Volltext Seite (XML)
Tageblatt für die Stadt Aue und Erscheint Billigste Tageszeitung im Erzgebku^. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke, «ue iErzgebirge ! Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraße. Nr. 60 Mittwoch, den 14. März 1900. täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. üeierlagcu. — Preis pro Monat frei ins Hau« !?O Psg., ab geholt 15 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholl pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Umgevuu^ Inserat» zL «e einspaltige PetUzeile tv Pfa., »».tllche Inserate die Eorpu« Zeile Äb Psg., Reklamen. H pro Zeile SO Psg. Bei 4 maliger Aufnahm, i It Uli*/, Rabatt. — Bei größeren Jnseret« Ai mehrmaliger Aufnahme Wird «ntspreä en» höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten and Landbriestriger nehmen Bestellungen an. tä Jahrgang. Des Butztages wegen erscheint die nächste Nummer am Donnerstag Dchrrtsstze* Reichstes. 164. Sitzung vom 10. März: Bei der Fortsetzung der zweiten Beratung des Fleisch besch rugesetzes werden die Paragr. 3 bis 7 genehmigt. Paragr. 8 der Regieruogsoorlage schreibt vor, daß die Untersuchung geschlachteter Schweine sich auch auf Trichinen zu erstrecken habe, sofern nicht das Fleisch ausschließlich für den eigenen Haushalt bestimmt se-. — Die Kommission hat den ganzen Paragr. 8 gestri chen. In namentlicher Abstimmung wird Paragr. 8 der Vorlage mit 165 gegen 66 -timmen gestrichen. Nach Paragr. 12 soll Fleischhändlern, Gast-, Schank- und Lpeisewirten Vertrieb und Verwendung von nur bedingt tauglichem, aber brauchbar gemachten Fleisch nur mit polizeilicher Genehmigung gestattet sein. Abg. Singer (Loz.) befürwortet einen Antrag Albrecht nur die „Anzeige" bei der Polizei, nichl deren Geneh migung für erforderlich zu erkläre:». Diese Aenderung fei nötig, um polizeiliche Chikanen auszuschließen. Der Antrag wird abgelehnr. Eine Debatte entsteht bet Pragr. 17, welcher vom Pferdefleisch handelt und «, a. di« betreffende»» Gewerbetreibenden zu einem ent sprechenden Anschlag in» Geschästslokai verpflichtet. Der^Parazr. 17 wird unverändert angenommen. Morgen 1 Uhr: Nechnungssachen. Münznovelle Schluß 6-i/< Uhr. Ausland. * Rio de Janeiro, 11. März. Die Regierungent. deckte eine monarchistische Verschwörung gegen die Re- publik, welche die Ermordung des Präsidenten Cam pos SalleS bezwecke. Deutschland. 8 Ein Viertel des Großen Looses der Aachener Domkaulotterie in Höhe von 300 000 Mark hat ein Geschäftsreisender in Berlin gewonnen. Die weiteren Gewinne sind ein Aachener Metzger, 2 dortige Hand, werker und ein Kommis. 8 Die Wiesbadener Strafkammer verurteilte den Rechtsanwalt Kellerhoff wegen Betruges in 5 Fällen zu 4 Monaten Gefängnis. ' 8 Halle, 11. März. Im Gesamtrevier Halle ist feit Sonnabend der Kohlenarbeiterstreik beendet. Nrrr -er vslitifetzeir Mett. Deutschland. * Die nach Kiautschau bestimmten Ablösungsmann schaften trafen an» Sonnabend von Kiel in Wilhelms haven ein, wo sofort die Einschiffung auf den Dam pfer „Dresden" erfolgte. Dieser ging unter dem Hurra der auf Deck angetretenen Besatzungen der Linienschiffe „Kaiser WilhelmII" und „Kurfürst Friedrich Wilhelm" um 7>/z Uhr nach Kiautschau in See. Tausende von Zuschauern wohnten der Abfahrt des Schiffes bei. * Eine völlige Neuregelung der Milikärpensions- gesetzgebung, die eine nick» unerhebliche Steigerung der Ausgaben zur Folge haben w.rd, hat der Kriegs minister in der Budgeikammission des Reichstages an gekündigt. De* LLries in Südes-wik«» * Die Erfolge Robwt's werden wieder nüchterner besprochen, als bisher. Von einem großen Siege könne nicht die Rede sein, da das Burenheer nicht kampfun- fähig gemacht worden sei. Ebensowenig sei ein stra tegisch wichtiger Punkt genommen worden. Es be dürfe noch ganz anderer Erfolge und Anstrengungen, ehe die Buren im Freistaate als kainpfunfähig gelten könnten. * London, II. März. Die Blätter melden, die Präsidenten Krüger und Steijn hätten ain 6. Närz bei der englischen Regierung um die Friedensbeding- unqen angesragt. Die Regierung habe geantwortet, sie sei unnachgiebig. * Brüssel, 11. März. Dem „Petit