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Tageblatt fD die Stadt Aue uud UmgedttUg^ «rsch'int täglich Nachmittags, außer aa'Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 2V Psg-, auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Psg. mehr. — Bei der Post abgcholt pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Veranttvltlicher Redakteur: «rnft Aunke, Aue jErzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Jr»se»at»uuu>. dle'elilsPtlltlgeZraitzettt IVPfM., Zmttich, Inserate die Earpus^eilf SHNsg., «ettameq , >. mehrmalkgetÄüstkähtm witd etttsprschend ' - 0' HSHerer Rabatt gewährt.' -- Alle Postchtsialien uv und Landbrirsträger nehmen Bestrllungen an. .. „ .. Nr. 203 Bekanntmachung. Denjenigen Steuerpflichtigen, welchen zum Behufs der bevorstehenden Ab schätzung zur Einkommensteuer 1900 eine Declarations-Aufforderung nicht zugestellt worden ist, steht es frei, eine Declaration über ihr Einkommen vis zum 25. Aovernver 18SS, während der Expeditionszeit bei dem unterzeichneten Rathe einzureichen, zu welchem Zwecke von unserer Stadt-SteuereinnaHme Declarationsformulare un- utgeltlich auf Verlangen verabfolgt werden. IS^JahMM Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen mlle Vertreter von-Stif tungen, Anstalten, Personen-Vereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vcrmögenserwerbes ausgestatteten VerinögensMasfen auf^efvrdert, für die von ihnen bevormundeten Personen bez. die von ihnen vertretenen Stif tungen, Anstalten u. s. w., dafern dieselben ein steuerpflichtiges-Einkommen von über 400 Mk. haben, Declarationen hier auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Aue, am 6. November 1899. Der Rath der Stadt Dr. Kretzschmar, B. Freitag, dell 10. November 1899. Ar»» -e* i-stttifHen Welt. Deutschland. * Berlin, 8. November. Bon verschiedenen Seiten wird bestätigt, daß der Kaiser auf seiner Reise nach England von der Kaiserin und einem Theile seiner Kinder begleitet werden wird. Dadurch würde die Reise ganz den Charakter eines Fainilienbesuches er halten. * Wenn man dem „Figaro" glauben darf, ist Deutschland nicht nur nicht geneigt, etwas von seinem^ Kolonialbesitz in Afrika aufzugeben, sondern stehen dort weitere Gebietserwerbungen für Deutschland in, Ausstcht. Der Gewährsmann des Pariser Blattes will nämlich wissen, falls England Truppen in der Delagoa- bai landen sollte, werde Deutschland sofort die Tiger bai nördlich von Damaraland, die Portugal gehört, besetzen. * Zur Frage der Errichtung einer päpstlichen Nun tiatur in Berlin wird dem „Pester Lloyd" aus Wien berichtet: „Die Nachricht eines italienischen Blattes, daß der Deutsche Kaiser seine Einwilligung zur Er richtung einer päpstlichen Vertretung in Berlin gegeben habe, wird von unterrichteter Seite als völlig un zutreffend bezeichnet. Ausland. * Im österreichischen Abgeordnetenhause ist der Antrag des sozialdemokratischen Abgeordneten Das- cynßki auf Aufhebung des Notverordnungsparagraphen abgelehnt worden. * Ein Nachspiel zum Dreyfus-Prozeß steht für den 14. November in der französischen Deputiertenkammer zu erwarten. Der Ministerpräsident Waldeck-Rousseau wird an diesem Tage ein Amnestiegesetz für alle Drey- fus betreffenden Prozesse einbringen und dafür die Dringlichkeit fordern; Joses Reinach ist jedoch ent schlossen, sofort nach Verkündigung der Amnestie seine Anklage gegen Henry zu wiederholen, um den Prozeß trotzdem heraufzubeschwören., * Das russische Kaiserpaar traf ge lern Vormittag auf der Wildparkstation ein. Dort war das Alexander- Garderegiment, von der, Station bis zum Neuen Palais das Lehrbataillon aufgestellt worden Größere Empfänge war .