die neun Berschanzungen längs der Biggarsberge jetzt vollendet sind. * Lort Roberts hat eine Truppenabteilung nach Maseking entsandt, um dieses zu entsetzen. * In Natal erwarten .die Buren den Börmarsch Bullers, dessen Ausgabe es ist, durch den Bon RerN- Paß in den Freistaat und womöglich über Bosksrust in Transvaal einzudringen. * In Kimberley liegen etwa 1000 Mann trank oder verwundet darnieder. DieGesamtzahl der in den ver schiedenen Hospitälern Südafrikas in Pflege ^Vesiiw- lichen verwundeten und kranken Soldaten aller rade soll 17 000 betragen. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- n. Feiertagen — Preis pro Monat frei ins Hau« ?0 Psg., abgeholt 15 Pfg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Au» -chP pstttlseheir wett. Ausland. * Trotz den Huldbeweisen der Königin Viktoria für Irland dauert dort die feindselige Stimmung der Massen gegen England fort und bricht bei jeoem Halbwegs geeigneten Anlasse hervor. So am Sonn abend bei dem herkömmlichen Straßenumzug aus An- laß der Einführung des neuen LordmayorSovirDublin in sein Amt. * Wien, 20. März. Gestern Nachmittag trat die böhmische Abtheilung der Ausgleichskonferenz zu sammen. * Rußlands Antwort auf die Bitte um Vermittelung der Präsidenten Krüger und Steijn dürfte in wenigen Tagen veröffentlicht werden. V ch P n» r f etz t ch » Deutschland. 8 Der Neubau dec Speditionshalle der Masten walzwerke Hiedemann, Jtschert u. Cie, Oberhausen (Rheinland) stürzte ein. Ein Arbeiter wurde gelötet, mehrere find verletzt. Gegen den Bauunternehmer BoezerShausen, dem schon früher zwei Neubauten, ein Kirchbau und ein Tanzsaal, einstürzten, wurde die Untersuchung eingeleitet. ,. 8 Bremen, 19. März. Der hiesige Dampfer „Di ana" von der Dampfschiff-Gesellschaft „Neptun" ist auf der Reise von Königsberg nach Bremen bei Bornholm in schwerem Sturm gestrandet und gesun ken. Die,Mannschaft wurde in Holtenau gelandet. " !! ' der Etsenbahnbediensteten erschwert werde. Diese Frage stehe gar nicht im Zusammenhang mit den Ange legenheiten, die dem Ei>enbahnamt unterstellt seien. Abg. Stolle übersehe auch, daß auf die Eisenbahnar- > beiter die Gewerbeordnung gar keineAnwendung finde. Ausgenommen seien in die,sm Punkte allerdings die Werkstättenarbeiter. -- Abg. Brästcke (fr. Vp.) erblickt in Herrn v. Miquel den Haaprhemwschuh für Tarif reformen. — Abg. Stolle (Soz.) polemisiert nochmals gegen die sächsische Staatsbahnverwaltung. - Präsi dent Schulz bemerkt, die sächsische Verwaltung zahle ihren Arbeitern höhere Löhne als irgend eine andere Staatsbahnverwaltung. — SächsischerBevollmächtigter Graf Hohenthal bemerkt noch, daß die Verwaltung in einem so verantwortungsvollen Betriebe unmöglich sozial Agitatoren dulden könne. — Der Etat wird genehmigt. Auch der Pensionsetat gelangt zur An nahme. — Morgen 1 Uhr: Fortsetzung der Etatsbe ratung. - Schluß 6 Uhr. „Mdin Besprechet'! war nur ein bedingtes," sagte er sich, „dennoch" muß e» gehalten werden. Ich sehe eine ein zige Möglichkeit, ans Ziel zu gelangen, sie widerstrebt mir, dennoch niüß ich mich ast sie halten." Er erinnerte sich de- Wahlspruche» seineS Men Han se»: „Thue Deine Pflicht, komme, wa» da mag." In sei- nem öffentlichen Leben hatten diese Worte dem Grafe» unverbrüchlich als Leitstern gedient, sie sollten ihm auch jetzt den techten Pfad zeigen. Manfred Birdi besaß mileugbar viele schätzenswerte Eigenschaften. Er war tapfer wie ein Löwe, einer war men, aufrichtigen Freundschaft fähig, und nicht im stände, eine schlechte That auSzuführen, einem niedrigen Gedan ken Raum In seiner