Bleu" zufolge antwortete die englische Regierung auf die Anfrage der beiden Burenpläsidenten um die Friedensbeding ungen, England »verde nur auf Grund bedrngungS- loser Unterwerfung Frieden schließen. * London, 14. März. Nach einer Meldung aus Pretoria werden die Präsidenten Krüger und Skeijn, bevor sie den Verzweiflungskainpf beginnen sich um Fr»edcnsvermittlung an europäische Großmächte wen den. General Joubert soll ^in Ungnade grfallen und deshalb nach Pretoria zurückgekehrt sein. * London, 12. März. Die „Times" meldet aus Lorenzo Marquez: Gegenwärtig kommen Scharen von Auswanderern aus Transvaal hierher. Buren arbeiter sagen aus, Regierungsbeamte und andere Per sönlichkeiten hätten den Wunsch ausgesprochen, alle Maschtnenanlagen der Hauptminen und hervorragen den Gebäude von Johannesburg zu zerstören. * Der Asrikanderaufstand im westlichen Gebiet der Kapkolonie greift weiter um sich. Von englischer Leite wird geklagt, daß die Aufständiscl en noch viel hart näckiger und ingrimmiger kämpfen, als die Verbün- deteix. * Pretoria, 10. März. In der Richtung auf Hilp makaar (Natal, an der Grenze des Zululande») hat heute Morgen ein Kampf begonnen.' 12 000 Sstglän- der bedrohen die Positionen der Buren. * Durban, 11. März. Nach einem Telegramm aus Griqua hatte eine Abteilung englischer Kavallerie bei Pomercy einen Zusammenstoß mit deck Feinde. Aus beiden Leitest wurde heftig gekämpft, 'aber da die bri tischen Truppen ohne Artilletie den Feind nicht aus seinen Stellungen zu vertreibest vermöchten, zogen sie sich schließlich vom Tugela zurück: * Driefontein (Oranje - Frtistaat), 1'1. März Die Kavalleriebrigade Broadwood stieß bei ihrem Vor marsch aus Bloemfontein aus Butentruppen, welche auf den KopjeS in der Nähe von Driefoinein eine feste Stellung inne hätten. Als die Division Kelly-Kenny anlangte, entspann sich ein lebhaftes Gefecht. Die Buren würden trotz tapferen Widerstandes gezwungen ihre Stellungen im Zentrum der Gefechtslinie auf zugeben und ließen eine Anzahl Tode und 40 Ge fangene zurück. * London, 12. März. Nachrichten aus Ladygrey, Herschell und Aliwal North lassen erkennen, daß die Aufständischen in großer Anzahl die Waffen nieder legen! (?) * London, 12. März. Ueber den Kampf bei Drie fontein wird hierher berichtet, daß die Engländer, ob gleich sie nur einem kleinen feindlichen Corps von 3000 Mann gegenüberstanden, außerordentlich schwere Verluste hatten. Sie sollen über 500 Mann an To ten und Verwundete»» vwloren haben, außerdem wer den zahlreiche Engländer vermißt. Unter den Toten und Verwundeten befinden sich viele Offiziere. Auf falfchcm W ge. Roman von OswaldNeicher. 11 Mit zu Boden gesenktem Blick kebrte Olga nach dem Hause zurück, das sie mit so ganz anderen Gefühlen ver lassen hatte. Obgleich Frau Sator über die lange Abwesenheit ihrer Nichte in Sorge gewesen war, bewillkommnete sie dieselbe mit einem zärtlichen Lächeln, welches aber bald schwand, als sie die Uniwandlung sah, die eine kurze Stunde in dem Mädchen hervvrgerufen hatte. Olgas Schritte waren müde und langsam, ihre Wangen bleich, die Lippen fest aufein ander gepreßt, während aus ihren dunklen Augen ein Feuer flammte, das ihre Tante »och niemals darin gesehen hatte. „Olga, mein Kind," rief sie, „was ist geschehen?" „Nichts, Tante, nur die alte Geschichte, und doch leben, dulden und lächeln wir weiter, Arthur liebte mich nie mals." „Davon wirst Du mich schwer zu überzeugen vermö- gen. Ich bin gewiß, daß er Dich liebt, und diese Gewiß- heit allein versöhnte mich mit Eurer Wahl. Dich quält eine grundlose Eifersucht, teures Kind. Auf solches Ge- rede darfst Du nichts geben." „Gerede? Denkst Du, daß ich anderen Lippen al» sei nen eigenen geglaubt haben würde?" „Seinen eigenen?" wiederholte die Tante erstaunt. Olga warf sich in die Arme ihrer treuen Beschützerin. ,O, ich bin sehr unglücklich," murmelte sie. „Komm in mein Zimmer," flüsterte Frau Sator, „dort wirst Du mir alle» erzählen, und wenn irgend ein großer Kummer Dich hetmsnchte, wirst Du an meinem Herzen Dein Leid ausweinen, wird es Deinem unschuldigen Haupte «in Ruhekissen sein, wirst Du dann Schutz in Sturm und