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... Tageblatt mr die Ma-t Aue und Umgeduull* Billigste Tageszeitung im Erzgebiet,. len Verantw»rUicher Redakteure Ernst Kuukr, Aue sErz-ebirge.s Redaktion u. Expedition : Aus, Marktstraße. GrschrtUt ' täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat srei in- Hau» SO Psg., abgeholt 15 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt Pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. »e einspaltig» Petiheile Ist» Inserat« die TorpüS-Zeili Sb pro Zette 20 W. Bei 4 «Mger «uhiahn». > »5^ Rabatt. — Bei gratrom Zmeratru n. rnehrmaliger Ausnahq« MjrdeMreä end höherer Rabatt gewährt. UI« Postanstallen mid Landbriefträger n«hmen Bestellungen an. Nr. 55 Donnerstag, den 8. März 1900. 12. Jahrgang. - - rii»» -es- H-slitifetzeir Welt. Deutschicind. * Berlin, 6. März. Der taiser hat an den Papst zu dessen 90. Geburtstag ein Glückwunschtelegramm gerichtet, auf u clches der Papst telegraphisch dem Kaiser seinen Dank aussprach. A u s l a n v. * Wien, 6. März. In hiesigen parlamentarischen Kreisen geht das Gerücht, die Berständigungskonferenz werde nicht mehr zusammentreten, da die Aussichten auf Ergebnisse gänzlich geschwunden seien. * Budapest, 5. März. Die Kriegsverwaltung hat nach deutschem Muster versuchsweise die Einführung von Zucker als Beipflegungsartikel angeordnet. Die Versuche sollen bei mehreren Arme.kolps währeno des Sommers angestellt werden. Jedem Manne wird außer der gewöhnlichen Kost noch täglich 30 Gramm Zucker verabreicht. * Aus Zentralasrika ist ein Vorstoß des Mohame- danismus zu melden. Des- Kries iir Sü-<rf*rk«r * London, 6. Mürz. Nach amtlicher Feststellung betragen die Verluste des Generals Buller während der letzten Operationen zum Entsätze von Ladysmith: 93 Tote, 604 Verwundete, 25 Vermißte. * Kapstadt, 5. März. Eine Sonderausgabe des Amtsblattes veröffentlicht eine Proklamation MilnerS, welche über die Distritte Barkly, West, Kenhardt und Brischtown zur Unterdrückung der dortigen Erhebung das Kriegsrecht verhängt. * Cecil Rhodes ist in Kapstadt angekommen und wird wahrscheinlich Mittwoch nach England abfahren. * Die englische Regierung beabsichtigt, für Zwecke des Krieges eine Anleiye von 1200 Millionen Mark aufzunehmeu. * General Cronje wurde gleich nach seiner An kunft in Kapstadt an Bord des Dampfers „Doris" gebracht. * Kapstadt, 5. März. Eine starke Abteilung Eng länder marschiert von Kimberley nordwärts. Man erwartet, daß der Uebergang über den Vaalsluß bei Fourteen Streams streitig gemacht werde, wo die Bahnbrücke zerstört ist. * London, S. März. Der „Standard" sagt, es sei einiger Grund vorhanden für die Annahme, daß zwischen der britischen und portugiesischen Regierung neue Unterhandlungen stattgefunden haben behufs Er werbung eines Hafens im portugiesischen Ostafrika durch England. * Brüssel, 5. März. Die Vereinigung der gesamm- ten Boerenstreitmacht im Oranjestaat ist vollendet. Fünftausend Boeren occupiren die Makawshügel gegenüber dem Lager des Marschall Roberts. Die Stimmung der Boeren ist ausgezeichnet. * Auf dem Kriegsschauplätze im nördlichen Kap- lande haben die Engländer eine Schlappe erlitten. General Gatacre wurde bei einem Angriff auf Root- kop zurückgeworfen und erlitt schwere Verluste. * Sehr befremdlich klingt die Nachricht, daß plötz lich im westlichen Griqualand, weitab vom cigint- lichen Schauplatze der gegenwärtigen Kämpfe, Auf ständische sich zusammengeschart haben und offen sichtlich Fortschritte gegen die Engländer machen. Vevinrsetzte» Deutschland. 8 Die Geestemündcr Fischdampser „Amalie" und „Grete" sind von der Fangreise nach der Nordsee nicht h.-imgekehrt; sie sind wahrscheinlich mit je zehn Mann während der letzten Stürme untergegangen. 8 Die Verhaftung des Hochstaplers von Schließen erfolgte in Bregenz. Seine Genossin, ein Fräulein v. Hartung, wurde in Ulm ,dingfest gemocht. 8 In Nordhausen am Harz wurde der Rektor Scheer wegen Unterschlagung von Schulsparkaffengeldern in Höhe von 11 000 M. verhaftet. 