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IS. November. V r * irr t s H t e D eutschland. 8 Weißenfels, 17. November. Wegen Ausbruches der Diphtheritts unter den Zöglingen der hiesigen Präparandenanstalt wurde diese aus drei Wochen ge schlossen. 8 Der bekannte Generalstabschef der vom Prinzen Friedrich Karl kommandierten zweiten Armee 1870 der nachmalige General der Infanterie Gustav von Stiehl« ist am Mittwoch Nachmittag in Berlin ge starben. 8 Zweibrücken, 16. November. In der Blies wurde der Geschäftsmann Larbounet tot ausgefunden. Am Körper war, um ihn unter Wasser zu hatten, eine zehnpfündtge Granate befestigt. ES wird Raubmord vermuthet. 8 Hamburg, 16. November. Die Polizei verhaftete «ine Ernbrecherbande von sechs Personen, welche unter > der Führung des vielfach mit Zuchthaus bestraften Bossow in den letzten Wochen zahlreiche Einbrüche in Hamburg, Altona und WandSbeck ausführten. —Starker, anhaltender Nebel hemmt die Schifffahrt auf ler Unterelbe. 8 Kiel, 17. November. Auf dem hiesigen städtischen JürgenSfriedhof wurde ein Arbeiter in einer Gruft überrascht. Bei ihm vorgefundene Werkzeuge lassen aus den Plan der Falschmünzerei schließen. Ausland. 8 Eiseubahnraub. Im Personenzuge der Kursk- Eharkow-Asow-Bahn wurde Baron Fedoroff um etwa SO600 Rubel bestohlen. 8 Rom, 17. November. Ein schweres 1 lnwctter wütete gestern auf Elba. Mehrere Schiffe sind geschei tert. Bier Personen kamen um. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 17. November 1899. — Der Kgl. Sachs. Militärverein I Aue hat mor gen Sonntag, 19. November a. c. nachmittag halb 4 Uhr Vereinsversammlung im Brauerei-Restaurant Aue. — Der Gabelsberger Stenogr.-Verein des Auer- thalS hat morgen Sonntag, den 19. Novbr. Herren- AuSflug nach Luuter. Abg. halb 3 Uhr v. Vereins lokal .Lederschürze. — Der erwartete Sternschnuppenregen in der Nacht zum Donnerstag hat zwar den gehegten Erwar tungen nicht voll entsprochen, aber die Astronomen sehr enttäuscht. Wie Direktor Archenhold von der Treptower Sternwarte mitteilt, waren dort bis halb 3 Uhr früh trotz des klaren Himmels noch keinerlei Sternschnuppen zu beobachten. Erst nach die er Zeit traten diese anfangs einzeln und dann in größerer Zahl aus. Gegen S Uhr erreichte der Sternschnuppen- regen seinen Höhepunkt. — Der Jahrmarkt in Zwönitz sinder Freitag, den 1. und Sonnabend, den 2. Dezember 1899 statt. — Jahrmarkt in Wildenfels findet am 4. und 5. Dezember statt. — Bisher wurde das „Tippen" stets als Stichspiel angesehen, bei dem der Erfolg wesentlich von der Ge schicklichkeit des Spielers abhänge. Neuerdings hat aber das Kgl. Sächs. Oberlandesgerrcht zu Dresden, ' „Auerthal»eitung". das früher selbst den Grundsatz sesthielt, diesen fallen gelassen und aus die Revision «ine» wegek Gestattens von Glücksspiel verurteilten Schankwirtes, unter Ver werfung der Revision, das .Tippen* als Glücksspiel erachtet. Holzauktion findet nächsten Montag, 20. No vember d. I, Nachmittag von 1 Uhr an im Gemeinde walde zu Griesbach statt. - Die Diensträume der Königlichen Amtshaupt. Mannschaft Schwarzenberg find Freitag und Sonn- abend, den 24. und 28. dS. MtS. wegen Reinigung für nicht dringliche Angelegenheiten geschloffen. — 5. Classe 136. K. S. Landes Lotterie. Ziehung am 16. November 1899. SOOOO Nr. 72284. 5006 Nr. 52250. 5000 Nr. 88211. 5000 Nr. 91137. Im Glücksrade verbleiben nach heute beendigter Ziehung an größeren Gewinnen: I. Prämie zu 200,000. Ge winne: 1 zu 30,000, 3 zu 15,000, 6 zu 10,000, 12 zu t.000, 350 zu 3000, 370 zu 1000. Sächsisches. s Lößnitz, 17. November. Gestern weilte Herr Kreis Hauptmann Freiherr von Welck aus Zwickau in unserer Stadt. 