Seele zu geben. Wie sein Beiter Pol lini, war er ein einziges Kind, der Erbe de» Fürsten von Berdi. Die Besitzungen seiner Familie lagen mit Ausnahme de» Palast«» in Mailand und eine» kleinen Gutes an den Ufern de» Lomer-Gee» im Kirchenstaat, außerhalb de» österreichischen Machtgebiete». Dieser glückliche Umstand sicherten dem Vater und dem Sohne eine Art von Unab- hängigkeit,' welcher sich di, wenigsten Ad«l»geschlechter»ev Lombardei damal» zu rühmen hatten. Der iunäe Mrhui», dem die Natur einen sehr scharfen «erstand geschenkt'halte. ,kanitte seineLandSleukesttid ihren leidenschaftlich^, wchsüchtiaSst Sinn sehr genast und de», halb zitterte «für die Sicherheit seine» Freünde». Wäre Laste 'stach der Eitabelle gebracht wdrden, so würde er we- Nigerbesorgt, weniger ängstlich gewesen sein,'twrt,wäre der Staat für ihn üetanMortlich gewesen. Etwa» ander» War etz mtt den» Stadtgefäugni». Geld ist in alle« Län- berst ein» gewaltige Triebkraft', in JtäliLn ist «» allmSch- Ug, un« Manfred brutzle e« in verschwenderischer Weis«. Durch seine Sptvn« erfuhr er, daß sein Betterchen über- finden. Manfred «niet, wa» da» z» Meuten hatte. plötzlich eine heiße, innige Liebesleidenschaft für Dich er wacht ist." „Deine Zärklichkeit für mich verblendet Dein Urteil, teure Tante," bemerkte Olga errötend. „Wie könntest Du sonst so thüricht sprechen?" „Ich bin meiner Sache fast gewiß, Kind." „Das wolle Gott nicht!" „Und weshalb?" fragte Frau Sator. „Du selbst nanntest den Grand. Weil er ein vorneh- mer Herr und ein »nächtiger Staatsmann ist, fesseln ihn Stellung und Pflichten, die ihin nicht gestatten, »nie die einzige Huldigung darzabnngen, welche einer ehrbaren Frau anzunehme» erlaubt ist. Er ist edel und großherzig; wie zart war e» von ihm, mir nichts al» diese duftige Blu- menspende zu überreichen. Nein, Tantchen, verlaß Dich darauf, der Graf von Irving wird mir nie mehr sein, al» ein treuer, uninteressierter Freund." Frau Sator antwortete nicht. Sie hatte genug gesagt, um ihre Nichte aufmerksam und sie mit dem Gedanken ver traut zu machen, den sie angeregt. Graf Irving befand sich in einem eigentümlichen Zwie spalt mit sich selber. Die jnnge Künstlerin zog ihn wun derbar an, eist unerklärlicher Zauber spann sich von ihr zu ihm hinüber. Die frenndlvse Lage de» Mädchen», da» so rein, so edel und zart wie eine hold« Maienblüte vor ihm anfgestietzen war, hatte seine tiefste Teilnahme ge wonnen. Er dachte der schönen Sängerin in seinen Träu men, ihr Bild umschwebte ihn zu allen Stunden, und eine ihm bi» dahin völlig fremde Sehnsucht füllte sein« Seel« au». Die Kränkung, ivelche seiner Landsmännin widerfah ren war, erweckte in seinem ritterlichen Sinn einen bren nenden Zorn gegen den heimtückischen Beleidiger, und eist« warme Sympathie für den jugendlichen Beschützer der an gegriffenen Dame. Auf dein Rückwege zu seinem Gasthofe erwog er ist» Geist« noch einmal alle di« Umstände jene» häßlichen Bor falle» un» dchf«, wa» sich daran knüpft». Deittsetzeir Reiehrters 171. Sitzung vom 19. März Das Haus ist ungemein schwach besucht, ordnung: Fortsetzung der 2. Eratsberatung. Reichseisenbahnamts. — Abg Pachmcke (fr. Vg.) be klagt lebhaft, baß für eine Personentarisreform gar keine Aussicht sei. Preußen sei das Haupthinderniß und zwar sowohl der Landtag wie der Minister. In Preußen fürchte man den aus einer Larifherabsetzung entstehenden Einnahmeaussall. Dieses Bedenken ent behre aber jeder Berechtigung, da erfahrungsgemäß billige Tarife den Verkehr erhöhten. Die Herabsetzung der Tarife sei sogar ein verfassungsmäßiges