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Erbarmen! Erbarmen! Allerbarmer, ach! Erbarmen! Nimm mir mein Erbe, schließe die Wunde, daß heilig ich sterbe, rein Dir gesunde! (Er sinkt wie bewußtlos zurück.) Knabenstimmen. »Durch Mitleid wissend, der reine Tor: harre sein, den ich erkor.« Die Ritter. So ward es dir verkündet, harre getrost; des Amtes walte heut’! Titurels Stimme. Enthüllet den Gral! Amfortas erhebt sich langsam und mühevoll. Die Knaben entkleiden den goldenen Schrein, entnehmen ihm den »Gral« (eine antike Kristall schale), von welchem sie ebenfalls eine Verhüllung abnehmen, und setzen ihn vor Amfortas hin. Während Amfortas andachtsvoll in stummem Gebete sich zu dem Kelche neigt, verbreitet sich eine immer dichtere Dämmerung über die Halle. Jünglinge. »Nehmet hin meinen Leib, nehmet hin mein Blut um unsrer Liebe Willen!« Knaben. »Nehmet hin mein Blut, nehmet hin meinen Leib, auf daß ihr mein gedenkt.« Ein blendender Lichtstrahl dringt von oben auf die Schale herab, diese erglüht immer stärker in leuchtender Purpurfarbe. Amfortas, mit ver klärter Miene, erhebt den > Gral« hoch und schwenkt ihn sanft nach allen Seiten hin. Alles ist bereits bei dem Eintritte der Dämmerung auf die Knie gesunken, und erhebt jetzt die Blicke andächtig zum »Grale«. Amfortas setzt den »Gral« wieder nieder, welcher nun, während die tiefe Dämmerung wieder entweicht, immer mehr erblaßt: hierauf schließen die Knaben das Gefäß wieder in den Schrein, und bedecken diesen, wie zuvor. — Die frühere Tageshelle tritt wieder ein. Vier Knaben ver teilen aus zwei Krügen und Körben Wein und Brot. Alles läßt sich zum Mahle nieder, so auch Gur ne- manz, welcher einen Platz neben sich leer hält undParsifal durch ein Zeichen zur Teilnehmung am Mahle einlädt: Parsifal bleibt aber starr und stumm wie gänzlich entrückt, zur Seite stehen. (Wechselgesang während des Mahles.} Knaben. Wein und Brot des letzten Mahles wandelt’ einst der Herr des Grales, durch des Mitleids Liebesmacht, in das Blut, das er vergoß, in den Leib, den dar er bracht’. Jünglinge. Blut und Leib der heil’gen Gabe wandelt heut’ zu eurer Labe sel’ger Tröstung Liebesgeist in den Wein, der euch nun floß, in das Brot, das heut’ ihr speis’t. Die Ritter (erste Hälfte). Nehmet vom Brot, wandelt es kühn in Leibes Kraft und Stärke; treu bis zum Tod, fest jedem Müh’n, zu wirken des Heilands Werke. (Zweite Hälfte.) Nehmet vom Wein, wandelt ihn neu zu Lebens feurigem Blute, froh im Verein, brudergetreu zu kämpfen mit seligem Mute. (Sie erheben sich feierlich und reichen einander die Hände.) Alle Ritter. Selig im Glauben! Selig in Liebe! Jünglinge. Selig in Liebe! Knaben. Selig im Glauben! \Unmittelbar anschließend :]