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Almtha! -Münz Lagtvlart für -Le Stadt Arre vM UWAMMkL» Billigste Tageszeitung im Erzgebirge LS. MHMM Donnerstag, den 1. Februar 1900 « Verantwortlicher Siedakteur: Ernst Funk«, Aue sErMbirge.! Redaktion u. Expedition. Aue, Marktstraße. Reietzstars 137. Sitzung vom 23. Januar. Tagesordnung: Etat für die Einführung des Scheck verkehrs. Abg. Röcsicke-Kalsütslautern (Bd. d. L.) gievt zu erwägen, daß der Scheckverkehr eine noch größere Konzentration der Mittet aus dem Kleinverkehr bei der Reichsbank zur Fc lge habt n werde. An dem hohen Diskont, wie er jetzt bei der Reichsbank bestehe, könne man deutlich sehen, ein wie teurer Spaß das für den Äriltelstand werden müsse. Die Gelder, die im Post scheckverkehr flüssig werden, müßi'N deshalb nicht an die Reichsbank abgesührt werden, sondern an lokale Kassen, Kominunalsparkassen usw. Redner hält lieber. Weisung an eine besondere Kommission für nötig. — Staatssekretär v. Podbielski meint, der Vorredner sehe zu schwarz. Er, Redner sei der Vater dieses Kindes. Wenn man bedenke, daß der Geldverkehr bei der Post im Jahre 7 bis 8 Milliarden betrage und daß sich täglich in den Briestaschen der Briefträger 40 bis 50 Millionen hernmlreiben, so sehe man doch, welche Un summen des Nationalvermögens zinslos liegen. Ge rade dem solle der Scheckverkehr abhelsen. Es handle sich also um eine Veredelung des Geldverkehrs, und zwar um einen Versuch. Der Scheckverkehr werde hauptsächlich den Kaufleuten uno Gewerbetreibenden zugute kommen, der Landwirtschaft aber indirekt inso fern, äls sie Getder bequemer zahlen und empfangen könne. Dem Klein erkehr werde das S »eckivesen gar Nicht zugute kommen. Redner meint, die Gebühren für den Scheckverkehr könnten am besten ganz weg fallen, etwa in Verbindung mit anoerweiter Re gulierung des Zinssatzes -Staatssekretär v. Podbielski häl! es für empfehlenswert, erstErfahrungen zu sammeln, um später eventuelle Gebühren herabzusetzen. — Abg. Büsing (nl.); Die vorliegende Scheckordnung habe er dreimal gelesen und dabei gesunden, daß die Postver waltung mit der einen Hand dem Publikum eine Er- lcichtrrung schaffen wolle, mit der anderen Hand ab r die Benuzung unmöglich mache. Habe sie denn Angst vor Port.mertusten? Die Absicht hier ist gut schließt Redner; ich wünsche auch, daß dec Plan gelingen möge. Aber so, wie er vorliegt, glaube ich das nirbt. (Biisall.) — Staatssekretär v. Podbielski bem-rkt noch m ils, daß es sich hier um eine FiSkalität nicht handle. — Schließlich wird der Etat für den Scheckverkehr der Budgetkommission überwiesen. - Bei den Einnahmen des Postetats bemängelt Abg. Dasbach (Ztr.) die Hche des Zeitungsbestellgeldes. - Staatssekretär v Podbielski lehnt es ab, das Gewicht in die Bemessung der Zeit ungsbestellgebühr hineinzuziehen. — Die Einnahmen werden bewilligt. Morgen Fortsetzung. Erscheint ', täglich Nachmittags, außer au Svuu- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei inü Hau» "5 Psg., abgcholt 20 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zcitspiegel" 5 Psg. mehr. —' Bei der Post abgcholt t ro Vierteljahr l Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Auslan d. * In Pilsen traf am Sonntag eine sngl. Militär kommission ein. Um die vcm den Skvdaschen Eisen werken für Englund fertiggestsllten Geschütze und Ge schosse zu übervlihinen. Skoda ist Hauptlieferant für diie österreichische Marine. Die „Ostd?