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Eagevlatt fÄr die Stadt A«e rmd ttmged««,; Erscheint 'ü «»glich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Pret» pro Monat frei inS Hau» 25 Pfg., abgeholt 20 Pfg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Psg. mehr. — Bei der Post abgeholt lro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Anne», Aue sErzgebirge.! Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraße. o,e einspaltige Petttzeile 10 Pfg., „«tltche > Inserate die EorpuSeZeile 85 Psg„ Reklauu: pro Zeile 20 Psg. Bei 4 mafiger Auspakm. 25*/» Rabatt. — Bei größeren Inserate» «. mehrmaliger Aufnahme wird entspteri end höherer Rabatt gewthrt. - All» Postanstalten und Laadbriefträger nehmen Bestellungen an. dir. 26 Freitag, den 2. Februar 1900.12. Jahrgang. Deirtsotze* rreietzstas 138. Sitzung vom 30. Januar. Tagesordnung: Fortsetzung der Beratung des Post- etatS. Ausgabetitei „Staatssekretär". — Abg. Singer (Soz.) bedauert, daß der Staatssekretär noch immer nicht das verfassungsmäßige ttoalitionsrecht seinen Beamten gebracht habe. Der Unterbeamtenverband sei geradezu erdrosselt worden, zum Teil durch einen Erlaß des Staatssekretärs vom Mai o. I. Dieser enthalte eine unbedingte Verletzung des Rechts der Unterbeamtenocreine. Ls gebe keine Bestimmung, welche die Verwaltung berechtigte, gegen solche Ver bände einzuschr«iten. — (Präsident Graf Ballestrem bittet den Redner, Kiastausdrücke zu unterlassen.) -- Abg. Singer (Soz.) schildert alsdann, wie den Unter beamten zwar ein Eintreten für ihre wirtschaftlichen Interessen nicht gestattet werde, wie sie dagegen zur Teilnahme an anderen Bestrebungen, die mit ihrem Dienste gar nichiS zu thun hätten, geradezu genötigt würd.n. Lo z. B. durch einen FlottenagitationSellaß des Oberpostdirektors Großkopf in Königsberg. Er erwarte, daß der Staatssekretär solchem Treiben ein Ende machen werde, ebenso lnm Treiben, daß der Landrat Graf Klinckowström Blättchen mit Flöt en- »rrrtkeln als portofreie Dienstsachen verschicke. Ende müsse auch die Art und Weise finden, wie die Postbeamten bei den Wahlen zum Landtag und in der Kommune beeinflußt würden. Redner verl« ngt schließlich endliche Nachzahlung der den Militäran wärtern am Gehalt gekürzten Beiträge gemäß der be kannten früheren Resolution des Reichstages. Auch müsse den aus Privatoienst in Staatsdienst über, nommenen Postillonen die frühere Dienstzeit ange rechnet werden. — Staatssekretär v. Podbielski ent gegnet, e» könne und werde niemals dulden, daß so zialdemokratische Anschauungen in sein r Beamtenschaft Platz greifen. Wenn die bürgerlichen Parteien stets thäten, was ihre Pflicht sei, würden die Sozialdemo kraten weit fort sein. Der Unterbcamtenvrrein sei nur eine Stätte für Leute gewesen, die agitieren wollten. WaS das Flottenrundschreiben des genannten Ober postdirektors betreffe, so «volle er, Redner, bemerken, di ß er sofort das Ni)«jge veranlaßt habe, als er ge hört, daß die Sache nicht in Ordnung sei. In der Militäranwärterfrage müsse er erst wissen, was Richtens sei. Wahlbeeinfiussungen hätten, nach seinenErhel ungen, nicht stattgefunden. Freilich hätten die ReichSbeamten auch Pflichten Nach seiner Ansicht dürfe kein Reichs beamter eine sozialdemokratische Stimme abgeben. (Beifall rechts.) — Abg. Müller-Sagan (frs. Vp.) be klagt die kleinlichen Mittel, mit denen der „Postbote" bekämpft werde. — Abg. Oertel-Sachsen (kons.) spricht Wünsche aus betr. weitere Verbesserung der fiostbe- stellung aus dem Lande, vermehrte Fernsprechein- richtungen ebendaselbst usw. Staatssekretär von Podbielski entgegnet, das Fernsprechnetz könne nur von Schritt zu Schritt ausgedehnt werden. Es würden wohl noch 6 Jahre oergegrn, ehe auch das platte Land dainit überzogen sein werde. Der Titel „Staats sekretär" wird genehmigt- — Morgen 1 Uhr' Fort setzung der Elatsberatung. 