8 Schwarzenberg, 17. November. Der Fahrrad. Händler Keller aus Erla, ein Fünfziger, wohnte einem Vereinsspiele des Billardklubs in Restaurant Pötzsch hier bei, als ihn eine Ohnmacht umfing, zu welcher sich Herzschlag gesellte, und in kurzer Zeit den Tod herbeiführte. 8 Lchneeberg, 18. Nov. Kampsgenoffen 1870/71, heute Hauptversammlung bet Kamerad Gerasch. 8 Neustädtel, 17 November. Landwirthschastl. Ver. ein hat heute Sonnabend Bersam nlung bet Wittwe Gerber. s Schneeberg, 18. November. Turn-Club Heute Sonnabend Monatsversammlung. 8 Lößnitz, 18. November. Der Naturheilverein hat heute Sonnabend Monatsversammlung im Vereins, lokal. s Chemnitz, 17. November. Tragischer Abschluß eines Balles. Auf der Eckstrabe wurde gestern früh in der 4. Stunde von einem Schutzmann ein Mädchen vor einer Hausthür liegend todt aufgefunoen. Wie sich ergab, war das Mädchen von einem Vergnügen nach Hause gekommen und vor der elterlichen Wohnung vom Herzschlag befallen worden. 8 Chemnitz, >6. November. In der Nähe des Post, gebüures zu Kappel wurde bet Legung des Fernsprech- tabels ein alter Knüppelweg ausgedeckt. Eine Anzahl Hufeisen der verschiedensten Form und Größe wurde dalei aufgefunden. Man vermutet, daß diese Eisen aus der Zeit der napoleonischen Kriege und zwar von dein Heere der verbündeten Truppen stammen. 8 Geyer, 16. November. Die Vereinigung sächs. Spinnereibesitzer läßt mit Zuwendung von Staats« Mitteln den im Jahre 1844 verstorbenen Begründer der sächsischen Bauwollspinnerei Evan Evans, auf dem Friedhöfe zu Geyer, der Stätte seine» Begräbnisses, ein Denkmal errichten. 8 Aus dem Vogtlande, 16. November. Infolge fortgesetzten Steigens der Rohmaterialienpreise und der Arbeitslöhne sehen sich eine Anzahl englische Gardinen- fabriken des Vogtlandes genötigt, eine Preiserhöhung von 5 Prozent eintretcn zu lassen. 8 Plauen, 16. November. Bei einer Treibjagd in Bobenneukirchen beim ersten Treiben gab der Hotel-' - Nr, 211 besitzer Roth aus OelSnitz einen Schuß in einer Ent fernung von etwa 60 Meter auf einen Hasen ab. Hierbei wurde der etwa 80 Meter seitwärts aufgestellt« Jäger Gasthofsbesitzer Lautenschläg« vpn einem rück- wärtßgehenden Prellschrot in das rechte Auge getroffen, welche» sofort auslief. , Kappel, 16. November. Im hiesigen Orte wurde ein Arbeiter aus Ehemnttz festgenommen, welcher aus dem israelitischen Friedbofe in rohester Weise mehrere dort ausgestellte Grabdenkmäler zerstört hat. s Augustusburg, 16. November. Um eine Bahn verbindung unserer über dem Bahnhof ErdmannSdorf gelegenen Stadt mit dem Thale Herstellen zu können, ist dem hiesigen Stadtgemeinderate die Genehmigung der Vorarbeiten jür eine Drahtseilbahn erteilt worden. s Zwickau, den 17. November. Der Erbauung eine» Hauptsteueramtsgebäudes in hiesiger Stadt kann nun mehr auch entgegengesehen werden. Zu diesem Behuf« sind in dem diesjährigen Sraatshaushaltsetat bereit» die erforderlichen Mittel bereit gestellt. s Gera, 16. November. Im Baderaum der Kaserne II (am Stadtgraben) hat sich der Soldat ArguS an seinem Gewehrriemen erhängt. Der Grund der be dauerlichen Thar soll in der Furcht vor einer zu er wartenden Strafe zu suchen sein. Er hatte einem Kameraden den Brustbeutel mit Inhalt gestohlen. Vssirte». b Zola un > die jungen Mädchen. Wir lesen im „Neuen Wiener Tagblalt" : Der in Wien im 2. Be zirk, Scholzgasse 16, wohnhafte Assecuranzbeamte Herr I. Fuchs hat drei Töchter, deren älteste Mitglied eine» hiesigen Bildungsvereins ist. Aus der Bibliothek die- ses Vereins entlehnte das Ivjährige Fräulein den „Doctor Pascal" von Zola. Der Vater sand sich ver