Gebot, und das Reich, der Reichstag, versäumten ihre Pflicht, »venn sie nicht auf dieses Ziel hinwirkten. Und wie stellt sich zu den Erklärungen des Ministers Thielen dal Reichseisenbahnamt? — Direktor des Reichseisen bahnamts Dr. Schulz findet die Ungeduld des Vor redners begreiflich. Er selbst sei von einer derartigen Empfindung nicht ganz frei. Es lägen aber erhebliche Schwierigkeiten in der Sache, da aufdieFinanzenderEin zelstaaten gebührende Rücksicht genommen werden müsse. — Abg. Müller-Sagan (fr. Vp.) meint, hier sehe man wieder, wie wenigsich die Erwartungen erfüllt hätten, die seinerzeit an das Reichseisenbahnamt geknüpft worden seien. - Abg. Stolle (Soz i verbreitet sich über Ueberbürdung von Zu> beamten als Ursache von Bahn unfällen. Der Minister von Thielen habe an die Berriebsdirektionen eine Anweisung ergehen lassen, wonach eine Personalersparnis herbeigeführt werden könne, wenn die Leute nach dem regelmäßigen Dienst »och zum Weichenstellungsdienst usw. hecangezogen würden. Und seien dann dre Leute wegen Ueberbür dung unfähig, im gegebenen Augenblick das Nötige zu thun, so kämen sie ins Zuchthaus. — Präsit ent Schulz bestreitet eine Zunahme der Eisenbahnunfälle. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall. — Sächsischer Bevollmächtigter Graf Hohenthal geht auf eine Aeuße- rung des Abg Stolle ein, wonach das Koalitionsrecht Auf falschem Weg». Roman von Oswald Rei cher. 17 Diese Versicherung schien dem Grafen eine gewisse Be- friedignng zu gewähren. „Ich kann Ihnen kein festes Ver sprechen geben, mein Fräulein. Ich glaube nicht, daß meine Bemühungen fehlschlage» werden, aber allerlei Empfind lichkeiten werden zu schonen sein. Die Großen sind zuwei len sehr schwach. Sie werden vielleicht darauf bestehen, daß Herr Laue Mailand für einige Zeit verlasse." „Ja, voraussichtlich!" rief Olga erust: „Für ihn ist eine solche Maßregel nur einVvrieil,erwirballerwärt» sicherer sei»», wie hier." „Ich bemerke, daß Sie ein sehr tiefe» Interesse an Ihrem Verteidiger nehmen, obwohl er Ihnen persönlich fremd ist." „Wäre ich eine Frau, wenn ich e» nicht thäte? Wünsch ten Sie mich ander», herzlos, Mylord?" „Bleiben Sie immer da» liebliche, gemütvolle Wesen, da» Sie sind, gnädige» Fräulein," rief der Graf mit grö ßerer Lebhaftigkeit, al» er bisher gezeigt hatte, „denn nicht» kann gut, rein oder schön sein, wa» sich nicht in Ihnen vereinigt," und al» hätte er sich zu warm ault- gedrückt, verabschiedete er sich hastig von der jungen Sän- Serin. Olga sah ihm bestürzt, fast erschrocken nach. Frau Sator, welch« während de» Besuche» au» Grün den der Schicklichkeit in dem kleinen Empfangszimmer ge blieben war, schien gleichfalls in Verlegenheit und verlor stch einige Minuten in tiefe» Nachdenken. Endlich stand sie auf, und ihre Hand auf die Schulter ihrer Nichte legend, flüsterte ste: „Du träumst, Olga?" „Nein, Tantchen, nein, ich bin nur tn hohem Grade er- staunt." „Da» überrascht mich nicht, Kind. Ich glaube, mich nicht zu täuschen, Olga, wenn tn dem Herzen diese» vor- nehme« Herrn und mächtigen Staatsmannes, dessen Wei ks» st» »sch« Stadt ganz Mailand st» Aufregung »«setzt. Auktthal-Zeitung. Tageblatt für die Stadt Aue and Umgebung. Lfnseratc 'Ne einspaltige Petitzrile jv Pks«, m,»tttchi Inserate die CorpuS-Zeile SS Psg., NeNaotfi» pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Austiähm. Sk*/, Rabatt. — Bei größeren Jnssiater ». mehrmaliger Aufnahme wird rntspveck ent höherer Rabatt gewährt. Alse Postanstalten und Landbriesträgcr nehmen Bestellungen an. IS, Jahrgang.