21»»» de» Ivelt. Deutschland. * Wie das Deutsche Reich, so geht auch Frankreich nachdrücklich mit dem Plane einer Floltenverstärkung vor. Die Ausgaben erfordern 800 Millionen Franks. * Berlin, 31. Jan. Die Wahlprüfungskommission des Reichstage» erklärte die Wahl des Abg. Sachse (Soz.) für ungiltig und beanstundete die Wahl de» Abg. Hänel (frs. Vg ). * Unter den am Tugela auf Leite der Buren Ge fallenen befindet sich auch der ehemalige Leutnant v. Brüsewitz, der somit seine schreckliche Thal, die seiner zeit überall große Entrüstung erregte (er hat bekannt- lich bet einem Wirtshausstrrir in Karlsruhe einen jungen Mann erstochen), durch einen ehrenvollen Tod auf tem Schlachtfelde gesühnt hat. AuSlan d. * Endlich erfährt man auch wieder etwas über die seit dem erstenSturm auf denSpionsk.-p verschwundenen Brigaden Dundonald und Lyttieton. Erstere traf am Sonnabend auf dem Südufer des Tugela ein, letztere hat noch ihre uriprüngtiche Stellung inne. * Aus Durban kommt die Meldung, daß dieBue.n aus ihren Stellungen bei Colenso gegen das La«.er der Lngländer in Chiveley und Fcere verrücken, um dieses anzugreifen uni die BuUersche Armee gleich zeitig in der rechten Flanke zu fassen. E» -scheint nun, als ob die Buren versuchen wollen, zwischen Bullers Heer und das feste Lager einen Keil «hinrinzuschieben, um so beide Truppent eile zu trennen. Dadurch würden sie Buller gleichzeitig von seinen w hrscheinlich im La« er zurückgelaflenen Reservevorräten an Munition und Proviant abschneiden und überhaupt Bullers ganze RückzugSlinie und seine Verbindung mit der Küste bedrohen. * In New-Kork sand am Montag eine unter großer Begeisterung verlauf,ne Massenversammlung zugunsten der Buren statt. Eine Erwähnung des englisch amerikanischen BündnisgedankenS wurde mit Zischen ausgenommen. * Pretoria, 30. Januar: Dein Reuterschen Bureau wird vom 27. Januar aus Colesberg geineldet: Kom mandant Pelari berichtet, nm Donnerstag habe eine starke englische Abteilung die Buren aägegriffen sei aber mit schweren Verlusten zurückg,schlagen worden. Auf Seilen der Buren wurden zwei Mann leicht ver wundet V* v n, 1 f eh t e ». Deutschlan l>. 8 Bei der Kai>ergeburtSsta.)sseier de» MtlitäroereinS zu Lützelbuch» (Ksburg) wurde derZiMnMmann Wittig von dem Maurer Höhn erstochey. Wittig hatte einen Streit schlichten wollen, der zwischen z«vei Festteilneh- mern ausgebrochen war. -- 8 Der 23jährige Zimmermann Paul karkus auS Jätzdorf, der am 10. Nove > der 1898 wom Brieger Schwurgericht wegen Ermordung und: Beraubung dcS Itzjährigen Zimmerlrhilings Paul Zedler zum Tode verurteilt wurde, ist in Brieg durch den Scharfrichter Reindel jun. Magdeburg hingerichtet worden. 8 Nach mehrtägiger Verhandlung werden vorgestern die wegen der im Juli v. I. stattgehubten Krawalle in derAugSbu"gerWeriachoorstadt angeklagten ^Per sonen zu Gefängnisstrafen von 6 bis 14 Monaien verurteilt. . 8 Der Dampfer „Remuö" aus Hamburg mit Mais von Philadelphi i nach Aarhuü unterwegs, ist bei Ho rt ne--Rev an der Westküste Jü lantz» gescheitert. 14 Mann von der Besatzung ertranken, 14 andere wurden durch den Hafendampfer ..Nordsön geretict. DieBe- '»5 Hut StMyork Roman von Max v. Rosenstein. 16 „Er ist mein bester Freund, er war der beste, redlichste Kieund Karls, und würde Euch Beiden stet» sein Wohl wollen bewahrt haben," fuhr Elmina fort. „Karl muß von jemand ermordet worden sein, der ihn haßte oder ein schwere» Unrecht von ihm erlitten zu haben glaubte, wie Du selbst zum Beispiel, Mila." „Ich, ich, meinen armen, teuren Karl töten!" „O, Frauen haben schon oft ihre Männer umgebracht. Mir war diese Thatsache alle die Jahre hindurch mehr al» die heimliche, listige, im Dunkel ausgeführte Rache eine» Weibe» erschienen." „Mein Gott, welch ein grauenvoller Gedanke," mur melte Mila. „Du möchtest entdeckt haben, daß Karl Dir im Wege sei, «ine plötzliche Abneigung gegen ihn gefaßt, ihn einer .. aber, damal», al» ich diesen Vorstellungen nachging, wußte ich ia nicht, daß Du noch ein halbe» Kind warst. Nur der Haß oder Wunsch, ein erlittene» Unrecht zu vergelten, konnte zu einem solchen Verbrechen treiben." „Glaubst Du, daß Dein Vater im stände gewesen wäre, ibn zu tüten, wenn er meinen Bruder in jener Nacht bei Dir entdeckt und ihn für einen Schurken gehalten hätte?" „Mein Vater?" „Jy, auch ihn hatte ich im Verdacht." „Meinen Vater?" wiederholte Mila, vor ihrer Schwä gerin entsetzt zurückweichend. „Hörte ich recht, sagtest Du, meinen Vater?" „Ja, ja, ich sagte, Deinen Vater." , „Du mußt wahnsinnig sein, Elmina, oder Du kamst nur hierher, um mich zu kränken und zu beleidigen. Kennst Du meinen Vater? Hast Du ihn jemal»tn Deinem Leben gesehen?" , „Ja, ich kenne ihn und war schon oft mit ihp» zusam men.