anlaßt, das Buch zuerst zu lesen und dessen Lectüre seiner Tochter zu verweigern, llm eine Entscheidung über die Berechtigung seines Vorgehens zu erlangen, schrieb Herr Fuchs kurz entschlossen solgenden Brief an Zola: „Hochverehrter Meister! Gestatten Sie einem Vater junger Mädchen, sich um einen Rath an Sie zu wenden. Ich habe vorläufig meiner Tochter das Lesen Ihrer Bücher nicht erlaubt. Besonders hat man mir von dem „Doktor Pascal" abgerathen, und ich bin dabei bei meinen Töchtern auf Widerspruch gestoßen. Ich bitte Sie selbst nun ergebeust um Ihre maßgebende Meinung, der sich beide Theile gerne beugen werden." Aus diesen Bries langte vor ungefähr einer Woche die Antwort ein, die in deutscher Uebersetzung folgender maßen lautet: „Mein Herr! Ich schrerbe nichr für die jungen Mädchen, und ich glaube nicht, daß jede Lectüre gut ist für Gehirne, welche noch in der Entwicklung begriffen sind. Sie haben vollkommen recht, die Er- ziehung und Bildung ihrer Kinder so zu lenken, wie es Ihnen gefüllt, und sie schulden Ihnen Gehoriam, Später, wenn das Leben sie freimacyt, werden sie lesen, was sie wollen. Gestatten Sie u. s w. Emile Zola." b Einen argen Mißgriff beging dieser Tage ein aus der Langen Brücke Zu Danzig postierter Schutzmann. Ein evangelischer Militärgeistlicher von auswärts,der früher in Danzig als Mililärpsarrer wirkte und dort auf Besuch weilte, hatte die Absicht, einen Abstecher nach Neufahrwassrr zu unternehmen. Da die Zett zur Abfahrt des Dampfers jedoch noch nicht herangekom- men war. begab sich der Pfarrer in ein in der Nähe gelegenes Restaurant. Mehrere dort anwesende Gäste glaubten nun in dem Fremden einen wegen Unter- Frau Pauline blickte ihren Satten triumphierend an. „Der Kommerzienrat eifersüchtig!" sagte sie. „DaSwar's, »a» ich wissen wollte. Wäre seine Frau ihm gleichgiltig, I» hätte unsere Verschwiegenheit nicht den großen Wert für sie; nun können wir fest auftreten, wir haben siche- r«n Loden unter den Füßen. Jetzt auch nicht länger ge- zaudert, zieh' Deinen Sonntagsrock an und geh'hin, mit teeren Händen wirst Du nicht zurückkommen, wenn Du *» nur richtig anzufangen weißt. * 17 Eine halbe Stunde später verließ der ehemalige Souf- Renr mit sorgenvoller Miene da» kleine Hau», er war von tz«m Erfolg seine» Unternehmen» nicht so fest überzeugt wie seine Frau. Erna Bondellt war vielleicht hochmütig geworden, dann kannte sie die früheren Kollegen nicht mehr, die Möglichkeit lag sehr nahe, daß sie entweder seinen Be such garnicht annahm oder schon nach den ersten Worten Hm die Thür zeigte. Wenn da» geschah, wa» sollte er ihr dann sagen? Auf da» Geheimnis hindeuten, da» seine Frau ahnte, ohne den geringsten Beweis dafür zu haben? Das wagte er nicht, und sein Mut sank noch tiefer, als er im Hause de» Kommerzienrat« die teppichbelegte Treppe hin- aufstieg und den mißtrauischen, geringschätzenden Blick be- werkte, mit dem oben die Zofe nach seinem Begehr fragte. Sie musterte ihn von oben bi» unten, al» er den Wunsch «»sprach, al» alter Bekannterder gnädigen Frau angemel- h«t zu werden, er mußte ziemlich lange auf die Antwort »arten und hatte sich infolge dessen schon auf eine Ablehn- gefaßt gemacht. Diese Antwort wäre ihm die liebste Gewesen, sie bürdete seiner Frau die Ausführung de» Pla- «S auf, die er nur zu gerne ihr allein überlassen hätte. Aber «ein, die Frau Kommerzienrätin wollte ihn em- Mangen und al» er nun in ihr Zimmer trat erkannte sie Hn augenblicklich. „Leben Eie denn auch noch, aller Herr?" wef sie überrascht. „Vie Sie sehen," antwortet« rr, von dem gütigen, »vhlwollenden Tone ihrer schönen Stimm* freudig be- Mchrt, ^der