8 Der große Beleidigungsprozeß Lerner oontra Keller, der Sonnabend am Berliner Landgericht I zur Verhandlung kam, hat mit der Vervrtheilung des Redakteurs Karl Keller zu vier Monaten Gesängniß geendet. Z Berlin, 6. März. Infolge einer Explosion in der Spandauer Pulverfabrik flog gestern dort ein Pulverhaus in die Luft. Menschen wurddn nicht verletzt. Z Berlin, 6. März. Gestern begann vor dem Schwurgericht die Verhandlung gegen die Räuberbande, welche im Herbst v. I. die Gegend an der Oberspree in der Nähe von Berlin unsicher gemacht hat. Drei der Angeklagten wurden je zu fünfzehn Jahren Zuchthaus, der vierte zu sechs Jahren Gefängnis ver urteilt. 8 Geestemünde, 6. März. Der Heringsdampfer „Arthur" ist während der letzten Stürme in der Nordsee mit tzehn Mann Besatzung unterge gangen. 8 Der deutsche Landwirtschaftsrat trat in Berlin zu einer Plenarversammlung zusammen. tz Der Abgeordnete Dr. Lieber wird, wie in Zen trumskreisen versichert wird, vorläufig seine politische Thätigkeit nicht aufnehmen und bis zum Herbst sich auSruhen. 8 Eine Anzahl von Offizieren und Obexjägern des Jägerbataillons zu OelS (Schlesien) ist züm Feld- artillerie-Regiment Nr. 6 nach Breslau kommandiert worden, um dort im Fahren und Reiten ausgebildet zu werden. Sie sollen zur Führung der mit vier Pferden bespannten sechs Maschinengewehre bestimmt sein, die bei den Jägern schon zu den diesjährigen Manöver.» etngeführt werden sollen. 8 MySlowitz, 5. März In vergaygemr Woche wurde in Dombrowa (stusstsch-Polen) eine größere Anzahl Schüler der dortigen Bergwerksschule wegen nihilistischer Umtriebe verhaftet. 8 Flensburg, 5. März. Die erste Strafkammer des hiesigen Landgerichts verurtheilte den Redacteyr der Zeitung „Flensburg Avis", Simonsen, wegest öffent licher Beleidigung der schleswig-holsteinischen Officfere,, welche er als meineidig bezeichnet hatte, zu 6 Monaten Gesängniß. >, 8 Zwei Mädchen im Bett durch eine Lokomotive überfahren. Ein fast unglaublich klingendes Eisen, bahnunglück hat sich in Deutsch-Oth im Elsaß ereignet. Um Mitternacht sollte eine Maschine mit einem Pack- ? wagen und dem Zugpersonal nach dem dvei Kilometer entfernten Orte Esch an der Alzette fahren, um vdn dort einen Güterzug abzuholen. Die Weiche am Ausgange des Bahnhofes war nicht richtig gestellt, in Folge dessen rannte die Maschine aus einem Neben geleise mit solcher Wucht in den Maschinenschuppen, daß sie eine dort stehende Maschine gegen die Wand zu in Bewegung setzte. Die Letztere durchstieß die Wand und drang in das Schlafzimmer einer ange- bauten Bahnwärterwohnung. DaS hier befindliche Bett, in welchem die zwei ältesten Töchter des Bahn wärters Lchönmann schliefen, wurde zertrümmert, dar jüngere elfjährig.'Mädchen sofort getödtet und da andere 18jährige so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweiselt wird. Alle« geschah mit der Auf falschem Wege. Roman von Oswald Reicher. S „Nun, meinte der Alte, „wir werden sehen, ob italie nische Schlauheit die englische Ausdauer nicht besiegen wird." Zu seinen Begleitern in der gegenüberliegenden Wölbung znrückkehrend, welchen kein Wort der Unterred- ung mit Carlo entgangen war, gab Franchetti den jungen Leuten, welche seine Söhne waren, in italienischer Sprache einige hastige Anweisungen und setzte seinen Weg mit den erschöpften Wanderern fort. Peter GuytonS Agenten zögerten nicht, sich ihnen an zuschließen. „Mut, Paula," sagte ihr Bruder. „Wir werden bald geborgen sein. Richte Dich auf, Geliebte, wir haben nur noch einige Schritte zu dem Hause unseres Freundes." „Ja, ja, um des Kindes willen muß ich mich aufrecht erhalten." Der Alte, welcher diese Worte hörte, betrachtete die beiden aufs neue mit einigem Mißtrauen. Carlo hatte ihm nicht» von einem Kinde gesagt. „Ich werde Ihnen alle» erklären," bemerkte Carlo. „Wenn ich Ihnen nicht befriedigende Beweise liefere, daß unsere Geschichte wahr ist, können Sie uns wieder fort schicken. Um der ewigen Barmherzigkeit willen beschwöre ich Sie, meine arme Schwester vor diesem grauenvollen Sturm zu retten." „Go gehen wir weiter," sagte der alt« Musiker ernst. Die Sühne Franchetti» verließen ihre Plätze in dem selben Augenblick, in welchem die Spione an der Bogen wölbung vorüberhuschten. Ein Zusammenstoß fand statt, denn die beiden