«erbeten. * Frankreich. Paris, 6. Nov. Das Zuchtpolizer- gericht verurteilte den. ehemaligen Major Esterhazy auf die gegen denselben von seinem Vetter Christian Esterhazy angestrengte Klage wegen Betruges iu vou- tumaoiava zu drei Jahren Gefängnis und zur Wie dererstattung von 33 SOO Frcs. an den Kläger. * London, 7. November, Wie die Zeitungen melden, ist als Datum der Besetzung Pretorias Ende Februar angekündigt. * Vorgestern solltf in Kapstadt die erste 3400 Mann starke Verstärkung fällig sein, noch dürften sie, da sie mit Stürmen zu kämpfen hatten, schwerlich dort schon eingetroffen sein, ^.ie Londoner Admira lität fordert aus, sich nicht zu beunruhigen, wenn die Schiffe nicht pünktlich zur vorgesehenen Ankunftszeit eingetroffen seien. Wenn aber selbst 10 000 Mann, wie erwartet, am Ende der Woche in Kapstadt sein sollten, so könnten sie doch nichts vornehmen, so lang e nicht Transporteinrichtungen geschaffen und hinrei chende Artillerie und Kavallerie angekommen sind Die Pferde,werden nzindestenS 1 Woche brauchen, ehe sie, dienstfähig erscheinen. * Mehrere englischen TruppentranSpörtschlffe sind seit drei Tagen überfällig. Das Truppenkranspört- schiff „Urania", an dessen Bord sich Trüppensterstärk- ungen, darunter auch Artillerie befand, ist gescheitert. * Pom westlichen Kriegsschauplatz/'Kap'olonie, Betschuanaland und Rhodesia wird gemeldet: Generäl Cronje scheint mit seiner Schneider-Canet-i5-Zcmii- meter-Kanone noch nicht viel Schaden in Mäfekmg angerichtet zu haben und gab das Schießen damit angeblich auf. Es liegen jedoch ernste 'Meltzukgen aus Kimberley vom 1. Noveckber vor." An^iesem Tage ist , ein Pynamitmagazin in die Luft geflogen. * Die PreiSgatze von Colenso wird ion den Eng. ländern beschönigt, so daß diese schwere'' strategisch! Schlappe fast wie ein englischer Sieg erscheint. Ain Freitag Mittag wurde die Garnison'ColensoS infolge der Uebermacht der Buren gezwungen, ihre Stellungen äufzugeben. Die Buren waren durch ein Commando der Fretstaatktr wom'Ban Neetten-Paß'äuf SOOOMann verstärkt Äo'icd-N. Cooper,' welcher' einsah, daß es unmöglich fei, die'Stadt wir der geringen- ihm »zur Verfügung stehenden Macht zu hatten, - beschloß, die Vorposten einzüzstchcki' und die Stadt -äufzugeben. Mittels Panzerzuges wurden alle beweglichen Vorräte während der Nacht sortgeschafft. - Die Buren scheinen die Räumung ColenjoS tzar nicht bemerkt zu-haben, da sie am nächstes Mvrgen das Bombardement auf das Lager begannen. * Did- 2000 MänN des Oranje-FMtääte»^ die auf dein Wegs von Burghersdorp in die Kapkdlonie ein- Im Ziele. Roman von B. Feldern. S Diesmal war es sein Schwager, Graf Friedrich von Vurgau, ein nach der neuesten Mode sehr jugendlich geklei- deter Herr von etwa fünfundvierzig Jahren, dessen brau nes Haar sich bereits bedenklich gelichtet hatte. In seiner äußeren Erscheinung, seinem Gang und sei ner Haltung war der vornehme Aristokrat nicht zu ver kennen; der sorgsam gepflegte Bart, der Lippen und Kinn bedeckte, zeigte einen militärischen Schnitt, nur verlieh da» Monocle, da» er im rechten Auge trug, dem schma len, ziemlich verlebten Gesicht etwas Geckenhaftes. „Waldemar nicht hier?" fragte er nachlässig, nach' dem er seinen Schwager begrüßt hatte. „Bei meiner Schwester, mit der er wahrscheinlich Pi«, kett spielt," antwortete der Baron. „Laß Dich nieder. Wo- mit kann ich Dir dienen?" „Ein Glas Portwein würde ich nicht verschmähen, bin scharf geritten, und draußen weht ein rauher Wind." Baron Theo zog an der Glocke und gab seine Befehle. „Du bist wohl auch Mitglied des Spielklubs," fragte er, nachdem Daniel den Wein gebracht hatte. „Mir scheint, Waldemar spielt leichtsinnig, es wäre mir lieb, wenn Du ihn zurückhalten wolltest." Graf Burgau ergriff das Glas und blickte den Schwa ger mit einem spöttischen Lächeln an. „Hat Waldemar die Schuld auf mich gewälzt?" entgegnete er. „Mit keiner Silbe; er mußte- wohl die Schuld beich ten, wenn er Geld haben wollte, aber von Dir war da- „ bet keine