^ .Und dennvch denkst Du an di» Möglichkeit,«haß» meinen Gatten getötet! O, Du weißt nicht, welch «in gu ter, gerechter und edler Mann er ist." , „Da» ändert nicht» an meinem verdacht. Ich habe nicht» dagegen, wenn Du ihm mttteilst, wa» ich Dir sagte, Du selbst beargwöhntest in Ernst Wallram einen weit bes seren Menschen, al» Deisten Vater!" „Ich that ihm Unrecht und bekannte rückhaltlos meine Schuld." „Mtla, Du hast da» Ernst selbst gesagt?" „Ja, ihm, aber ich will nicht» mehr hören, Du ver suchst Mißtrauen gegen den Vater in da» Herz der Toch ter zu säen. Da» wird Dir nimmer gelingen, Elmina." „Du urteilst sehr voreilig," erwiderte Elmina ruhig. „Du und Karl, Ihr wäret zu gleichartig, und deshalb für einander nicht geeignet, liebe» Kind Weshalb sollte ichi Dir verhehlen, wa» meine feste Ueberzeugung ist und DÜn Schicksal nicht mehr beeinträchtigen kann?" „Um meiner Tochter willen hättest Du mich mit Det- nen grausamen Ansichten verschonen sollen," rief Mila auf springend. „Ist «» nicht bester, Mila, daß ich Dir zeig«, welche seltsamen, und vielleicht ebenso irrige Meinungen auch aa- deke Leute über die Ermordung meine» armen Bruder» haben? Mein verdacht mag genau so unbegründet sein, wie der Deinige, aber die Erinnerung an den geliebten Verstorbenen erhebt sich warnend und mahstend vor mei ner Seele." „Willst Du mich noch tiefer verwunden, Elmina?" „Ich wußte nicht, daß mein Bruder verheiratet war," fuhr Elmina Gounod unbeirrt fort, „bi» ich gleichzeitig e mit der Nachricht von seinem Tode die von feister Ver mählung in den Zeitungen la» Zu seiner Beerdigung, hi«-? her zu kommen »«hinderte mich eine schwere Erkrank-, ung, und Dich unmittelbar nach meiner Genesung äufzu-, suchen, hatte ich keinen Anlaß. E» war Dir nicht ringe- fallen, nach mir zu fragen, «in frostiger Brief Deine» va« ter», der meist« Schmerze», welch« mit dem, Det/ilaen identisch imd wahrschittmch tief« wa, ul» VlisßH mcht M - l mitein« Silbe gedachte, blieb von Eurer Seite die ein- zig« .»hwxkenuuW ^meiner Existenz. Du hattest Karl ge- halfen, mich zu täuschen und nichts gethau, frcmidschaft- glichst Grfithjeffür Dich in mir zu erwecken." „Und wa» führte Dich nach so vielen Jahren an die UuglttckSstätte?" „Der«Wunsch eine» Manne», den-auch Du kennst. Doch : nähert « sich un» dort schon!" , Mila blickte nach der von ihrer Schwägerin bezeich neten Richtung-und bemerkte Ernst Wallen in. . Wallram begrüßte die Damen mit herzlichem Hände druck und betrachtet« Mila mit offenbaren« Erstaunen und dem alten, ernsten Interesse. „Ich erwartete nicht, Dich hier zu finden," sagte er. „So seid Ihr Beide Euch endlich begegüet?" „Ja, und tauschten Geständnisse mit einander aus," rief Elmina, „und eine Folge unserer vertraulichen Er- Öffnungen ist, daß wir einander nicht auitstehen mögen." „O, dies« Abneigung wird bald überwunden werden," lächelte Wallram. „Ihr hättet einander schon vvt sechs Jahren kennen lernen sollen. Wie gefällt Ihnen Ihre kleine Richte, Fräulein Gounod?" „Sie ist ein sehr hübsche», annmtjae» Kind." „Ich Ääf Clara Mit FräNlein Platter. Die beiden schei- Mn schon sehr gut« Freunde." „Clara wird sich erhitzen, und da Du mir nicht» mehr zu sagen hast, Elmina, will ich sie äbholen und mit ihr «ch Haus« gehen," erklärte Mila. „Davf tch Dich «ine Streck« begleiten, Mila?" fragte WallMM Mila nickt« bejahend, und beide eilte«« hastig vor- wärt». Di« sech» verstossenen Jahre hatten keine merkliche Veränderung tn Wallram» Erfcheimmg hervorgebracht. , ihr war noch immer dhrselb« stattliche Man» mit den son- nimgebräunten Zügen und dein ernste», Blick „Ach. möcht« «inpaar Worte mit Dix sprechen, Mila." sagt« «bewegt. „Du liebst also Deine Schwägerin nicht?" „Giß tst mir nicht sympathisch, Ernst." «7.W