«rsche 3tundschau" fordert die Regierung auf, gegen tuest Lieferungen einzuschreiien, weil sie einen Neutralitätsbruch be deuten. * In Bett Bereinigten Standen mehren sich die Lympathstkundgebungen für die Buren. * Präsident Sttzijin und das Mitglied des Aus- führenden Rates des Oranst-Freistaätes Fischer trastn am Freitag ficüh in Pretoria ein und wurden am Bahnhöfe vom Präsidenten Krüger »und Vertretern der Behörden empfangen. * Washington, 29. Januar. Der Senat lehnte heute den Antrag, die Ratifikation des Samouvertr iges nochmals in Erwägung zu ziehen, ab. .. . ' fi li« > ' De* LLrichK i« SL-stzfE« * Brüssel, 23. Januar. Alle Nachrichten bestätigen die Vernichtung der Division des Gekerckls Watren, w.lche mindestens 3000 Tobte und Verwundete ver lor. Die Boeren erbeuteten den ganzen Actifleriepark Warron». Die Niederlage der Engländer artete in eine wahre Katastrophe aus. * London, 29. Januar. Die Morgspblätter ver öffentlichen ein Telegramm aus Colenso vom 24. Jan. über Lourenco Marquez vom 25. Januar: DqS Com- mando von Lukas Weyer überfiel und <umrin,gHte eine große Tnlppenabth.iiung der unte Pethuons stehen -e* 4-stttifetzchil wett. Deutschland. * Die Welfen werden, wie Abgeordneter v. Hoden berg in einer Versammlung erklärte, strikte gegen die Flottenvorlage stimmen. * Die Jsteinnahme des Reiches an Zöllen und ge-> meinsch, sllichen Verbrauchssteuern betrug vom 1 April bis 31. Dezember 1899: 569 245 515 Mark was einer Zunahme von 4 067 337 M. gegen den glci l en Zeit raum des vorhergehenden Jahres entspricht. * Der Relchstagsabgeordnete Dr. Lieber ist schwer erkrankt. sle'einspaltige PetUzeile lv Pfh«, amtllchs Inserate die CorpuS ffeile 25 W., Reklanu: piv-eitsSOPsh. «eil tNalW «usnahm, 25»/, Rabatt, — Bei größeren Inseraten «. MhtMliMMsnshcke wird entspreä end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten E Lanttrstfkäßtr üthtNentztstellUtigenlbn. die Sache viel zu lange überlegt." „Und doch freut es mich, daß sie endlich kommt," er widerte Mila. „Weshalb, meine Tochter?" „Sie ist Karls Schwester und hat ihn sehr geliebt, Papa." „Ach was, sie hätte ruhig fortbleiben sollen. Wozu den alten Jammer erneuern und Dich in die alte Betrübnis zurückstoßen?" „Wir werden uns so viel von Karl zu erzählen haben, und sie wird ihre Nichte zum erstenmal sehen." Wenige Tage später kam eine zweite Botschaft aus Preston. „Morgen mittag um zwölf Uhr werde ich am Strande sein," war alles, was der zweite Brief enthielt; Misa sagte sich, es werde ihr nicht schwer werden, die Schwägerin unter den nicht übermäßig zahlreichen Fremden zu er kennen. Zwei flüchtige Zeilen auf einer Postkarte waren keine liebenswürdige Art, sich einzuführen imd tstn Wlküsich nach einer Begegnung anSzudrücken; dessen ungeachtet fühlte- sich Mila wie durch einen Zapber zu Elipina Gounod hin-! gezogen und brachte fhr ein Herz voll warmer Sympathie! entgegen. Um zwölf Uhr des folgenden Mittags fand sich Mila, von ihrer Tochter begleitet, am Strande ein. Sie waren unzertrennliche Gefährtinnen. Als Mila tiefer zur Küste niederstieg, bemerkte sie El-j mtna Gounod, und sogleich wußte sie, daß sie die Schwe ster ihre» Gattrn vor sich habe. Die beiden schwarzgeklei deten Frauen, die auf einem dicken über den Sank» ge breiteten Ehawl saßen und ihr und der kleinen Clara! neugierigen Blicke» entgegenschauten, waren ihre Schwä gerin und deren Gesellschafterin. Karl hatte ihr sein« Sch»oe- st« so oft beschrieben, daß sie über die Fremde mit dein nervös zuckenden Gesicht und den dunklen, tiefliegenden! Augen nicht im Zweifel zu sein brauchte. «St« find, wen« ichtttchtivre.Fräulein Elmina Gvu- Gut Ktillyorst Roman von Max v. Rosenstein. IS Elmina Gounod, die kluge, scharfblickende Gebieterin de» 'jungen Mädchens, die Gelegenheit genug gehabt hatte, ihre ifugendliche Gesellschafterin zu beurteilen, die sieben Jahre lang Zeit gehabt, sie zu studieren und ihren Charakter zu Hilden, erklärte sich befriedigt und wünschte ihrem Freunde, Ernst-Wallram, Glück, ein so holdes Geschöpf einer wür digeren Existenz zugesührt zu haben. , Elinina Gounod, die