fragt mich nur nW w-el" „Noch immer der Alte!" scherzte Erna, „nehmen Sie Platz, ich freue mich, Sie wieder zu sehen. Sind Sie noch immer beim Theater?" „Sie sind sehr gütig, gnädig« Frau," sagte er bewegt, indem er sich zögernd auf den eleganten Sessel niederließ. „Nein, beim Theater bin ich nicht mehr, ich habe vor eint- gen Jahren die alte Garderobiere geheiratet, Frau Pau- line, Sie werden sich ihrer wohl noch erinnern ?" „Allerdings," nickte Erna, über deren Antlitz flüchtig ein leichter Schatten glitt, „ich entsinne mich noch jeder Person aus der damaligen Zell." „Also wir gingen beide vom Theater ab, Pauline und ich," fuhr Buff fort, „mit unseren Ersparnissen gründeten wir ein kleines Geschäft undaedachten nun unsere alten Tage in Ruhe zu verleben. Aber e» kam ander», mit de» Geschickes Brächten ist kein ewiger Bund zu flechten. Da» Geschäft wvllte in dem kleinen Nest auf keinen grünenZweig kommen, deshalb zogen wir vor einem Jahre hierher, um unser Glück zu suchen." „Sie haben es auch hier nicht gefunden-"fragte Erna teilnehmend. „Nein, wir sind nun so »eit gekommen, daß wir dem- nächst die Bude schließen und mit dem Bettelstab in der Hand iu die weite Welt hinauAvandern müssen!" „Aber weshalb sind Sie dem» nicht früher zu mir ge- kommen?" „Weil wir erst kürzlich erfahren, baß Sie hier woh nen, und dann auch, gnädig« Frau, vielen Leuten wird es schwer, ihre Armut zu offenbaren." Ein tiefer Seufzer begleitet* diese Worte, der Blick de alten Manne» heftete sich fiH«d «f da» Antlitz Erna». „Ich wäre auch heute noch nichtgekommen,* fuhr er leise fort, „aber ein Wechsel, den Ihr Herr Gemahl besitzt, muß eingelöst werden, und wenn die» Heut* nicht geschieht, so kommt morgen das Gericht tn»H«t." „Wie groß ist der Betrag?" fragtest*. „Nur 50 Thaler, gnädig« Fr«, «her we« am» st* nicht hat, sind sie *tn* groß* »«Wtz,* „Und damit wäre Ihnen geholfen -" , „Ich weiß e» nicht, aber ich hoffe e»," sagte Buff, der I dieser Güte gegenüber seine Habgier erwachen fühlte. „Pau- j line und ich arbeiten Tag und Nacht, wir gönnen un» keine Ruhe und kämpfen mit dem Schicksal, bi» wir siegen oder untergehen." Erna war an ihren Schreibtisch getreten und hatte ihn geöffnet, sie nahm mehrere Banknoten herau», die sie zusammenfaltete und in ein Couvert schob. „Womit han deln Sie?" fragte sie, ohne ihn anzuschauen, da sie ihn» den Rücken wandte. Sein Blick ruhte unverwandt auf ihr, er beobachtete jede ihrer Bewegungen. „Mit Cigarren und allem, wa» dazu gehört," antwortete er, „sodann auch mit Seife, Bür sten und Parfüm; man sollte meinen, das Geschäft müsse blühen, denn jedermann hat diese Artikel nötig, aber e» sind immer nur Kleinigkeiten, wa» verkauft wird. Sch, gnädige Frau, die frühere Zeit war sorgenfreier. Ich habe eine große Thorheit begangen, aber geschehene Dinge las sen sich leider nicht ungeschehen machen!" Erna überreichte ihm da» Couvert, er wollte ihr dan ken, aber sie schnitt ihm da» Wort ab. „Ich komme viel leicht in den nächsten Tagen einmal zu Ihnen," sagte sie, „wo wohnen Sie?" „In der Steinstraße," erwiderte er, während «da» Couvert sorgsam in seine Brusttasche schob und den Noch wieder zuknöpfte. „Sie dürfen auf unsere Dankarkeit zäh len, so lange wir leben. Sie haben ja auch einmal eine schwere Zeit durchgemacht, damals, al» Sie «in ganze» Jahr der Bühne fern bleiben mußten, mancher schöne» Hoffnung haben Sie entsagen müssen, und schließlich sind Sie dennoch glücklich geworden!" Der freundliche Zug war plötzlich au» ihre« Antlitz ver schwunden, ein kalter, fast feindseliger Blick traf den alle» Mann au» den blitzenden Augen. , (FmllsHuug fol^