Verfolger hatten e» sehr eilig. Die Harfe fiel zerbrochen zu Boden. „Tölpel!" „Ihre eigene Schuld, mein Lieber!" „Bezahlen Sie mir den Schaden, den Sie meinem In strumentzufügten, Sie Strolch!" Sin Streit entspann sich, und wt» stet» in solchen Fül len sammelte sich bald eine Menschenmenge um die Zan kenden. Einige Polizisten, der Gelegenheit froh, sich bei diesem fürchterlichen Wetter von ihren, Posten entfernen zu dürfen, führten beide Parteien nach dem Polizeibnreau, wo die Sache nach einstündiger Verhandlung durch Zahl- ung einer kleinen Geldsumme erledigt wurde. Der Zweck der jungen Musiker war erreicht. Peter GuytonS Spürhunde waren von der Fährte abgelvckt wor den. In der Straße, in welche Franchetti jetzt einbog, er regten zwei große Häuser die Aufmerksamkeit jedes Vor übergehenden. Die Fensterladen und die Thüren waren fest verschlossen und viele der Nachbarn behaupteten, die Gebäude ständen leer, andere waren überzeugt, daß sie hübsch eingerichtet waren, aber Jahre waren vergangen, seit sie verlassen standen, und niemand kam auf die Ver mutung, den früheren Bewohnern seien neue gefolgt. Aus den Schornsteinen sah man niemals Rauch auf steigen, der Briefträger brachte keine Briefe, Schlächter und Bäcker lieferten niemals ihre Waren dort ab. Den noch wurden die Steuern für die geheimnisvollen Häuser von ihren Eigentümern^ zwei unverheirateten Damen, die für sehr reich galten, regelmäßig bezahlt. Bald nachdem oiese stillen Burgen so gegen die Welt abgeschloffen wor den waren, hatten Diebe wiederholt versucht, einzubrechen, ihr Bemühen aber scheiterte an den getroffenen Vorsicht»- maßregeln. An die Höfe der verödeten Gebäude grenzten die Gär ten von fünf kleinen Häuschen, welche denselben alte» Da men gehörten. DaS mittlere wurde von Franchetti be wohnt. Der alte Musiker ließ zuerst Carlo und seine Schwe ster eintreten, dann verschloß er, ihnen folgend, die Hau»- thür wieder. Die arme Paula war beinahe bewußtlos. „Sie stirbt," ächzte der Bruder, die Hände ringend. „Nicht doch," beruhigte ihn Franchetti, „in ihrem Alter klammert man sich an das Leben; sie wird wieder gene- Hn." Und seine Stimm« erhebend, rief er laut: „Jultetta, Eine ältliche Frau von bescheidenem, gutmütigen Aus sehen erschien und Franchetti übergab ihr die Kranke mit der Weisung, sie wie ihre eigene Tochter zu pflegen. - „Ja, ja," erwiderte die Frau herzlich. „Arme» Kind, e» ist Hobe Zeit." Nachdem Julietta sich mit ihrer Schutzbefohlenen ent fernt hatte, so setzte der Herr seinem Gast Wein und Er frischungen vor. Carlo konnte nicht umhin, einige Bemerk ungen über die Vorzüglichkeit de»Dargereichten zumachen. „Mein Geschäft ist nicht da» schlechteste," antwortete der alte Mann lächelnd, „wenn ich mir auch so köstlichen Wein nicht alltäglich gönne." Carlo überdachte in trübem Ernst seine und der Schwe- ster freundlose Lage in dem großen London. Wohl hatten sie Geld, aber, der Feind, der sie so ruhelos verfolgte, zählte tausende für jedes Goldstück, da» die Wanderer be saßen. Um da» Kind wieder zu erlangen oder sich Gr- wißbeit über dessen Schicksal zu verschaffen, mußte er Bei stand haben. Er beschloß deshalb, sich seinem Landsmann rückhaltSlo» anzuvertrauen und begann seinen Bericht. „ES ist eine seltsame Geschichte," bemerkte Franchetti al» Carlo zu Ende war. „Ich werde morgen an Peter Pedutzi schreiben, und wenn er Ihre Angaben über da» in Liverpool Geschehene bestätigt, bin ich mit Herz und ' Hand der Ihrige, und eine» Tage» erzähle auch ich Ihnen vielleicht meine Geschirre." In einem einfach möblierten Zimmer, hinter einem kletnen mit einem hübschen Vorrat billiger Spitzen, buspt ter Bänder, Kattun, Seife, Kerzen, Nadel», Zwirn und einer Menge anderer Gegenstände gefüllten Lade» saß die Eigentümerin aller dieser Herrlichkeiten, Fraii Margaret« Bea, welche auch Posthalterin von Rislipwad. Man wußte, daß die Dame in behagliche» Verhältnisse» lebte. Ihr ge hört« nicht nur Hau» und Laden, sondern auch da» Flei- schergeschaft und die Schlächterei nebenan, da» heißt, st« hatte mit ihrem Geld« da» alle» gekauft, den Fleisch«« «ingeschloffm, «vis ihr» gr«und« sich zuslüst«rirn. Sö.ltz