Ungewitter finden." Sine Hochzeitsfeier ist ein wichtige» Ereignis in Tla« Pham. Die Kirche war gedrängt voll. Der Altar prangte in reichem Blumenschmuck. Alle Notabilttäten Llapham» waren anwesend. Der Pastor wartete schon seit einigen Minuten in vollem Oruat ander Thür der Sakristei. Das Brautpaar aber war noch nicht da. Fran Siddvn und ihre Tochter standen in der Nähe des Altars. Eine seit- same Unruhe schien die beiden zu beherrschen Die Freun dinnen Olgas blickten ungeduldig nach der geöffneten Kir- chenpfvrte, endlich nahte der Bräutigam. Ernst und be klommen trat er vor den Altar. Fast auf den» Fuße svlgte Anna Wilkens, Frau Sators Dieustmagd, mit einem Briefe ir» der Hand, welchen sie den» Maler reichte. Kanin hatte Arthur Bedford ihn durchgelesen, als ein Schrei bitterster Seelenpein und Verzweiflung sich seine»» Lippen entrang. Er ließ da» Blatt fallen und stürzte zur Kirche hinaus. Frau Siddon lächelte. Der Pastor hob de»» Brief aus. „Lesen Sie ihn, lesen Sie ihn," riesen ihm mehrere Damen in höchster Erregung zu. Das Schreibe»» lautete: „Arthur, ich saß gestern abend auf der Bank im Haselgesträuch und konnte e» nicht ver meiden, die falschen, herzlosen Beschuldigungen, welche Deine Tante gegen mich und meine zweite Mutter vor brachte, mit anzuhören. Sie behauptete, wir hätten Dir eine Schlinge gelegt und bemitleidete Dich wegen des thö- richten Opfers Deine» Ruhme» und Deine» Glückes, da» Du zn bringen im Begriff stehst I Es ist wahr, Du vertei digtest un», aber wie kühl, wie frostig, nicht, wie ich Dich verteidigt haben würde, wenn die Berlemndung sich in meiner Gegenwart an Dick herangewagt hätte. Du sollst mir kein Opfer bringen. Zwischen un» ist alle» zu End«. Ich entbinde Dich Deine» Worte». Lange, ehe Du diese Zeilen erhältst, werde ich die Stadt verlassen haben." Die Verwirrung zu schildern, welche der Vorlesung diese» Briefe» folgte, ist unmöglich. Frau Siddon und ihre Tochter stahlen sich unbemerkt au» der Kirche. Alfred Holborn, Arthur Bedford-bester Freund, suchte den verschwundenen den ganzen Tag im Walde. Abend» entdeckte er ihn am Fuße einer Eiche hingestreckt. Aus Al« Berkl »ent« »acht dun« freds Bitten, ihn nach Hause zu begleitest, hakte'er nur ein eutichiedene» Nein. „Ich muß ihr nacheilest, ich »miß sie ansfiiiden, um ihre Verzeihung zu erlangen, oder zu ihren Füßen zu sterben. Ich kann init diesem Gefühl der Verachtung auf meiner Seele, da» Olga von mir trieb, nicht leben. Sie soll meine Verteidigung anhören, ' und dann urteilen. Ich wußte, daß meine Cöustne mich liebte, aber ich schwöre, ich gab ihr nie die leiseste Ermutigung. Mitleid mit ihr schloß mir die Lippen. ÜM sie zu scho- nen unterdrückte ich meinen auflodernden Zorn. Hieilbrennt jetzt der Boden unter meinen Füßen Ich muß fort und kehre nicht wieder heim, bi» ich Olga wiedergefundeu habe. „ * Die Antwort Pfarrer Peduhi» auf den Brief de» al« ten Musiku» .erwies sich als sehr befriedigend. Er schrieb, baß er der merkwürdigen Geschichte, die Earto ihm an- vertraut habe, vollen Glauben schenke. unh bestätigt^ daß er dem jungen Italiener, dessen Schwester und dem Kinde Obdach in seine»» eigenen Hause gegeben, und ihnen so- baust auch zu ihrer Flucht 'vor ihren Verfolgern Bestand geleistet habe, Zum Schluß bat Pfarrer Pedntzt, als um eine persönliche Gunst für ihn selbst, der Freund möge alle», wasin seiner Macht stehe, thun, um die Flüchtlinge zu beschützen Und ihnen beizustehen. " Eine so bringende Empfehlung von einen» Manne, ge gen den Franchetti so viele Verpflichtungen hatte, besaß dä» Gewicht eine» Befehlt». Dee Alte fühlte sich glücklich, eine .Gelegenheit zu finden, einen Teil seiner Dankesschuld abzutragen. Die Gefahr schreckte ihn nicht, aber die Schwie- rtgkeiten, die sich ihm entgeustellten, waren außer») liche. Er wußte, daß sein Hau» von Spionen bt würde, welch« sich unter den verschiedensten Berkfl gen, al» Fisch« und Gemüsehändler, oder al» anstäny g ge kleidete Fremd«, die unter dein Vorwande, sich nach etwa» erkundigen zu wollen, an seine Thür pochten. Nock kei nem derseshen war e» bisher gelungen, Einlaß zu .erhal- i»n< bü.is