Rede." <i. , „So, sol" spottete der Graf, der sein Gla» beinahe au» getrunken hatte. „Waldemar hat eben kein Glück im Spiel, e» ist seltsam, aber ..." »Wenn er da» weiß, ist sein Leichtsinn um so größer!" , «Rege Dich nicht auf, Theos Ge befindet sich auch am Spieltisch in dxr besten Gesellschaft. Lieber Himmel, die i ganze Geschichte ist ja nicht der Rede wert, wenn ich be-' denke, wie kolossal in unserer Jugend gespielt wurde. Leg' s einmal die Hand aufs Herz, hast Du nie Deine Gold füchse beim Tempel MosiS gewagt? Bist doch auch ein flotter Offizier gewesen. Freilich, wenn man älter wird, dann wird man auch verständiger." „Das trifft bei Dir nicht zu," unterbrach der Baron ihn ärgerlich, während er ihm eine Cigarre anbot, „Du hast derzeit am grünen Tisch sehr schlimme Erfahrungen ge- macht und huldigst heute noch dem Hazard " zeit der Ungeliebten Gattin die Treue bewahrt!'die ich nur widerwt lligihr gelobte." „Was sollen nun diese Hindeutilngenotuck'vergangen Zeiten und dieKoMinerzieflrätln Rauscheubusch?" „Wenn sie Dir Unangenehm sind „Davon abgesehen, fühle ich mich verpflichtet, die EhÄe einer Dome zu wahren, die sch hochachte.- 'Ihr Gälte ist mein Bankier, ich bin mit ihm befreundet,-auch scho-nmls Gast in seinem Hause gewesen, sie selbst aber-hak Muttr meinem Dachs flach'nicht geweilt. Erfla Bondelli ist längst für mich tot, und nun genug davon?' „Nur mäßig, sehr mäßig," fuhr der Graf fort, „mit meiner kleinen Rente kann ich keine großen Sprünge ma chen. UebrigenS ist mir auch Fortuna jetzt hvld, ich ver liereselten eine Kleinigkeit, meistens trage ich einen Ge winn nach Hause,-" ä> „Darum beneide ich Dich nicht, gewonnenes Geld hat,' mir nie Freude gemacht Sei so gut und halte Waldemar zurück, Du erzeigst ihm und mir einen Gefallen damit!" Graf Burgau zuckte die Achseln und klemmte das Mo- nocl« wieder ins Auge, sein Blick ruhte mit einem spöt tischen Ausdruck auf dem Schivager. „Die Sache ist wirk- lich nicht so schlimm, wie Du glaubst," sagte er, „Du brauchst Dir ihretwegen keine Sorgen zumachett Ich begegnete vorhin der schönen Bondelli, jetzige» Kommerzienrätin Rau schenbusch ; hat sie Dich besucht?" . „Wie kommst Du zu dieser Frage?" erwiderte der Ba ron, die Brauefl zusammenziehend „Bist Du nicht'mehr mit ihr befreundet?' „In dem Sinne, wie Du es meinst, nein !" „Sie ist noch immer begehrenswert, und ich erinnere mich, daß man Dich früher um sie beneidet hat." i i .^Laßi die, alle» .Geschichten endlich ruhen," fuhr der Baron Theo unwillig aus, dieses ewige .Daraufzurstckkvm- men macht schließlich qinen kindischen Eindruck Du weitztj Graf Burgau blickt seinen Schwärt,"twr die'GlWr wieder füllte, strichefld an, der AuSdcklckde'S'Mstchts öet> riet, daß er 'die Wahi:heit diefefl 'ErMrällg1ehr stack vß- zweifelte. -Ich nehme eS Dir nicht übel," sagte'er,' „'Mr in Deine GeySimniffe wffl schnnch'Iiicht^iiiorifltgen. Ich bin auch Deinem Förster begegnet: der Keck witd kiflinbr unverschämter; wie lange wulst DU nöch GMldMit ihm haben?« Waldemar trat in diesem Acheubli'cke'M'ei/Vatttz'Pte fetzten "Worte bctflomrflefl.', „Damit konuflst "Du vck W>a nicht an, Onkel," sagte er, sarkastisch, „d^rMö MiMst hier sehr benekch Beschwerden 'übet ihn MckreUflicht an- genommen* V „W^ Hakler Förster nun wieddr verbtöcheff?'' ftsthte „Der . Kerl grüßt mich nicht mehr," polterte.seiy Schla ger „Wie kann man auch Respekt ynd Höflichkeit von Heu ten verlangen, die sich der gröbsten Vergehen ungestraft schuldig machen dürfen." . „Du urteilst, da sehr scharf," antwortete der Baren, „eine» grobenBergeheu» ist der Förster Ätaymj nochnicht angektagt worden. Er wird Dich ntchtgesrhe« haben" „Oho !" rief Gras Burgau. „Einen Rektev'kann -nie mand- übersehen. Uebckgin» ist eS 'nrtr sehv glrichgtiNa, iyb diestlr mich grüßt oder nicht, ich' fürcht« Nur, Du-wirst