Schwester des ermordeten Karl, war ein gebrechliches, zarte» Wesen, da» jeder Lufthauch forttragen zu können schien, und eS mußte befremden, daß. nfie M-ahe diese Küste, die so eng mit der Erinnerung an ihres Brüder» gewaltsamen Tod verknüpft war, zu ihrem Sommeraufenthalt gewählt hatte. Aber Elmina handelte stlttn, wie andere Leute uüter ähnlichen Verhältnissen ge- 4kan haben würden, sie besaß stets eine eigene Art, die 'Mngr aufzufasien und sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Bie war noch niemals in Dalton gewesen und auch vor Uch» Jähren bei der Nachricht von der Ermordung ihre» Prüder» sticht mich dein Schauplatz der schrecklichen Tra gödie gstM. Wallram» Telegramm Halle die Leidende wie, ein Blitzstrahl niedergeworfen und sie wochenlang an da» Krankenlager gefesselt. Als sie wieder genesen war, »sprach »sie nie davon, da» Grab Karl» aufzusnchen. Und so ver- zgiNgkn Jähre, bi» Mila Gounod und ihr Vater eines Ta- »gtt durch einen Brief in die höchste Berwimderuug gesetzt würden. Gertrud Platter hatte ihnen im Auftrag und nach dem Diktat «ihrer Gebieterin, die zu schwach war, eine Fe der zu führen, geschrieben. Mila war vow ihrer Gchwä- '«erin Ibwhvr n-ch mit keinem Lebenszeichen, mit keinem MorkGtr'DKlnahn,e bedacht worden. „Ich bin tin Begriff, mich zum BadeaufeMhalt nach Dmtvnuzu begäben und werd« mich freuen; die Witw« mei ne» vrstv«» Hennen zu lernen," lautete die kurze Anzeige. Wann oder wie di« Begegnung stattsiudstn sollt«, wav 'M» näh« angegeben < Hs Hb Die Grundsteuer für den I. Kermits 1900 ist fällig Md sPKWeüs 15. Februar VfL. IS an unsere Sladlsteuer-Htimaüme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt Mahnung boz. Zwangsvollstreckung auf Kosten der Säumigen. Auc den 29. Januar 1900. Der Mat Mr Slstdt. Dr. Kretzschmar. Sch. Nr. 25 Das Waflergeld für das 4. Mertetzahr 1899 ist bis spätestens den 3. Februar 1SÖO an unsere Stadtliaffe zu entrichten. Nach Ablauf dieser Frist wird wegen der dann noch vorhandenen Reste das Zwangsbeitreibungsverfahren eingeleitet werden. Aue, den 29. Januar 1900. Der Rat der Stadt. Dr. Kretzschmar, B. 1 , «Ich sehe die Notwendigkeit ihres gegenwärtigen Be- ' -nvd,^ Megan« Mila zögernd, „die Bchwoster mrineS ver suchs^ nicht em," bemerkte Xaver ärg«lich. „Sie hat sich, Horbenen Gatten?" ' . I „Ja, aber Sie.. Sie stnd'doch wicht Mila, die Witw« "" " MeineSBrÜdsrs?" „Ich bin Mila GvnNod, liebe'Elnrina." ElmWa »eichte-dir !Schwäg«i» nicht die Hand nni ihre Stiftttne klättg scharf und ranh. Mila betrachtete st« mit unbehaglichem Erstaunen. „Diese Klvine ist also meines Bruder» Töchterchen?" fragte Elmina weiter. „Ja," täMte Hie Antwvrt Mila». .„Wi«h«iibt,fie?" „Clara." „Setze Dich zu mir, Mila, ich möchte Dich gern rech! »genau ansehen. Weißt Du auch, daßKarl mir Deinen Na- men niemals nannte ?" „Ntemälö?" wiederholte Mila verwundert. „In seinem qrmen. kurzen Leben picht einmal." „MerkwÜtdig. Und mir fpräch eL so öft von Dir, Elinina." ' " „Sagte Er Dir, baß ich «ipe nervöse, verbiitertr, esst- tSp^hte/^niit hinein Wort, einkgrämUA'Htglnphte'H^ „O nein.« erzählte von Ihrer Herzeusgjite und Ihrem stetigen Bechllhen. anderen Gute» zu chilli? , verstand sich picht daWf, «InrN Charakter richtig zu beurkeil^n.^^sc'iifzte Elmina, „und so würde der Arme bei feiner geringen MnschenkeiNskniS tnlmer ffchr leicht .bewogen. Da» Kind sieht Ihm wunderbar ähnlich, findest Du bas Nicht auch, Gertrud?" wendete fle stch av Ihre Gesellschafterin. „Jch btze Kleine gleicht dem Bat« Zug auf Zug," er widerte G«»vad. Mila betrachtete da» Mädchen mitverwnndcrlem, pvü- ^»ndeii Blick. ^SvMinieeuGie »ueinsn «Men?" fragte sie. „Ich bin seit beinahe sieben Jahren bei Ihrer Schwä- ^erinuad lahihren Bruder mehr«« Male tu Preston," antwvMteGättüd.. s?,i«